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NZZ Folio 06/10
Es gibt Experimente, deren Resultate so aussergewöhnlich ausfallen, dass selbst die beteiligten Forscher immer wieder darüber staunen. Dazu gehören die Versuche der Psychologen Lars Hall und Petter Johansson. Ihr bisher berühmtestes Experiment machten sie im Jahr 2004: Johansson bat 120 Versuchspersonen, aus den Bildern zweier Frauen die attraktivere auszuwählen.
Hatten sie sich für eine Frau entschieden, legte Johansson dieses Bild verdeckt auf den Tisch und schob es der Versuchsperson zu. Sie sollte es sich jetzt noch einmal anschauen und erklären, weshalb ihr diese Frau besser gefiel.
Ein Mann sagte zum Beispiel: «Sie sieht einer Tante von mir ähnlich, sie scheint mir hübscher zu sein als die zweite Frau.» Ein anderer erklärte seine Wahl mit dem Schmuck, den die Frau trug: «Ich mag Ohrringe.» Das ist alles nicht sonderlich spektakulär – bis man erfährt, dass Johansson die Bilder beim Ablegen mit einem kleinen Zaubertrick vertauscht hatte, die Versuchspersonen also jene Frau vor sich hatten, die sie eben gerade nicht gewählt hatten. Davon merkten drei Viertel überhaupt nichts, vielmehr begründeten sie in blumigen Worten eine Wahl, die sie nie getroffen hatten. Dabei zeigten sie sich erstaunlich flexibel. Die ursprünglich ausgewählte Frau trug zum Beispiel gar keine Ohrringe.
Dass Menschen selbst erhebliche Veränderungen direkt vor ihren Augen nicht wahrnehmen, weiss man schon länger. Man spricht dabei von Change-Blindness oder Veränderungsblindheit. Diese Veränderungsblindheit erstaune Wissenschafter nicht mehr, schreiben Hall und Johansson, doch dass Menschen nicht merkten, wenn sie nicht bekämen, was sie kurz *zuvor gewählt hätten, das sei selbst für den «abgebrühtesten Change-Blindness-Forscher» ein starkes Stück. Die Wissenschafter tauften das neue Phänomen Choice-Blindness, Wahlblindheit.
Quelle und weiterführender Text:
Das Experiment -- Zauberer hilft Forschern - NZZ Folio 06/10 - Thema: Die Ärzte
Es gibt Experimente, deren Resultate so aussergewöhnlich ausfallen, dass selbst die beteiligten Forscher immer wieder darüber staunen. Dazu gehören die Versuche der Psychologen Lars Hall und Petter Johansson. Ihr bisher berühmtestes Experiment machten sie im Jahr 2004: Johansson bat 120 Versuchspersonen, aus den Bildern zweier Frauen die attraktivere auszuwählen.

Hatten sie sich für eine Frau entschieden, legte Johansson dieses Bild verdeckt auf den Tisch und schob es der Versuchsperson zu. Sie sollte es sich jetzt noch einmal anschauen und erklären, weshalb ihr diese Frau besser gefiel.
Ein Mann sagte zum Beispiel: «Sie sieht einer Tante von mir ähnlich, sie scheint mir hübscher zu sein als die zweite Frau.» Ein anderer erklärte seine Wahl mit dem Schmuck, den die Frau trug: «Ich mag Ohrringe.» Das ist alles nicht sonderlich spektakulär – bis man erfährt, dass Johansson die Bilder beim Ablegen mit einem kleinen Zaubertrick vertauscht hatte, die Versuchspersonen also jene Frau vor sich hatten, die sie eben gerade nicht gewählt hatten. Davon merkten drei Viertel überhaupt nichts, vielmehr begründeten sie in blumigen Worten eine Wahl, die sie nie getroffen hatten. Dabei zeigten sie sich erstaunlich flexibel. Die ursprünglich ausgewählte Frau trug zum Beispiel gar keine Ohrringe.
Dass Menschen selbst erhebliche Veränderungen direkt vor ihren Augen nicht wahrnehmen, weiss man schon länger. Man spricht dabei von Change-Blindness oder Veränderungsblindheit. Diese Veränderungsblindheit erstaune Wissenschafter nicht mehr, schreiben Hall und Johansson, doch dass Menschen nicht merkten, wenn sie nicht bekämen, was sie kurz *zuvor gewählt hätten, das sei selbst für den «abgebrühtesten Change-Blindness-Forscher» ein starkes Stück. Die Wissenschafter tauften das neue Phänomen Choice-Blindness, Wahlblindheit.
Quelle und weiterführender Text:
Das Experiment -- Zauberer hilft Forschern - NZZ Folio 06/10 - Thema: Die Ärzte
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