Jetzt bin ich doch über diesen Thread gestolpert und muss antworten, ich kann gar nicht anders.
Meine Großmutter mütterlicherseits war in der Nazizeit in einer "Irrenanstalt " mit der Diagnose "Schizophrenie".
Über meinem halben leben hing das Damoklesschwert, ich habe (oder auf jeden Fall bekomme) Schizophrenie, denn mein Vater war Arzt, im dritten Reich ausgebildet, und damals war die Lehrmeinung, Schizophrenie sei erblich und in der zweiten Generation (also bei mir) brichts aus. Schreklicher Weise hing über allem auch noch ein Mantel des S'chweigens.
Mit etwa 45, also vor etwa 20 Jahren, hatte ich endlich den Mut, die ganze schreckliche Geschichte aufzudröseln und aufzudecken. Es war schwierig, aus meiner Mutter die nötigsten Daten rauszukitzeln, ist aber gelungen.
Damals (vor zwanzig Jahren) war Prof. Dörner, ein fortschrittlicher Psychiater (mir schon vom Studium her bekannt), Leiter des Psychiatrischen Krankenhauses, in dem meine Großmutter 1946 an TBC starb. Er hat in den Kellern nach den alten Akten gesucht und sie tatsächlich gefunden, selbst ihr Grab war noch vorhanden.
Aus den Akten ging hervor (ich hab sie bekommen und kopiert), dass meine Großmutter eine postpartale Deprression hatte, Prof. Dörner hat die Akten auch gelesen und mir einen entsprechend netten, tollen Brief geschrieben. Sie konnte ihr Kind (meine Mutter) nicht versorgen, wurde in Anstalten gesteckt, weit weg von zu Hause und wurde genau dadurch immer durchgedrehter, auch weil sie fragwürdige Medikamente und Behandlungen bekam.
Heute wird "Schizophrenie" als multifaktoriell verursacht angesehen, zu Ende ist die Forschung aber noch nicht.
Unser Gehirn ist so formbar durch Umwelt und Erziehung, denkt bitte an
- Umweltgifte aus dem Wohn- und Arbeitsumfeld (Ist meiner Meinung nach als mögliche Ursache für psychische Erkrankungen nicht zu hoch einzuschätzen)
- Mikronährstoffmangel (B12 in Sonderheit)
- Man hat gedacht, dass Füße einbinden für Mädchen was gutes ist
- Man denkt dass Mädchen beschneiden was gutes ist
- Viele denken, dass es richtig ist, die Frauen in burkas zu stecken
- Die Klopperei im Nahen Osten halten die, die sich dort kloppen für völlig richtig
- Denkt nur an die Milgram- Experimente
- Im Dritten Reich hielten so viele Menschen das Morden in KZ's für völlig normal
- Auch das Morden im Krieg hielten und halten viele Menschen für völlig normal
- Denkt an die schrecklichen Kämpfe in Afrika, wo sich Stämme gegenseitig abschlachten, die halten das wegen ihrer durchgemachten Gehirnwäsche auch für völlig normal.
- Die ganze Biochemie ist ein so komplexer Vorgang, auch und vor allem im Gehirn- ein falscher Schritt kann in den Abgrund führen, also kein Gendefekt, sondern ein dummer Zufall.
Ich hab gerade gesehen, der Thread ist uralt und da gibts noch einen, den ich mir gleich noch ansehen werde.
Es gibt schreckliche Krankheiten , die durch einen nachgewiesenen Gendefekt verursacht werden und es werden sicher auch noch welche folgen, aber die aufgeführten psychiatrischen Krankheiten gehören nicht dazu, es sei denn, es sind Folgen von Gendefekten, von Huntingten, M. Milson usw.
Ich habe in der ehemaligen Gaskammer in Hadamar (war eine von fünf Tötungseinrichtungen für Behinderte und psychisch Kranke) gestanden und die Schreie der gestorbenen in Gedanken gehört - das ist dort eine Gedenkstätte-, hab die Akten durchgesucht, weil es eine Zeitlang hies, meine Großmutter sei "in Hadamar umgekommen", was sich dann Gott sei Dank als nicht war herausgestellt hat.
Hab gerade den anderen Thread überflogen, aber mein Posting gehört hierhin, werde das andere nachher noch richtig lesen.
Das schlimme ist (so wie ich es sehe) , dass, wenn man auch nur ein bisschen (jetzt mal als Psychiater, weil noch von Schülern bzw Lehrern aus dem Dritten Reich ausgebildet) der Erblichkeitsthese nachhängt, wirkliche Ursachen wie Gifte oder Mikronährstoffmangel als Ursache übersehen werden (Vielleicht sogar mit halber "Absicht").
So, das wars für heute, schwieriges Thema für mich, einen schönen Tag wünsche ich allen, die das lesen.
Krissi