Manipulation von Studien, Motive dazu - z.B. Eliezer Masliah

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Ich stelle diesen Artikel mal hier ein, denn letztlich passt das Verhalten von Wissenschaftlern, die aus Gier, Geldsucht, Anerkennungs-Wunsch etc. Untersuchungen fälschen, dazu.
MaxJoy hat schon auf den neuesten Fall dieser Art hingewiesen:


Hier wird darüber nachgedacht, was hinter solchen (Ver-)Fälschungen stecken mag und daß sie immer wieder vorkommen:
...
Nur selten werden Artikel zurückgenommen und die wirklich Verantwortlichen fast nie zur Rechenschaft gezogen. Häufig hatten die angeprangerten Publikationen allerdings nicht nur den wissenschaftlichen Ruf der Autoren begründet, sondern ihnen auch persönlichen finanziellen Gewinn verschafft – etwa durch darauf basierende Patentanmeldungen, Lizenzierungen und Firmengründungen.

So ähnlich läuft das auch bei Eliezer Masliah. Allerdings wird er als Ex-NIH-Direktor – er wurde wohl kurz vor der Enthüllung des Skandals beurlaubt – und angesichts des schieren Ausmaßes der Manipulationen vermutlich in die „Scientific Misconduct Hall of Fame“ aufgenommen. Die Konkurrenz schläft aber nicht, denn seit Kurzem darf sich eine Reihe anderer prominenter Kandidaten ebenfalls Hoffnung auf diese Ehrung machen – beispielsweise:
» Marc Tessier-Lavigne, der Ex-Präsident der Stanford University (der Narr berichtete in LJ 10/23);
» Berislav Zlokovic von der University of Southern California (wie bei Masliah ließ Science diese Bombe platzen);
» Sylvain Lesné von der University of Minnesota oder
» Domenico Praticò von der Temple University.

In jeweils 20 bis über 70 Publikationen dieser prominenten Neurowissenschaftler wurden hochgradig fragwürdige oder eindeutig manipulierte Abbildungen entdeckt. Die Häufigkeit, Dramatik und Stereotypie der Skandale werfen viele Fragen auf: ...
 
Eine Ursache für solche Manipulationen in der Forschung liegt wohl darin, dass nicht die Uni die Forschungsgelder erteilt, sondern meist auswärtige Geldgeber, die ihre eigenen Interessen verfolgen. Der Forscher soll nicht ergebnisoffen ermitteln, sondern soll ein erwünschtes Ergebnis erzielen.

Ein anderes liegt darin, dass sich kein Forscher gern von seiner These verabschiedet, z.B. die Plaques als Ursache, nicht als Folge von Alzheimer. Die Forderung von Sir Karl Popper, seine eigenen Ergebnisse mit allen Mitteln widerlegen zu trachten, um Schwachstellen zu finden, wird kaum beachtet.

Forschungsergebnisse werden nur ernst genommen, wenn sie peer reviewt sind. Aber Ergebnisse, die nicht der allgemeinen Meinung entsprechen, haben wenig Chancen, veröffentlicht zu werden.

Forschungsergebnisse werden oft ungeprüft übernommen, vor allem, wenn sie von prominenten Wissenschaftlern stammen.

Die Covid-Krise hat gezeigt, dass erstklassige Wissenschaftler diskriminiert werden, wenn ihr Ergebnis dem vermeintlich allgemeinen Konsens widerspricht.
 
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das Verhalten von Wissenschaftlern

Es ist nicht nur das kriminelle Verhalten von Einzelpersonen, das ganze Gesundheitssystem ist in erster Linie auf Gewinnerwartung ausgelegt. Deswegen müssen ständig neue Medikamente entwickelt werden, weil man die patentieren lassen kann. Umgekehrt werden altbekannte und bewährte Mittel systematisch diffamiert und aus dem Markt gedrängt. In dieser Spekulationsblase gedeihen Trickbetrüger wie Masliah, der ein Milliardenbudget zur Verfügung hatte, um seine Anleger reich zu machen. Mit so viel Geld kann man alle wichtigen Kontrollmechanismen korrumpieren, wissenschaftliche Irrwege über Jahrzehnte als alternativlos verkaufen und so alle anderen Lösungsansätze effektiv blockieren.

Realistisch betrachtet erwarte ich keine bahnbrechenden neuen Entwicklungen aus der Chemieindustrie mehr. Gut verträgliche Medikamente haben eine einfache Molekülstruktur, dadurch ist die Wirksamkeit auf den Punkt und sie können vom Körper leicht abgebaut und ausgeschieden werden. Das Feld der einfachen Moleküle ist aber abgegrast, neue Mittel können daher nur größer, schwerer abbaubar und mit vielen Nebenwirkungen behaftet sein. Die Molekülgröße beeinträchtig obendrein die Wirksamkeit, denn große Moleküle können das Gewebe schlecht oder gar nicht durchdringen.

Der jüngste Versuch, hochriskante Gen-Impfungen mit aller Macht in den Markt zu drücken, ist ein weiteres Beispiel für diese kriminelle Fehlentwicklung. Unbeachtet der Frage, ob es überhaupt möglich ist, Grippeviren mit Impfungen auszurotten, hätte man die Impfstoffe auch traditionell und viel schneller in Hühnereiern herstellen können. Ein Unternehmer, der das gemacht hatte, wurde sofort auf juristischem Weg kalt gestellt, und alle Risiken wurden systematisch auf die Geimpften abgeschoben.
 
Eine Ursache für solche Manipulationen in der Forschung liegt wohl darin, dass nicht die Uni die Forschungsgelder erteilt, sondern meist auswärtige Geldgeber, die ihre eigenen Interessen verfolgen.
Es gibt noch einen dritten Geldgeber: Forschungsförderprogramme, wo man einen Antrag einreicht, was man erforschen will. Da findet auch keine interessengeleitete Steuerung der Ergebnisse statt, sondern gefördert wird, was überzeugend klingt. Natürlich spielt da auch ein Bias pro "gängige" Theorien rein. Für völlig neue Ansätze findet man nicht leicht euphorische Gutachter (und die braucht man, um aus dem Topf der Anträge herauszustechen).

Mengenmäßig fällt es in D kaum ins Gewicht, daß Unternehmen Forschungsgelder und -aufträge an Universitäten vergeben (das Graue in der ersten Säule):

1737718008782.png
Quelle: https://link.springer.com/article/10.1007/s00103-018-2760-9 (Finanzierung der Gesundheitsforschung in Deutschland)

Das kann in anderen Ländern anders aussehen, aber in D dürfte das keinen starken Manipulationsgrund darstellen.
 
Forschungsförderprogramme, wo man einen Antrag einreicht, was man erforschen will. Da findet auch keine interessengeleitete Steuerung der Ergebnisse statt, sondern gefördert wird, was überzeugend klingt.
Stimmt! Ich kenne das von meiner Tochter in den USA, der es oft gelingt, Fördergelder zu erhalten. Aber ihr Fach ist die Psychologie, speziell die Gerontologie, die Altersforschung. Da stehen in der Regel keine wirtschaftlichen Interessen dahinter, im Gegensatz zur Psychiatrie, die für die Pharmaindustrie interessant ist. Da jedoch das Prestige von Forschern an der Uni auch davon abhängt, wie viele Fördermittel sie eintreiben, könnte es auch da Motivation geben, Ergebnisse ein wenig zu schönen.
 
Mengenmäßig fällt es in D kaum ins Gewicht, daß Unternehmen Forschungsgelder und -aufträge an Universitäten vergeben (das Graue in der ersten Säule):
1737718008782.png

Quelle: https://link.springer.com/article/10.1007/s00103-018-2760-9 (Finanzierung der Gesundheitsforschung in Deutschland)

Hm. Sind mit dem Blauen in der ersten Säule dann z.B. die sog. An-Institute s.u. gemeint und gibt es noch diverse andere ähnliche Konstrukte?

An-Institut ist eine Bezeichnung für „rechtlich selbstständige Einrichtungen an [deutschen] Hochschulen, die zwar organisatorisch, personell und räumlich mit diesen verflochten sind, ohne jedoch einen integralen Bestandteil der jeweiligen Hochschule zu bilden“ (Bundesministerium für Bildung und Forschung: Bundesbericht Forschung 2004).
An-Institute sind in der Regel privatrechtlich organisiert, überwiegend als eingetragener Verein, aber z. B. auch als Stiftung oder GmbH. Soweit sie nicht auf Gewinnerzielung ausgerichtet sind, können sie in der Regel die steuerrechtlichen Anforderungen an Gemeinnützigkeit erfüllen.
Quelle

An-Institute wurden (und werden) seit den 1980er Jahren deutschlandweit eingerichtet, nicht zuletzt um Einschränkungen des öffentlichen Dienstes zu umgehen und mehr Flexibilität in der Ausführung von Forschungs- bzw. forschungsnahen Aktivitäten zu gewinnen.
Als Fächergruppe mit dem höchsten Wert sind die ingenieurwissenschaftlichen An-Institute (N=5) mit durchschnittlich 15 Mitarbeiter/innen auffällig. Demgegenüber beschäftigt keines der im künstlichen/kunstwissenschaftlichen Bereich aktiven An-Institute eigenes Personal.
Quelle (dort S. 20, S. 5 und S. 14) - zufälliges Bsp. Sachsen-Anhalt
 
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@minon: Das ist eine gute Frage; vermutlich sind solche Konstrukte dort mit erfaßt. Aber der allergrößte Teil der blauen Säule dürfte die privatwirtschaftliche Forschung im eigenen Haus sein.

Die Zahlen aus Sachsen-Anhalt zeigen ja auch, daß solche "Institute" in der Regel sehr klein sind und über keine erheblichen Geldsummen verfügen. Ich will aber nicht ausschließen, daß sie im Einzelfall auch für schräge Industrie-Geschäfte genutzt werden.
 
Eine der ganz großen Stiftungen dürfte hier zur TUM gekommen sein:


Als das über die Bühne ging, wurde versichert, daß das eine total neutrale Stiftung wäre, kein Bezug von der Stiftung zu den Lehrstühlen.

Grüsse,
Oregano
 
Bei Stiftungsprofessuren dürfte die Einflußnahme sehr davon abhängen, wie stark die ideologische Färbung der Stiftung ist. Da gibt es ganz ungute Beispiele. Allerdings haben Stiftungsprofessoren nicht automatisch Geld für Forschung (die Stiftung zahlt nur das Gehalt und die Normalausstattung einer Professur), d.h. sie müssen es aus denselben öffentlichen Töpfen einwerben wie auch die "normalen" Professoren.
 
Es fließt eine Menge Geld in der Förderung der Wissenschaft. Und Geld ist doch fast immer das Motiv für alles Mögliche. Cui bono ...
... Forschungsförderung: Um so viel Geld geht es
Laut "Bundesbericht Forschung und Innovation 2016" fließen rund 100 Milliarden Euro im Jahr in die deutsche Wissenschaft (Stand 2013: 106 Milliarden Euro, dies entspricht einem Anteil von 3,8 Prozent des BIP.) Die Ausgaben setzen sich zusammen aus Geld für Forschung und Entwicklung, für die wissenschaftliche Lehre und Ausbildung und sonstige verwandte wissenschaftliche und technologische Tätigkeiten. ...

Grüsse,
Oregano
 
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