Kind in Not und keiner kann helfen

Themenstarter
Beitritt
18.03.12
Beiträge
9.478
Ich bin sehr verärgert,wütend und sehr hilflos!

Möchte euch einmal die Geschichte eines liebenswertem neunjährigenMädchen schildern.
Vor 2 Jahren da war sie 7 Jahre alt stellte ich sehr oft kleine Verletzungen an ihr fest und wurde nicht schlau daraus.

Dieses kleine Mädchen konnte sich sprachlich kaum mitteilen,war sehr ängstlich,
lachte nie,hatte kaum zu Essen dabei u.u.u.
Sehr oft befand sie sich in ihrer eigenen Welt und der Zugang zu ihr war sehr schwer.
Mit viel Geduld und Liebe nahm sie wacher ihre Umgebung wahr und suchte den Kontakt zu den anderen Kindern.

Die Zusammenarbeit mit den Eltern war sehr schwierig.

Ich unternahm viel,legte ein Heft an indem ich alles notierte,sprach bei Behörden vor und versuchte immer Kontakt mit den Eltern aufzunehmen usw.
Stieß auf taube Ohren.Es fehlten Beweise,denn die kleine sprach ja kaum.

Dann kam der Tag! Geschwollenes Gesicht,blutiges Ohr,vollkommenen verstört und klammerte sich an mich.
Ich bin so stolz auf mich gewesen,denn mit Handy rief ich den Krankenwagen und erst danach informierte ich meine Chefin und die Eltern.

Dafür bekam ich einen Verweis,aber gerne doch!Ich liebe Kinder und bin Mutti von zwei erwachsene Jungs.

Die Kleine blieb 3Wochen im Krankenhaus und kam dann für 11/2Jahren in ein schönes Kinderheim und wir sahen uns täglich.

Die Gerichtsverhandlung war furchtbar.Der Vater wurde angeklagt.

Aber 1Stunde wurde ich ins Kreuzverhör genommen und tüchtig abgewerte,als ich das Sozialverhalten und ihre schulischen Leistungen schilderte.Vorallem ihre spürbaren Ängste.Ob ich denn psychologische Ausbildung hätte hier solche Vermutungen zu äußern,welche Studiumsformen ich absolviert habe u.s.w.
Hatte mich natürlich vorbereitet,besitze eine laute Stimme(die dringt in jede Ecke)und ließ keine Unsicherheit zu.

Dem Vater konnte einiges nachgewiesen werden und nun hört,bekam Bewährung und Sozialstunden. Habe ich damals sehr schlecht verkraftet.

Die Kleine entwickelte sich im Heim prächtig.Sie lachte zum ersten Mal,spielte mit den anderen Kindern und kam auch langsam in der Schule mit.

Die Eltern lehnten den Kontakt zu ihr ab,denn sie hat ja den Vater verraten.

Nun meine Verzweiflung!!!
Die Familie bekam das6.Kind und brauchten das kleine Mädchen zum Putzen,Aufpassen.....

Sie nahmen Kontakt mit dem Jugendamt auf,bekamen Umgangsrecht(wirkte sich
schon alles negativ aus)strebten eine neue Gerichtsverhandlung an.

Dieser Richter ignorierte die Einwände des Kinderheimes(wir wußten davon nichts) und diese Familie bekam ihre Tochter einfach so zurück.

Seit März lebt sie wieder zu Hause und mein Herz blutet vor Kummer.
KeinLachen,vernachlässigt,still,anhänglich und sehr ,sehr traurig.

Wenn ein Erzieher aus dem Heim andere Kinder bringt ,klammert sie sich an ihnen und will mit.
Mich möchte sie als Mami haben,fragt man nach ihren Wünschen.

Oft kommt es mir vor,dass ich es nicht mehr tragen kann.
Ich kann es auch nicht mehr hören,lass es nicht zu nah heran,schalte ab,man kann nichts ändern bla,bla,bla.

Seid ihr auch so entsetzt und sprachlos?
Das ist nur ein Beispiel!

Viele,viele Kinder werden nicht genug geschützt und behùtet und das ist unverzeihbar!
Glaubt mir die Fakten sind bekannt!

Nun habe ich mir alles von der Seele geschrieben ,aber besser geht es mir nicht!

Herzlichst Wildaster
 
Hallo Wildaster,

ich finde diese Geschichte mehr als traurig, und der Gedanke, daß nun dieses Mädchen wieder zurück in diese Familie gehen mußte, ist schrecklich. Ich finde es toll, daß Du Dich so engagierst.

Ob eine Organisation wie die Kinderhilfe da helfen oder wenigstens raten kann?
Wird die Familie denn weiter irgendwie vom Jugendamt "betreut", so daß wenigstens eine gewisse Kontrolle möglich ist?

https://www.kinderhilfe.de/informieren/kinderschutzgesetz/
www.kindersicherheit.de/html/dkhd.html
Grüsse,
Oregano
 
Hallo Oregano,
ich arbeite überwiegend mit sozialschwachen Kindern zusammen ,die furchtbare Einzelschicksale haben.
Man erreicht nicht sehr viel ohne handfeste Beweise.Das Jugendamt ist überfordert und die Zusammenarbeit ist nicht regelmäßig und auch nicht konstruktiv.
Sie halten sich an die Gesetze -was ja richtig ist-Besuche finden nur nach Ansage statt.

Hilfen werden von diesen Familien nicht angenommen.
Bei uns gibt es keine Kinderhilfe in der Nähe!
Auf Arbeit wird sehr viel zerredet und nicht langfristig versucht etwas zu bewegen.

Ich versuche wirklich dem Allen gerecht zu werden,aber es fällt mir schon verdammt schwer.
Danke für deine Links und deine Antwort!
Herzlichst Wildaster
 
Hallo Wildaster,

wenn solche Schicksale zu Deinem Arbeitsalltag gehören, dann wundert es mich nicht, daß viele Sozialpädagogen und ähnlich gelagerte Berufe bald ausgebrannt sind. Das ist doppelt schlimm, weil damit ja noch mehr Hilfe für die, die keine Lobby haben, verloren geht.

Grüsse ,
Oregano
 
Kinder ins Elend rein gebären sollte viel stärker geächtet werden in unserer Gesellschaft.
 
Liebe Wildaster
Dieses Schicksal der kleinen "Grossen" berührt mich tief. Ich finde es etwas vom schlimmsten wenn Erwachsene den Kindern die "Kindheit" nehmen, es sollte ein Gesetz geben, das jedes Kind ein Anrecht darauf hat. Wie schön, dass Du Dich da eingesetzt hast, ich hoffe sehr, dass Du von irgend einer Seite Unterstützung bekommst, denn solche Eltern sollten unter strengster Kontrolle sein, vor allem da sie noch so viele andere Kinder haben. Ich hoffe sehr dass diese Wesen alle einmal wahre LIEBE kennen lernen. Viel Glück. KARDE
 
Ach toxdog,
so einfach ist es nicht und wär auch nicht richtig.
Es gibt auch andere Beispiele ,wo geringverdienende Eltern oder Harz4 Empfänger ihre Kinder sehr ,sehr lieben und ihnen keine Gewalt antun.Sie sind nicht anders als wir.

Aber die Dunkelziffer der Vernachlässigung ist hoch und hat auch Gründe,die der Staat mit zu verantworten hat.
Wildaster
 
Oben