Achtsamkeit - Im Hier und Jetzt sein

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23.04.06
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Das denke ich kennt jeder. Man verrichtet Tätigkeiten und ist mit seinen Gedanken ganz woanders, meist in der Vergangenheit oder in der Zukunft.:) Der Augenblick geht an einem vorüber und man weiß gar nicht was man eigentlich fühlen würde, wenn man bewusst bei der Sache wäre.
Das hat sicher auch damit zu tun, dass manche Sachen einfach langweilig sind. Oder man glaubt es zumindest.
Wenn alle Sinne geschärft sind und man im hier und jetzt ist, dann geht es einem meist erstaunlich gut. Das gelingt dem Menschen manchmal, wenn er eine interessante Person vor sich hat, bei Tätigkeiten die viel Spaß machen, wie Sport, Tanzen, Musik hören usw.

Bücher von Amazon
ISBN: 3896202316


Aus der Amazon.de-Redaktion
Der vietnamesische Zen-Meister Thich Nhat Hanh hat mit Jeden Augenblick genießen ein Buch vorgelegt, von dem man sich wünschte, dass seine Lektüre allgemein verpflichtend wäre. Allein dies könnte uns das Leben vielleicht sehr viel leichter machen. Wohl jeder hat sich irgendwann schon einmal vorgenommen, sein Leben bewusster zu leben. Meist fasst man solche Entschlüsse, wenn man bei einem Unfall oder nach einer schweren Krankheit "gerade noch einmal davongekommen" ist oder aber, wenn man bei nahen Freunden oder Verwandten miterlebt hat, wie schnell von heute auf morgen alle Zukunftspläne zunichte gemacht werden können. Doch der Entschluss allein hilft nicht viel. Denn ganz so einfach, wie man vielleicht meinen könnte, ist das mit dem bewussten Leben für den "Ungeübten" nicht.
In Achtsamkeit ein bewusstes Leben zu führen will uns Thich Nhat Hanh lehren, und er tut dies nicht etwa, indem er theoretisch für ein bewussteres Leben streitet, sondern, wie sich dies für einen guten Lehrer gehört, mit vielen praktischen Beispielen. An denen führt der Meister vor, wie sich während der unterschiedlichsten Verrichtungen eine spirituelle Grundhaltung der Achtsamkeit einüben lässt. Atemübungen und Sitz- und Gehmeditationen, die man bei einem solchen Buch erwarten darf, sind darin ebenso enthalten wie Übungen für das Autofahren, Zähneputzen, Duschen oder den Gang zur Toilette und den Hausputz. Körperbetonte Achtsamkeitsübungen ebenso wie solche für die Gefühlsebene, den Umgang mit anderen sowie schließlich das Miteinander-Verbundensein mit allen Dingen (das "Intersein") und das Überschreiten der Dichotomie von Leben und Tod. --Alexander Dohnberg

Grüsse von Juliette
 
Hallo Juliette! Oh ja, das kenne ich auch. Man macht das zwar nicht bewusst, aber die Hektik in der heutigen Zeit, der Zeitdruck, den viele haben oder sich machen sorgen dafür, dass man sich nicht richtig auf eine Sache konzentrieren kann. Vielen fehlt, denke ich einfach die innere Ruhe, sich auf eine Tätigkeit einzulassen. Der Mensch will so viel wie möglich in einen 24Std. Tag reinpacken und so kann er keine Tätigkeit richtig genießen und mit allen Sinnen wahrnehmen. Manchmal sollte man, wenn man etwas macht, sich vorstellen, man stehe neben sich und man könnte sich beobachten. Somit kann man das Ganze bewusster wahrnehmen. Irgendwann habe ich Tätigkeiten für mich gefunden, bei denen ich an nichts anderes denke und somit auch Entspannung für mich geworden ist. Das geht nicht von jetzt auf gleich, aber je mehr man Achtsamkeit übt und vor allem Prioritäten setzt, dh. auch, dass ich auf Signale meines Körpers achte, umso besser funktioniert das von Tag zu Tag. Also achten wir heute mal kann besonders auf uns.
Alles Gute Manuela0607:freu:
 
Achtsam zu sein ist meiner Meinung nach für einen einigermassen ausgeglichenen Menschen möglich und wirksam.

basiert Achtsamkeit auf den folgenden vier Voraussetzungen:

- Über-Bewusstheit: Wir verlieren uns nicht in einer Tätigkeit, sondern sind uns bewusst, dass wir etwas Bestimmtes tun
- Nicht abgelenkt sein: Unsere Wahrnehmung wird nicht beeinträchtigt durch Grübeleien, Zukunftssorgen, Gefühle oder andere Störungen
- Neutralität: Wir beurteilen oder bewerten nicht das Wahrgenommene, auch wenn uns etwas bereits bekannt vorkommt und wir gerne auf Vorurteile oder Erfahrungen zurückgreifen möchten. Wir registrieren die Geschehnisse, ohne Gedanken oder Gefühle einzuklinken
- Perspektivenwechsel: Wir sind uns bewusst, dass unsere Sichtweise falsch, beschränkt oder einengend sein kann, weil Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden können

Achtsamkeit ist mehr als nur Konzentration:
Konzentration heißt, sich auf einen Gedanken oder ein Objekt zu fokussieren, sie wird z.B. gebraucht beim Lösen von Rechenaufgaben. Achtsamkeit dagegen brauchen wir bei neuen oder kreativen Aufgaben, wenn wir also nicht auf Bekanntes beziehen können.

Achtsam sind wir nicht, wenn wir mehrere Dinge gleichzeitig oder automatisiert erledigen, wenn eingeschliffene Gewohnheiten uns steuern oder wir Lösungswege nur aus einer Quelle beziehen. Die Möglichkeit von Veränderung wird dabei ausgeblendet. "Immer wenn wir glauben, etwas schon zu wissen, sind wir nicht mehr präsent. Und wenn es wichtig wäre, präsent gewesen zu sein, leiden wir unter den Folgen", meint die Sozialpsychologin Ellen Langer....
Glücksarchiv: Achtsamkeit

Was ich mir gerade überlege: Achtsamkeit in diesem Sinne wäre doch gerade für Menschen, die leicht aus dem Gleichgewicht geraten, besonders wichtig. Ebenso wichtig für Menschen, die fest sitzende Denk- und Verhaltensmuster haben. Beispiel: wenn ich schlechte Erfahrungen mit Hunden gemacht habe, wird die Angst mich schon anfallen, wenn ich nur einen Hund sehe. Alle schlechten Erfahrungen mit Hunden werden gleichin meinem Kopf auferstehen. Es wird mir schwer gelingen, achtsam, im Moment zu sein, zu beobachten, ruhig zu bleiben, den Hunden eine Chance zu geben, neutral zu sein. - Gleiches gilt natürlich auch für Erfahrungen mit Menschen.

Wenn einem Menschen mit solchen Denk- und Verhaltensmustern nun gar nicht klar ist, daß er nicht "achtsam" sondern "festgefahren" ist - was tun? Wie kann man ihm helfen?

Gruss,
Uta
 
Danke Manuela0607 für dein Beispiel. Wahre Worte in der hektischen Zeit. Schön das du etwas gefunden hast, wo es dir leicht fällt Achtsam zu sein.:)

Danke dir Uta. Das ist ein interessanter Gedankengang. :)
Eine Person die sich unbewusst so verhält, kann man in einem Gespräch darauf hinweisen, das sie sich selbst einschränkt und das sie es lernen kann sich anders zu verhalten. Und dann liegt es an ihr ob es ihr wichtig ist etwas zu ändern oder nicht. Da stößt man nicht immer auf offene Ohren.
Auch mit festgefahrenen Denk- und Verhaltensmustern kann man achtsam sein. Das ist zumindest meine Ansicht.
Ist man in der Situation eine Angst vor Hunden zu haben und man geht bewusst hinein, lässt man die alten Gedankenmuster zu, mitsamt Unwohlsein und Angst. Man beobachtet sich und ist in dem Moment auch achtsam. Und man kann bewusst versuchen etwas zu ändern, indem man vielleicht nicht die Straßenseite wechselt, oder falls man die Frau mit Hund kennt ein Gespräch beginnen. Je nachdem kann man das in kleinen Schritten machen, erstmal mit winzig kleinen Hunden, später mit etwas größeren Exemplaren.:D
Für mich heißt Achtsamkeit, das nicht alles wie am Schnürchen klappen muss. Es heißt, dass ich mich voll und ganz wahrnehme mit allem was ich bin, mit meinen Gedanken, Gefühlen in jeder Situation. Sind mir meine Reaktionen bekannt, erst dann kann ich daran etwas ändern.
Gerade mit Ängsten ist es schwer, denke ich, weil man diese hässlichen Gefühle nicht haben will, aber unmöglich ist es nicht.

Grüsse von Juliette
 
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Heiligenfeld ist eine Klinik, die sich auch mit Meditation und ähnlichen Techniken beschäftigt und sie anbietet.

Hier geht es um Achtsamkeitsmeditation in Form von Atembetrachtung, wobei das nur eine mögliche Form von Achtsamkeitsmeditation ist. Das kann genauso gut mit einem anderen Thema möglich sein.

Die Achtsamkeitsmeditation stellt in ihr Zentrum die Achtsamkeit. Es geht dabei um eine
Schulung der Bewußtheit und Achtsamkeit, die zu einem Leben in immer größerer Wachheit,
innerer Freiheit und Erfülltheit führen kann. Die Atembetrachtung ist zunächst einmal
eine Konzentrationstechnik. Durch sie entstehen neben der Fähigkeit zur Achtsamkeit eine
Fähigkeit zu innerer Stille, zur Erkenntnis, zur Steuerung des inneren Erlebens und zur
Hingabe.
Konzentration hat zwei Aspekte:
1. Die Aufmerksamkeit dorthin zu lenken, wo man es möchte und
2. mit der Aufmerksamkeit dort zu verweilen.
Konzentration bedeutet ein Zusammenziehen der Aufmerksamkeit auf einen Punkt, ein Fokussieren der Aufmerksamkeit, ein Zentrieren der Aufmerksamkeit. Manchmal wird der konzentrierte Geist auch als einspitzig bezeichnet. Dieses Zentrieren der Aufmerksamkeit führt auch zu einem Zentriertsein, in der Mitte sein. Dadurch tritt das Konzentrations Objekt, auf das man seine Aufmerksamkeit richtet, in den Vordergrund. Alles Andere, Ablenkende und Beunruhigende tritt in den Hintergrund. Der konzentrierte Geist geht im KonzentrationsObjekt auf. Alles andere wird unwichtig. Auf diese Weise findet eine Beruhigung des Denkens und der inneren Prozesse statt. Das Konzentrations-Objekt ist das MeditationsObjekt, das worauf wir die Aufmerksamkeit lenken. Bei der Atembetrachtung ist es der Atem, der beobachtet wird. Andere Meditationsmethoden haben andere Meditations-Objekte, z.B. Worte, die wiederholt werden, wie Mantras. Es können auch Vorstellungsbilder oder Bewegungen wie bei der Gehmeditation sein.
Bei der Atembetrachtung wird der Atem beobachtet, so wie er gerade kommt und geht...
So wird's gemacht:

Wir schließen die Augen und setzen uns aufrecht hin.
Nun verwenden wir einige Momente einer positiven, liebevollen Einstimmung auf uns
selbst.
Wir lenken nun die Achtsamkeit auf den Atem.
Wir beobachten, wie sich die Bauchdecke beim Ein- und Ausatmen hebt und senkt. Dabei
zählen wir die Atemzüge von 1 bis 10 und dann wieder von vorn oder wir verwenden ein
Wort oder ein Bild zur Unterstützung.
Falls uns irgendetwas ablenkt, etikettieren wir es und kehren mit unserer Aufmerksamkeit
wieder zurück zur Beobachtung des Atems.
Am Ende der Meditation werden wir uns für einen Moment unserer Achtsamkeit gewahr.
...
https://www.heiligenfeld.org/heiligenfeld_2010/Publikationen/Achtsamkeitsmeditation.pdf

Bitte die ganze Seite ansehen; hier ist wirklich gut erklärt, um was es geht bei der Achtsamkeitsmeditation.
Leichter fällt der Einstieg in einer Gruppe, weil da die Gegebenheiten von vornherein besser sind.
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Diese Art der Meditation kann dazu verhelfen, Schmerz weniger zu empfinden, und man hat jetzt auch herausgefunden, warum das so ist:

Die Forscherinnen und Forscher konnten zeigen, dass Probandinnen und Probanden im Zustand der Achtsamkeit den Schmerz sehr wohl spüren, aber nicht so stark darunter leiden, weil die für die Bewertung des Schmerzreizes verantwortlichen Hirnareale weniger stark aktiviert werden. Die Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Cerebral Cortex“ veröffentlicht.

Achtsamkeit ist eine besondere innere Haltung, in der allem Erlebten genau so begegnet wird, wie es sich im gegenwärtigen Moment darstellt. Die Aufmerksamkeit wird beispielsweise auf Sinnesempfindungen gelenkt und diesen mit Neugierde und Akzeptanz begegnet. Anstatt sich in den üblichen Bewertungen und Reaktionen zu verlieren, bringen sich achtsame Menschen mit dem Erlebten im gegenwärtigen Moment in Kontakt und betrachten es aufmerksam, wachsam und neutral.

Für die Untersuchung wurden vierunddreißig gesunde Probandinnen und Probanden – die Hälfte von ihnen erfahrene Achtsamkeitsmeditierende – im Gießener BION in den Kernspintomographen gelegt, um funktionelle Aufnahmen ihrer Hirnaktivierung anzufertigen. Die Probandinnen und Probanden bekamen am rechten Unterarm ungefährliche elektrische Schocks. Die Stärke dieser Reize hatten sie zuvor selbst so eingestellt, dass sie sie als leicht schmerzhaft empfanden. Die Versuchsleiterinnen und -leiter instruierten nun die Probandinnen und Probanden, den elektrischen Reizen mit verschiedenen inneren Haltungen zu begegnen: mit einem Zustand der Achtsamkeit und in einem neutralen alltagsüblichen Zustand. Im Anschluss schätzten die Versuchsteilnehmerinnen und -teilnehmer den Grad der Unannehmlichkeit, die Stärke der Elektroschocks sowie die Angst vor den Elektroschocks ein.

Es zeigte sich, dass die erfahrenen Meditierenden im Zustand der Achtsamkeit die Schmerzreize als signifikant weniger unangenehm erlebten.
Sie hatten zudem deutlich weniger Angst vor den Elektroschocks – und das, obwohl sie die Stärke der Reize nicht anders wahrnahmen. Im Gehirn der Achtsamkeitsmeditierenden war eine interessante Veränderung zu sehen: Während Areale, die für die sensorische Verarbeitung des Reizes zuständig sind, stärker aktiviert waren, nahm die Aktivierung in den seitlich-präfrontalen Arealen ab, in denen eine kognitive Neu-Interpretation des Schmerzes stattfindet. Die Probandenspürten den Schmerz also durchaus, empfanden ihn jedoch nicht als so belastend.

Dieses Muster der Hirnaktivierung unterscheidet sich deutlich von anderen inneren Strategien zur Schmerzregulation, denn üblicherweise ist genau das Gegenteil zu beobachten: Wenn Probandinnen und Probanden einen Schmerz für nicht so schlimm halten, weil sie Kontrolle darüber haben, sieht man eine erhöhte Aktivierung in den seitlich-präfrontalen Regionen. Die die Aktivierung in den sensorischen Arealen nimmt dagegen ab. Während die gefundene Aktivierung im Kontrast zu anderen Studien aus der Schmerzforschung steht, passt sie zum Zustand der Achtsamkeit. ...
Wie Achtsamkeit gegen Schmerz wirkt

Es gibt auch CDs, mit denen man solche und andere Meditationen üben kann.

Grüsse,
Oregano
 
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Hier eine Achtsamkeitsübung aus den "Sonntagsperlen":

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Hier eine Achtsamkeitsübung, die Freude erweckt.

Ich kenne wenige Übungen, die so spontan positive Gefühle in mir weckt, wie die Übung "Liebevolle Güte", die ich vor vielen Jahren in einem buddhistischen Zentrum lernte. Sie ist vor allem geeignet, wenn Sie sich dabei ertappen, dass Sie innerlich Groll hegen. Also auf jemanden ärgerlich sind, dies aber demjenigen nicht mitteilen wollen oder können und sich der Anlass Ihres Ärgers auch nicht auflösen lässt.

Die Übung ist ganz einfach:
Suchen Sie sich willkürlich zwei Menschen innerlich aus und wünschen Sie ihnen in Gedanken Glück. Das ist schon alles.

Also nichts tun oder sagen, nur denken. Das dauert höchstens zehn Sekunden. Was Sie bemerken werden, ist vermutlich Folgendes: Sie werden lächeln und sind etwas glücklicher als zehn Sekunden zuvor. Das ist die Freude, die aus achtsamer Güte erwächst.

Die Übung eignet sich vor allem mit Menschen, mit denen Sie es gerade nicht leicht haben. Also Ihrem vierzehnjährigen Pubertier oder Ihrem Chef. Menschen also, mit denen es nicht leicht ist, Konflikte zu besprechen oder gar zu lösen.

Denken Sie statt dessen: "Ich wünsche, dass Person A glücklich ist, und ich wünsche, dass Person B glücklich ist."

Die Übung können Sie natürlich mehrmals am Tag machen, überall. Sie müssen die Menschen, denen Sie Glück wünschen auch nicht kennen. Es können Passanten sein, der Busfahrer, die Klofrau.

Sie werden bemerken, was diese einfache Übung in Ihrem Leben verändert.
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Quelle: Newsletter.
Impressum:
Roland Kopp-Wichmann | Trainer | Coach | Autor |
Albert-Ueberle-Str. 11 | 69120 Heidelberg | Deutschland
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Grüsse,
Oregano
 
Achtsamkeit allüberall; der Begriff taucht häufig auf, wenn es um Stressbewältigung, Burn-out, Therapie usw. geht.

Hier wird der Zusammenhang zwischen buddhistischer Achtsamkeit und christlichem Denken gezeigt:

https://cella-sankt-benedikt.de/blog/christliche-achtsamkeit/
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Okay, eigentlich ist also alles bereits geschrieben und gesagt worden.
Fast! Denn ich glaube, dass wir Achtsamkeit weiter fassen können und müssen. Es geht nicht nur um Stressreduktion, sondern Achtsamkeit hat ja ursprünglich einen spirituellen Hintergrund. Kabat Zinn, ein Therapeut aus den USA, hat in den 70er Jahren aus der buddhistischen Achtsamkeit alles Religiöse herausgenommen, um es als Gesundheitsprogramm für Stressgeplagte anbieten zu können. Das war offensichtlich sehr erfolgreich.
Es gab dennoch vielfach Kritik von christlichen Gemeinschaften und Kirchen, dass hier buddhistisches Gedankengut verbreitet wird. Und zugleich wurde von anderer Seite beklagt, dass es im christlichen Glauben keine solche Übung gibt und Achtsamkeit nichts Christliches ist.
Und ich glaube, dass das nicht stimmt. Wir haben lediglich einen ganz anderen Begriff dafür und betrachten die Sache etwas anders und leider nicht mit letzter Konsequenz. Wir sind im Christentum auf halbem Wege stehen geblieben.
...
Wir haben im Christentum keine gute Beziehung zur Entwicklung. Das Statische wird betont und nicht die Möglichkeit und Notwendigkeit, dass jemand oder etwas einen Weg zurücklegt, dass sich etwas verändert, an die Umwelt anpasst.
Achtsamkeit aber kennt das Statische nicht, sondern ist etwas, was im Fluss ist. Alles bewegt sich, was ich jetzt spüre, kann gleich vorbei sein. Natürlich gibt es im Fluss der Wahrnehmung auch das Kontinuum. Aber es ist stets möglich und nie verboten, dass sich hier etwas ändert.

Christliche Achtsamkeit

Ich habe lange nachgedacht, warum Achtsamkeit nicht im Christentum entstanden ist, zumal ich Jesus aus den Geschichten der Evangelien heraus als einen sehr achtsamen Menschen erlebe. Und irgendwann wurde es mir klar. Natürlich leitet uns Jesus zur Achtsamkeit an! Wie konnte ich das übersehen?
Nur sprechen wir im Christentum nicht von Achtsamkeit, sondern von Begegnung. Martin Buber hat es so vortrefflich formuliert “Der Mensch wird am Du zum ich” und “Alles wirkliche Leben ist Begegnung”.
Ich begegne meinem Atem und deshalb spüre ich ihn.
Ich begegne meinen Gefühlen, weshalb ich sie fühle. Der Begriff der Begegnung ist unser Begriff für Achtsamkeit.
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Willst Du christliche Achtsamkeit üben, dann gehe mit allen und allem in Begegnung. Begegne dem Türknauf, der Kaffeetasse, dem Hund, der Blume, dem Freund.
...

Grüsse,
Oregano
 
Irgendwo ist dass schon richtig, man sollte immer in der Gegenwart leben. Andererseits ist es doch das Natürlichste was es gibt.Nur die Leute, die zu viel Zeit und Geld haben , vergessen dass Hier und Jetz, weil sie zu versnobt sind.
 
Wie lang(e) ist die Gegenwart und das Hier und Jetzt?
Eine Zehntelsekunde zurück ist eigentlich und theoretisch schon Vergangenheit.
Was eine Sekunde später passieren wird, wissen wir nicht, und haben oft
nichtmal eine Ahnung davon, was uns erwartet, in der Zukunft.
Die Zukunft fängt als fast jetzt schon an und wird im nächsten Moment zur Vergangenheit,
außer man könnte die Zeit einmal anhalten - nicht die Uhren, die Zeit.
Wer weiß, was dann geschieht, wenn die Zeit anhält!? :cool:
 
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