hallo Glosar,
habe eben mal in deinen Leidensbericht gelesen. Hast du eigendlich Angst vor deinen Symptomen oder nimmst du sie einfach hin?
Ich habe ja schon den Eindruck, dass da mit Sicherheit ein gesundheitliches Problem besteht. Keine Frage !!!!!! Aber weißt du, ich habe aus eigener Erfahrung gelernt, dass wenn man gesundheitliche Beschwerden hat, sie jeden Tag aufs neu beobachtet, egal ob man die Ursache der Symptome kennt oder nicht.
Das heißt im Klartext, man achtet immer mehr auf diese Symptome, die zwar nicht stärker werden, aber durch die sehr sensible Wahrnehmung deines eigenen Körpers, du diese Symptome immer stärker Wahr nimmst.
Bei mir hat es lange gedauert, bis ich begriff, dass man durch ständige Selbstkontrolle sein Unterbewustsein so trainiert, dass man wirklich keine Ruhe mehr bekommt.
Ich ging damals mit dem Gedanken meiner Symptome ins Bett und wachte Morgens mit den gleichen Gedanken ( natürlich mit mehreren nächtlichen Unterbrechungen )wieder auf. Nicht allein, dass ich mich wie gerädert fühlte, nein ich war unzufrieden und immer stand meine Symptome im Vordergrung.
Sie begleiteten mich jede Stunde, Minute, Sekunde. Ich reagierte ( es war in der Zeit meiner Parkinsondiagnose, aber auch als es noch unklar war ) sehr stark, das Wissen, dass ich zitterte, kleinschrittig ging, alles vergaß, fast keine Bewegung mehr möglich war, lies mich noch mehr in mich hören, ich war mein eigener Beobachter geworden.
Ich bemerkte erst viel später, was ich mir selbst antat. Ich denke, es braucht schon eine gewisse Reife, eine gewisse Zeit um sich selbst wieder so unter Kontrolle zu haben, dass man sich selbst und vor allen Dingen die Symptome nicht mehr so wichtig nimmt.
Du schreibst, dass man bei dir schon viele Untersuchunge durchgeführt hat. Fast alles war ohne Befund. Ich glaube dir, dass du dich auf der einen Seite freust, aber auf der anderen Seite enttäucht bist, enttäucht weil man wieder die Ursache deines Problems nicht erkannte.
Irgendwann ist es dann endlich soweit eine Diagnose, egal was auch immer, zu bekommen. Es ist egal welcher Namen das Kind hat, Hauptsache man weiß endlich was es ist.
Nur einen Feind den man kennt kann man angehen und besiegen. Aber glaube mir, manchmal ist der Feind wesendlich geringer als das Ausmaß, dem man sich aussetzt, wenn man sich selbst zu kontrollieren beginnt.
Weißt du, meine Probleme endeten nicht mit dem Wissen um meine Krankheit, nein sie fingen da erst richtig an. Meine Kontrolle mir selbst gegenüber wurde noch um ein weiteres härter. Ich wuste es, aber ich kam in dieser Zeit nicht dagegen an. Bis ich mich selbst zur Seite nahm und ein ernstes Wort mit mir sprach.
Ich fragte mich, was ich eigendlich noch vom Leben erwarte, wollte ich wirklich bis zum Ende meiner Tage auf jede Veränderung in meinem Körper achten? Sollte es das gewesen sein? Was war mit meiner Familie, mein Mann, meine Wünsche? Ich hatte alles aus den Augen verloren und warum? Nur wegen dieser blöden Symptome, dieser Krankheit. Nein, das wollte ich nicht.
Ich fing an, meine Einstellung zu mir selbst zu ändern. Mein Selbsterhaltungstrieb setzte ein !!!!!. Heute weiß ich, ich habe Verantwortung meinem Körper gegenüber und nicht mehr. Ich muß meinen Körper nicht mißhandeln, aus Angst vor dem, was noch kommt. Aber halt,nicht mein Körper sondern dieses eine Teil des Unterbewustseins, das gute Teil.
Ich habe es im Laufe der Zeit immer mehr verdrängt und dem " bösen Teil" meines Unterb. immer mehr Spielraum gegeben. Das hatte schlimme Folgen. Für uns alle, für meine Familie, meine Umwelt, und am meisten für mich.
Lieber Glosar, ich hoffe, dass du dir das Richtige aus meinem Beitrag raus sortieren kannst und vielleicht hilft er dir ja auch, etwas umzudenken. Glaub mir, das Leben ist so schön, jede Stunde die man an Dinge verschwendet die wirklich nicht sein müssen, die dich noch dazu ganz verunsichern, sind es nicht wert, gelebt zu werden.
Geniese die Zeit mit deiner Freundin, deinem Kind und lass deine Symptome abklären, und zwar das, was noch nicht abgeklärt wurde. Setze deine Symptomatik als eine Krankheit, besser noch Aufgabe ein, die gemacht werden muß, aber nicht mehr dein Leben kontrolliert.
Es sollte so sein, dass du deinen Körper beherrschst und nicht dein Körper dich.
Ich wünsche dir, dass du dieses Ziel in Angriff nimmst und deinem Leben wieder eine sehr hohe Lebensqualität einräumst.
Ich bin immer für dich da, wenn du Fragen hast. Ich grüße dich ganz herzlich hanna-marlen