Gedanken zum Ableben

Themenstarter
Beitritt
02.08.06
Beiträge
2.698
Ich hätte mal noch ein paar Gedankengänge.

Sollte man nicht auch auf seinem Körper hören, wenn der Körper sehr schwer krank ist und nicht mehr regenerierbar kaputt ist, was die Gedanken um das Ableben betrifft?. Nicht nur ob die Seele gehen will? Ich spreche hier kurz das Thema Sterbehilfe etc. an.

Den Körper sollte man auch "fragen". Er ist der Organismus, der alles ausbaden muss.

LG NellyK
 
Hallo NellyK, hallo Ihr anderen alle :),

ich finde das Thema sehr interessant. Da es bereits einen Thread gibt, der sich zumindest mit Patientenverfügungen befasst, möchte ich versuchen, diesem hier eine etwas andere Wendung zu geben.

Das Thema "Ableben" war zumindest in den letzten Jahrzehnten, wenn nicht bereits seit der fortgeschrittenen Industrialisierung mit teilweise starken Tabus belegt. Man verdrängte den Prozess des Sterbens und den Tod an sich, an den Rand der Gesellschaft.
Dies kann man - und das ist nur die Spitze des Eisberges - bereits ab der Neuzeit (Renaissance) durch das Verschwinden der Friedhöfe aus den Mittelpunkten der Gemeinden und das Rücken derselben an den Rand dr Kommunen, rein räumlich erkennen.

Ansonsten wurde über den Tod nur wenig in der Öffentlichkeit gesprochen. Dass es an anderer Stelle in diesem Forum, durchaus lebhaft bereits getan wurde, finde ich bemerkenswert.

Wenn man den Tod, der ja nur ein Teil des Lebens ist, verdrängt, verdrängt man dann nicht auch das Leben selbst aus der Mitte des Bewusstseins?

Vielleicht könnten wir an dieser Stelle hier ja noch mal ansetzen?

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Lieber Leòn,

ich danke Dir für dein Posting.

Wenn man den Tod, der ja nur ein Teil des Lebens ist, verdrängt, verdrängt man dann nicht auch das Leben selbst aus der Mitte des Bewusstseins?

Vielleicht könnten wir an dieser Stelle hier ja noch mal ansetzen?

Deine Idee finde ich sehr gut.

Ich finde den Anfang meist nicht 100 % ig und wollte auch nicht gleich komplett mit der Tür ins Haus stolpern.

Als eventuelle Einstiegshilfe möchte ich kurz auf die ähnlichen vorangegegangenen Themen verlinken.

https://www.symptome.ch/threads/patientenverfuegung-die-aktuelle-debatte.6544/

https://www.symptome.ch/threads/welche-art-der-bestattung-wuerdet-ihr-waehlen.16536/

Liebe Grüsse NellyK
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich finde es u.a. unmöglich, das wenn man sein letztes Papier - das Testament anfertigen möchte, man dafür noch die volle Hand hinstrecken soll. Was ist mit den vielen Bürgern, die genau dieses Bündchen Geld nicht haben ? .

Das Thema Kosten kam teils in Eriophorum`s Thread schon auf. Werden da mal neue Regelungen in der Regierung stattfinden?

Liebe Grüsse NellyK
 
Nicht nur fürs Testament. Angeblich sollen etwa 70% der Krankheitskosten (Krankenkassenleistung) im letzten Lebensjahr anfallen. Also käme es weitaus günstiger, bereits im vorletzten Lebensjahr zu sterben. :rolleyes:

Also doch Angst, den Sack aus Haut und Knochen loszulassen?

Zum Testament: 1. eines Schreiben, 2. dieses Eingeschrieben an sich selber senden, 3. und dorthin tun, wo man möchte, dass es gefunden wird.

herzlichst - Phil
 
Hallo NellyK,
in Deutschland ist es überhaupt nicht notwendig, ein Testament notariell beglaubigen oder gar von einem Notar aufsetzen zu lassen!

Es ist im Grunde nur wichtig, dass es handschriftlich aufgesetzt wird, dass darüber Testament, klar ersichtlich steht, dass es ein Datum und den Namen (und die Adresse) des Verfassers enthält und einen Hinweis darauf, dass das Testament mit vollem Bewusstsein verfasst wurde.

Man kann es auch noch von Zeugen unterschreiben lassen - das ist aber nicht notwendig. Die eigene Unterschrift allerdings darf man auf gar keinen Fall vergessen.

Herzliche Grüße von
Leòn
 
@ Phil :
Also doch Angst, den Sack aus Haut und Knochen loszulassen?

Ist der Satz auf die Bürger oder den Staat bezogen ?

@Leòn : Mir wurde immer gesagt es ist notwendig, das Testament von einem Notar aufsetzen zu lassen. ( was Deutschland Betrifft )

In meinem Bekanntenkreis wurde in den vergangenen Jahren immer ein notarielles Testament aufgesetzt. Mir ist das nur in der notariellen beglaubigten Form bekannt. Es wäre schön, wenn du Recht hast. Ich kann mir nur nicht vorstellen, das Im Falle des tatsächlichen Ablebens und des Findens des Testamentes, dieses dann ohne jegliche Beglaubigung eingehalten wird.

Liebe Grüsse NellyK
 
Sollte man nicht auch auf seinem Körper hören, wenn der Körper sehr schwer krank ist und nicht mehr regenerierbar kaputt ist.

Es gibt viele Menschen deren Körper sehr schwer krank ist ... aber sie denken nicht eine Minute darüber nach, abzuleben ... :fans:

Ich persönlich möchte nur dann unbedingt ableben bzw. getötet werden, wenn ich einen schweren Hirnschaden habe, oder gar auch noch im Koma liege.
In diesem Moment wäre für mich dieses Leben definitiv vorbei.

Bei anderen körperlichen Schäden gibt es meines Erachtens immer ein Funken Hoffnung - oder auch einfach irgendwelche Dinge, die das Leben doch noch lebenswert machen. :)

nachdenklichen Gruß
 
... komisch, das Wort "Ableben" findet sich nicht im online Internet Wörterbuch, zum Glück gibt es noch andere Wörterbücher. Na es bedeutet wass ich mir schon dachte.

@ Mister X:
"Ich persönlich möchte nur dann unbedingt ableben bzw. getötet werden, wenn ich einen schweren Hirnschaden habe, oder gar auch noch im Koma liege.
In diesem Moment wäre für mich dieses Leben definitiv vorbei. "

Problem ist (vielleicht?)dass es eine Ansicht ist in diesem Augenblick, es könnte (wie nicht Selten der Fall ist), im (hoffentlich nicht irgendwann mal zutreffenden) Augenblick wo es die Situation gibt, schon ganz anders erlebt werden...

:)
Liebe Grüsse
Kim
 
.
Problem ist (vielleicht?)dass es eine Ansicht ist in diesem Augenblick, es könnte (wie nicht Selten der Fall ist), im (hoffentlich nicht irgendwann mal zutreffenden) Augenblick wo es die Situation gibt, schon ganz anders erlebt werden...

Hallo Kim
Ich selber würde sie dann anders erleben, das ist mir schon klar! Und nur deshalb denke ich ja über solch eine Situation nach!

Mit schweren Hirnschaden (mein leichter ist ganz okay :D ) bin ich wahrscheinlich nicht mehr in der Lage, die Reißleine zu ziehen ... ich wäre also nicht mehr in der Lage, meinen freien Willen auszuführen! (Wenn ich überhaupt noch einen hätte ...)
Und das ist das Schrecklichste was ich mir (für mich persönlich) vorstellen kann!

Lieben Gruß
 
Hi MrX,

ich kann deine Gedanken sehr gut Verfolgen.. Frage ist nur, in wiefern sind wir jetzt in der Lage unseren freinen Willen zu verfolgen.. ;)

Upss, off topic. :)

Liebe Grüsse
Kim
 
@Leòn : Mir wurde immer gesagt es ist notwendig, das Testament von einem Notar aufsetzen zu lassen. ( was Deutschland Betrifft )

In meinem Bekanntenkreis wurde in den vergangenen Jahren immer ein notarielles Testament aufgesetzt. Mir ist das nur in der notariellen beglaubigten Form bekannt. Es wäre schön, wenn du Recht hast. Ich kann mir nur nicht vorstellen, das Im Falle des tatsächlichen Ablebens und des Findens des Testamentes, dieses dann ohne jegliche Beglaubigung eingehalten wird.

Liebe Grüsse NellyK


Hallo Nelly,

die Regeln zur Errichtung eines eigenhändigen Testaments ergeben sich in Deutschland aus § 2247 BGB.

BGB - Einzelnorm

Wie Leòn schon geschrieben hat, braucht man keinen Notar.
Aber eine gewisse Problematik ergibt sich dann, wenn man möchte, daß das Testament im Todesfall auch gefunden wird. Wer sagt einem, daß manche Menschen ein Testament nicht einfach verschwinden lassen, wenn es ihnen Vorteile bringt?

Ich würde daher gerade auch das eigenhändige Testament beim Amtsgericht (Nachlaßgericht) hinterlegen (das kostet allerdings etwas; die Gebühr richtet sich nach dem Wert des Nachlasses)
BGB - Einzelnorm
BGB - Einzelnorm
BGB - Einzelnorm
FGG - Gesetz über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit

oder eine sehr vertrauenswürdige Person damit beauftragen, das ihr übergebene Testament bei meinem Ableben dem Nachlaßgericht zukommen zu lassen.

Liebe Grüße

Jürgen
 
Ich hätte mal noch ein paar Gedankengänge.

Sollte man nicht auch auf seinem Körper hören, wenn der Körper sehr schwer krank ist und nicht mehr regenerierbar kaputt ist, was die Gedanken um das Ableben betrifft?. Nicht nur ob die Seele gehen will? Ich spreche hier kurz das Thema Sterbehilfe etc. an.

Den Körper sollte man auch "fragen". Er ist der Organismus, der alles ausbaden muss.

LG NellyK

Liebe Nelly,

es scheint wirklich so, daß die Bedürfnisse des Körpers und des Geistes von vielen Menschen nicht zusammenkommen.
Seit geraumer Zeit beobachte ich einen Bekannten, der über 80 Jahre alt ist und immer hinfälliger wird. Er kann nur noch mit Unterarmstützen kurze Wege laufen, schluckt nach eigenem Bekunden über 20 Tabletten jeden Tag, wurde bei einer Autofahrt schon einmal bewußtlos und fuhr quer über eine Landstraße in einen angrenzenden Wald hinein, was einen Totalschaden seines Autos verursachte. Zum Glück kam gerade kein anderes Auto auf der Gegenfahrbahn. Er kriecht immer mehr in sich zusammen, wenn ich es bildlich ausdrücken möchte.
Aber er ist ein krasser Materialist und kann nicht loslassen. Mit seinem neuen Auto geht es weiter wie bisher, auch auf die Gefahr hin, daß er noch einmal einen schweren (vielleicht für andere Verkehrsteilnehmer tödlichen) Autounfall verursacht.

Ganz anders war es bei meiner Mutter. Sie hatte nach einem schweren Herzinfarkt einige Jahre gesundheitliche Probleme, aber mit Medikamenten ging es noch. Ihren 75. Geburtstag feierte sie im großen Verwandtenkreis. Sie lebte noch einmal richtig auf und legte sogar ein kleines Tänzchen aufs Parkett.
Zwei Tage später kam sie mit Magenbluten, verursacht durch Acetylsalicylsäure (ASS), die sie nach dem Infarkt nehmen mußte, in das Krankenhaus. Ihr Zustand schien sich zuerst zu bessern, aber aufgrund der Herzschwäche bekam sie schließlich Wasser in der Lunge. Meine Freundin (heute meine Frau) und ich besuchten sie häufig und als wir an einem Sonntag abend gegen Ende Januar weggingen, schickte sie uns noch einen langen und intensiven Blick nach. Kurze Zeit darauf erlitt sie einen Herzstillstand. Sie wurde reanimiert und in ein künstliches Koma versetzt. Ich habe am Montag vormittag mit einem jungen Arzt auf der Intensivstation lange Zeit gesprochen, um ihm klar zu machen, daß meine Mutter so etwas nicht wollte. Er wunderte sich, denn so etwas hatte er noch nicht gehört. Öfter seien dagegen schon Angehörige kurz vor Monatsende zu ihm gekommen mit der Bitte, den sterbenden Vater oder die Mutter wenigstens noch bis zum nächsten Monat am Leben zu erhalten, da ja dann die Rente noch einmal komme(!).

Nun, wie auch immer. Kurze Zeit nach unserem Gespräch erlitt meine Mutter einen weiteren Herzstillstand. Jetzt entsprach der Arzt ihrem Wunsch und sie wurde nicht mehr reanimiert. Als ich danach wieder ins Krankenhaus kam, um von meiner Mutter Abschied zu nehmen, sagte er nur: "Sie hatten recht." Mir war klar, daß meine Mutter gehen wollte. Sie konnte loslassen, als sie sah, daß ich nicht mehr alleine war.

"Loslassen zu können" scheint mir das große Problem zu sein. Ich denke, wenn der Geist erst einmal loslassen kann, geht es viel leichter.

Liebe Grüße

Jürgen
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Jürgen,

Ich denke Du hast recht mit dem was Du sagst. Als ich Deinen Beitrag gelesen habe war ich geschockt (wegen der vom Arzt erwaehnte Grund), und gerührt - wegen die Geschichte Deiner Mutter.


Liebe Grüsse,:)
Kim
 
Lieber Eriophorum,

Danke für die Verlinkungen.
Ich möchte zunächst erst mal auf deinen Beitrag # 14 eingehen.

Wie Leòn schon geschrieben hat, braucht man keinen Notar.
Aber eine gewisse Problematik ergibt sich dann, wenn man möchte, daß das Testament im Todesfall auch gefunden wird. Wer sagt einem, daß manche Menschen ein Testament nicht einfach verschwinden lassen, wenn es ihnen Vorteile bringt?

Das manche ( viele ) Menschen hinterfuchsig sind, schließe ich nicht aus.. .
Gesellschaftsproblem Nummer 1.

oder eine sehr vertrauenswürdige Person damit beauftragen, das ihr übergebene Testament bei meinem Ableben dem Nachlaßgericht zukommen zu lassen.

Was ist wenn die vertrauenswürdige Person das Originaltestament im Falle des Todes X vorweist, aber es der Echtheit bestritten wird ? Weil zum Beispiel wie Leòn schon schrieb, eine Zusatzbeglaubigung eines Zeugen fehlt?

Liebe Grüsse NellyK
 
Hallo Nelly

bei Unklarheiten kommt manchmal ein Fall vors Gericht. Ich kenne einen Fall aus Deutschland, in dem der Verstorbene 2 Zeugen unterschreiben liess und dann die eigene Unterschrift vergass. :confused: Vor Gericht wurde das Testament vom Enterbten angefochten; die Richter entschieden aber, das Testament trotz fehlender Unterschrift anzuerkennen.

Gruss
Kathy
 
Hallo Kathy,

man kann aber jede X beliebige Person sein Testament widmen oder werden diese Personen rechtens nicht anerkannt ?

Ich hätte zudem Bedenken das selbst die eigene Unterschrift angefochten wird. ( Wenn man es ohne Notar aufsetzt. )

Kann man eigentlich auch eine Art Pflegeprotokoll aufsetzen, im Falle man wird zum schweren körperlichen und / geistigen Pflegefall ? ( z. B. )

Liebe Grüsse NellyK
 
Lieber Eriophorum,

ich möchte nun auf Deinen sehr einblickenden Beitrag kommen.

Du zitiertest :

es scheint wirklich so, daß die Bedürfnisse des Körpers und des Geistes von vielen Menschen nicht zusammenkommen.

Ja da stimme ich zu. Des Körpers, der Seele und des Geistes.

In deinen ersten Zeilen schreibst du über einen bekannten Mann. Ich schlussfolgere beim Lesen, das du, so denke ich, im ersten Abschnitt zum Ausdruck bringen wolltest, das der Körper gehen wollte und der Geist nicht im Einklang des Ganzen war.

Sehe ich das richtig?


Zu deinen sehr privaten und sehr nachdenklich stimmenden Zeilen möchte ich erst mal meinen Respekt aussprechen jene Gedanken und deinen Inhalt niedergeschrieben zu haben.


"Loslassen zu können" scheint mir das große Problem zu sein. Ich denke, wenn der Geist erst einmal loslassen kann, geht es viel leichter.

Eriophorum, meine abschließende Frage an Dich.
Du schließt also nicht nur die Seele ein wenn sie gehen möchte, sondern auch den " kaputten" Körper ?
Ich sehe den Körper als eigenständigen Organismus. Wenn er nicht mehr kann trotz der besten Hilfe, so würde ich alle 3 Komponenten mit einbeziehen.

Du würdest das auch ?

Mit lieben Grüssen NellyK
 
Zuletzt bearbeitet:
Oben