... Der ehemalige Kardiologe Dr. Steven Gundry (*1944) jedoch bezeichnet konkrete Inhaltsstoffe in den Nachtschattengewächsen als problematisch, wenn nicht gar als schädlich.
Er ist es auch, der mit seinem Buch „The Plant Paradox“ den derzeitigen Anti-Nachtschatten- bzw. Anti-Lektin-Hype auslöste. Der Titel der deutschen Ausgabe von Gundrys Buch lautet vielsagend: „Böses Gemüse: Wie gesunde Nahrungsmittel uns krank machen“. Das Buch erschien im Februar 2018.
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Wissenschaftliche Belege dazu, dass essbare Nachtschattengewächse bzw. die Lektine, die mit diesen Gemüsen aufgenommen werden, grundsätzlich für jeden schädlich sind, wie Dr. Gundry behauptet, gibt es nicht. Er hat lediglich an sich selbst entsprechende Beobachtungen machen können und später auch an seinen Patienten, denen er eine lektinfreie Ernährung (LFE) empfahl und denen es angeblich schnell wieder besser ging – ganz gleich, woran sie zuvor gelitten hatten.
Im Zusammenhang mit Arthritis liegt jedoch eine Studie aus dem Jahr 1993 vor. Darin heisst es, dass die Ernährung ein wichtiger ursächlicher Faktor bei der Entstehung einer Arthritis darstelle, was natürlich nicht bezweifelt wird, wie wir schon hier erklärten.
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Wie kann man Lektine aus Lebensmitteln entfernen?
Lektine befinden sich insbesondere in der Haut und den Kernen der Gemüse, gerade dort also, wo auch sehr viele wertvolle Vitalstoffe enthalten sind, so dass sich die Frage stellt, ob man das Lebensmittel nicht viel eher entwertet, wenn man diese Teile entfernt. Denn genau das soll man tun, wenn man sich lektinarm ernähren und dennoch Nachtschattengewächse essen möchte.
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Neben den Lektinen wird an den essbaren Nachtschattengewächsen auch ein möglicher Solaningehalt bemängelt. Solanin ist ein Pflanzenstoff aus der Gruppe der Alkaloide. Vergiftungen mit Solanin kommen heute so gut wie nicht mehr vor, da moderne Tomaten- und Kartoffelsorten extrem solaninarm sind.
Achtet man dann noch darauf, bei Kartoffeln keine grünen Knollen zu verspeisen und mögliche Austriebe zu entfernen und auch darauf, nur reife Tomaten zu verwenden, ist Solanin heute kein Thema mehr – es sei denn, man reagiert überempfindlich auf Solanin und damit auf solaninhaltige Lebensmittel.
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