Hallo,
bei
https://www.symptome.ch/threads/hit-rezepte-bei-histaminintoleranz.69472/page-6#post-685985 ist ein Thema aufgekommen, welches mich schon interessiert, mich da auszutauschen, aber da es dort um Rezepte geht, dachte ich, ich zieh damit in meinen Thread. Meine Antwort bezieht sich auf das Thema "Verzicht und dafür ohne Symptome, oder Mitessen und trinken und dafür Symptome in Kauf nehmen" Ab post 113 gehts quasi drum. Antworten tue ich jetzt hier:
Ich verstehe was ihr schreibt und natürlich kommt es auch darauf an, was für Symptome in welchem Ausmaß hat, wenn es Richtung anaphylaktischen Schock gehen würde bei mir, würde ich die histaminarme Diät sicherlich strenger nehmen, als ich es momentan tue. Und natürlich mag ich mich auch nicht mehr dauerhaft so schlecht fühlen wie vor der Ernährungsumstellung.
Trotzdem sehe ich einen großen Unterschied zu euren Berichten und meinem Leben. Ihr habt Familie und Freunde, die genau wissen, wie ihr tickt und was das Essen mit euch anstellt, ihr habt euren Platz im Leben usw.
Ich selbst habe große Schwierigkeiten seit ich umgezogen bin, feste Freundschaften hier zu finden. Ich kam hierher (da ging es mir schon schlecht), kannte niemand und es ging mir noch schlechter. Seitehr kämpfe ich mich so durch, lebe sehr isoliert von der Gesellschaft (mitten in der Großstadt), weil es mir immer schlechter ging und zu schlecht, wirklich Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Seit ich die Ernährung umgestellt habe, geht es mir um Welten besser, ich habe Lust raus zu gehen, unter Menschen, bin kontaktfreudig und gierig nach dem Leben. Ich stelle aber immer wieder fest, dass es garnicht einfach ist, sich in der Gesellschaft zu bewegen und Histamin völlig zu meiden.
Ich lerne jemand kennen, gehe aus, gehe dann mit zu ihm und übernachte da. Tja, nun hat er aber nix da, was histaminarm wäre. Oder die 5 Tage Hochzeit bei meiner Schwester...keine Chance. Außer Frühstück meistens nur Restaurants, Tappas, Brunch,...selbstgemachte Maultaschensuppe von meiner Mutter (kann da jemand wirklich widerstehen?). Oder ich bin den ganzen Tag auf dem Karneval der Kulturen mit Essenstände aus der ganzen Welt, alle essen um mich rum (ich konnte noch nie nein sagen, wenn Andere vor meinen Augen essen). All solche Momente machen es mir unmöglich zu widerstehen. Es ist auch Lebensstil, spontan und flexibel sein zu wollen, was man mit der histaminarmen Diät nun mal nicht ist. Absolut garnicht! Darauf komme ich einfach nicht wirklich klar. Solange ich in meiner Isolationshaft war, konnte ich auch gut histaminarm essen, sobald ich angefangen habe, wieder in die Welt raus zu gehen und mich darin zu bewegen, bricht das Ganze immer mehr ein. Nach und nach kehren alle Symptome wieder zurück, allerdings lang nicht so stark wie früher.
Außerdem ist Essen für mich nicht reine Nahrungsaufnahme. Ich war schon immer ein Schleckermaul, habe einen stark ausgeprägten Hang zu gutem Essen und nicht nur Essen ist meine Leidenschaft, auch das Kochen ist Leidenschaft und Hobby für mich. Was ich histaminarm zubereite ist für mich nicht wirklich kochen...ich vermisse es, richtig tolle Gerichte zu zaubern und zu verspeisen.
Klar ist für mich, dass ich wieder mehr streng sein muss und es auf Dauer so nicht geht (will ja nicht wieder völlig unfähig werden rauszugehen und teil zu haben an der Welt). Wie ich da ne Balance hinkriegen soll, ist mir bisher verborgen geblieben. Ich hoffe, das Ganze pendelt sich etwas ein und ich gewöhne mich auf Verzicht und durchgeplante Tage, die nicht planungsfähig sind eigentlich.
lg, laudanum