Paracetamol nur noch auf Rezept?

Hallo,
ich finde das sehr gut. Ich selbst nehme zu viele Schmerztabletten (Spannungskopfschmerz und Migräne) und jetzt habe ich Kopfschmerzen, die durch die Tabletten ausgelöst werden (Entzugserscheinung)...

muss demnächst in eine Klinik, um von den Tabletten wegzukommen.

Es ist ein Teufelskreis ! Bitte denkt daran, man kann durchaus süchtig werden ! Wenn ich die Tabletten nicht so einfach in der Apotheke hätte kaufen können, wäre es vielleicht nicht so weit gekommen...

LG Vera68
 
Ja, auch hier besteht wirklich schon lange dringend Handlungsbedarf! Aber Deutschland war wohl noch nie sehr schnell, wenn es darum ging, längst in Zweifel geratene Medikamente vom Markt zu nehmen, oder den Zugang dazu mindestens zu erschweren. Phenazetin war bspw. ein besonders nierentoxisches Medikament und wurde in Deutschland erst 25 Jahre danach, nachdem es bereits in anderen Ländern verboten worden war, vom Markt genommen:
Phenazetin vom Markt
• Schweden: 1961 („Hjortons Puder“ Arbeiter in Huskvarna)
• Dänemark: 1963
• Finnland: 1965
• Kanada: 1973
• USA und England: 1975
• Australien: 1978
• Deutschland und Belgien: 1986
• Deutschland im Mittelfeld hinsichtlich jährlichen Pro-Kopf-
Verbrauch von Analgetika (18,2 g)
• Jeweils etwa 10 Jahre später kommt es zu einem Abfall der
Patientenzahl mit AN
Fox et al., Fund Clin Pharmacol 2003

Quelle: https://www.nieren-transplantation....iles/Doehn_Analgetikanephropathie_und_NTx.pdf
Weiß jemand zufällig von Euch, wie es mit der Verschreibungspflicht von Paracetamol in anderen Ländern aussieht ?

Die Lebertoxizität von Paracetamol hängt wohl insbesondere auch vom Glutathionvorrat in derselbigen ab, was es natürlich u.a. in Gegenwart von Schwermetallen, die ja die intrazellulären Glutathionvorräte stark erschöpfen und besonders auch dessen Synthese blockieren, insbesondere zum Gift macht:
Die GST spielt eine wichtige Rolle bei der Detoxifizierung
der toxischen Metabolite des Analgetikums Paracetamol.
Wie im Abschnitt uber den Phase-I-Metabolismus
bereits ausgefuhrt, wird ein gewisser Anteil des
Paracetamols nicht uber Phase II-Enzyme (Sulfotransferasen
und UDP-Glucuronosyltransferasen) detoxifiziert,
sondern uber einen Phase I-Mechanismus (CYP P450
2E1) zu einem reaktiven Chinonimin (N-Acetyl-para-Benzochinonimin,
NAPQI) umgewandelt. Bei hohen Paracetamoldosen
erlangt diese Phase-I-Umwandlung eine
starke Bedeutung. Zur Entgiftung dieser reaktiven Verbindung
wird durch die GST Glutathion an die aktivierte
Doppelbindung konjugiert (Abbildung 7). Ist der
GSH-Vorrat erschopft, fuhrt das Chinonimin zur Leberschadigung
(Tabelle 3).
Da die Aktivitat der GST abhangig von der zur Verfugung
stehenden Menge am Kofaktor Glutathion ist, ist
die Bereitstellung von GSH der limitierende Faktor fur
die Toxizitat von Paracetamol. Die entscheidenden
Enzyme fur die GSH-Synthese sind die Glutamat-
Cystein-Ligase und die Glutathion-Synthase. Bei einer
Paracetamol-Intoxikation kann Glutathion selbst zur
Entgiftung nicht verabreicht werden, da dieses Tripeptid
nicht uber zellulare Membranen transportiert werden
kann. Daher wird als Antidot die GSH-Vorstufe NAcetylcystein
(NAC) eingesetzt. Eine hohere Toxizitat bei
Paracetamolvergiftungen ist z.B. bei Unterernahrung
gegeben (verringerte intrazellulare GSH-Spiegel).

Quelle: www.storckverlag.de/fortbildung/artikel/2010_09.pdf

Was die Nierentoxizität angeht, ist wohl insbesondere die Hemmung der Prostaglandinsynthese durch Paracetamol, aber auch durch andere Analgetika, wie insbesondere auch die NSAR, das Problem:
Phenacetin und sein Metabolit Paracetamol sowie andere nicht-steroidale Antiphlogistika blockieren die Synthese von Prostaglandin-E2, welches vasodilatativ (gefäßerweiternd) wirkt. Dadurch kommt es zu Durchblutungsstörungen mit Kapillarosklerose und nachfolgenden Nekrosen von Nierenpapillen. Von Phenacetin ist eine direkt toxische Wirkung auf die Nierenpapillen anzunehmen.

Quelle: Analgetikanephropathie

VG Binnie
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Was die Nierentoxizität angeht, ist wohl insbesondere die Hemmung der Prostaglandinsynthese durch Paracetamol, aber auch durch andere Analgetika, wie insbesondere auch die NSAR, das Problem:
VG Binnie

Damit dürfen Hochschwangere, die durch die Einnahme des "Wehencocktails" die Wehentätigkeit in Gang setzen möchten, keinesfalls Paracetamol oder andere Analgetika einnehmen, da hierdurch die Prostaglandinsynthese E2 (PGE2) gehemmt wird.

Man lernt nie aus.

Gerold
 
hallo binnie,

Weiß jemand zufällig von Euch, wie es mit der Verschreibungspflicht von Paracetamol in anderen Ländern aussieht ?
hier in spanien kann ohne weiteres paracetamol sowie die meisten schmerzmittel gekauft werden .

lg ory
 
Hallo,

darüber wurde schon einmal geschrieben:
https://www.symptome.ch/threads/paracetamol-ab-1-april-verschreibungspflichtig.45637/

Ich finde das Verantwortungsbewusstsein muss bei jedem persönlich liegen. Wenn ich Tablettenmissbrauch betreibe gibt es da noch ganz andere Möglichkeiten - ebenfalls ohne Rezept :cool:. Bei uns zuhause gibt es auch Paracetamol, für die, wenn´s mal hoch kommt zehn Tabletten für die ganze Familie im Jahr, ich keinen Grund sehe mich zu rechtfertigen oder gar einen Arzt zu besuchen :confused:. Eben nur wenn das sein muss. Wenn das jeder so handhaben würde müssten solche Diskussionen nicht stattfinden. Diese Energie würde woanders sicher dringender gebraucht... :cool:.

Liebe Grüße 👋.
Heather
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
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