Zecken-Borreliose - unterschätzte Gefahr oder eingebildete

Dora

in memoriam
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Antwort: SWR Wissenschaft Fernsehen



haben Sie Dank für Ihr Schreiben an die Geschäftsstelle des Rundfunkrats, das letztendlich an mich als Redakteur der Sendung weitergeleitet wurde.
Entschuldigen Sie bitte die späte Antwort, aber wie Sie sich denken können, haben uns auf die Ausstrahlungen unserer Sendungen zur Borreliose sehr viele Zuschriften erreicht ? übrigens nicht nur kritische, sondern auch zustimmende, die sich dafür bedanken, dass hier bestehende Probleme beim Namen genannt und auf den Punkt gebracht wurden.

Schade, dass wir Sie mit den Argumenten unseres Films nicht überzeugen konnten. Gestatten Sie mir aber zunächst eine grundsätzliche Bemerkung. Sie unterstellen, der Film habe alle vermeintlich an chronischer Borreliose Erkrankten "als Simulanten" angesehen, die sich "alles nur einbilden".

Lassen Sie mich daher klarstellen: An keiner Stelle des Films wird bezweifelt, dass die Patienten, die glauben, an einer chronischen Borreliose zu leiden, tatsächlich ernstlich krank sind.

Dies wird mehrfach zum Ausdruck gebracht, im Sprechertext und auch von den befragten Ärzten.

Aufgrund unserer Recherchen und auf Basis der vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse kommt der Film allerdings zu dem Schluss, dass es in aller Regel nicht eine chronische Borreliose ist, die diese Beschwerden verursacht.

Vielmehr leiden die meisten Patienten entweder unter den Folgen einer durchgemachten Borreliose oder unter anderen, meist unspezifischen Beschwerden, die ihre Ursache aber nicht in einer Infektion mit Borrelien haben - zumindest keiner, die mit wissenschaftlich anerkannten Verfahren nachweisbar wäre.

Eine monatelange Antibiotika-Therapie ist in keinem der beiden Fälle angemessen, zumal solch extreme Therapien zu weiteren, oft schwerwiegenden Gesundheitsproblemen führen können.


Im Film wird auch keineswegs in Frage gestellt, dass die Borreliose eine schwere Krankheit sein kann, wenn man sie nicht rechtzeitig erkennt. Der Film hat sogar explizit solche Beispiele vorgestellt. Bezweifelt wird dagegen, dass es die propagierte ?chronische Borreliose? gibt, bei der sich Borrelien im Körper beispielsweise derart ?verstecken?, dass sie nicht mit wissenschaftlich anerkannten Verfahren nachweisbar sind, trotzdem aber eine extreme Vielzahl von Symptomen hervorrufen. Wissenschaftlich anerkannte Belege dieser Thesen haben wir bei der Vorbereitung des Films nicht gefunden.


Man schätzt, dass etwa 5% aller Menschen in Deutschland an unklaren Beschwerden leidet, für die sich keine Ursache finden lässt. Das ist eine Tatsache und heißt keineswegs, dass sie sich dieses Leiden nur ?einbilden?.
Es ist ihnen aber in keiner Weise damit geholfen, Ihnen ein beliebiges Label wie ?Borreliose? anzuheften, wenn sich eine solche Infektion nicht nachweisen lässt.

Die Psychosomatikerin Dr. Constanze Hausteiner-Wiehle hat dazu eingehend geforscht ? wir haben ein Interview mit ihr unter mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/427262_w-wie-wissen/10761606_beschwerden-ohne-konkrete-koerperliche-ursache?buchstabe=W
ins Internet gestellt,


Tatsächlich hat der Film nicht alle erdenklichen Fakten der Auseinandersetzung um die richtige Behandlung der Borreliose erwähnt ? wie zum Beispiel die vermeintlichen ?Co-Infektionen?. Aufgabe einer journalistischen Dokumentation ist es nicht, alle erdenklichen Fakten und Meinungen additiv nebeneinander zu stellen.

Zu Recht erwartet der Zuschauer eine Einordnung und Bewertung von Fakten und Meinungen nach nachvollziehbaren Kriterien. Dies hat der Film geleistet. Tatsächlich hatte er also eine Haltung - wie alle journalistischen Produkte mit Ausnahme reiner Meldungen - eine Haltung, die auf Grund monatelanger Recherchen entwickelt worden ist. Die Kriterien, an denen sich der Film orientiert hat, wurden transparent gemacht: Sie folgen den Leitfragen evidenzbasierter Medizin: Wofür gibt es belastbare wissenschaftliche Nachweise und wofür nicht. So verstanden steht die Arbeit eines Wissenschaftsjournalisten in der uralten Tradition der Aufklärung.

Wie Sie wissen, wird über die richtige Behandlung der Borreliose ein internationaler Meinungsstreit ausgetragen. Wir sind überzeugt davon, dass die Wissenschaft diese Auseinandersetzung bald nach klaren Kriterien entscheiden wird. Etwa durch die Erarbeitung der deutschen S3-Leitlinie ?Lyme-Borreliose, Diagnostik und Therapie?, die derzeit von Frau Prof.
Hofmann und Herrn Prof. Rauer koordiniert wird. Der Film hat einen Zwischenstand der Diskussion wiedergegeben, wobei er nach dargelegten Kriterien zu einer anderen Bewertung kommt als Sie.

Im Sinne aller vermeintlichen und echten Borreliosepatienten hoffe ich, dass die wissenschaftliche Evidenz bald zu von allen Seiten akzeptierten Behandlungsrichtlinien führt.

Mit freundlichem Gruß

Martin Schneider
SWR Wissenschaft Fernsehen
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So einfach wird sich aus dieser Situation heraus gezogen.

Ich lehne Professor Rauer Neurologe und die Psychosomatikerin Dr. Constanze Hausteiner-Wiehle aus folgenden Gründen ab: Wir haben es hier mit einer Multiorganergrankung zu tun, die normalerweise in die Hände von Internisten, beziehungsweise von Infektologe gehört.

Die Lehrstühle und Ausbildung der Ärzte sind nachweisbar mangelhaft.

Es fehlt an den nötigen Infektologen!

Durch dieses Fehlverhalten, wird der Patient bewusst benachteiligt.

Das führt am Ende zu einer verstärkten Psychosomatisierung von schwer kranken Menschen, dem gehört vor dem obersten Gerichtshof ein Riegel vorgeschoben.

Denn die Würde der Menschenrechte, ist somit nicht mehr gewährleistet.
 
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