Blazer's Borreliose-Infos für Fortgeschrittene

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16.02.23
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Hallo Forengemeinde,

ich habe mich intensiv mit dem Thema Borreliose befasst, da ich - dass darf ich gleich Vorweg sagen für die Skeptiker - Schulmedizinisch durch einen Neurologischen Oberarzt eines bekannten Klinikums diagnostiziert bin.

Ich möchte die Informationen mit euch teilen, die ich glaube für richtig zu halten, da meiner Ansicht nach
Schulmedizin und Borreliose-"Spezialisten" beide gleichermaßen völlig dabei versagen diesem Thema auch nur im Ansatz gerecht zu werden. Ok. Es gibt ausnahmen. Mein Borreliose-Spezi ist Schulmediziner und Kassenarzt, bli bla blub - aber es war eine Suche.

Hierzu stelle ich Thesen auf und Widerlege/Belege Sie - Geht einfach und ist schöner zu lesen.

1. Borreliose ist eine akute Erkrankung. Chronisch-persistierende Verläufe sind ein Hirngespinst der Alternativmedizin.

A: Nein. Auch wenn diese Erkrankung definitiv von Quacksalbern ausgeschlachtet wird, ist der chronische Verlauf ab gewisser Krankheitsdauer und fehlender Genesung sogar die Regel:

bacterial-persistance.png

Fallbericht:
The Long-Term Persistence of Borrelia burgdorferi Antigens and DNA in the Tissues of a Patient with Lyme Disease

2. Langzeit-Antibiosen sind sinnlos, gefährlich und dienen vorallem einem: dem Arzt die Taschen voll zu machen.

A: Jaein. Natürlich sind Langzeit-Antibiosen kritisch zu sehen und mit erheblichen, teils gefährlichen Nebenwirkungen verbunden. Sie dürfen nur unter dem Gesichtspunkt des "kleineren Übels" zu rechtfertigen sein.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC10294829/

3. Borreliose hat immer eine feste Symptomatik. Unspezifische Symptome wie Bauchschmerzen, Erschöpfung gibt es nicht!

A: Nein. Zitat Chefarzt der Kardiologie hier am Spital: "Die Borreliose ist eine Multisystem-Erkrankung. Sie kann prinzipiell jedes Organsystem befallen".

Fallbericht:
Massivste epigastrische Schmerzen bei einem 59-jährigen Patienten

4. Serologische Untersuchungen sind immer ungenau, es gibt zu viele falsch positive!

A: Jaein. Es gibt bis heute bis auf Borrelien-PCR oder eine Liquorpunktion keinen geeigneten Test um eine Borreliose definitiv nachzuweisen, das ist richtig. Allerdings kann ein versierter Mediziner die Serologie in Zusammenschau mit der Klinik immer gut beurteilen.

Beispiel1: Ein Mann hat seit 2-jahren diverse Symptome. Der Arzt testet nun auch auf Borreliose. Dabei erscheint allerdings nur IgM-AK und kein IgG-AK. Dies schließt eine Borreliose nicht aus, macht sie aber unwahrscheinlich. IdR wird bereits nach 6-8 Wochen Krankheitsdauer IgG-AK exprimiert. Dieser Mann hätte also auch IgG positiv sein müssen um eine Borreliose zu verifizieren.
Ander verhält es sich bei Immunsuprimierten Patienten. Hier kann eine IgG-Bildung ausbleiben. (Auch an Cortisol und andere Immunmodulatoren denken!!)

Beispiel2: Eine junge Frau kommt in die Praxis und hat seit 3 Wochen diffuse Kopfschmerzen, Erschöpfung und Kribbelparästhesien. Der Arzt testet nach Ausschluss anderer Krankheiten auch auf Borreliose. Festgestellt wird ein negatives IgM und ein positives IgG-AK.
Auch hier ist eine Borreliose unwahrscheinlich, da eine IgM negative / IgG positive Verlaufsform tendenziell eher bei späten Verläufen beschrieben ist (Krankheitsdauer 6 Monate++). Hier bedarf es eines Immunoblots um die Banden besser zu beurteilen. Ein positiver VlsE-Bande macht eine aktive Borreliose tatsächlich wahrscheinlicher. Da dieser Blot-Marker eine variable Proteinsequenz hat und relativ schnell abfällt wenn eine Borreliose nicht mehr aktiv ist.

Generell gilt als Faustregel
IgM - Früh / häufig falsch positiv
IgG - Spät / Nur in 10% aller fälle falsch positiv!!!
IgM + IgG - Mittleres Stadium

5. Der LTT ist unfug!

A: Ja und Nein. Der LTT ist durch fehlende Übernahme der Kassen nicht mehr standardisiert und dadurch gibt es teils erhebliche Qualitätsunterschiede. Falsch-positive Ergebnisse und monatelange Behandlung ohne Besserung scheinen auf der Grundlage vom LTT ein riesen Problem zu sein, weshalb er leider häufig zu recht einen schlechten Ruf genießt. Der IMD Berlin gibt in eigener(!) Untersuchung an sein LTT habe bei sero-negativen Patienten eine Spezifität von 98,7% und bei sero-positiven eine Spezifität von 91,6%. Die Sensitivität (ungleich Spezifität) beträge 89,4%. Laut Eigenaussage und eigener Studien ist das natürlich sehr genau. Deshalb bleibt kritisch zu betrachten wie genau dieser LTT wirklich ist wenn die Studien diesbezüglich aus eigenem Hause stammen.

Persönlich ist mir ein Fall untergekommen der sero-negativ war und nur auf Grundlage des LTT IMD Berlin behandelt wurde. Nach starker Herxheimer-Reaktion trat sukzessive eine Besserung ein, sodass zumindest von einer Spirochäten-Aktivität auszugehen war. (Hinweis: Bakterienarten wie z.B. die Borreliose oder die Syphilis sind Spirochäten und gerade diese sind typisch für Herxheimer-Reaktionen)

Studie (aus eigenem Haus):
The lymphocyte transformation test for borrelia detects active lyme borreliosis and verifies effective antibiotic treatment

Eigene Meinung zum LTT: Ich habe in persönlicher Erfahrung und auch in der Erfahrung meines behandelnden Arztes nur positiv vom IMD Berlin zu berichten. Sie verhalten sich überaus transparent und seriös im Tagesgeschäft. Auch folgendes Verhalten erweckt in mir Vertrauen: Ein korrurierendes Labor wirbt damit sichere diagnostische Mittel für die Bartonellose anbieten zu können - und das obwohl dieser Erreger selbst in den USA sehr schlecht erforscht ist. Der IMD gibt hier offen zu, dass alle Versuche einen ausreichend sensitiven Test zu erstellen an zu vielen falsch-positiven gescheitert ist. Woraus ich persönlich schließe, dass der IMD Berlin einen wesentlich höheren Eigenanspruch hat, als andere - aber das ist natürlich nur meine Meinung und auch entsprechend gekennzeichnet.

6. Der CD57+ Test ist ebenfalls unfug und nicht zu empfehlen


A: Nicht optimal, aber möglicherweise komplimentär. Tatsächlich gehört er bisher nicht zum Kanon der Schulmedizinischen Untersuchungen, allerdings fand Burrascano bereits 2001 einen Zusammenhang zwischen erniedrigter CD57+ Zellzahl und chronischer Borreliose heraus. Das Problem ist die Spezifität. Es gibt auch andere Erkrankungen/ respektive Ursachen, die für die Erniedrigung dieser Zellzahl verantwortlich sein kann. Ein möglicher Hinweis könnte es dennoch liefern. Mein behandelnder Arzt hat nach Patientendaten Auswertung herausgefunden, dass sich die CD57+ Zellzahl bei 70% der Borreliose Fälle auf unter 100 erniedrigt hat. Bei 36% der Fälle waren es immerhin unter 60 NK-Zellen.

Da, gestattet hier die Auswertung der Patientdaten meines Arztes im Detail:

  • Erniedrigung der CD57 positiven NK-Zellen unter 100: 169 von 241 (70%)
  • Erniedrigung der CD57 positiven NK-Zellen unter 60: 87 von 241 (36%)
Quelle:
Quelle Studie: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12088407/
Auswertung der Patientendaten der Praxis Borreliose Saar

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Nur ein informierter Patient ist ein Wehrhafter Patient. Es kommt noch mehr von mir.
 
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Untersucht wurden 81 Patienten im Alter von 8-21 Jahren. Sie waren von Ihren behandelnden Ärzten bzw. Kinderärzten zur stationären Abklärung eingewiesen worden. Das Beschwerdespektrum bzw. Diagnosespektrum bei Einweisung reichte von chronischem Bauchschmerz, Blut im Stuhl, Gastroösophagealem Reflux mit Sodbrennen, Cöliakie über Morbus Crohn bis zur Gedeihstörung bzw. Gewichtsabnahme.
Alle Patienten wurden klinisch und laborchemisch untersucht einschließlich Bestimmung von Antikörpern gegen genannte Erreger. Sie wurden auch entweder ösophagogastroduodenoskopiert oder kolonoskopiert, aus daraus gewonnenen Schleimhautbiopsien wurden PCR-Tests auf o.g. Erreger durchgeführt, lediglich der Nachweis von Helicobacter erfolgte lichtmikroskopisch aus Biopsien des oberen Magen-Darm-Traktes.
Bei der DNA-Analyse für Borrelia-burgdorferi wurden Primer speziell für das OSP-A und chromosomale LY1-Gen verwendet.
Zur Bestimmung von Bartonella und Mykoplasma fermentans wurden ribosomale RNA-Gene untersucht.
Bei Verdacht auf Gallenblasen- oder Gallengangs- Beteiligung wurden ergänzend auch sonographische Untersuchungen des Abdomens durchgeführt.
Bei Verdacht auf Apendizitis oder mesenteriale Lymphadenitis führte man computertomographische Untersuchungen des Abdomens durch, sowie Stuhluntersuchungen auf ocultes Blut, Chlostridium difficile-Toxine, Salmonella, Shigella, Yersinia,
Campylobakter, E.Coli, Wurmeier und Elisa-Antigen-Tests gegen Lamblien.
Schleimhautbiopsien wurden aus entzündlich veränderten Schleimhautarealen entnommen, entweder bei der Ösophago-gastro-duodenoskopie oder Colonoskopie.
  • Bei 30 der 81 Patienten (entsprechend 37%) fanden sich PCR-positive Befunde für eine einzelne Infektion.
  • 19 von 81 (24%) und bei 6 von 81 (8%) hatten PCR-Biopsiepositivität für zwei oder drei gastrointestinale Infektionen.
  • Bei den 30 Patienten mit lediglich einer einzelnen Infektion war Bartonella henselae in zwölf Fällen am häufigsten vertreten, gefolgt von
  • Helikobakter-pylorii in 9 Fällen, gefolgt von
  • Mykoplasma-fermentans in 6 Fällen und erst an vierter Stelle
  • Borrelia-burgdorferi in lediglich 3 Fällen.
  • Von den 19 Co-Infektionen fanden sich Bartonella und Mykoplasma-fermentans in 10 Fällen,
  • Bartonella und Borellia-burgdorferi in 6 und
  • Borellia-burgdorferi und Mykoplasma-fermentans wurden in 2 Fällen gleichzeitig gefunden und waren jeweils assoziiert mit umschriebenen entzündlichen Schleimhautveränderungen.
  • In den Magen-Darm-Biopsien mit Dreifachentzündungen wurden in 4 Fällen gleichzeitig Bartonella, Helicobakter und Mykoplasma-fermentans detektiert, während Bartonellahenselae, Mykoplasma-fermentens und Borrelia-burgdorferi gleichzeitig in 2 Fällen detektiert wurden.
  • In der Zusammenschau hatten von den 81 untersuchten Patienten 35 eine Bartonellahenselae- Infektion, 24 hatten eine Mykoplasma-fermentans-Infektion, 14 hatten eine Helikobakter-pylorii-Infektion und insgesamt 13 Patienten hatten eine Borrelia-burgdorferi- Infektion entweder einfach, oder als Mehrfachinfektion wie beschrieben.
  • Bei 33 % der untersuchten Patienten liess sich keine infektiöse Krankheitsursache nachweisen, Bei den Stuhlanalysen konnten keine weiteren Infektionen detektiert werden.
    In der ergänzenden Abdomensonographie fanden sich weder Gallensteine noch Hinweise auf Pankreatitis, noch auf Erkrankungen der galleabführenden Wege.

Auf Grund dieser kleinen Studie erweist sich Bartonella henselae als das am häufigsten krankmachende Agens im untersuchten Patientengut.

Bei Pat. mit chronischen Magen-Darm- und evtl. multisystemischen Beschwerden ist deshalb an das Vorkommen genannter Erreger zu denken.
Diese Kleinstudie mit 81 Probanden, könnte darauf hindeuten, dass gastrologische Probleme sehr viel häufiger als Gedacht auf chronische Infektionen - am häufigsten mit Bartonella henselae - zurückzuführen sind.

Limitationen der Studie sind definitiv die kleine Gruppe, das Alter (alle Probanden waren unter 21), sowie eine mögliche Prä-Selektion da der Autor sehr viel an Borreliose und Co-Infekten arbeitet. Es ist nicht auszuschließen, dass es sich hierbei teilweise um Patienten gehandelt hat.

Trotz der Limitationen ist das ein enormer Fund, da Bartonella bisher in der Schulmedizin sehr selten mit gastrologischen Problemen assoziiert war. Innerhalb der Studiengruppe war Bartonella auch häufiger anzutreffen als H. pylori - der sehr bekannt für Gastritis ist.

Schlussfolgerung: Nach Aussschluss anderer Ursachen auch an Bartonella, Borreliose und Co. bei gastrologischen Manifestationen denken!

Quellenangabe:
Gastrointestinale Manifestationen der Borreliose und zu beachtende Co-Infektionen – eine Literaturübersicht.
 
Der Blazer hat gleich was neues im Gepäck:

Hyperkalzämie bei chronischer Bartonella Henselae Infektion - Ein möglicher Wegweiser?

Meine Anekdote - gerne Überspringen:
Bei mir wurde 2021 eine diffuse Infektion/Entzündung festgestellt. CRP war dabei <100mg/l. Interessant und auffällig war dabei jedoch vorallem eins: Eine Hyperkalzämie auf die mich erst so richtig eine Chefärztin hinwies, nachdem der behandelnde Arzt es in die Bedeutungslosigkeit geredet hatte. Immer wieder hatte ich mich gefragt woher zum Teufel bitte diese ständig erhöhte Calcium kommt? Keiner konnte mir eine Erklärung liefern. Nichtmal die Borreliose-Spezis hatten hierfür eine Erklärung. Aufschluss sollte ein englischsprachiger Betroffener und sein US-amerikansicher Bartonellose(nicht Borreliose) Spezialist bringen.

Es gibt nämlich Hinweise darauf dass eine Infektion (ob nun chronisch oder nicht) mit Bartonella Henselae zur Hyperkalzämie führt, denn dieser Theorie zufolge setzt Bartonella eine Kalziferation in Gange wenn es vom Immunsystem angegriffen wird. Und ein braves Immunsystem greift in aller Regel Fremdkeime an.


Hinweisgebende Studien und Fallbeispiele:

Hypercalcemia due to endogenous overproduction of active vitamin D in identical twins with cat-scratch disease

Bartonella-induced endothelial cell proliferation is mediated by release of calcium from intracellular stores

Role of Bartonella henselae endocarditis in the nucleation of aortic valvular calcification


Schlussfolgerung: Bei Hyperkalzämie bitte auch an Bartonella Henselae denken, ob nun bereits chronisch oder nicht. Wobei auch bei Bartonella der chronische Verlauf ab gewisser Krankheitsdauer die Regel zu sein scheint.

Toxin von Bakterien begünstigt chronische Infektion (Universität Basel)
 
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