Tilidin Sucht (Schmerzmittel)

hallo silberengel,
ich nahm es in relativ hoher Dosierung und spürte, dass ich immer höhere Dosen brauche. Außerdem sagten mir die Ärzte, dass wir nach dem Entzug andere Schmerzmittel, die weniger Nebenwirkungen hätten, probieren könnten. Aber die halfen alle nicht und ich hatte die Wahl zwischen Morphium und Tillidin. Das Morphium will ich mir aufheben, für noch schlimmere Schmerzen.

Ich nehme aber sehr viel weniger Tillidin als noch vor 2 Jahren, da der Neurologe mir ein Medikament gegen die starken Schmerzen und gleichzeitig gegen Ängste versichrieben hat. Beides ist viel besser geworden.

Liebe Grüsse
answer
 
Hallo erst mal,
Diesen Thread habe ich aufmerksam durchgelesen und möchte nun auch gerne etwas schreiben, verbunden mit einer Frage...
Ich habe seit fast 10 Jahren MS, dadurch bereits viele Schmerzen. Als im letzten Jahr noch ein doppelter Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelgegend dazu kam (diagnostiziert von einem Radiologen) halfen mir die herkömmlichen, „sanfteren“ Schmerzmittel wie Ibuprofen, Diclofenac und Novalgin nicht mehr weiter. Bis dato war ich nie mit Opiaten in Berührung gekommen.
Dann bekam ich Tilidin-Tropfen von meinem Hausarzt verschrieben. An die 1. Einnahme erinnere ich mich sehr gut: ich nahm 15 Tropfen und war einfach nur „high“ davon. Alles war irgendwie warm und schön, ich war total gedämpft, irgendwie schossen mir lauter kreative Ideen durch den Kopf. Das war total toll! Die Schmerzen waren irgendwie noch da, aber ich konnte sie recht gut ignorieren, sie standen einfach mehr im Hintergrund.
Weiter nahm ich die Tropfen und steigerte über Monate hinweg bis zur –in dem Beipackzettel angegebenen- Höchstdosis von 4x40 Tropfen pro Tag. Irgendwann wusste ich gar nicht mehr ob ich das jetzt wegen der Schmerzen nehme oder wegen dem Kick, der natürlich immer schwächer wurde und länger auf sich warten ließ, bzw. irgendwann auch gar nicht mehr wirklich kam. Dem Arzt erzählte ich natürlich weiter von Schmerzen um mir die Rezepte zu sichern.
Zwischendurch musste ich einige Male ins Krankenhaus (wegen MS-Symptomen), dort wurde ich dann auch gründlich untersucht mit Bluttests, MRT, usw. Man fand dort heraus das meine Schmerzen in der Form wie ich sie angebe definitiv nicht von den Bandscheiben verursacht werden können, es sei da was, ja, aber nichts was meine Empfindungen rechtfertigt.

Das war dann der Zeitpunkt an dem ich nicht mehr umhin kam mir eine Sucht einzugestehen.
Ich ging zum Hausarzt, nahm meine Tropfen mit, knallte sie ihm auf den Tisch und sagte: „Ich habe ein Problem“. Er hatte das selbst gar nicht mitbekommen wie viel von dem Zeug ich bekommen habe. Es ist eine Gemeinschaftspraxis von 3 Ärzten, ich habe oft einfach nur die Sprechstundenhilfe angerufen, um ein Rezept gebeten und einer der 3 Ärzte hat das dann schon unterschrieben im Vorbeilaufen, eben weil es ja so auch in meiner Akte schon zu finden war. Der Doc fiel aus allen Wolken als er sah das ich mit einer 100ml Flasche nur rund 3 Wochen klarkam. Erst wollte er mich in eine Klinik packen zum Entzug, aber das wollte ich nicht. Habe mit ihm ein Abkommen getroffen selbst runterzudosieren unter seiner Aufsicht. Diesmal in Tablettenform. Das klappte auch gut, über ca. 3 Wochen nahm ich immer schwächere Dosen zu mir bis ich bei Null angelangt war.

Hielt ca. 4 Wochen. Dann haben die Schmerzen mich übelst wieder eingefangen! Da ich wusste ich kriege vom Hausarzt nix mehr bin ich zum Neurologen gegangen. Der gab mir erst Tramadol-Tropfen. Aber damit konnte ich wirklich nix anfangen. Wie Mineralwasser konnte ich die schlucken und hatte null Wirkung. Also wieder Tilidin, weil es das einzige war von dem ich wusste das es die Schmerzen überdeckt. 2 50ml Pullen bekam ich von ihm innerhalb von 3 Wochen bevor er mich in eine Suchtklinik einwies.
Da komme ich frisch her... Habe auf eigene Verantwortung die Klinik verlassen, ich konnte es einfach nicht aushalten!!! DAS kann niemals mein Weg der Entgiftung sein.
Seit 2 Tagen bin ich wieder zuhause und habe selbständig die Dosis von 160 Tropfen auf 60 Tropfen am Tag runtergefahren. Darauf bin ich schon sehr stolz, aber ich weiß das ich ganz am Anfang stehe. Die Flasche ist bald leer, ich bekomme nichts mehr...
Aber mein Medizinschränkchen ist voll von anderen Dingen die es mir erleichtern könnten.
Da wäre noch die Flasche Tramadol, verschiedene Benzos (Tafil, Tetrazepam) und Novalgin-Tropfen. Das meiste sind Medikamente die mir „für den Bedarfsfall“ verordnet wurden.
Meinen Arzt kann ich vor Dienstag nicht erreichen, ob ich dann sofort einen Termin bekomme ist auch noch fraglich.

Was würdet ihr an meiner Stelle tun?

Ich danke Euch allen hier für Eure Offenheit, es tut sehr gut zu lesen das ich mit diesem Problem nicht alleine dastehe und viele hier den steinigen Weg geschafft haben!
 
Hallo MiraCle,

ich bin jetzt nur insofern betroffen, dass ich bei starken Schmerzen ab und zu Tramadol einsetze, bis jetzt aber die Opiate absetzen konnte, ohne Bewerden.

Meine objekte Meinung dazu ist:

Zwischendurch musste ich einige Male ins Krankenhaus (wegen MS-Symptomen), dort wurde ich dann auch gründlich untersucht mit Bluttests, MRT, usw. Man fand dort heraus das meine Schmerzen in der Form wie ich sie angebe definitiv nicht von den Bandscheiben verursacht werden können, es sei da was, ja, aber nichts was meine Empfindungen rechtfertigt.

Das war dann der Zeitpunkt an dem ich nicht mehr umhin kam mir eine Sucht einzugestehen.

Habe mit ihm ein Abkommen getroffen selbst runterzudosieren unter seiner Aufsicht. Diesmal in Tablettenform. Das klappte auch gut, über ca. 3 Wochen nahm ich immer schwächere Dosen zu mir bis ich bei Null angelangt war.

Hielt ca. 4 Wochen. Dann haben die Schmerzen mich übelst wieder eingefangen! Da ich wusste ich kriege vom Hausarzt nix mehr bin ich zum Neurologen gegangen.



Du erwähnst hier übelste Schmerzen, die Du anscheinend aber nicht so richtig ernst nehmen kannst, da es im Krankenhaus keinen definitiven Hinweis bzw. Beweis für Deine Schmerzen gab. Also die Ursache nicht gefunden wurde.

Das heisst doch jetzt aber nicht, dass Du diese Schmerzen nicht hast und somit süchtig bist.

Das beweist doch ganz klar, dass die Schmerzen, nach dem Absetzen des Opiats übelst wiedergekommen sind.

Was mir dazu einfällt ist, suche Dir einen sehr guten Schmerztherapeuten. Der Schmerztherapeut wird Dich richtig bezüglich Deiner Schmerzen einstellen, wahrscheinlich auch wieder mit Opiaten, da die "peripheren Analgetika" (gemeint sind hier Paracetamol, Ibuprofen u.s.w.) ein viel höheres Nebenwirkungsrisiko haben.

Hier ein Bericht von der Uni Giessen dazu:

Universitätsklinikum Giessen und Marburg*-*Opiate und Schmerztherapie

Weiterhin wird Dich der Schmerztherapeut hinsichtlich Deiner Suchtgedanken beruhigen:

Von einer Suchtgefahr durch Opioide abzugrenzen ist selbstverständlich eine körperliche Abhängigkeit, das heißt wenn das Medikament zu rasch abgesetzt wird, entstehen körperliche Entzugssymptome.
Wie sag´ ich´s meinem Patienten?
"Morphium, Herr Doktor? Werde ich davon nicht abhängig?"
Diese Frage hören wir in unserer Schmerzambulanz häufiger, wenn es darum geht, einen Patienten auf Opioidpräparate einzustellen. Häufig hilft der Hinweis, dass der Patient mit chronischer Schmerzkrankheit von seinem Schmerzmedikament ebenso "abhängig" ist, wie ein Asthmakranker von seinem "Asthmamittel" oder ein Herzkranker von seinen "Herztabletten". Das heißt, ohne regelmäßige Einnahme des Medikaments sind seine Beschwerden nicht zu kontrollieren, aber dadurch wird er bei sachgemäßer Einnahme nicht zum "Süchtigen"!
Das ist leider in der Vergangenheit versäumt worden, hier ist eine richtige Einstellung und Aufklärung bzgl. Sucht notwendig.


Wichtig ist, dass Du ganz ehrlich bist bezüglich Deiner Schmerzen. Wenn diese tatsächlich so übel vorhanden sind, gilt meines Erachtens obiger Absatz.

Bitte wende Dich dann an einen entsprechenden Schmerztherapeuten.


Liebe Grüsse
Kayen
 
Vielen Dank Kayen, für Deine ausführliche Antwort :)

Den Tipp mit dem Schmerztherapeuten werde ich unbedingt umsetzen! Bislang war ich bei so vielen verschiedenen Ärzten (im Rahmen meiner MS-Beschwerden), aber diese Anlaufstelle habe ich tatsächlich noch nie genutzt. Höchste Zeit jetzt.
Heute habe ich keinen Termin bei meinem Arzt bekommen können. In 2 Wochen erst wieder. Aber bis dahin habe ich auch kein Tilidin mehr. Ich werde mir wohl mit meinen anderen Medikamenten versuchen müssen selbst zu helfen und morgen schon versuchen parallel einen Termin bei einem Schmerztherapeuten zu bekommen.
Heute hatte ich noch meine letzten 40 Tropfen Tilidin, die aber auch nicht ausreichten um die Schmerzen zu bekämpfen.

Du schreibst ich solle absolut ehrlich sein was meine Schmerzen betrifft. Das bin ich, es sind abartige Schmerzen, so dolle Schmerzen das ich manchmal morgens kaum aus dem Bett aufstehen kann um bis zur Toilette zu laufen. Mit Tilidin gehen sie soweit weg das ich meinen Alltag bewältigen kann. Aber die Ursache der Schmerzen kann ich natürlich nicht benennen, mittlerweile denke ich das ich vom Tilidinentzug auch Schmerzen habe - da beißt sich die Katze dann in den Schwanz. Aber ein gut geschulter Schmerztherapeut wird mit meinen Angaben ja sicher was anfangen können.

Die ganze Zeit drehten sich meine Gedanken nur um "ich MUSS auf Teufel komm raus clean werden". Deine Antwort zeigt mir aber das ich mein Körpergefühl nicht einfach so übergehen und ignorieren darf und das erstmal weiterverfolgen muss bevor ich mich diesem Druck aussetze. Danke für Dein Bestärken meines Selbstvertrauens!!!

Herzliche Grüße,
MiraCle
 
Gerne MiraCle.

Du schreibst in Deinem ersten Beitrag:

Ich habe seit fast 10 Jahren MS, dadurch bereits viele Schmerzen. Als im letzten Jahr noch ein doppelter Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelgegend dazu kam (diagnostiziert von einem Radiologen) halfen mir die herkömmlichen, „sanfteren“ Schmerzmittel wie Ibuprofen, Diclofenac und Novalgin nicht mehr weiter. Bis dato war ich nie mit Opiaten in Berührung gekommen.

Aufgrund dieser Schmerzen wurde Dir ein Opiat verordnet. Sind die Schmerzen, die Du bis dato ,nach Absetzen des Opiats spürst, ähnliche Rückenschmerzen wie damals?

Auch wenn in dem gegenwärtigen MRT, kein komprimierter Nerv zu sehen ist, können trotzdem Schmerzen vorhanden sein.

Ich habe ähnliches erlebt nach einem Bandscheibenvorfall.

Erst war der Nerv komprimiert und später nach vielen Monaten war die Bandscheibe bereits am abheilen bzw. es war auf dem Bild nix komprimiertes mehr zu sehen.

Und trotzdem hatte ich noch arge Schmerzen. Das liegt an kleinen Nervreizungen, die im Bild zwar nicht zu sehen sind, aber trotzdem vorhanden sind.

Bei mir hat es sehr lange gedauert, bis ich wieder schmerzfrei wurde und erst mit einem Opiat, einem entsprechendem Schmerztherapeuten inklusive konservative Schmerztherapie (die aber sehr, sehr sanft von statten gehen musste) stellten sich langsam Erfolge ein.

Mit einem richtigen Therapeuten an Deiner Hand, kommen bei richtiger Einstellung, garkeine Suchtgedanken auf.

Die ganze Zeit drehten sich meine Gedanken nur um "ich MUSS auf Teufel komm raus clean werden".

Da ist leider, leider so einiges bzgl. Aufklärung schief gelaufen bei Dir.
Du hattest doch niemanden und warst Dein eigener Therapeut und deswegen sind die Gedanken etwas aus dem Ruder gelaufen.

Denn weiterhin steht hier im vorherigen Link:

• Individuelle Dosierung bzw. Einstellung - Die richtige Dosis ist die, die zur Schmerzfreiheit führt. Es gibt keine "Höchstdosis" a priori.

Das heisst, die Zahlen der Tropfen die Du einnimmst sind nicht ausschlaggebend für eine Suchtbeurteilung. Deine Schmerzfreiheit ist ausschlaggebend und hier gilt es die bestmögliche Dosis herauszufinden.

Eigentlich solltest Du den Artikel von der Uni-Giessen ausdrucken und Deinem Hausarzt übergeben und sagen, dass Dir die nötige Aufklärung gefehlt hat.

Ehrlich gesagt, würde ich jetzt keine Mittel wild durcheinander einnehmen, sondern vielleicht ist der Hausarzt überzeugt, nach Vorlage dieses Artikels und Deiner nochmaligen Gedanken dazu, bis zum Termin beim Schmerztherapeuten ein weiteres Rezept, kann ja eine kleine Menge sein bis dahin, auszustellen.


Liebe Grüsse
Kayen
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich danke Dir nochmals, Kayen :)

Ja, die Schmerzen sind weiterhin die gleichen wie damals vor der Opiateinnahme. Immer noch der gleiche Bereich in der Lendenwirbelgegend und ausstrahlend in die Beine, was beim Laufen sehr ekelig ist.
Scheinbar dann ein ähnlicher Effekt wie bei Dir damals. Schön das Du das Problem inzwischen im Griff hast, das freut mich!

Heute morgen habe ich einen Termin bei einem Schmerztherapeuten vereinbart. Leider ist der Termin erst in 3 Monaten. Das ist natürlich unüberbrückbar ohne Unterstützung. Ich bin also gleich auch nochmal zu meinem Hausarzt gegangen und habe meine ganze Problematik geschildert, z. großen Teil ist das ja auch dort alles schon bekannt gewesen. Das Ergebnis dieses Besuchs halte ich vorerst für sehr zufriedenstellend: ich habe Oxycodon in Verbindung mit Novalgin verordnet bekommen. Alles in Tablettenform, so das eine Dosissteigerung nicht so einfach klappt wie es bei den Tropfen der Fall war.
Nächste Woche habe ich erneut einen Termin dort, damit wir besprechen können ob die Dosierung so angemessen für meine Schmerzen ist, oder ob wir etwas verändern sollten. Gleichzeitig möchte mein Hausarzt versuchen den Termin bei dem Schmerztherapeuten zu beschleunigen, wird mich aber auf alle Fälle weiterhin unterstützen. Von Entzug ist erstmal keine Rede mehr, nur davon das ich eben von dem unkontrollierten Einnehmen wegkomme. Was ja sehr vernünftig ist.

Kayen, ich danke Dir sehr das Du mich so gut beraten hast! Das hat mir sehr viel Selbstvertrauen gegeben den Ärzten hoch erhobenen Hauptes entgegenzutreten und nicht dabei auszusehen wie ein Junkie der nach der nächsten Dröhnung lechzt. Das macht einen großen Unterschied für mein eigenes Wohlbefinden.
Herzlichen Dank!!!
 
Hallo MiraCle,

wie geht es dir ohne Tillidin? Ging das Absetzen so ad hoc? Ich habe das vor 1 1/2 Jahren nicht geschafft.

anser
 
Hallo MiraCle,

wie geht es dir ohne Tillidin? Ging das Absetzen so ad hoc? Ich habe das vor 1 1/2 Jahren nicht geschafft.

anser

Hallo Answer,

es geht mir gut ohne Tilidin. Allerdings habe ich ja Oxycodon-Tabletten, die eine ähnliche Wirkung haben. Knallen nicht so rein wie die Tropfen, aber so ein seichtes, schmerzdämpfendes, warmes Gefühl habe ich damit auch. Ich glaube nicht das ich es ohne die Tabletten sofort packen würde.
Wie geht es Dir inzwischen? Ich habe hier vieles von Dir gelesen und würde mich freuen mal Deinen aktuellen Stand zu lesen.
viele Grüße,
MiraCle
 
Hallo MiraCle,

ich war lange nicht mehr im forum. Freut mich wirklich, dass du ohne Till. auskommst. Welchen Wirkstoff hat das Medikament, das du statt Till. nimmst.

Ich nehme wieder Till. 3 x 26 Tr. pro Tag. Ich wurde am 21.10.11 wieder operiert. Irgendwie wurde ich ausgesucht immer wieder einen Tumor zu bekommen. Dieses Mal war es ein Tumor an der Wirbelsäule am Rückenmarkskanal. Ich hatte furchtbar Angst vor der OP, sie war aber zu ertragen. Im Krankenhaus gaben sie Novalgin, das vertrage ich nicht, ich muss davon erbrechen, also weiter mit Tillidin. Ich spüre aber schon deutlich, dass ich reduzieren kann, da die Schmerzen weniger werden.

Liebe Grüße
answer
 
Hallo, herzlichen Dank an die vielen Nutzer, die ihre Beiträge hier geschrieben haben. Ich finde sie sehr interessant, da ich wg. eines Bandscheibenvorfalls seit ein paar Wochen Tilidin nehme und nach Infos über die Suchtgefahr gesucht habe.

Ab jetzt werde ich auf jeden Fall noch vorsichtiger sein mit meinem Medikament, damit ich nicht abhängig werde.

Bisher habe ich aber keine Probleme; Tilidin nimmt dem Schmerz die Spitze, und das ist schon eine super Sache. Wenn man wirkliche Schmerzen hat, dann gibt es ja seit ewigen Zeiten nichts besseres als Opiate/Opioide. Genauer gesagt, gibt es nichts anderes. Die Nebenwirkungen bei mir: Benommenheit/Müdigkeit (aber angenehm, na klar; ich habe erstmal tagelang nur geschlafen oder gedöst), Verstopfung, manchmal Magengrummeln.

Ich habe die ersten zwei Wochen die Höchstdosis von 4x40 Tropfen genommen; einmal auch 50 Tropfen, aber die Wirkung davon fand ich schon nicht mehr nur angenehm, zu rauschhaft (vor Jahren habe ich mal auf einer Party Opium geraucht, das war ähnlich und hat mir auch nicht besonders gefallen).

Jetzt nehme ich 2-3x20 Tropfen und will weiter reduzieren. Ich bin guten Mutes, dass das geht, weil meine Schmerzen nachgelassen haben. An manchen Tagen sind sie auch wieder stärker, aber die Tendenz ist, glaube ich, positiv.

Die Verstopfung bekämpfe ich mit Buttermilch, das klappt ziemlich gut. Falls ich Suchterscheinungen bemerke und das Mittel aber eigentlich nicht mehr brauche, werde ich mit meinen Ärzten sprechen (keiner von beiden hat mich bisher auf das Suchtpotenzial hingewiesen). Vielleicht hilft dann eine Woche Haschischtee oder Tetrazepam, um Entzugserscheinungen zu mildern. Tilidinabhängigkeit mit Oxycodon zu behandeln, wie in einem Beitrag weiter oben beschrieben, kommt mir paradox vor: das ist im Grunde derselbe Stoff, nur zehnmal so potent.

Allen Abhängigen wünsche ich das allerbeste, viel Kraft und Liebe. Manche Berichte von Euch haben mich sehr gerührt. Macht Euch nicht so fertig! Die Seite der Uniklinik Gießen (Universitätsklinikum Giessen und Marburg*-*Opiate und Schmerztherapie; in einem anderen Beitrag erwähnt) ist da vielleicht hilfreich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

ich bin nach wie vor bei 3 - 4 mal täglich 26 Tr. Tillidin. Weniger geht garnicht. Ich war 3 Wochen stationär und bekam 3 x täglich 20 Tr. Tillidin, ich hatte die erste Woche nur Schmerzen, danach wurde die Dosis erhöht.

Bandscheibe, der von dir eingestellte link der Uniklinik Gießen ist hochtinteressant. Bei Tillidin wird von meinem Neurologen immer nur die Sucht in den Vordergrund gestellt, nicht die Schmerzen. Eine Alternative zum Tillidin hat er jedoch auch nicht. Ich werde ihm bei meinem nächsten Besuch die Infos mal zeigen.

Es gibt m. E. kein Medikament mit weniger Nebenwirkungen, das mir die starken Schmerzen nimmt. Ich habe schon so vieles versucht, auch auf der homöopathischen Schiene, aber ich komme immer wieder zum Tillidin. Das nimmt mir auch nur die Spitze der Schmerzen, ein Grundschmerz ist immer da.

Gibt es jemanden der seine Erfahrungen NACH Tillidin schildern kann.

Eine "berauschende" Wirkung gibt es bei mir nicht, ich denke, dazu ist auch die Dosis zu gering. Ich möchte das auch nicht, ich möchte nur mal ein paar Tage Schmerzfreiheit, träumen darf ich glücklicherweise noch......

answer
 
Hallo answer,

Opiate/Opioide sind eigentlich die perfekten Medikamente: sie wirken immer und haben keinerlei ernsthafte Nebenwirkungen; sie schaden dem Körper nicht, so dass man sie sein Leben lang nehmen kann (soweit ich weiß, ist Heroin von Bayer ursprünglich als Hustenmittel für Kinder entwickelt und vermarktet worden). Wenn da nicht die Sache mit der Abhängigkeit wäre.

Ich glaube, der entscheidende Hinweis ist (so z.B. auf der Seite der Uniklinik Gießen), dass man das Mittel in regelmäßigen Abständen und immer in der gleichen Menge nehmen sollte, so dass ein konstanter Wirkspiegel entsteht. Dadurch wird die Kopplung von Einnahme und dann eintretendem Wohlbefinden vermieden, die zur Sucht nach immer höheren Dosen in kürzeren Abständen führt. Die körperliche Abhängigkeit (das ist also nicht dasselbe wie Sucht) entsteht aber zwangsläufig bei längerer Einnahme; damit muss man umgehen. Aus verschiedenen Quellen (z.B. William S. Burroughs) entnehme ich, dass es bis zu einer echten Abhängigkeit ungefähr ein halbes Jahr dauert. Das scheint unabhängig von der Dosis oder dem spezifischen Opiat/Opioid zu sein und gilt selbst für Heroin.

In der letzten Woche habe ich Tilidin, anders als in den ersten Wochen, nur noch nach Bedarf genommen: 20-30 Tropfen pro Einnahme, 1-2 Mal am Tag, zu unterschiedlichen Zeiten. Ich nehme jetzt an, das ist ein Fehler, weil ich damit meinen Körper evtl. konditioniere, Schmerz zu produzieren, um Tilidin zu bekommen.

Deshalb bin ich heute dazu übergegangen, die Dosis auf 10 Tropfen zu reduzieren, mit regelmäßiger Einnahme alle vier Stunden, wie am Anfang (9, 13, 17, 21 Uhr), unabhängig davon, ob ich Schmerzen habe. Ich habe vor, das noch eine Woche zu machen und dann jeweils einen Tropfen pro Tag weniger zu nehmen, bis ich wieder "clean" bin.

Wenn die 10 Tropfen nicht reichen, dann erhöhe ich die Dosis, aber ich weiche nicht mehr von dem Vier-Stunden-Schema ab. Hoffentlich klappt das.
 
Hallo,

Nebenwirkungen haben Opiate schon, aber mit starken Schmerzen kann man nicht dauerhaft leben.

Ich habe das Tillidin schon in 4-stündigem Turnus genommen, um den Spiegel zu erhalten, ich habe auch schon mit den Retard Tabletten meine Erfahrungen. Für mich ist es am effektivsten, wenn ich die Tropfen nach Bedarf nehme. 20 oder weniger Tropfen erzeugen einen relativ hohen Dauerschmerz, 28 Tropfen beseitigen in 7 von 10 Einnahmen die Schmerzspitze, sodaß die Lebensqualität akzeptabel ist.

Heute habe ich Migräne, dagegen helfen die Tropfen garnicht. Meine Rückenschmerzen sind auszuhalten, ich habe schon 3 x 28 Tropfen genommen und hoffte, die Migräne in den Griff zu bekommen, geht leider garnicht. Da muß ich wohl durch.

Es wäre interessant, wenn du deine Erfahrungen mit der Reduzierung einstellen könntest.

Grüssle
answer
 
Na klar, das mache ich gerne.

Du stellst also mit der Einnahme nach Bedarf kein "Craving" fest? Also, dass du mit der Zeit das Verlangen hast, sie in immer höherer Dosis oder immer öfter einzunehmen?

(Mit Nebenwirkungen meinte ich jetzt nur solche, die den Körper schädigen; in der Hinsicht sind Opiate harmloser als Aspirin. Dass Junkies eine so niedrige Lebenserwartung haben, liegt ja nicht daran, dass Heroin gesundheitsschädlich wäre, abgesehen von Überdosierung.)

Viele Grüße
 
Zuletzt bearbeitet:
Für mich ist das auch eine Kopfsache, ich nehme das tillidin wenn ich Schmerzen habe und nicht präventiv bzw. um den Spiegel zu halten. Ich denke jeder sollte ausprobieren, welche Medikation am sinnvollsten ist.

Ich habe noch nie mehr als 30 Tropfen genommen, bei Schmerzen 3 - 4 mal
täglich, mit weniger Schmerzen auch nur einmal pro Tag.

answer
 
Ah, ok. Das beruhigt mich jetzt ziemlich, was Du da sagst. Es ist wahrscheinlich auch eine Sache der Persönlichkeit. Manche Menschen (s. viele Beiträge in diesem Thread) scheitern offensichtlich beim lockeren Umgang mit dem Medikament/der Droge (interessant, dass das im Englischen dasselbe Wort ist).
 
Nachtrag: ich habe vor einer Woche aufgehört, Tilidin regelmäßig zu nehmen. Seitdem nur ein oder zwei Mal. Keine Probleme, kein Verlangen nach dem Medikament; eine Nacht ziemlich viel geschwitzt, aber ich bin nicht mehr sicher, ob das direkt nach dem Absetzen war. Insgesamt habe ich es sechs Wochen lang genommen.

Meine Schmerzen sind so gut wie weg. Manchmal noch Kribbeln oder ein Ziehen, aber immer seltener. Wenn das so weitergeht, bin ich sehr zufrieden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bandscheibe, das freut mich aber. Fast keine Schmerzen mehr, fast keine Entzugserscheinungen, das ist ja super. Hoffentlich kann ich das auch irgendwann mal sagen, fast keine Schmerzen mehr.

Geniesse jeden Tag.......

answer
 
hallo ory,
danke für den link, habe morgen einen Termin bei meiner Ärztin, ich werde ihr das mal zeigen, auch meinem Schmerztherapeuten.

Einen schönen Tag
anser
 
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