Lebenswerte Zukunft

Hallo Luftikus,

da Du irgendwo in einem Thread Khalil Gibran "von der Liebe" gepostet hast, will ich Dir "von der Liebe II" nicht vorenthalten.
Ich weiß ja, ich als momentanes Neutrum sollte es vielleicht nicht sein, aber es ist einfach so, ich bin völlig hin und weg davon:

Von der Liebe II

Wenn die Hand eines Mannes
die Hand einer Frau streift,
berühren sich beide bis in alle Ewigkeit.

Khalil Gibran​

Liebe Grüße
d_sunny.gif
 
Danke für alles (und an alle)!!!
Liebe Auri!, für Dich (und alle) noch ein schönes Lied...



... und Worte dazu von "uns" Khalil Gibran:

"Eure Herzen kennen im stillen die Geheimnisse der Tage und Nächte.
Aber eure Ohren dürsten nach den Klängen des Wissens in euren Herzen.
Ihr wollt in Worten wissen, was ihr in Gedanken immer gewusst habt.
Ihr wollt mit den Händen den nackten Körper eurer Träume berühren. Und das ist gut so.
Die verborgenen Quelle eurer Seele muss unbedingt emporsteigen und murmelnd zum Meer fließen;
Und der Schatz eurer unendlichen Tiefen möchte euren Augen offenbart werden.
Aber wiegt den unbekannten Schatz nicht mit Waagschalen.
Und erforscht die Tiefen eures Wissens nicht mit Messstock oder Senkschnur.
Denn das Ich ist ein Meer, grenzenlos und unermesslich.
Sagt nicht: "Ich habe den Pfad der Seele gefunden."
Sagt lieber: "Ich habe die Seele auf meinem Pfad wandelnd getroffen."
Denn die Seele wandelt auf allen Pfaden.
Die Seele wandelt nicht auf einer Linie, noch wächst sie wie ein Schilfrohr.
Die Seele entfaltet sich wie eine Lotusblume mit zahllosen Blättern."

Aus dem semipermeablen Ei (und die Lotusblume wollte ich doch nochmal erwähnt wissen) :freu:
 
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Ein Spruch aus einer ziemlich mittelmäßigen amerikanischen TV-Serie - leicht modifiziert:

Die Stärke von Dreien kann keiner entzweien.

:schaukel:


Außerdem natürlich allen einen besinnlichen Advent und eine heilige Zeit!
 
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Hi Aurinko,

weiß nicht, ob es legitim ist, wenn ich mich hier in Eueren zauberhaften Polylog einfädle. Aber mir fiel was ein zu Deinem #142, was Dich, Euch vielleicht freut.

Das Erste: ein leiser Protest gegen Dein

"Ich weiß ja, ich als momentanes Neutrum sollte es vielleicht nicht sein, aber es ist einfach so, ich bin völlig hin und weg davon ..."​
Neutrum? Eine Frau wird doch niemals ein "Neutrum", noch nicht einnmal "momentan" - egal wer in ihrer Welt gerade da ist oder fehlt. So wie aus einem Elektron nie ein Neutrino wird. "Gehtet nicht", hätten meine Söhne gesagt. (Schön, daß Du Dich aber nicht an Dein eigenes "Sollte" hältst.)

Denk an den Jahrhundertsatz der Philine im Wilhelm Meister: "Und wenn ich dich lieb habe, was geht's dich an?" Ein Literaturwissenschaftler nennt diesen Satz "das großartige Signal nicht etwa einer reduzierten Liebesfähigkeit, sondern einer Natur, die sich nicht erst in der Funktion auf den Mann hin erkennt und begreift ... aus dem Mund der erotisch souveränsten Frau ... seines (Goethes) ganzen Werks." - Übrigens kommt das letzlich aus der Mystik, über Spinozas Philosophie: "Wer Gott liebt, kann nicht danach streben, daß Gott ihn wieder liebe." Ziemlich weitreichend mit diesen Elementarteilchen, nicht?

"Völlig hin und weg davon". Das erinnert doch sehr an Ingeborg Bachmanns Charakterisierung der Undine-Liebe: "Ordnungslos, hingerissen und von höchster Vernunft".

Das Zweite: Die einander streifenden Hände, die ... bis in alle Ewigkeit: Im Altgriechischen ist eine Metapher für Verliebtsein: "Sie / ihn / die Beiden hat der Saum des Gewandes der Aphodite gestreift." Mit dieser Göttin war, ist nicht zu spaßen.

Und - verzeiht mein etwas gelockertes Assoziieren: " bis in alle Ewigkeit" erinnert mich an eine Szene, in der der Schatten eine Paares in Umarmung, den der Mond auf eine Wand geworfen hat, die Beiden - die nun wirklich für einander bestimmt waren - anklagt, weil sie nicht mehr zusammen sind und er, deren Schatten, nun keiner Wirklichkeit mehr entspricht. Paul Claudel: Der Seidene Schuh. Würde ich Euch gern p.a. symptome.ch zu Weihnachten schenken, aber ich fürchte, das wär ein schwerer Verstoß gegen die Board-Regeln.

Und weil wir grad bei Khalil Gibran sind, ein kurzer Text von ihm (den ich vor Urzeiten auf einer ansonsten kitschigen Postkarte fand):

"Es schaudert vor der Lieb das Herz,
als wär's der Tod,
denn durch die Liebe stirbt das Ich
der mächtige Despot."​
Nun wünsch ich uns allen, daß unser Herz zwar schaudert, wie es sich gehört, wir aber nicht die Flucht ergreifen. Neutrinos hin oder her.

Liebe Grüße
Windpferd
 
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Liebe GK, Lalune, Cassandra56, u.a.,

lieber Windpferd,
nun bin ich wieder völlig hingerissen, dieses mal von Deinem charmanten, ja wahrhaft poetischen Beitrag in diesem Thread.
Du beherrscht die Kunst des schönen Gesanges und gerne höre ich davon mehr.

Nun lief mir vor einiger Zeit ein Bibelspruch über den Weg:

"So ist's ja besser zu zweien als allein; denn sie haben guten Lohn für ihre Mühe. Fällt einer von ihnen, so hilft ihm sein Gesell auf. Weh dem, der allein ist, wenn er fällt! Dann ist kein anderer da, der ihm aufhilft. Auch, wenn zwei beieinander liegen, wärmen sie sich; wie kann ein einzelner warm werden? Einer mag überwältigt werden, aber zwei können widerstehen, und eine dreifache Schnur reißt nicht leicht entzwei."
Prediger, Kap.4 Vers 9 ff.


Immer wenn ich ihn lese, denke ich sonderbarerweise an die Bremer Stadtmusikanten, wie ich darauf komme, ich weiß auch nicht. Vielleicht, weil es doch mehr als nur eine Zukunft gibt, die noch nicht geschrieben ist.

@Windpferd
"....denn durch die Liebe stirbt das Ich
der mächtige Despot."


...wer aber sehnt sich, trauert und nimmt Abschied auch vom ich, wenn ich es nicht bin?

Herzliche Grüße Euch allen und eine schöne Winterzeit!

aurinko
 
Hallo Aurinko,

Deine Anrede "LiebeR Windpferd" erheitert mich. Vielleicht bin ich aber eine Windstute, ein Windfohlen, -neutrum?

"So ist's ja besser zu zweien als allein." Das mußte offenbar schon zu den Zeiten des Predigers verkündet werden - wohl ein Zeichen dafür, daß es faktisch nicht so war. Daß die Menschen auch damals schon allein waren - vielleicht immer allein sind, mehr als sie wollen. Mal abgesehen von den Gründen dafür - was könnte denn das Ziel, der Sinn dieses merkwürdigen Setup sein?

Vielleicht zunächst: Sehnsucht zu generieren, zu steigern. Unerfüllte Sehnsucht (z.B. unerwiderte Liebe) ist zwar nicht "in", aber ein überaus produktiver Zustand - wie man an vielen Künstlerbiographien erkennen kann. Ein Zustand von Offenheit, Neugier, Veränderungsbereitschaft usw. Während Erfüllung oder gar "Befriedigung" uns eher träg und (selbst)zufrieden macht. - Dann vielleicht: Wir könnten mit Einsamkeit Freundschaft schließen, indem wir uns immer wieder zurückziehen von den Waren-, Heirats-, Unterhaltungs-Märkten usw. Ferner Meditieren - eine Zeit, in der wir jedenfalls nicht zusätzliches Leid in die Welt bringen. - Schließlich: wir könnten lernen, daß Einsamkeit und Zusammensein einander gar nicht ausschließen. Einsam bin ich nicht notwendigerweise getrennt von anderen - etwa wenn ich für sie arbeite; wenn ich meditiere, sind sie sowieso gegenwärtig. Und auch in lebendigen Liebesbeziehungen bin ich faktisch viel allein: ich muß Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen; oft ist dem anderen gar nicht danach, mit mir in Kontakt zu sein; oft mißlingt der Kontakt usw.

Noch weitergehend: In der systemischen Paartherapie (David Schnarch) ist DER Zentralbegriff "Differenzierung", definiert als Fähigkeit und Bereitschaft, "ich selbst zu sein in engem Kontakt". Das klingt verführerisch einfach, ist aber so ungefähr das Schwierigste. Beispielsweise: zu meinen Wünschen (die der Partner vielleicht verrückt oder "pervers" findet), zu meiner objektiven Schuld (z.B. Liebesverrat zu stehen), zu meinen Gesundheitsproblemen, zu meinem Alter, meinem Scheitern da und dort - und zwar offen, aufrecht vor dem anderen, mit vollem Risiko, daß der mich rauswirft - eben ohne wegzutauchen, mich voll Ressentiment, Angst, Selbstbestrafung zurückzuziehen. Oder umgekehrt, Liebesglück zu ertragen (ja: zu ertragen!) ohne mich damit zu dispensieren von, herumzudrücken um Achtsamkeit gegenüber all den kleinen, lästigen Problemen der Situation, den Bedürfnissen des anderen, die mir nicht ins Konzept passen, an deren Nichterfüllung eine Verbindung aber zugrundegehen kann.

Endlich: Welche Wege gibt es in (nicht aus) der unausweichlichen Einsamkeit. Sicher nicht,´wie der Prediger meint, "nebeneinander zu liegen und sich zu wärmen" (so schön das ist). Auch nicht in viel oder raffiniertem Sex. Sondern darin, sich rückhaltlos, auf eigenes Risiko und einseitig dem anderen zu erkennen zu geben. "Telling the microscopic truth." Aber was ist Wahrheit? Kann nicht pragmatischer sein: Dasjenige, was nur ich selber wissen kann, also mein Verhalten, meine Impulse, Gefühle und Gedanken. Und (weil das leicht zuviel wird) immer vor allem dasjenige, was für mich schwierig auszusprechen, evtl. peinlich ist.

"Die Wahrheit beginnt zu zweien." Ein revolutionärer Satz. Steht bei Schelling (die Romantik war ja eine revolutionäre Bewegung), später bei Nietzsche, dann bei Jaspers. Auch Titel eines lesenswerten Buchs für Paare von Michael Lukas Moeller.

..."wer aber sehnt sich, trauert und nimmt Abschied auch vom ich, wenn ich es nicht bin?", fragst Du. - Ach, der Ichbegriff kompliziert die Dinge unnötig. Das "Ich", das durch die Liebe stirbt, ist aufgebläht, macht sich wichtig, verteidigt oder erobert Territorium. vergleicht sich - lauter Extradinge. - Danach bleibt immer noch ein einfaches Alttags-Ich oder ein grammatikalisches, damit man sagen kann: "Ich hab dich lieb", "Ich bin schuld" usw. (In manchen Sprachen ist das unnötig, weil man ohnehin versteht, wer liebt oder schuld ist.)

Alles Liebe
Windpferd
 
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Liebes Windpferd,

nun hoffe ich, dass diese Anrede Deinen Seinszuständ besser entspricht, obwohl es mich natürlich freut, zu Deiner Heiterkeit beigetragen zu haben. (Neugierig bin ich allerdings, ob Du eher ein Pony oder ein Großpferd bist)

Deine Sprache verzaubert mich. Und ich freue mich außerordentlich, von Dir angesprochen zu werden. Es ist ein Genuß, Deine Zeilen zu lesen. Du spielst mir der Sprache in einer Weise, die ganz wunderbar ist.

Ich stehe am Anfang, was die Beschäftigung mir der Poesie angeht, inspiriert auch durch Gotteskind, die mir dieselbe etwas näher bringen konnte. Schade eigentlich, dass sie verschollen scheint. Vielleicht können wir sie aber auch aus dem Ei locken, denn schließlich ist dies ihr Thread. Ich würde mich sehr darüber freuen, denn auch Ihre Sprache liebe ich sehr.

Du scheinst ein belesener und auch lebenserfahrener Mensch zu sein. Da kann ich mich auch irren, denn auch ein "Fohlen" kann schon einiges erlebt haben und sich seine Gedanken darüber gemacht haben.

Sie zu lesen, macht mich leichter, alles verliert etwas an Schwere, die das Leben so oft zu haben scheint.

Mit der systemischen Paartherapie kenne ich mich nicht aus. Was aber meinen Zustand als "Neutrum" angeht, so bezieht er sich eher darauf, dass die Sonne je nach Sprache, mal männlich, mal weiblich erscheint, so wie ja auch der Mond. Ich konnte mich nicht recht für ein Geschlecht entscheiden, so ließ ich es offen. In erster Linie Mensch zu sein, schien mir am erstrebenswertesten. Wo kann Mann/Frau sich denn schon diesen Luxus leisten?

Und heißt es nicht, wir tragen ganz natürlich immer auch beide Anteile in uns? (mit Zitaten kann ich nicht dienen, auch nicht mit Quellen, ich weiß einfach nicht, wo es steht)

"Sondern darin, sich rückhaltlos, auf eigenes Risiko und einseitig dem anderen zu erkennen zu geben. "Telling the microscopic truth." Aber was ist Wahrheit? Kann nicht pragmatischer sein: Dasjenige, was nur ich selber wissen kann, also mein Verhalten, meine Impulse, Gefühle und Gedanken. Und (weil das leicht zuviel wird) immer vor allem dasjenige, was für mich schwierig auszusprechen, evtl. peinlich ist."

Ich bin beeindruckt von dieser Aussage. Bedeutet es, dass in einer sehr intimen, das heißt vertrauten Beziehung zwischen zwei Menschen, so etwas wirklich möglich ist? Du hast recht, es bedeutet immer, ein hohes Risiko einzugehen. Sich dem Gegenüber öffnen ist wohl nur möglich, wenn die Einsamkeit kein Feind ist. Wahrscheinlich trifft es sogar für jedes Wagnis zu. So gesehen bedeutet Einsamkeit eigentlich Freiheit oder aber ist die Vorbedingung für die wahre Freiheit?

Ich denke auch, dass Einsamkeit nicht mit Weltflucht gleichzusetzten ist. Obwohl es Zeiten der (freiwilligen) Einsamkeit gibt, die gleichzeitig Isolation und Rückzug sein können, vielleicht sogar sein müssen. Es ist eine Herausforderung, sich selbst ertragen zu lernen, auf sich selbst zurückgeworfen zu sein und festzustellen, dass genau da an diesem so scheinbar furchtbarem Ort die Ruhe, die innere Ruhe, die Gelassenheit und die innere Zufriedenheit zuhause ist. Eine gute Grundlage, das Leben wieder aufsuchen und mitspielen zu wollen. Aber auch, sich vom Strom der Zeit einfach ein bißchen mittragen zu lassen. Ohne Erwartungen, Hast und Getriebensein.

Ich wünsche Dir, liebes Windpferd und Euch allen eine friedvolle Zeit.
Alles Liebe
Aurinko
 
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Hallo Aurinko,

och, Lebenserfahrung. Daraus wird man doch nicht klug, im Gegenteil. Mann braucht weise Menschen, die ihm sagen, wo's lang geht. Die sind in der Regel unbequem und nervig. Wie's bei Frauen ist, weiß die Forschung noch nicht. Sicher ganz anders.

Außerdem steht alles in den schlauen Büchern: Gay & Kathlyn Hendricks: "Conscious Loving" (deutsche Übersetzung ist miserabel); David Scharch: "Passionate Marriage" ("Psychologie des sexuellen Verlangens", Lektüre einschleichend dosieren!), Michael Lukas Moeller (der Begründer der Selbsthilfegruppen ohne Leiter): alles.

Jemandem "aus dem Ei locken"? Vielleicht vorsichtig bebrüten. ist das nicht eine Möglichkeit? Oder mit Osttorte? Aber da kenn ich mich nicht aus.

Was die GeschlechterInnen von Sonne und Mond angeht: das ist auch ganz einfach: Es ist nicht dieselbe Sonne, die in den verschiedenen Sprachgebieten scheint. Das merkt man ja gleich, daß über dem italischen Kulturland eine ganz andere Sonne scheint als über den germanischen Sümpfen. Kurz vor Trient löst die eine die andere ab. Vom Mond ganz zu schweigen.

Heitere Grüße von
Windküken
 
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Hi,

oups, sorry, ich muss auch noch mal mitmischen. Windküken scheint mir allemal besser, als Windei:D
Womit ich keinem hier auf den Schlips oder auch nicht vorhandenem Schlips treten will!!! Es ist einfach nur nett, mal lachen zu können.:freu: :lachen2:
:kiss:
Cassandra, die sechsundfünfzigste;)

P.S.
Gotteskind, komm doch auch mal wieder!!!
Und superschön, Windküken, dass Du hier auch schreibst!
 
Liebes Windpferd,

ich hoffe inständig, dass Du Dich von Cassandra56.'s Beitrag nicht abschrecken lässt, hier zu schreiben. Sie ist manchmal einfach ein unverschämtes Gör!:mad:

Mann braucht weise Menschen, die ihm sagen, wo's lang geht. Die sind in der Regel unbequem und nervig. Wie's bei Frauen ist, weiß die Forschung noch nicht.
Dazu fällt mir folgendes Buch ein:Die andere Stimme. Lebenskonflikte und Moral der Frau. Frauen .: Amazon.de: Carol Gilligan: Bücher. Ein Wunder, dass mir der Titel noch eingefallen ist. Die Arbeit, wo ich's mal verwurstet habe, ist im Chaos untergegangen und das Buch steht irgendwo im irgendeinem Bücherregal, habe den Überblick verloren. Im Gedächnis geblieben ist mir, dass nach C. Gilligan Frauen, nach ihrer Forschung, tatsächlich über eine andere, nicht von Männern beschriebene Ethik und Moralentwicklung durchleben. Irgendwie konkreter, wahrscheinlich geprägt durch die enge Verbindung zu Kindern und/oder Versorgung sonstiger hilfebedürftiger Menschen. Das Buch ist auf alle Fälle sehr lesenswert, auch als Nichtfeminist!

Danke für Deine Buchtips. Meine Englischkenntnisse reichen allerdings allemal für Harry Potter:D, wenns etwas wissenschaftlicher wird, da muss ich wohl passen (oder mir mit Ehrgeiz die Zähne abknabbern).

David Scharch: "Passionate Marriage" ("Psychologie des sexuellen Verlangens", Lektüre einschleichend dosieren!)
Drolliger Nachname, hat er sich wegen des Stigmas mit dem Thema beschäftigen MÜSSEN?:rolleyes: Aber wieso einschleichend? Bitte um nähere Erklärung.
Was die GeschlechterInnen von Sonne und Mond angeht: das ist auch ganz einfach: Es ist nicht dieselbe Sonne, die in den verschiedenen Sprachgebieten scheint. Das merkt man ja gleich, daß über dem italischen Kulturland eine ganz andere Sonne scheint als über den germanischen Sümpfen. Kurz vor Trient löst die eine die andere ab. Vom Mond ganz zu schweigen.
Ach ja, seufz, die italienische Sonne, die sonnenreifen Tomaten, am liebsten aus Sizilien, die Zitronenbäume und der unvergleichliche Grappa della Nonna (selbstfabriziert aus erster Hand und eher eine Art Zitronenlikör), du siehst die Zitronenbäume vor Augen und riechst den Duft des Landes - Sehnsucht nach Sonne!!!

Nichts aber gegen die germanischen Sümpfe und Gottheiten. Die hatten durchaus ihre Berechtigung und es schlummerte auch in ihnen ein Erwachen. Was bestimmte Strömungen damit allerdings anstellten, war und ist Frevel!!!

Frau Mond und Herr Sonne, wenn sie sich küssen über dem leicht gewellten (aber nicht zu unterschätzenden) Mittelmeer ... wenn das Leben erwacht aus der Schläfrigkeit des sonnengetränkten Nachmittags... oder auch der staubigen Hektik der Großstadt (ein Nachmittag im stressigen Rom ist nur mit einer Handvoll Oliven mit heiterem Gleichmut zu ertragen) und der Rotwein die Sinne inspiriert... - haaach ja...träum...die Leichtigkeit des Seins...

Liebe Grüße
aurinko, träumend...
 
Guten Abend Aurinko,

ich hoffe inständig, dass Du Dich von Cassandra56.'s Beitrag nicht abschrecken lässt, hier zu schreiben. Sie ist manchmal einfach ein unverschämtes Gör!
Na, so ganz aus Zuckerwatte bin ich nicht. Außerdem, solang jemand lacht ... Seit Christa Wolfs "Kassandra" hab ich sowieso ein positives Vorurteil für alle Trägerinnen dieses Namens. (Gestern erfahren, daß C.W. gestorben ist; betrübt mich sehr.)

Carol Gilligan - die gibt doch schon 25 Jahre. Damals hat meine Freundin in ihrer Diplomarbeit ihr Buch - nein, "verwurstet" darf ich nicht sagen, das brächte mir strengen Tadel ein, also: erfurchtsvoll zitiert - in ihrer Diplomarbeit. Ich hab's nicht wirklich verstanden. Für diesen Feminismus hatte ich mindestens eine Gehirnwindung zu wenig.

David Schnarch hat wohl nicht gelitten unter seinem Nachnamen. Spricht sich "Snark"; wird nicht mit schnarchen assoziiert; das heißt snore.

Folgende Begebenheit hat mich als Erstes für ihn eingenommen: Er hatte eben seine empirische Dissertation (Psychologie) abgeschlossen. Leider paßten die Ergebnisse nicht zu der Theorie seines (berühmten) Doktorvaters. Der legte ihm nahe, andere statistische Tests zu verwenden, ein paar Versuchspersonen nachträglich wegzulassen, andere Akzente zu setzen usw. - eben all die gängigen Fälschungstricks. Schnarch hatte die Wahl, entweder zu fälschen oder 2 - 3 Jahre aufzuwenden für eine andere Dissertation bei einem anderen Prof. Er entschied sich für Letzteres - was ich bewundere. Er schrieb, ohne diesen Entschluß hätte sein Lebenswerk - in dessen Zentrum Integrität in Paarbeziehungen steht - nicht gedeihen können.

Hatte mich im Titel geirrt. Richtig ist: D.S.: "Psychologie der sexuellen Leidenschaft". Hat nichts mit akademischer Psychologie zu tun sondern mit mikroskopisch genauer Vergegenwärtigung der Gedanken, Gefühle und des Verhaltens von Partnern. Schweißtreibend peinlich manchmal. Und ertragreich. Beispiel: ca. 80 % der Männer und ca. 65 % der Frauen haben während des sexuellen Zusammenseins Wachfantasien über andere Praktiken oder / und andere Partner. (Was anfangs geleugnet wird: "Nein, Schätzlein, ich bin natürlich immer bei dir".) Diese Fantasien, freundlich aber hartnäckig erfragt, in Anwesenheit des Partners.:mad: - Später kommt's noch schlimmer: dem Paar wird aufgegeben, ihre Fantasien (die üblicherweise abenteuerlich und bunt sind, gerade bei weitgehend vertrockneten Ehen) demnächst im Bett oder wo auch immer zu verwirklichen. In der folgenden Sitzung wird darüber berichtet. Dabei geht's nur sekundär um die Inhalte (obwohl die auch gewürdigt werden) sondern um den Mut und die Entschlossenheit, sich dem Partner rückhaltslos zu zeigen, ohne Absicherungen, riskierend, daß der Partner einen rauswirft. Zu "springen", ohne zu wissen wohin. Da sich aber herausstellt, daß der "Andere" nicht viel besser ist als der "Eine", ist Hinauswerfen auch keine Lösung. Es kann sich dann eine andere Art von Liebe entwickeln - eher grollender Respekt als Pseudosüße. Der amerikanische Titel "Passionate Marriage" bringt die zentrale Idee zum Ausdruck: Leidenschaft steigt mit der Zeit des Zusammenseins; das vermeintlich naturgegebene Gegenteil ist das Ergebnis existentieller und sexueller Faulheit.

"Einschleichend dosieren" - na ja, der Leser wird auf fast jeder Seite konfrontiert mit den vielen Lebenssituationen, in denen er sich gedrückt, herausgemogelt, den "Sprung" versäumt hat. Empfohlen: daß Partner die ausfürlich wiedergegebenen Zwiegespräche mit verteilten Rollen lesen. ;)

Ein zweites Buch auf Deutsch: D.S. "Intimität und Verlangen". (Etwas neuer aber nicht ganz so gut.) Ausgangspunkt: Die weitaus meisten Paare, die zur Therapie kommen, klagen darüber, keine Lust mehr aufeinander zu haben. Intimität - das, was Verlangen regeneriert - hat amerikanisch ("intimacy") eine andere Bedeutung als deutsch, nämlich die rückhaltlose, einseitige Selbstoffenbarung gegenüber dem Partner - unabhängig davon, ob der mitmacht oder nicht.

* * *​

Ach ja, seufz, die italienische Sonne, die sonnenreifen Tomaten, am liebsten aus Sizilien, die Zitronenbäume und der unvergleichliche Grappa della Nonna (selbstfabriziert aus erster Hand und eher eine Art Zitronenlikör), du siehst die Zitronenbäume vor Augen und riechst den Duft des Landes - Sehnsucht nach Sonne!!!
Danke für diese Hymne!

Nichts aber gegen die germanischen Sümpfe und Gottheiten.
Hm. Auf dem Olymp ist's aber viel sonniger als in Niblheim. Wenn's schon um Sonne geht ...:)

... wenn das Leben erwacht aus der Schläfrigkeit des sonnengetränkten Nachmittags... oder auch der staubigen Hektik der Großstadt (ein Nachmittag im stressigen Rom ist nur mit einer Handvoll Oliven mit heiterem Gleichmut zu ertragen) und der Rotwein die Sinne inspiriert...
Wieder ein Hymnus. Aber das stressige Rom? Na, sollten wir uns mal zufällig dort treffen, kann ich Dir ein paar Orte zeigen, wo's immer ruhig ist (Palatin); uralte kleine Kirchen, wo Dich frühe Mosaiken magisch verzaubern; wo die Schönheit atemberaubend wird (Museo Nazionale, Kapitolinische Museen); wo man bei unhektischen Menschen zu vernünftigen Preisen essen kann (Trastevere).

Soviel zur lebenswerten Zukunft. Und das ist noch nicht alles.

Liebe Grüße
Windpferd, mitträumend


PS:
Morgen​
Und morgen wird die Sonne wieder scheinen
und auf dem Wege, den ich gehen werde
wird uns, die Glücklichen, sie wieder einen
inmitten dieser sonnenatmenden Erde.
Und zu dem Strand, dem wogenblauen,
werden wir still und langsam niedersteigen.
Stumm werden wir uns in die Augen schauen
und auf uns sinkt des Glückes stummes Schweigen.​
(Dies vielleicht in den Cinque Terre; da gibt es solche langen Treppen. Übrigens ein Hochzeitsgeschenk des Komponisten an seine Frau.)

Und obwohl mir eine liebe Userin erst gestern erklärt hat, wie man Musik hier einstellen kann, ist Windpferd damit schlicht überfordert; es scharrt nervös. Müßt Ihr also selber suchen. Die schönste Einspielung ist, nach meinem Geschmack, von Lisa della Casa. In der Kopfzeile stand:
http:/www.youtube.com/watch?v=7R9eY4SuFOw
 
Liebes Windpferd,

ich bin völlig erschlagen, jedoch im durchaus positiven Sinne. Zum Einstellen von Musik: die Kopfzeile markieren, kopieren und hier im Text einfügen.

With great pleasure!


Liebe Grüße und dankeschön!

aurinko immer noch träumend

Gute Reise!
 
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Hallo Auri und Windpferd,

ich freue mich, wenn ihr einen fruchtbaren Dialog führt.. Gerne auch in diesem Thread. Viel läuft natürlich über den gemeinsamen Swing".

"Human" von Civil Twilight:

 
Hi,

lebenswert ist die Gegenwart und lebenswert wird, vielleicht, hoffe ich, auch die Zukunft sein, weil ich und andere mir und anderen die schwierigsten Fragen stellen. Und weil ich und andere mir und anderen die rätselhaftesten Antworten geben. Zum Beispiel von dieser Art:

Fragen und Antworten

Wo sie wohnt?
Im Haus neben der Verzweiflung

Mit wem sie verwandt ist?
Mit dem Tod und der Angst

Wohin sie gehen wird
wenn sie geht?
Niemand weiß das

Von wo sie gekommen ist?
Von ganz nah oder ganz weit

Wie lange sie bleiben wird?
Wenn du Glück hast
solange du lebst

Was sie von dir verlangt?
Nichts oder alles

Was soll das heißen?
Daß das ein und dasselbe ist

Was gibt sie dir
- oder auch mir - dafür?
Genau soviel wie sie nimmt
Sie behält nichts zurück

Hält sie dich
- oder mich - gefangen
oder gibt sie uns frei?
Es kann uns geschehen
daß sie uns die Freiheit schenkt

Frei sein von ihr
ist das gut oder schlecht?
Es ist das Ärgste
was uns zustoßen kann

Was ist sie eigentlich
und wie kann man sie definieren?
Es heißt daß Gott gesagt hat
daß er sie ist

(Erich Fried, 1921 - 1988,
"Es ist was es ist", 1983)​
In diesem Sinne
grüßt Euch von Herzen
Windpferd
 
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Nochmal: Hallo,

gestern im ZEIT MAGAZIN ein kurzes Interview mit Anne Weber. Diese Interviewserie gilt der Frage "Gab es in Ihrem Leben einen Augenblick der Rettung?" Hier geht um die Rückgewinnung lebbarer Zukunft.

"Ich glaube, es gab nur eine Situation, von der ich wirklich sagen kann: Das hat mich gerettet. Das Unheil war in meinem Fall ein plötzliches. Es war eine dieser Situationen, bei denen man meint, der Boden werde einem unter den Füßen weggezogen. ... Es war jedenfalls ein Absturz, der alles, worauf ich gebaut hatte, was ich für sicher hielt, zusammenstürzen ließ. Ich habe dem einzigen Drang, den ich noch hatte, nachgegeben und mich in die absolute Einsamkeit begeben. Gegen alle guten Ratschläge, die einem sonst in solchen Situationen gegeben werden. Stattdessen habe ich in einem Küstenort in der westlichen Bretagne ein Zimmer gemietet, ich war ganz auf mich gestellt. ... Trotzdem fand ich schon auf den ersten Spaziergängen ein Glücksgefühl, das von der Landschaft kam. Immer wieder bin ich stundenlang die Küste entlanggelaufen und hatte das Gefühl, daß ich mit jedem Schritt meiner Rettung näher kam.

Es war die Luft, der Wind, der alle Bitterkeit, die in mir steckte, wegfegte. Das Dröhnen der Wellen hat die bösen Stimmen, die noch in mir waren, übertönt. ... Ein Spaziergang an dieser Ecke der bretonischen Küste hat mehr mit Kampf zu tun als mit Lustwandeln. Aber genau das tat mir gut. ... Das Klima hatte etwas Aufrüttelndes. Ich habe in dieser Zeit so gut wie nichts geschrieben. Ich bin stundenlang gelaufen, um dann erschöpft in mein Zimmer zurückzukommen. Und dann bin ich abends gleich wieder los, am Hafen entlang zum offenen Meer. Die milderen Abendfarben haben mich vollends besänftigt. ... Insgesamt eineinhalb Jahre. Die ersten sechs Monate war ich am Stück dort."​
Anne Weber (*1964) schreibt wieder. "Ida erfindet das Schießpulver"; "Erste Person"; "Gold im Mund"; "Luft und Liebe". Sie lebt in Paris, arbeitete auch als Übersetzerin.

Ihr Foto - mir fallen keine Worte dazu ein. Oder zuviele, zu weit gehende. Schaut selber. Die Ausgabe ist noch erhältlich an den Kiosken. S. 62.

Liebe Grüße
Windpferd
 
Die Prachtuhren sagen:
Es ist zu spät. Geh.
Ich muß gehn.

Die Kinderuhr, die kleine
mit dem roten Umhängeband
uns zulieb
ist sie stehn geblieben
für immer.

Sie schenkt uns Kinderzeit
leuchtend
ohne Maß -​
 
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