Ist Google der bessere Arzt?

Themenstarter
Beitritt
25.10.10
Beiträge
22
Hallo Leute,

ich möchte einfach mal meinen Frust ablassen, den ich allgemein mit Ärzten habe und mich würde interessieren ob es anderen eventuell ähnlich geht.

Ich muss leider sagen, dass ich in den letzten 10 Jahren ausschließlich schlechte Erfahrungen mit Ätzen gemacht habe (und ich war bei vielen!). Ich bin langsam an einem Punkt angekommen, wo ich echt durch mit Ärzten bin! Wenn ich eine Erkältung habe, ja klar, da bin ich gerne gesehen und da wird mir auch geholfen, aber wehe es ist mal etwas komplizierter, dann werde ich am liebsten gleich wieder nach Hause geschickt. Wenn ich sage, dass ich mich im Internet vorinformiert habe, wird schon mal von vorneherein abgeblockt; "das kann nicht sein!" meistens ohne das ich überhaupt untersucht wurde. Obwohl noch sehr viele mögliche Ursachen in Frage kommen, wird dann sogar gerne mal alles auf die Psychoschiene geschoben. "Alles psychosomatisch", oder "Sie haben Depressionen." Hallo? Sagte ich nicht gerade psychisch geht es mir blendend? Ok, ich bin nur ein Kassenpatient zweiter Klasse, mag ja noch sein, aber trotzdem sehe ich mich als Kunden und die Ärzte leben schließlich von Leuten wie mir. Behandelt werde ich aber nicht wie ein Kunde, sondern werde übergangen, schnell abgefertigt und soll am besten die Aussage der "Götter in Weiß" niemals anzweifeln! Ich habe das wirklich so satt, ich kann überhaupt nicht sagen, wie sehr. Mich würde mal interessieren, wie viel Prozent heutzutage noch Medizin studieren, um wirklich Menschen zu helfen und wie viel es nur aus Prestige- und finanziellen Gründen tun.

Hinzu kommt noch, dass es mir durch die Informationsmöglichkeiten im Internet nicht länger verborgen bleibt, dass die meisten Ärzte einfach keine Ahnung haben! Das ist vermutlich auch einer der Gründe, weshalb so abgeblockt wird. Aber als guter Arzt, bin ich doch daran interessiert, meinen Patienten zu heilen und bin dankbar, wenn dieser Informationen hat, die meinen Horizont erweitern. Ich würde diese Informationen überprüfen und wäre froh etwas dazugelernt zu haben. Aber nein, bloß keine Schwächen zugeben! Lieber den Patienten krank seinem Schicksal überlassen.

Natürlich bin ich mir der Gefahr bewusst, sich mit dem Gegoogle verrückt zu machen und evtl. voreilige Selbstdiagnosen zu stellen. Aber mal ehrlich; wenn ich eindeutige Symptome habe und mir im Internet sehr sorgfältig alle Informationen beschaffe, diese auswerte und mich ausgiebig über infrage kommende Krankheiten informiere, wer weiß dann mehr über dieses Thema, ich oder ein Arzt der vielleicht vor 20 Jahren zuletzt in irgendeiner durchschnittlichen Universität etwas darüber gehört hat? Ich will hier einige (leider wenige) Fachleute mal ausnehmen!

Das Schlimmste ist, dass es keine Einzelfälle sind, sondern ich dieses Phänomen tatsächlich bei jedem Arzt beobachte, zu dem ich gehe. Was ich von den Ärtzen will ist wirklich nicht viel, aber selbst das bekomme ich nicht.

Ich bin wirklich stink sauer und absolut frustriert und wenn jemand diesen Roman überhaupt gelesen haben sollte, vielen Dank! Mich würden eure Meinungen und Erfahrungen auch sehr interessieren.

In diesem Sinne... Heile dich selbst sonst heilt dich keiner?!

LG
 
Hallo moonson,

ich habe Deinen Roman gelesen.

Und als selbst mit diesen Problemen betroffener kann ich Deinen Frust verstehen!

Auf die Eingangsfrage: Ist Google der bessere Arzt? - möchte ich Dir jedoch antworten: bestimmt nicht! Aber: Google kann extrem hilfreich sein die Richtung einer möglichen Symptomabklärung zu weisen!

Und an zwei Punkten muss ich Dir absolut widersprechen:

mit einer banalen Erkältung oder einem grippalen Infekt geht man höchstens zum Arzt um sich "aus dem (Arbeits-)Verkehr" ziehen zu lassen, behandelt wird das ausschliesslich mit Vitamin C in Hochdosis > 10 g pro Tag! Damit sind diese "Anflüge" innerhalb von 2 Tagen komplett ausgestanden.

Und Kassenpatient = Patient 2. Klasse...

Ich möchte Dir sagen: es gibt keine Unterschiede wenn es wirklich interesant wird. Ich bin selbständig und privat krankenversichert - und ich sage Dir dass ich die gleichen Probleme mit den Ärzten habe wie Du sie hast! Und mein Frau, gesetzlich versichert, würde Dir das sicher gern bestätigen!

Ansonsten ist es absolut davon abhängig an "welchen" Arzt Du gerätst, ob Du ernst genommen wirsd oder nicht. Und das ist nicht vom Geschlecht des Arztes, nicht vom Alter des Arztes und wahrscheinlich (?) auch nicht von der praktizierten Fachrichtung des Arztes abhängig, es ist allein vom Selbstverständnis des Arztes abhängig.

Eine meiner schlimmsten Erkrankungen habe ich selbst erkennen müssen, die Ärzte die ich aufsuchte waren nicht dazu fähig... - ich weiss also wovon ich rede. Ebenso weiss ich, dass ich durch Arztes Therapie nur bedingt Symptomerleichterung bekam und mir durch die Nebenwirkungen der verordneten Medizin eine weitere chronische Erkrankung zuzog.

Aber: ich weiss auch, dass ich ohne Ärzte "aufgeschmissen" bin - es ist ein ständiges abwägen, wann ich welchen Schritt unternehme: hin zum Arzt, oder nicht...

Viele Grüsse
Frank
 
Bei häufigen schwerwiegenden Erkrankungen braucht man sicherlich Ärzte und vor allem Spezialisten.

Es wird sicherlich im Chaos enden, wenn jetzt alle ihre Diagnose im Internet suchen.

Ansonsten gebe ich dir Recht. Jeder Arzt scheckt einfach nur die wichtigsten Dinge ab an die er denkt und kaum einer sieht das grosse Gesamtbild, so mein Eindruck. Ausserdem erwarte ich auch von Ärzten, dass sie mich sofort weiterüberweisen, wenn sie sich nicht sicher sind oder zumindest, dass er selber noch mal nachliest.

Ich bin auch der Meinung, dass für einen normal Intelligenten Menschen, der sich auch Zeit nimmt, viel zu lesen und zu durchdenken, google wichtiger ist als der Hausarzt. Was ja nicht bedeutet, dass man nicht doch zum Arzt geht. Dabei sollte man natürlich vorsichtig mit seinen selbstdiagnosen sein und erst mal sehen was der Arzt denkt. Ich glaub auch, dass es für einen Arzt nichts schlimmeres gibt als Patienten die schon vorher wissen was ihnen fehlt.

Wenn ich nicht gegoogelt hätte, würde ich heute noch nicht wissen, dass ich Fruktoseintolleranz habe und ich finde es ne riesen Schweinerei, dass weder der Hausarzt noch der Orthopäde daran gedacht haben. Ich werde mich ab jetzt jedenfalls immer auch selbst informieren.
 
Ich glaube, es kommt auf die Art der Erkrankung an. Bei chirurgischen Eingriffen wird man mit google nicht viel anfgangen können. Bei allen anderen Erkrankungen rate ich aus eigener Erfahrung, sich im internet schlau zu machen.
Zu viel Wissen hat noch nie geschadet.

In meiner Krankheits-Vergangenheit hat es ungefähr 80% falsche Diagnosen und dementsprehende Fehlbehandlungen gegeben. :schock: In vielen Fällen waren Ärzte nicht bereit, ein fachliches Gespräch mit mir zu führen. Ich bin schon mehrmals aus der Praxis verwiesen worden wenn ich bpw Sätze gesagt habe wie "Also ich habe da eine Studie zum Thema bla bla gelesen, könnten Sie darauf näher eingehen?" Und nein, es liegt meiner Meinung nach nicht am Zeitmangel, dass sich Ärzte nicht mit solchen Fragen befassen möchten. Auf banale Frage a la "Wofür ist Vitamin C gut?" bekommt man ganz problemlos eine Antwort.
 
Oben