Hi Lukas,
wie hat denn Dein Entzug zu Hause ausgesehen. Hast Du das Mittel ausgeschlichen oder radikal abgesetzt?
Wieviel hast Du vorher genommen und was soll ich darunter verstehen wenn Du sagt: "um es anschließend dann wieder als Medikament einzusetzen"
Es wäre nett, wenn Du etwas ausführlicher berichten könntest.
Danke Alice
Hallo Alice,
also erst einmal: ich hatte nicht Tilidin als Einzelsubstanz. Ich hatte Valoron, also ein Gemisch aus Tilidin und Naloxon, wobei das Naloxon eigentlich nur deshalb beigesetzt wird, weil es wohl der Suchterzeugung von Tilidin entgegenwirken soll. Hat es bei mir aber nicht getan. Bekommst Du denn reines Tilidin? Wenn ja, wäre vielleicht ein erster Schritt der Wechsel zu Valoron - weiß aber nicht, ob das überhaupt noch einen Sinn machen kann, wenn bereits eine Sucht besteht.
Bei mir war der Weg der, dass mit Tramal begonnen wurde, und zwar anstatt mit Retardtabletten mit den Tropfen, die im Vergleich - lt. Schmerztherapeuten - stark suchterzeugend sind. Es wird deshalb normalerweise in Schmerztherapien fast ausschließlich mit Retardtabletten gearbeitet (die hatten - bei späterem Versuch - bei mir aber überhaupt nichts bewirkt).
Die Sucht vom Tramadol war relativ schnell erzeugt, wobei ich aber sehr bemüht war, ihr nicht ständig nachzugeben - bei andauernder entsprechender körperlicher Entzugssymptomatik dann eben. So richtig und wirklich gegen die Schmerzen half es ohnehin nie, es war ja mehr so ein "ach-leck-mich-doch-Gefühl".
Weil es eben nicht ausgereicht hatte gegen die Schmerzen, kam dann irgendwann das Valoron dazu, manchmal nur das, meist Valoron und Tramal zusammen... und natürlich obendrauf immer noch die Antirheumatika (von denen ich auch verschiedene gleichzeitig erhielt - damals Voltaren und VIOXX, später statt VIOXX dann Celebrex), zusätzlich zu anderen Schmerzmitteln (aus dem krampflösenden Bereich) und verschiedenen Muskelrelaxantien. Zeitweise wurde dann auch Morphium eingesetzt. Dazu kamen diverse Medikamente wegen anderer chronischer Erkrankungen... und obendrauf nacheinander eine Reihe von Antidepressiva. ZUASÄTZLICH zu all dem hatte ich ohne Zögern von Ärzten Neuroleptika und Antiepileptika verordnet bekommen, die ich aufgrund Angaben von Nebenwirkungen in den Beipackzetteln - wie z.B. irreversible Körperzuckungen (also auf Lebenszeit) - nicht eingenommen habe. Und Epilepsie o.ä. hatte ich ohnehin mein Leben lang noch nie!
Da ich leider gleich mehrere der schmerzintensivsten Erkrankungen überhaupt abbekommen habe, war der obere Weg nicht wirklich freiwillig gewählt - weswegen an dieser Stelle auf entsprechende unsachliche Kommentare irgendwelcher Personen auch gerne verzichtet wird...
Da es Jahre gedauert hat, bis ich überhaupt einmal medizinisch behandelt wurde, waren es am Ende vielleicht etwa sechs bis sieben Jahre, in denen obige Medikation eingesetzt worden war.
Die einzelnen Einnahmemengen kann ich Dir beim besten Willen nicht mehr sagen. Mit zunehmender Einnahmedauer wurden ja von den suchterzeugenden Mitteln auch immer mehr benötigt, um überhaupt wenigstens noch das "leck-mich-Gefühl" zu erhalten und die Entzugserscheinungen zu unterdrücken.
"um es anschließend dann wieder als Medikament einzusetzen":
Ich meinte damit Folgendes:
dass auch eine bundesweit angesehene Schmerzklinik null Plan hat. Denn zuerst hieß es, nach der dortigen Behandlung würden keinerlei derartige Medikamente mehr benötigt werden... eine Behandlung hat dagegen in dieser Klinik niemand erhalten, es wurden die Schmerzpatienten lediglich mit hohen Dosierungen von mehrmals tgl. Aponal als Infusionen ruhiggestellt und handlungsunfähig ans Bett gefesselt. Das war übrigens der Klinikentzug: bisherige Medikamente erst einmal abgesetzt und stattdessen hochdosierte Aponal-Infusionen, die gleich die nächste Sucht erzeugten.
Und eben weil auch die Klinik selbst auf Opiate und Morphine als Schmerzmittel setzte (wie in der gängigen schulmedizinischen Schmerztherapie heutzutage nun mal üblich), wurden dann, nach dem Entzug, genau die gleichen Mittel - plus noch weitere!! - wieder von der Klinik eingesetzt. Es war zwar anfangs dann wieder eine stärkere Wirkung (weniger auf die Schmerzen als vielmehr auf das Gehirn) wahrnehmbar, diese Wirkung hat aber dann sehr schnell wieder nachgelassen und es war dann wieder alles beim alten wie vor dem Entzug.
Mein Entzug zu Hause:
ich habe manches sofort abgesetzt, anderes ausgeschlichen. Aber nicht einfach so, ohne weitere Maßnamen. Ich habe schon an diversen Stellen hier im Forum teilweise berichtet, was ich an Anstrengungen unternommen habe, welche Therapien mir selbst erarbeitet. Es war ein Prozess, der Unmengen an Laboruntersuchungen und entsprechendem Therapieeinsatz erforderte. Ich musste ja erst einmal wissen, was mit meinem Körper eigentlich los ist. Ärzte hatte ich nur für einen verschwindend geringen Anteil hierfür zur Verfügung. Das Wissen habe ich mir in den vergangenen vier Jahren alleine angeeignet und die sich daraus zwangsläufig ergebenden Behandlungen auch weitestgehend alleine durchgezogen.
Aber das alles hier jetzt zu schreiben, was genau im Einzelnen gelaufen ist, das ist gar nicht möglich, würde den Rahmen sprengen, und würde obendrein allenfalls wieder gewisse Leute auf den Plan rufen, die zwar keine Ahnung haben, aber meinen, alles besser zu wissen und verurteilen zu dürfen. Ich finde, das kann man sich ersparen.
Zum Teil erbrachten meine Untersuchungen - z.B. aus dem genetischen Bereich - auch, dass ich die o.g. von Ärzten ohne zu zögern eingesetzten Medikamente eigentlich nie hätte erhalten dürfen. Auch die Zusammenhänge darüber wurden dadurch klar, warum diese Medikamente beim einen mehr, beim anderen weniger stark suchterzeugend wirken.
Dir alles Gute.
Grüße
Lukas