Meine Kinder melden sich nicht
Hallo Han!
Mit deiner Stellungnahme hast du genau den Kern getroffen: Wir haben die Kinder zu sehr verwöhnt, ihnen alles geboten, was möglich war, ihnen alle Pflichten abgenommen und waren immer für sie da. Alles wurde so selbstverständlich, dass sich ein "Danke" erübrigt.
Meine Tochter ist 22 Jahre alt, ist Studentin und wohnt zu Hause. Daneben eine Arbeit annehmen, geht sich nicht aus. Da die Fahrt zur Uni so umständlich ist, braucht sie ein Auto - wird natürlich bezahlt. Zeit für Wäsche bügeln oder Bad putzen hat sie nicht, denn in der Freizeit näht sie für Gosip-Treffen und zur Erholung spielt sie Computerspiele oder chattet. Wenn sie keine Freizeit hat, dann wird sie verrückt!!!!!
Heute hat sie ihr genähtes Kleid für ihr Gosip-Treffen gebügelt. Ich meinte, sie könnte gleich ihre beiden T-Shirts mit bügeln. Sie meinte, das ginge sich aber nicht aus, jetzt ist sie mitten in ihren Prüfungen. Dabei hat sie seit Tagen nur die Nähereien im Kopf. Dann meinte sie, dass ich sie momentan hassen würde, weil ich sie attackiere!!!! Unglaublich, aber mit diesem Alter versucht sie mich unter Druck zu setzten wie sie es schon als Kind getan hat.
Ich wünsche mir sehr, dass sie sich eine Wohnung nimmt, doch das kommt unserer Familie noch viel teurer, mein Mann ist in Frühpension und ich arbeite ohnehin, wieviel ich mit meinem Kreuz und neben Haus und Garten noch schaffe. Doch sie meint, ich wolle sie los werden und sie wisse, dass mir an ihrem Leben nichts liege und wenn sie ausziehen muss, dann könnte sie nicht weiter studieren.
So geht es immer weiter und ich bin wirklich zermürbt. Ich sage nichts und wenn, dann wirft sie in Mark und Bein schmerzende Worte hin und verlässt den Raum. Ich komme auch nicht gerne nach Hause. Bin lieber in der Arbeit und gehe spazieren, setze mich in ein Cafe oder besuche eine nette ältere Frau. So kann es auch gehen. Ich denke, es ist besser, die Kinder leben ihr Leben und sie kommen auf Besuch oder auch nicht. Es tut ja nur so weh, wenn sie einen nicht mehr in ihr Leben einbeziehen und selbst ihr Leben verantworten wollen, was ja auch gut und richtig ist.
Mein Sohn hat mich heute auch versetzt, schon das zweite Wochenende. Man ist voller Erwartung, kauft ein, putzt, macht eine Nachspeise und dann gehen sie lieber spazieren. Dabei hätten sie ja noch ein Sparbuch fürs neugeborene Enkelkind abzuholen!
Man schaut auf die Nachbarn und ist unglücklich, wenn am Sonntag alle auf Besuch kommen, der Opa mit dem Enkel spazieren geht und die Oma ausgeführt wird. Doch die Realität sieht ohnedies anders aus.
Deswegen meine ich, man akzeptiert ihr Verhalten und lässt sie leben! Weil die Zurückweisungen weh tun, weil man ihre Entschuldigungen nicht hören will und nicht dauernd auf einen Anruf warten will. Mein Sohn ist schon acht Jahre aus dem Haus, ich kann nicht sagen, dass er ein schlechter Sohn ist, ruft auch ab und zu an, aber auch nur, wenn er einmal Unterstützung braucht. Aber zumindest besinnt er sich an seine Mutter oder den Vater, wenn er Probleme hat!
Ich denke, wir sprechen vielen anderen Eltern aus dem Herzen, und insofern bin ich froh, dass alle gesund sind und versuche immer mehr, meinem Leben einen neuen Lebensinhalt zu geben, damit das Herz nicht bricht.
Viele liebe Grüße an alle Eltern und Großeltern!
Vroni