Clematis
Hallo,
die Pharmafirmen verlagern ihre Medikamenten-Studien immer mehr in die Entwicklungsländer und nutzen die geringen oder nicht existenten behördlichen Kontrollen dort. Die Probanden sind billiger, da dort extreme Armut herrscht. Einverständniserklärungen können sie nicht lesen und werden häufig von Dritten unterzeichnet. Die Todesfälle nehmen von Jahr zu Jahr zu.
BAYER globalisiert Arzneitests:
CBG - STICHWORT BAYER 02/03 2010
Ein Ausschnitt aus dieser Seite:
Hier ein kurzer Bericht zu den Todesfällen:
Grüße,
Clematis23
die Pharmafirmen verlagern ihre Medikamenten-Studien immer mehr in die Entwicklungsländer und nutzen die geringen oder nicht existenten behördlichen Kontrollen dort. Die Probanden sind billiger, da dort extreme Armut herrscht. Einverständniserklärungen können sie nicht lesen und werden häufig von Dritten unterzeichnet. Die Todesfälle nehmen von Jahr zu Jahr zu.
BAYER globalisiert Arzneitests:
CBG - STICHWORT BAYER 02/03 2010
Ein Ausschnitt aus dieser Seite:
Nur ums Geld geht es auch den zahlreichen Firmen, die für Bayer & Co. die Probeläufe organisieren. Ca. 60 Prozent aller Versuche haben die Pillen-Riesen ausgegliedert - sie kaufen Arznei-Tests mittlerweile als Dienstleistung ein. So genannte CROs (Contract Research Organisations) haben sich darauf spezialisiert und bieten Komplettlösungen mit Ethik-Kommissionen und allem Drum und Dran an. Ihr Auftrag lautet, ein neues Pharma-Produkt möglichst schnell und kostengünstig zu erproben und nicht etwa, es im Sinne des vorsorglichen Gesundheitsschutzes genau zu prüfen. Da bleibt nach Beobachtungen der Wissenschaftlerin Adriana Petryna eine „taktische Flexibilität“ in ethischen Grundsatzfragen nicht aus. Und einige CROs rühmen sich sogar damit. „Bei der Rekrutierung von Probanden kann ich die Kriterien so setzen, dass es unmöglich sein wird, Nebenwirkungen zu identifizieren“, prahlt etwa der Geschäftsführer einer US-amerikanischen CRO. PAREXEL, das für Bayer unter anderem die Antibiotika-Wirkstoffe Ciprofloxacin und Moxifloxacin examinierte, bietet sogar Fortbildungen zum Thema „alltägliche Konfliktsituationen mit Prüfärzten“ an. Und als besonders werte-verbunden empfiehlt sich Dr. Kiran Marthak von dem Unternehmen VEEDA CLINICAL RESEARCH, das für den Leverkusener Multi Prostata- und Brustkrebs-Präparate testete, ebenfalls nicht. Nachdem Indien 2005 dem Drängen von Big Pharma nach einer Verschärfung des Patentrechts nachgegeben hatte und damit so ganz nebenbei auch die Voraussetzungen für mehr Test-Outsourcing schuf, frohlockte er: „Es wird ein großer Kuchen, und jeder kann einen Teil davon abhaben“.
Erst kommt das Fressen und dann die Moral - die taktische Flexibilität in ethischen Grundsatzfragen zeigt sich bei den Pharma-Riesen oder den von ihnen angeheuerten CROs unter anderem im Umgang mit der eigentlich vorgeschriebenen „informierten Einwilligung“. Bei Nachprüfungen wussten die ProbandInnen von dieser häufig gar nichts. „Sie dachten, sie würden eine reguläre Behandlung bekommen“, berichtet die Aktivistin Annelies den Boer von der niederländischen Initiative WEMOS in einem GID-Interview2. Auch in Thailand waren sich 30 von 32 befragten Versuchspersonen nicht im Klaren darüber, gerade einen Aids-Impfstoff erprobt zu haben. Ähnlich erging es Test-TeilnehmerInnen in Brasilien und Haiti3. „Die Idee der bewussten und informierten Einwilligung ist ein schlechter Scherz“, resümiert deshalb ein Wissenschaftler. Auch die eigentlich für die Kontrolle zuständigen Ethik-Kommissionen bestehen in den armen Staaten oft nur auf dem Papier. Einer Studie zufolge haben diese in Lateinamerika und Indien nur ein Viertel aller Versuche genehmigt und die Durchführung niemals überwacht. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMEA kann das nicht ausgleichen: Sie reist zu gerade mal 40 Inspektionen pro Jahr in fernere Länder.
Anmerkung: Hervorhebung von mir.
Hier ein kurzer Bericht zu den Todesfällen:
Presse Informationen vom 25. Oktober 2011
Coordination gegen BAYER-Gefahren
Offener Brief an BAYER-Chef Marijn Dekkers
Indien: Todesfälle bei Pharma-Studien
Immer mehr Pharma-Studien werden nach Indien verlagert. Die Zahl der
Geschädigten nimmt von Jahr zu Jahr zu. Im Zeitraum von 2007 bis 2010
starben 1.600 Inder/innen bei klinischen Studien, allein 138 bei Tests der
Firma BAYER. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren fordert in einem Brief an
den Vorstandsvorsitzenden Aufklärung.
Im vergangenen Jahr starben nach Angaben des indischen
Gesundheitsministeriums 668 Menschen bei Pharma-Tests. In den Jahren zuvor
war die Zahl stark gestiegen - von 137 im Jahr 2007 auf 288 (2008) und 637
(2009). Ein Großteil der Studien wurde im Auftrag von internationalen Firmen
wie Novartis, Pfizer und Merck durchgeführt. Allein bei der Durchführung
klinischer Studien von BAYER kamen innerhalb von vier Jahren 138
Versuchspersonen ums Leben.
Die Todesfälle sind zum Teil auf Vorerkrankungen der Probanden
zurückzuführen, z.B. Krebs. Offiziell wurden aber im vergangenen Jahr 22
Fälle tödlicher Nebenwirkungen bestätigt, darunter vier bei Studien für das
Thrombosemittel Xarelto von BAYER (Wirkstoff Rivaroxaban). Da die Daten auf
Angaben der Pharmafirmen basieren und keine unabhängigen Kontrollen
durchgeführt werden, dürften die tatsächliche Zahlen weit höher liegen.
BAYER hat den Hinterbliebenen der Xarelto-Opfer Entschädigungen von
durchschnittlich 5.250 Dollar gezahlt.
Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) hat heute in einem Offenen Brief an den BAYER-Vorstandsvorsitzenden Marijn Dekkers Aufklärung verlangt. In dem Schreiben heißt es: „Wir fordern Sie auf, alle relevanten Daten zu klinischen Studien in Indien in den vergangenen fünf Jahren offen zu legen“. Die CBG fragt u.a. nach Zahl und Dauer der Studien, den untersuchten
Medikamenten, den beauftragten Subunternehmen sowie nach der Häufigkeit von Nebenwirkungen und Todesfällen.
Momentan hat BAYER in Indien Studien mit der Krebs-Arznei Nexavar, dem
Augen-Präparat VEGF und dem Bluter-Medikament Kogenate beauftragt. Gerade abgeschlossen hat BAYER Versuche mit dem Potenzmittel Levitra, dem
Diabetikum Glucobay, der Hormon-Spirale Mirena und den Röntgen-Kontrastmitteln Gadovist und Ultravist. Aktuell sucht der Konzern
neue ProbandInnen für weitere Erprobungen von Xarelto, Glucobay, Gadovist,
Kogenate, Nexava und VEGF sowie von dem Antibiotikum Avelox und dem
umstrittenen Bluthochdruck-Präparat Xirtam. Die Umsetzung der Tests erfolgt
durch indische Firmen wie CSC Pharmaceuticals, Parexel oder Igate.
Axel Köhler-Schnura vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren:
„Wieder einmal geht BAYER über Leichen. Goldene Bilanzen stehen über
Menschenleben. Für den schnellen Profit im Pharmageschäft müssen bevorzugt
die Ärmsten der Armen grausame Schicksale erleiden - von schweren
lebenslangen Gesundheitsschäden bis hin zum Tod." Vertreter der Coordination
hatten das Thema bereits in der Hauptversammlung des Konzerns vor Tausenden von Aktionären diskutiert. Der damalige BAYER-Chef Werner Wenning verweigerte jedoch eine Beantwortung der Fragen und versicherte, keine Test-Person wäre zu Schaden gekommen. Die nun veröffentlichten Zahlen widerlegen diese Behauptung.
Aufgrund der niedrigen Kosten, der geringen Englischkenntnisse der Bevölkerung, die große Masse an ProbandInnen und der laxen Aufsicht stieg die Zahl der Studien in Indien in den vergangenen Jahren drastisch an. Im vergangenen Jahr wurden dort fast 2.000 Tests gemeldet. Die Testpersonen sind überwiegend extrem arm und analphabetisch; in vielen Fällen werden
Einverständniserklärungen von Dritten unterzeichnet. Die eigentlich für die
Kontrolle zuständigen Ethik-Kommissionen bestehen oft nur auf dem Papier.
Bis zum Jahr 2005 hingegen hatte die indische Gesetzgebung die Studien
ausländischer Firmen streng reglementiert: nur Präparate, deren Ungefährlichkeit bereits in ihrem Ursprungsland nachgewiesen werden konnte,
wurden zugelassen.
Auch in weiteren Ländern mit großen Armutspopulationen wie Kolumbien,
Pakistan, Moldawien, die Philippinen, China oder Russland führt BAYER
Pharma-Tests durch. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren fordert eine
nicht-Anerkennung pharmakologischer Studien, die nicht von unabhängiger
Seite überprüft werden.
Weitere Informationen:
Pharma Biz “Experts find gross discrimination in paying compensation
to trial victims by MNCs”
Pharmabiz :: Experts find gross discrimination in paying compensation to trial victims by MNCs
Business Standard „Pharma majors under fire over trial compensation”:
Pharma majors under fire over trial compensation
Rede in BAYER-Hauptversammlung: CBG - Jan Pehrke
Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG)
eMail [email protected]
Internet Coordination gegen BAYER-Gefahren / Coalition against BAYER-Dangers
Grüße,
Clematis23
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: