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Verschiedenen Ursachen können zu einem Prolaktinüberschuss führen.
Ein Prolaktinüberschuss kann durch einen gutartigen Tumor des Hypophysenvorderlappens, ein sogenanntes Prolaktinom, entstehen, bei dem aus einem bisher nicht bekannten Grund Fehler in den Zellen des Hypophysenvorderlappens aufgetreten sind. Diese fehlerhaften Zellen teilen sich so oft sie wollen und richten sich nicht mehr nach den Anforderungen des Körpers. Zudem produzieren diese fehlerhaften Tumorzellen des Hypophysenvorderlappens so viel Prolaktin, wie sie möchten. Es interessiert sie nicht, ob es schon genügend Prolaktin im Körper hat. Ein Prolaktinüberschuss ist deshalb die Folge.
Die häufigste Ursache für einen Prolaktinüberschuss ist aber nicht ein Tumor des Hypophysenvorderlappens, sondern die Einnahme gewisser Medikamente. Dazu gehören beispielsweise Antidepressiva, Morphin-ähnliche Substanzen, die meist zur Schmerzbekämpfung eingesetzt werden, gewisse blutdrucksenkende Medikamente, Dopaminantagonisten als Medikamente gegen Krampfanfälle, sogenannte Neuroleptika, und weibliche Hormone, die sogenannten Östrogene.
Alle diese Medikamente wirken dem Dopamin entgegen. Dopamin ist ein Botenstoff, mit dem der Hypothalamus und das Nervensystem die Produktion von Prolaktin im Hypophysenvorderlappen hemmen, damit es nicht zu einem Prolaktinüberschuss kommt. Wird durch die oben aufgeführten Medikamente die Wirkung von Dopamin aufgehoben, ist die Produktion von Prolaktin im Hypophysenvorderlappen ungebremst. Ein Prolaktinüberschuss ist die Folge.
Selten entsteht auf die gleiche Weise ein Prolaktinüberschuss, wenn der Hypophysenstiel oder der Hypothalamus durch einen Unfall, einen Tumor, eine Operation oder eine Bestrahlung beschädigt werden. Denn in diesen Fällen kann das Dopamin dann nicht mehr vom Nervensystem über den Hypothalamus und den Hypophysenstiel zum Hypophysenvorderlappen transportiert werden und die Produktion von Prolaktin im Hypophyenvorderlappen hemmen. Ein Tumor kann zu einer Schädigung des Hypothalamus oder des Hypophysenstiels führen, da die Tumorzellen sich wegen eines Fehlers so oft sie wollen teilen und nicht mehr auf die Anweisungen des Körpers hören. Dadurch wird ein Tumor immer grösser und drückt auf das umliegende normale Gewebe. Durch den Druck wird das normale Gewebe dermassen geschädigt, dass es abstirbt.
Auch eine Schilddrüsenunterfunktion oder ein TRH-Überschuss kann zu einem Prolaktinüberschuss führen, da die Regelkreise der Schilddrüsenhormonproduktion und der Prolaktinproduktion verbunden sind. Nimmt die Menge an Schilddrüsenhormonen im Blut ab, wird dies vom Hypothalamus wahrgenommen. Um die Menge an Schilddrüsenhormonen im Blut zu normalisieren, regt der Hypothalamus mit einer bestimmten Substanz, dem TRH, die Produktion von thyreoideastimulierendem Hormon im Hypophysenvorderlappen an. Das thyreoideastimulierende Hormon regt dann die Produktion von Schilddrüsenhormonen in der Schilddrüse an und die Menge an Schilddrüsenhormon im Blut normalisiert sich wieder. Der Hypothalamus fördert im Hypophysenvorderlappen mit dem TRH aber nicht nur die Produktion von thyreoideastimulierendem Hormon, sondern gleichzeitig auch die Produktion von Prolaktin.
Normalerweise stellt dieser Zusammenhang der Regelkreise der Schilddrüsenhormonproduktion und der Prolaktinproduktion kein Problem dar. Leidet eine Person aber an einem Schilddrüsenhormonmangel durch eine Veränderung des Hypophysenvorderlappens oder der Schilddrüse, produziert der Hypothalamus immer mehr TRH, um die Produktion von thyreoideastimulierendem Hormon im Hypophysenvorderlappen und dadurch die Produktion von Schilddrüsenhormonen in der Schilddrüse anzuregen. Dies gelingt ihm aber nicht, da wegen der Veränderung des Hypophyenvorderlappens oder der Schilddrüse eine vermehrte Produktion von Schilddrüsenhormonen im Körper einfach nicht möglich ist. Das einzige, was der Hypothalamus mit der vermehrten Produktion von TRH erreicht, ist eine vermehrte Produktion von Prolaktin im Hypophysenvorderlappen mit der Folge eines Prolaktinüberschusses im Blut. Ebenfalls zu einem Prolaktinüberschuss kommt es, wenn im Körper wegen eines TRH-Überschusses zu viel TRH vorhanden ist.
Weitere seltenere Ursachen können für einen Prolaktinüberschuss verantwortlich sein. Dazu gehört beispielsweise eine Leberschwäche, bei der die Leber durch eine Veränderung nicht mehr alle ihre Funktionen ausreichend erfüllen und deshalb das Prolaktin im Blut nicht abbauen kann, sodass sich das Prolaktin im Blut anstaut mit der Folge eines Prolaktinüberschusses.
Normal und nur vorübergehend ist eine vermehrte Prolaktinproduktion während der Schwangerschaft, während der Stillzeit, beim Schlafen und bei Stress.
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