Frühling

moldawische schwestern
Gedicht zum Thema Heimat
von Perry.


am hohen ufer, frühling / nicht weit von der festung
saßen sie zwischen erinnerungen / alles blühte
ringsherum

von ihrer stadt am nistru / sprachen sie
von vaters dominanz / mutters stille
ihren ungestümen brüdern

über die flucht nach deutschland / redeten sie
die legende vom weißen storch, hoffnung / den neuanfang
im fernen land

im hohen gras, schwarzerde / spielten sie
noch einmal fangen / in ihren wäldern, codrii
bevor sie zurückfuhren in die fremde


*) Die Stadt heißt Soroca. Der zentrale Teil Moldawiens, wird umgangssprachlich auch Codrii („die Wälder“) genannt.
Perry: "moldawische schwestern" auf keinverlag.de
 
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Schon wieder Frühling!
von Rudi



Durchs Fenster dringt wohliger Duft herein,
kann es denn schon wieder Frühling sein?

Draußen die Vögel, ihre Stimmen so hell und rein,
kann es denn schon wieder Frühling sein?

Die ersten Knospen so zart und fein,
kann es denn schon wieder Frühling sein?

Liebende küssen sich im Mondenschein,
kann es denn schon wieder Frühling sein?

Doch da, was ist das für ein Klopfen an der Wand,
die Frau mit Eimer und Lappen in der Hand.
Mit dem Besen schwingend sie durch die Räume schwebt,
man denkt das ganze Haus erbebt.

Sie lautstark nach dem Manne sucht,
ihn nicht findet und sie schimpft und flucht.
Zu spät, er kann nicht mehr fliehen,
sich der drohenden Gefahr entziehen.

Kein versteck bietet ihm jetzt noch Schutz,
Oh Gott, der große Frühjahrsputz.
Bis in den letzten Winkel vernimmt man sein schrei´n
“Verdammt, es muß schon wieder Frühling sein!“
 
Wunderbar, RR
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Wie schön blüht uns der Maien


Musik
Text trad. (1602)
Max Pohl (1911/12)


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Bei ihr, da wär ich gerne,
bei ihr, da wärs mir wohl.
Sie ist mein Morgensterne,
strahlt mir ins Herz so voll.
Sie hat einen roten Mund,
sollt ich sie drauf küssen,
mein Herz würd mir gesund.

Wollt Gott, ich fänd im Garten
drei Rosen auf einem Zweig.
Ich wollte auf sie warten,
ein Zeichen wär mir's gleich.
Das Morgenrot ist weit,
es streut schon seine Rosen:
Ade, du schöne Maid.

Notenblatt "Wie schön blüht uns der Maien" - Das Alojado Lieder-Archiv
 
Frühlingslied

Die Luft ist blau, das Tal ist grün,
die kleinen Maienglocken blühn
und Schlüsselblumen drunter;
der Wiesengrund ist schon so bunt
und malt sich täglich bunter.

Drum komme, wem der Mai gefällt,
und freue sich der schönen Welt
und Gottes Vatergüte,
die diese Pracht hervorgebracht,
den Baum und seine Blüte.

(Ludwig Hölty 1748-1776)

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Danke Leon!

aber denkst du, daß ein küsschen von dieser "schönheit" mich wirklich motiviert hier noch ein weiteres gedicht reinzustellen?:schock:


grüße
richter
 
Danke Leon!

aber denkst du, daß ein küsschen von dieser "schönheit" mich wirklich motiviert hier noch ein weiteres gedicht reinzustellen?:schock:


grüße
richter

Hallo RRichter,
ich vergaß, wie empfindsam Ihr jungen Künstler seid;) , also bitte hier:

Ein Engel




für Rudi!

Herzliche Grüße von

Leòn:D
 
Maifest*
Zuerst nannte Goethe dieses Gedicht Mailied, dann änderte er den Namen

Wie herrlich leuchtet
Mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!

Es dringen Blüten
Aus jedem Zweig
Und tausend Stimmen
Aus dem Gesträuch

Und Freud und Wonne
Aus jeder Brust.
O Erde, o Sonne,
O Glück, o Lust,

O Lieb, o Liebe,
So golden schön
Wie Morgenwolken
Auf jenen Höhn,

Du segnest herrlich
Das frische Feld--
Im Blütendampfe
Die volle Welt!

O Mädchen, Mädchen,
Wie lieb ich dich!
Wie blinkt dein Auge,
Wie liebst du mich!

So liebt die Lerche
Gesang und Luft,
Und Morgenblumen
Den Himmelsduft,

Wie ich dich liebe
Mit warmem Blut,
Die du mir Jugend
Und Freud und Mut

Zu neuen Liedern
Und Tänzen gibst.
Sei ewig glücklich,
Wie du mich liebst.


Goethe: Maifest
 
Zuletzt bearbeitet:
Sei mir gegrüßt, du lieber Mai

Sei mir gegrüßt, du lieber Mai,
mit Laub und Blüten mancherlei!

Seid mir gegrüßt, ihr lieben Bienen,
vom Morgensonnenstrahl beschienen!

Wie fliegt ihr munter ein und aus
in Imker Dralles Bienenhaus

und seid zu dieser Morgenzeit
so früh schon voller Tätigkeit.

Für Diebe ist hier nichts zu machen,
denn vor dem Tore stehn die Wachen.

Und all´ die wacker´n Handwerksleute
die hauen, messen stillvergnügt,

bis daß die Seite sich zur Seite
schön sechsgeeckt zusammenfügt.

Schau! Bienenlieschen in der Frühe
bringt Staub und Kehricht vor die Tür;

Ja! Reinlichkeit macht viele Mühe,
doch später macht sie auch Pläsier.

Wilhelm Busch, (1832-1908)


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Der Maibaum

Liliencron, Detlev von (1844-1909)

Wir liebten uns. Ich saß an deinem Bette
und sah auf deinen todesmatten Mund.
Dein Auge suchte mich an irrer Stätte:
hörst du den Sensenschnitt im Wiesengrund?

Und Pfingsten rings. Die Stadt war ausgeflogen
in hellen Kleidern und im Frühlingshut.
Wir waren um den schönsten Tag betrogen;
o Tag sei gnädig ihrer Fieberglut.

Zu deinem Haupte bog, zu deinen Füßen
bog sich ein grünes Birkenbäumchen vor;
sie sollten dich vom heiligen Leben grüßen,
ein letzter Gruß dir sein am schwarzen Tor.

Ich hatte sie für dich geschnitten,
an einer Stelle, die dir wohlbekannt,
zu der wir ausgelassen oft geschritten,
an der wir oft gesessen Hand in Hand.

An jenem Orte steht eine alte Weide,
vor Neid und Sonne unsre Schützerin;
da ist es still, und überall die Heide,
am Ginster zittert die Libelle hin.

Ein Wasser schwatzt sich selig durchs Gelände,
ein reifer Roggenstrich schließt ab nach Süd;
da stützt Natur die Stirne in die Hände
und ruht sich aus von ihrer Arbeit müd.

Weißt du den Abend noch, wir saßen lange,
ein nahendes Gewitter hielt uns fest
an unserm Weidenbusch, du fragtest bange,
es klang so zag: Und wenn du mich verlässt?

Sieh zu mir auf, beschirmt von Birkenzweigen:
ich war dir treu, wir haben uns geglaubt.
Aus Wüsten zieht, aus Wolken her das Schweigen, die Sense sirrt, und sterbend sinkt dein Haupt.





 
Schön und traurig ...
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Heinz Erhardt
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Das Finkennest
Ich fand einmal ein Finkennest,
und in demselben lag ein Rest
von einem Kriminalroman.
Nun sieh mal an:
der Fink konnt lesen !
Kein Wunder, es ist ein Buchfink gewesen.
 
Frühling

von Heinz Erhardt

Wie wundervoll ist die Natur !
Man sieht so viele Blüten,
auch sieht man Schafe auf der Flur
und Schäfer, die sie hüten.
Ein leises Lied erklingt im Tal:
der müde Wandrer singt es.
Ein süßer Duft ist überall,
nur hier im Zimmer stinkt es !



 


Der Strauß

Der Strauß, den ich gepflücket,
Grüße dich vieltausendmal!
Ich hab mich oft gebücket,
Ach, wohl eintausendmal,
Und ihn ans Herz gedrücket
Wie hunderttausendmal!

Johann Wolfgang von Goethe
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Der Mai ist auf dem Wege

Der Mai ist auf dem Wege,
Der Mai ist vor der Tür;
Im Garten, auf der Wiese,
Ihr Blümlein, kommt herfür!

Da hab' ich den Stab genommen,
Da hab' ich das Bündel geschnürt,
Zieh' weiter und immer weiter,
Wohin die Straße mich führt.

Und über mir ziehen die Vögel,
Sie ziehen in lustigen Reih'n;
Sie zwitschern und trillern und flöten -,
Als ging's in den Himmel hinein.

Der Wandrer geht alleine,
Geht schweigend seinen Gang;
Das Bündel will ihn drücken;
Der Weg wird ihm zu lang.

Ja, wenn wir all' zusammen
So zögen ins Land hinein!
Und wenn auch das nicht wäre,
Könnt' eine nur mit mir sein!

(Wilhelm Müller)





 
1. O, wie bricht aus den Zweigen
das maifrische Grün,
Und die Lerchen, sie steigen,
die Veilchen erblühn!
Mein Herz kann sich freuen,
und es blüht mir auch darin;
Im Mai, im schönen Maien
|: Hab ich viel noch im Sinn. :|
2. Wenn die Bäume sich wiegen
in Lüften so lind,
o, so möcht ich gern fliegen
wie Wolken geschwind,
möcht' singen im Freien,
daß es weithin erklingt;
Die Lust am schönen Maien
|: meine Seele durchdringt. :|



3. Wenn die Vöglein dann singen,
früh morgens zieh ich aus,
will die Wälder durchdringen
und nimmer zu Haus.
Mein Herz kann sich freuen
und es blüht mir auch darin,
im Mai, im schönen Maien
|: hab ich's Wandern im Sinn. :|


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Kind im Frühling

So weiß im reichen Maienblust
Die schmucken Bäume stehen,
Es muß die ganze Blütenlust
Im nächsten Wind verwehen.

Auch deine jungen Tage, Kind,
Und deine Lustgebärden,
Sie müssen bald, so hold sie sind,
Verblühn und dunkel werden.

In Schmerzen nur und Dunkelheit
Wird süße Frucht geboren.
Doch ist sie reif, so war kein Leid
Und war kein Weh verloren.

(Hermann Hesse)

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Frühjahr 1917

von Karl Liebknecht



Sturm, mein Geselle,
Du rufst mich!
Noch kann ich nicht,
Noch bin ich gekettet!
Ja, auch ich bin Sturm,
Teil von dir;
Und der Tag kommt wieder,
Da ich Ketten breche,
Da ich wiedrum brause,
Brause durch die Weiten,
Stürme um die Erde,
Stürme durch die Länder,
Stürme in die Menschen,
Menschenhirn und -herzen,
Sturmwind, wie du!

Heulen des Sturmes ist mir liebliche Melodie,
Wenn wild er herabstürzt über die Mauern
In das Gedränge enger Gänge.
Wenn er mit Gebrüll
Sie zu zersprengen sucht,
Wenn sein flatternder Mantel
Gegen die Steine klatscht,
Wenn er in rasender Wut
Stäbe und Gitter packt,
Sie zu zerbrechen! –
Wenn sein kalt-heißer Atem
Durch Ritzen und Scheiben
Die Haut mir streift,
Das Blut mir siedet.

– Gerne wohl hör’ ich dich,
Urbild gewalt’ger Kraft. –
Lieber doch wüßt’ ich dich,
Hört’ ich dich, fühlt’ ich dich,
Wärst du ein Bote mir
Anderer Kraft, Volkes Kraft.
Heulender Sturm der Nacht,
Nimmer befreist du mich!
Anderer Kraft, Volkes Kraft
Harre ich sehnsuchtsvoll,
Lausch’ ich voll Ungeduld,
Wann wirst du künden sie?
Friedens- und Freiheitsschlacht,
Kampfgebraus auch für mich!
Biographie: Karl Liebknecht, 1871-1919
 

Im wunderschönen Monat Mai
als alle Knospen sprangen,
da ist in meinem Herzen
die Liebe aufgegangen.

Im wunderschönen Monat Mai
als alle Vögel sangen,
da hab' ich ihr gestanden
mein Sehnen und Verlangen.



Heinrich Heine
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Ein schönes Bild! :)

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Alles neu, macht der Mai

Volksweise
Autor: H. Adam v. Kamp, 1818 (1796-1867)

Alles neu, macht der Mai,
Macht die Seele frisch und frei
Laßt das Haus, kommt hinaus,
Windet einen Strauß!
Rings erglänzet Sonnenschein,
Duftend pranget Flur und Hain;
Vogelsang, Hörnerklang
Tönt den Wald entlang.

Wir durchzieh'n Saaten grün,
Haine, die ergötzend blüh'n,
Waldespracht neu gemacht,
Nach des Winters Nacht.
Dort im Schatten an dem Quell
Rieselnd munter, silberhell,
Klein und Groß ruht im Moos,
Wie im weichen Schoß.

Hier und dort, fort und fort,
Wo wir ziehen Ort für Ort
Alles freut sich der Zeit,v Die verjüngt, erneut,
Widerschein der Schöpfung blüht
Uns erneuernd im Gemüt.
Alles neu, frisch und frei
Macht der holde Mai.
 
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