Für mich arbeiten die ZJ mit der Angst, nicht mit der Liebe.
Jede Gemeinschaft hat ihre eigene Gruppendynamik. Als unvollkommene Menschen haben alle mehr oder weniger den Trend, Dinge zu vereinfachen. Wenn der eine oder andere die genannten Konsequenzen eines Lebens ohne Gott als bloße Angstmache oder Drohung empfindet, ist das schade (was ich Dir aber nicht unterstelle). Auf der anderen Seite gibt es unterschiedliche Mentalitäten: Wer z.B. meint in einer Glaubensgemeinschaft mehr mit der Angst arbeiten zu müssen, darf sich nicht Wundern wenn seine Schäflein eines Tages davonlaufen.
Von dem Gedanken Gott aus Angst vor Bestrafung dienen zu müssen, habe ich mich schon lange verabschiedet.
Auch Zeugen Jehovas sind einem Lernprozess unterworfen. Es sind auch nur Menschen. In der Praxis wird vom einen dies, vom anderen das herausgelesen und mehr betont. Ich kann auch nur bedingt Einfluß auf andere ausüben, sodaß ich schlußendlich nicht für jede Meinung meiner Mitgläubigen verantwortlich bin.
In der Wachtturm-Literatur, die auch bei uns Zeugen Jehovas die Richtung vorgibt, wird immer wieder betont, daß nur Liebe zu Gott und den Mitmenschen die Antriebsfeder sein kann. Natürlich wird auch vor dem Gericht Gottes gewarnt. Dies sollte natürlich nicht erfolgen, um einzuschüchtern, sondern dazubeitragen, die Prioritäten richtig zu setzen.
Was das Bibelwissen betrifft, spielen mehrere Faktoren zusammen. Neben der Prägung durch die Glaubensgemeinschaft, ist eigenes Bibelstudium und Gebet unerlässlich, um sein Verständnis zu vertiefen, also eigenverantwortliche Auseinandersetzung mit dem Thama. Schließlich hat auch jeder die Konsequenzen seines Handelns selbst zu tragen und muß sich vor Gott allein verantworten. Das Verhalten der Gruppe darf auch nie Rechtfertigung für das eigene Handeln sein. Außerdem bringt jeder individuelle Fähigkeiten mit, welche ihm dabei auf die eine oder andere Weise dienlich sind. Logisches Denken lernt man ja auch noch woanders, z.B. in der Schule und dem Berufsleben. Eine gute Allgemeinbildung kann nie schaden.
Egal welche Vor- und Nachteile menschliche Organisationen immer haben, was die Zeugen Jehovas betrifft, wäre es mir ohne sie deutlich schwerer gefallen, Christsein zu wollen, den Glauben zu bewahren. Zeugen Jehovas glauben, daß sie von Gott geleitet werden. Dem stimme ich prinzipiell zu und sehe auch nicht, wo ich lieber sonst hingehen sollte. Vollkommene Glaubensgemeinschaften gibt es nicht. Gott hat nur Sünder auf Erden. Erst die theokratische Ordnung der neuen Welt wird fehlerfrei sein.
Auch ist draußen nicht alles schlecht und drinnen nicht alles gut. Der Teufel schläft nie und versucht gerade in den Reihen der Gläubigen negativen Einfluß auszuüben, z.B. durch eine falsche Gruppendynamik. Im Lauf der Jahrzehnte konnte ich aber sehen, daß die gute Substanz erhalten geblieben ist, was ich ganz klar auf das Wirken des Geistes Gottes zurückführe.
Biblisch ist der christliche Lebensweg, und der wird zum Ziel führen. Einer Glaubensgemeinschaft anzugehören ist gerade in dieser Zeit, eines zuendegehenden Weltsystems, eine Hilfe (ohne natürlich die eigene Verantwortung jemals abzugeben). Außerdem ist es biblisch. Die Urchristen haben es vorgelebt. Sie hatten ebenfalls Versammlungen und ermahnten und erbauten einander. Außerdem gab es auch damals eine leitende Körperschaft, bestehend aus den Aposteln und älteren Brüdern in Jerusalem.
P.S. Antisemiten sind wir bestimmt nicht.