Huhu in die Runde,
Kurz zu mir: ich bin 38 Jahre, habe eine Angststörung seit ca 20 Jahren und bin vor 7 Jahren abhängig von Tavor geworden. Ich habe über 7 Jahre lang täglich 1 mg Tavor genommen - Niedrigdosisabhängigkeit, ich musste zum Glück nie steigern, aber ohne das 1 mg ging es auch nicht.
Im Januar 2014 habe ich den Entschluß gefasst,.... ....Das hat nicht geklappt, dann brauchte ich plötzlich 3 mg Tavor und selbst das hat nicht mehr gewirkt. Ich hatte Dauerangst bzw. Panik und tiefe Depressionen. Das ganze letzte Jahr hab ich mich in Suchtkliniken aufgehalten, hab entgiftet, und dann irgendwann gedacht ich halt es nicht mehr aus, bin wieder rückfällig geworden usw. Meine letzte Tavor habe ich Ende Januar 2015 genommen. Seither, jezt 4,5 Monate, bin ich benzofrei.
Ich habe immer mal wieder Phasen in denen ich gut zurechtkomme und mich fast völlig normal fühle, und dann kommen regelmäßig Phasen, wo alles zusammenbricht. .....ich denke unaufhörlich an das Zeug.....
Ich weiss nicht, ist das jezt noch von dem Zeug, oder bin ich das? Falls ja, werde ich so bleiben?
Ben ich hab mir gestern Dein Buch bestellt. Ich hoffe, das mir dies hilft, diese schwere Phase jetzt wieder zu überstehen. Ich will nicht rückfällig werden!
Liebe Lisel, du hast dann sozusagen auch eine Low-Dose-Abhängigkeit hinter dir. So passiert es wohl sehr vielen.
Du hast selbstständig versucht die Tabletten abzusetzen, was fehl schlug. Möglicher Weise weil du zu schnell warst. Von 1 mg über 7 Jahre täglich auf Null oder auch erst halbiert, ist m. E. zu schnell. Oder hast du das anders gemacht?
Ich selbst hatte nur 4-5 mg Diazepam, das sind umgerechnet nur max. eine halbe Tavor (10 mg entspricht ca. 1 Tavor). Trotzdem war der erste Versuch abzusetzen auch schief gelaufen....viel zu schnell reduziert.
Dadurch erlebte ich Panikattacken, die mich tief im inneren zerrüttet hatten.
Danach hatte ich auch große Probleme mit der ursprünglichen Menge wieder zurecht zu kommen.
Warum hast du angefangen Tavor zu nehmen? Es gab ja bestimmt einen Grund!?
Du fragst dich, was der Entzug ist oder was von dir selbst kommt!? Das kann im Moment keiner so richtig beantworten. Aber nach meiner Erfahrung, kommt das, was vorher schon war, verstärkt wieder. Dazu hast du leider eine Menge körperlicher Entzugssymptome, die werden wieder weggehen. Es ist auch davon auszugehen, dass die Schlafstörungen und die innere Unruhe nachlassen werden. Was die Angst angeht, so müsste die zwangsläufig auch weniger werden, zumindest sollten die Ängste, die vor der Tavoreinnahme nicht da waren, einigermaßen zurückgehen. Die Depression, die Traurigkeit..... hattest du das vorher schon?
Aber du schreibst, dass du Phasen hast, wo es besser ist, sogar gut und dann wieder schlechtere Phasen..... Gibt es entsprechende Auslöser für die schlagartige Änderung deiner Verfassung.
Wenn du grundsätzlich Probleme mit Ängsten und/oder einer Depression haben solltest, dann hoffe ich doch, dass du begleitend eine Therapie machst. Damit du lernen kannst, anders mit den Ängsten umzugehen.
ABER: Natürlich kann auch die Traurigkeit mit dem Entzug zusammenhängen. Es ist ja auch wirklich nicht schön und schon gar nicht einfach so eine lange Zeit durchzustehen.
Aber ist es nicht so, dass wenn du mal 1 oder 2 oder 3 Monate zurückschaust, dass du positive Veränderungen wahrnehmen kannst?
Oft hilft es, mal einen weiten Blick nach hinten zu werfen und mal zu überlegen, was denn schon besser geworden ist oder welche Symptome unter Umständen nicht mehr da sind.
Nach meiner Erfahrung, das deckt sich wohl auch mit der Erfahrung anderer und dem Ashton-Bericht, die körperlichen Symptome lassen nach 3-6 Monaten nach und manche verschwinden. Der psychische Anteil dauert um einiges länger. Aber es wird besser werden.
Was letztendlich am Ende bleibt, wird dir nur die Zukunft verraten. Aber egal was kommt, du kannst daran arbeiten.
Du brauchst vor allem Geduld, denn es ist ein langer Weg. Am besten hilft es die Situation und auch die Ängste anzunehmen.
Du denkst oft an das Zeug "Benzo": Es wäre wichtig, dass du deine Beziehung zu dem Benzo verändern könntest. So lange du glaubst, dass es dir hilft, wirst du daran denken. Ein Bewusstsein, dass dir klar sagt, dass das Zeug dich verändert, dass es dich nicht mehr richtig fühlen lässt, dass es dir die Steuerung über die DICH wegnimmt und dass es dir mehr Probleme bringt, als dass es eine Hilfe ist! Wenn du dieses Bewusstsein bekommst, dann ist das Leben ohne Benzo kein Verlust, sondern ein Gewinn. Du gewinnst dein Leben zurück, aber du musst den Weg des Entzugs gehen um den Preis in Empfang nehmen zu können.
Wenn die Beschwerden zu stark sind, lasse dich von deinem Therapeuten und deinem Facharzt beraten, was du alternativ machen kannst.
Auf jeden Fall ist es hilfreich und sinnvoll sich auf positive Dinge zu konzentrieren....ich weiß, das ist nicht einfach. Aber jedes mal, wenn es geklappt hat, ist das ja auch ein Erfolg. Auch kleine Schritte führen zum Ziel.
Wie gesagt, du brauchst viel Geduld, du musst deine Situation annehmen und du solltest die Beziehung zum Benzo verändern. Das ist kein Helfer, es ist der Wolf im Schafspelz!
Ich hoffe es geht dir mittlerweile etwas besser!
Ich wünsche dir viel Kraft, Geduld und Klarheit, denn die Klarheit ist wichtig, damit du die Fragezeichen, deine Gedankenkreisel, unterbrechen kannst. Ein Klarheit, was du bist und was vom Entzug kommt, wirst du mit der Zeit erfahren, wenn du den Weg weiter gehst - aber mit Akzeptanz, Annahme und Geduld!
Ach so..... 10 km Fahrrad ist doch schon viel. Mach so viel oder so wenig ;-) wie dir gut tut.
Müde und schlappe Muskeln hatte ich damals auch, das ist nicht unnormal.
Herzliche Grüße
BEN