AWMF-Leitlinien von 2001 setzen CFS entgegen dem ICD mit Neurasthenie gleich
Ein Hallo an alle.
Führen wir hier nicht ein reines Scheingefecht? Ich persönlich vermute seit Anbeginn der Diskussion, dass die Ansichten der hier Schreibenden sich gar nicht so stark unterscheiden wie es den Eindruck erweckt. Dreht sich der ganze Streit letztlich nicht einfach nur darum, wie die Definition von CFS lautet, bzw. wie sie lauten
sollte?
Für castor, Leitwolf und für janusz726 lautet die Definition: CFS ist eine Virenerkrankung - und nichts anderes. Daher kommt regelmässig ein Aufschrei, sobald eine anders geartete Definition zur Sprache kommt. Sie fühlen sich nicht ernst genommen und denken an Verharmlosung.
Ich nehme jedoch an, dass keiner der drei genannten bestreitet, dass noch andere Erkrankungen (also ohne Virus) zu ständiger Müdigkeit führen können. Sie wollen diese Fälle nur nicht unter dem Begriff cfs eingeordnet sehen.
Betrachten wir die Sache mal aus etwas Distanz: hierzulande und heutzutage wird CFS durch Ausschluss-Kriterien "diagnostiziert" - und nicht etwa durch einen Virentest. Man kann also davon ausgehen, dass sich unter den Patienten mit der Diagnose CFS verschiedene Krankheiten finden lassen (bzw. eben nicht finden lassen). Diese Vermischung und Unschärfe ist sicher nicht gut, da sind wir uns wahrscheinlich einig, allerdings ist sie -
hierzulande und heutzutage - eine Tatsache.
Ich plädiere daher für mehr Gelassenheit, wenn es um den Streit betreffend Definition des Begriffes 'cfs' geht. Solange die verschiedenen Ursachen von ständiger Müdigkeit nicht klarer abgegrenzt werden können, sind hier Missverständnisse und verschiedene Ansichten und Einteilungen schlicht unvermeidlich.
Einig sind wir uns doch, so nehme ich an:
- dass chronische Erschöpfung ein schlimmer Zustand ist, welcher die Lebensqualität erheblich einschränkt. Egal was die Beschwerden verursacht.
- dass Betroffene sich zu Recht missverstanden fühlen, wenn jemand ihre Krankheit verharmlost. Egal was die Beschwerden verursacht.
So gesehen sitzen wir im selben Boot - selbst dann, wenn sich die Ursachen für unsere Beschwerden differenzieren.
Nehmen wir nun an, es wird eines Tages erkannt (und anerkannt), dass ein Virus für einen Teil der Kranken verantwortlich ist. Dann - so kann man annehmen - werden die Begriffe überdacht. Entweder wird nur noch diese erkannte Virenerkrankung als CFS bezeichnet, und alle anderen von ständiger Müdigkeit Betroffenen (ohne dieses Virus) werden in eine oder mehrere andere Kategorien eingeteilt (ich nehme an, dies wird von castor, Leitwolf und janusz726 favorisiert, wenn nicht verlangt). Denkbar und meines Erachtens wahrscheinlicher dürfte jedoch sein, dass die Virenerkrankung einen neuen, eigenständigen Namen bekommt (z.B. cfids) und die immer noch unklaren Ursachen weiterhin unter dem Sammelnamen cfs eingeordnet werden.
Ich meine: was spielt es für eine Rolle? Es sind nur Begriffe.
Zum Schluss möchte ich noch folgendes zu denken geben: nehmen wir wieder an, die Virentheorie wird zur Tatsache. Ich nehme an, keiner der hier Anwesenden weiss mit Sicherheit (also durch einen Bluttest) ob er dieses Virus in sich trägt. Hast du dir mal überlegt, dass ein solcher Test bei dir ja auch
negativ ausfallen könnte? Und was dies dann für dich bedeuten würde? Plötzlich wärst du in der unangenehmen Situation, dafür kämpfen zu müssen, dass auch Betroffene
ohne Virus als Leidende anerkannt werden.
Gruss - BunnyDog