Hallo chiron,
ich bin über dieses Lied wieder hierhin geraten.
https://www.symptome.ch/threads/musik-fuer-die-seele.76959/page-44#post-810925
Ich habe selber schon oft über das Thema nachgedacht, denn ich bin sowohl "Opfer", als auch "Täterin". Das sind wir wahrscheinlich auf die eine oder andere Weise alle. Vielleicht gibt es wirklich einige wenige Menschen, die so viel Güte in sich tragen, dass sie davon verschont sind, ich weiß es nicht.
Deine Argumentation ist für mich nicht immer logisch. Bist Du eigentlich selber Autor diese Buches? Es hört sich in Deinen letzten Posting so an.
Unlogisch finde, etwas zu verzeihen ohne die Wahrnehmung von Recht oder Unrecht. Gibt es beides nicht, gibt es auch nichts zu verzeihen. Ist verzeihen nicht ein bewusster Akt?
Dann die Gedanken über den freien Willen, ja, da wurde schon immer nachgedacht, ob es den gibt oder nicht. Frage Dich selber, ob Du einen Willen hast? Wie frei er ist, sei erstmal dahingestellt, denn wir leben nicht nur geprägt von unseren frühkindlichen Erfahrungen, sondern auch von der Kultur, in der wir leben, von den Überlieferungen, die uns wiederum geprägt, vorgestellt werden, von den Begegungen mit unseren Mitmenschen, von den Inspirationen, die wir erleben durch unsere gesamte Umwelt. Was wir aber damit anfangen, ist da nicht auch ein wenig Freiheit zu erkennen?
Hätten wir nicht einen, wenn auch nur minimalen, Entscheidungsspielraum, wären wir nicht völlig unbewusst?
Wie ich oben schon sagt, auch zum Verzeihen gehört eine Willensentscheidung. Ob wir unseren Entscheidungen immer folgen können, das ist eine andere Frage.
Versuchen können wir, jeden Tag etwas bewusster zu leben, uns selbst, unsere Gedanken und Taten zu beobachten....
Aus eigener Erfahrung als "Täterin" weiß ich, dass ich durchaus die Wahl habe, zu lügen, und damit mein Unrecht, dass ich an jemandem begangen habe, zu verschleiern und mich selbst ins rechte Licht rücken, oder ich gebe demjenigen, dem das Unrecht durch mich geschehen ist, seine Wahrheit wieder. Seine Wahrnehmung des erlittenen Schmerzes ist real, auch das Unrecht, dass er wahrnimmt ist real. Lüge ich ihn nicht an und übernehme die Verantwortung für mein Handeln, entsteht die Möglichkeit, zu verzeihen. Rückgängig gemacht werden kann nichts, auch wieder gutzumachen ist es nicht, aber es besteht die Chance, es nicht wieder geschehen zu lassen und die Chance, die Trennung durch Lüge, Wut, Rache, Weiterführen des Leides zu beenden.
Ich habe es selber erlebt. Es ist heilsam für beide Seiten. Es anzuerkennen, es war so, es war unrecht, es war nicht richtig, Du hast dadurch Leid erlebt, ich erlebe Leid in mir, ich verzeihe mir, verzeihe mir, diese Vergangenheit wird sich nicht wiederholen....wir finden Lösungen, miteinander in Frieden zu sein, der Wille, in Frieden zu sein, in Geduld, Nachsicht und Liebe zu sein, er verändert die Beziehung, er bringt Gelassenheit und Freude im Umgang.
Nenne es Willen, mir ist es egal, es befreit, weil sich andere Möglichkeiten eröffnen. Belüge ich mich selber weiterhin, sucht sich das Leid andere Wege. Es setzt sich auf die eine oder andere Weise fort. Auch durch das Körpergedächnis.
Das alles auf das vielbeschriebene EGO zu schieben, ist mir zu einfach.
Sind wir das EGO oder
haben wir das EGO. Haben wir es, können wir es nutzen, es uns dienstbar machen, sind wir es, macht es in der Tat mit uns, was es will.
Lange Rede, nicht wahr? Aber ich wollte kein Buch schreiben. Dazu wäre ich auch nicht in der Lage
.
Liebe Grüße
Kassandra