Neues Buch - Bist du noch Opfer oder vergibst du schon?

Liebe Darleen

da wird mir richtig schlecht Sowas zu lesen;) sorry
wo ist es gegeben das ich handel aus meiner Geschichte, Herkunft, Sozialisation, das hast du dir schön zurechtgezimmert..glaubst du selbst daran???

Deine Reaktion überrascht mich nicht, ganz im Gegenteil. Sie zeigt eindrücklich, dass wir so reagieren wie wir eben sind. Wir können nicht anders. Deshalb kann man es auch schwerlich jemandem vorwerfen.

Oder hättest du anders handeln können als du gehandelt hast? Warst du frei darin, was du geschrieben hast oder ist deine Meinung das Resultat deiner Geschichte, Herkunft usw.? Von irgendwoher müssen sie ja kommen, die persönlichen Ueberzeugungen.

Du garnierst deine Angriffe mit Smileys, bist dir den Angriffen aber durchaus bewusst. Deshalb auch das "verzeih" am Ende des Postings.

Damit bestätigst du meine These, dass es immer um Beschuldigungen geht, obwohl das sicher nicht deine Absicht war.

Würde ich dir nun das, was du geschrieben hast, übel nehmen, dann nur, weil ich an die Fehlinterpretation glauben würde, dass du damit eine böse Absicht verfolgst. Aber genau daran glaube ich nicht, da es nichts Böses gibt. Zumindest versuche ich das die ganze Zeit zu sagen.

Besten Dank und Gruss

chiron
 
Liebe Darleen

Deine Reaktion überrascht mich nicht, ganz im Gegenteil. Sie zeigt eindrücklich, dass wir so reagieren wie wir eben sind. Wir können nicht anders. Deshalb kann man es auch schwerlich jemandem vorwerfen.

Oder hättest du anders handeln können als du gehandelt hast? Warst du frei darin, was du geschrieben hast oder ist deine Meinung das Resultat deiner Geschichte, Herkunft usw.? Von irgendwoher müssen sie ja kommen, die persönlichen Ueberzeugungen.

Hallo chiron, sie kommen nicht aus meiner Herkunft, Geschichte ect. sondern aus meinen bis Dato klaren Verstand

Du garnierst deine Angriffe mit Smileys, bist dir den Angriffen aber durchaus bewusst. Deshalb auch das "verzeih" am Ende des Postings.


Falschinterpretation--> mein *verzeih* bezog sich auf mein eventuell als unflätig empfundene Schreibweise (Wörter), nicht auf des Inhaltes..;)
Damit bestätigst du meine These, dass es immer um Beschuldigungen geht, obwohl das sicher nicht deine Absicht war.

Nein , eben nicht , es geht allein um deine Interpreation die du darein legen möchtest..
Würde ich dir nun das, was du geschrieben hast, übel nehmen, dann nur, weil ich an die Fehlinterpretation glauben würde, dass du damit eine böse Absicht verfolgst. Aber genau daran glaube ich nicht, da es nichts Böses gibt. Zumindest versuche ich das die ganze Zeit zu sagen.

Besten Dank und Gruss

chiron
aber chiron, wenn wir um des Geschwafel Willens uns Dinge zurecht biegen wird daraus nicht eine andere Tatsache

Hiermit klinke ich mich aus diesem Thread aus, wegen des im Kreisdrehens, deine Gedakengänge kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen, weil es zwickt und zwackt an jedem Ende

liebe grüße darleen:wave:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Oregano

Wenn ein Vergewaltigungsopfer und ein mißbrauchtes Kind Deinen Gedankenhintergrund hat: dann mag es ihm gelingen, weder körperlich noch seelisch verletzt zu sein.
Was aber, wenn dem nicht so ist? Viele Menschen schaffen es ja ein ganzes Leben lang nicht, ihre Erfahrungen zu verarbeiten.

Vielleicht hilft es, wenn man sich an Vorbildern orientiert, die es schon geschafft haben. Z. Bsp. Eva Kor

Liebe Grüsse

chiron
 
Hallo Chiron

Ich habe dich gefragt, ob du dich wohl verletzt fühlen würdest, wenn dir jemand ein Messer in den Bauch rammt oder foltert - oder auch als Opfer. Darauf hast du mir keine Antwort gegeben.

Mit der Kraft der Gedanken habe ich mich sehr auseinander gesetzt. - Die meisten Gedanken sind uns Menschen nicht mal bewusst... - und trotzdem wirksam.
Wenn das alles sooooo einfach ist - damit meine ich die Veränderung der Gedanken - warum machen es dann so wenige? Und warum gibt es denn eine PTBS oder auch Bindungsstörungen?

Kleinkinder, die gefoltert und missbraucht werden, können ja noch gar nicht denken - und sie bekommen doch oft massivste lebenseinschränkende Glaubenssätze und Prägungen. -

Dass man/frau sich aus einer Opferrolle befreien können, daran glaube ich auch. Doch es gibt Situationen, in denen jemand Opfer ist - oder auch Täter/in. Und körperliche und seelische Verletzungen tun weh. - Und um davon wegzukommen, ist es oft nötig, sich das zuerst einzugestehen, dass etwas verletzend war, und die Gefühle, Überzeugungen und Gedanken erstmal wahrzunehmen. - Und - eine Vergewaltigung tut auch körperlich weh und ist entwürdigend. -

Ich würde mich sehr wundern, wenn du dich noch nie verletzt gefühlt hast.

Liebe Grüsse, fauna
 
- Und - eine Vergewaltigung tut auch körperlich weh und ist entwürdigend. -

Ich möchte mich entschuldigen, diese Formulierung ist massiv verharmlosend. Wie viele Menschen müssen sich mental aus dem Körper begeben, um das auszuhalten. Es gibt keine Wörter, die angemessen sind eine solche Erfahrung zu beschreiben und mit welchen Überlebensstrategien sie sich retten müssen.
 
Ich habe dich gefragt, ob du dich wohl verletzt fühlen würdest, wenn dir jemand ein Messer in den Bauch rammt oder foltert - oder auch als Opfer. Darauf hast du mir keine Antwort gegeben.

Ich kann darüber spekulieren aber ich weiss es nicht. Ich kann mich aber an eine Geschichte erinnern, die sich bei uns in der Stadt zugetragen hat. Ein Mann lief durch einen Park als er einen Schlag im Rücken spürte. Erst als er zuhause war und den Mantel ausziehen wollte, bemerkte er, dass er ein Messer im Rücken hatte.

Anderes Beispiel: Mein Bruder stürzte beim Skifahren und hatte eine offene Wunde über dem Auge. Weil es sehr kalt war, floss aber kein Blut. Er lachte nur über den Sturz und wollte weiterfahren. Ich erklärte ihm, dass das nicht geht. Er konnte das nicht verstehen. Als er dann in einem nahegelegenen Restaurant in den Spiegel schauen konnte wurde ihm schlecht und er klappte zusammen.

In beiden Fällen konnten die Betroffenen nicht richtig einschätzen was passiert war und hatten deshalb auch kein Problem damit. Die Interpretation spielt offensichtlich eine grosse Rolle.

Letztlich sind das aber nur Beispiele. Am überzeugendsten sind immer die eigenen Erfahrungen.

Mit der Kraft der Gedanken habe ich mich sehr auseinander gesetzt. - Die meisten Gedanken sind uns Menschen nicht mal bewusst... - und trotzdem wirksam.

Oh ja, und das ist wirklich verrückt. Wir werden gedacht! Ohne das wir das merken.

Wenn das alles sooooo einfach ist - damit meine ich die Veränderung der Gedanken - warum machen es dann so wenige?

Das ist nicht einfach. Jeder hängt an seiner Geschichte, denn sie ist sein Leben. Wir identifizieren uns damit.

Und warum gibt es denn eine PTBS oder auch Bindungsstörungen?

PTBS sind nach meiner Erfahrung verdrängte Erlebnisse, die sich immer wieder mal an die Oberfläche drängen. Sie wollen wahrgenommen werden, verlangen, dass man sich damit auseinander setzt. Doch weshalb stellst du jetzt diese Frage. Ich verstehe den Zusammenhang nicht.

Kleinkinder, die gefoltert und missbraucht werden, können ja noch gar nicht denken - und sie bekommen doch oft massivste lebenseinschränkende Glaubenssätze und Prägungen. -

Sie denken um ein Vielfaches mehr als Erwachsene, sagt uns die Hirnforschung. Reflektieren hingegen dürfte ihnen sehr schwer fallen. Das gilt aber auch für viele Erwachsene.

Dass man/frau sich aus einer Opferrolle befreien können, daran glaube ich auch.

Auch Kinder können das, wenn sie bereit sind. Du unterscheidest hier stark zwischen Erwachsenen und Kindern, aber ich bin mir da nicht sicher, dass das richtig ist.

Doch es gibt Situationen, in denen jemand Opfer ist - oder auch Täter/in. Und körperliche und seelische Verletzungen tun weh. - Und um davon wegzukommen, ist es oft nötig, sich das zuerst einzugestehen, dass etwas verletzend war, und die Gefühle, Überzeugungen und Gedanken erstmal wahrzunehmen. - Und - eine Vergewaltigung tut auch körperlich weh und ist entwürdigend. -

Völlig einverstanden. Es geht doch nur darum, wie man aus der Situation wieder heraus findet.

Ich würde mich sehr wundern, wenn du dich noch nie verletzt gefühlt hast.

Nein, natürlich nicht, mich interessiert das Thema einfach so....

Liebe Grüsse

chiron
 
Lieber chiron,

fauna schrieb:
Ich würde mich sehr wundern, wenn du dich noch nie verletzt gefühlt hast.
Nein, natürlich nicht, mich interessiert das Thema einfach so....

Liebe Grüsse

chiron

Deine letzte Antwort ist so ironisch. Warum? Was drückt sich darin aus? Schmerz?

Oder macht es Dir Freude, Dich in dieser Weise über die anderen Threadteilnehmer zu stellen?

Das Buch ist vielleicht etwas langatmig und auch für mich nicht beendet, deswegen denke auch ich, Du wirst weitere schreiben. Aber an keiner Stelle kommt diese Art von Ironie vor. Warum dann hier? Denn auch Du bist ja ein Mensch hast auch Du in Deinem Leben schon das Gefühl erlebt, verletzt, traurig, verlassen, oder benutzt oder auch einfach nur nicht verstanden worden zu sein. Das wirst Du, wenn Du einigermaßen ehrlich Dir selbst gegenüber bist, auch sehen. Auch wenn Du, wie es scheint, eine Entwicklung gemacht hast, die es Dir möglich machte, Dich nicht mehr als Opfer zu fühlen.

Ich bitte an dieser Stelle um ein wirkliche Antwort und nicht um Polemik. Es würde ganz sicher nicht zum Buch passen.

Warum spüre ich jetzt Mitgefühl mit Dir? Du scheinst verletzt. Und ich meine es keineswegs ironisch.

Liebe Grüße
Kassandra
 
Deine letzte Antwort ist so ironisch. Warum? Was drückt sich darin aus? Schmerz?

Das Fehlen des Augen-Zwinker-Smiley drückt sich darin aus. Sorry, hatte ich vergessen.

Selbstverständlich fühlte ich mich schon verletzt. Und diesem Gefühl von Verletzung, Beschuldigung ging ich ja auf den Grund und fand die Lösung in der Vergebung.

Das Buch ist vielleicht etwas langatmig und auch für mich nicht beendet, deswegen denke auch ich, Du wirst weitere schreiben. Aber an keiner Stelle kommt diese Art von Ironie vor. Warum dann hier? Denn auch Du bist ja ein Mensch hast auch Du in Deinem Leben schon das Gefühl erlebt, verletzt, traurig, verlassen, oder benutzt oder auch einfach nur nicht verstanden worden zu sein. Das wirst Du, wenn Du einigermaßen ehrlich Dir selbst gegenüber bist, auch sehen. Auch wenn Du, wie es scheint, eine Entwicklung gemacht hast, die es Dir möglich machte, Dich nicht mehr als Opfer zu fühlen.

Ich bin überrascht, dass du auf die Idee kommst, ich könnte dieses Gefühl nicht kennen. Gerade deren Anerkennen war die Voraussetzung, den nächsten Schritt machen zu können.

Liebe Grüsse

chiron
 
Lieber chiron,

mit ist schon bewusst, dass Du das Gefühl kennst. Hatte ich ja auch versucht, auszudrücken.

Ich habe mich nur über die Ironie gewundert und mich natürlich auch gefragt, ob Du das ernst meinst. Sorry, ich neige dazu, alles wörtlich zu nehmen. Ein Zwinkern hätte es erklärt, wie Du es meinst.

Liebe Grüße
Kassandra
 
Hallo, Ihr lebt noch,

ich erlebe hier einen spannenden Thread. Die Gefühle brausen auf und treiben an die Oberfläche. Auch meine Gefühle, dies und der zunehmende Mond tun das Ihrige - Schlaflosigkeit.

Zeit, um zu erfassen, zu versuchen, die Gefühle nachzuspüren, sie zu verstehen, zu ordnen, nachzudenken...

Der einzige, der mich verletzten kann, bin ich selbst.

Es ist nicht so, dass mich jemand anders verletzen könnte. Die Verletzung geschieht immer erst durch meine Interpretation dessen, was gesagt wurde oder geschehen ist.

Das sagten schon die Stoiker im alten Griechenland.

chiron schrieb:
Gedanken erschaffen Realität - die gefühlte Realität - und darum dreht sich letztlich doch alles.

Gedanken haben sehr viel Macht, mehr Macht, als sich jeder von uns vorstellen kann. Nun kann man sich allerdings fragen: was war zuerst da, die Henne oder das Ei, oder der Gedanke, oder das Gefühl. Dazu gibt es unterschiedliche Hyphothesen mit den dazugehörigen Beiweisführungen und jeweiligen Erfolgsrezepten. Hieß es in der Verhaltenstherapie beispielsweise lange, der Gedanke produziert das Gefühl, ist auch dort inzwischen eine andere These entstanden.

Ein Gefühl ist real! Es kann jedoch erst beschrieben werden, gedacht werden, wenn es dazu Sprache gibt. Das ist das Dilemma der Menschen, die in früher, vorsprachlicher Kindheit lebensbedrohlichen Situationen ausgesetzt waren. Wie sollen sie sie beschreiben? Wie können sie sie in einer Therapie sprachlich verarbeiten?

Was zeichnet eine gute Traumatherapie aus? Sie ermöglicht den Betroffenen als erstes die Anerkennung ihrer Traumatisierung, die ja auch mit einer absoluten Gefühllosigkeit einhergehen kann. Das ist die "Anwalt- oder weitergehend die Begleiterfunktion".

Die Therapie ermöglich, dass der Traumatisierte sich selbst einen geschützten Raum kreieren kann und gibt Wege an die Hand, diesen Raum aufzusuchen. Sie hilft, ein Gefühl für die eigenen Grenzen zu entwickeln. Sie ermöglicht Abgrenzung. Nur in der Abgrenzung ist das Erleben des eigenen Gefühls überhaupt erst möglich. Sind die Grenzen verschwommen oder nicht vorhanden, verschwimmt auch das Gefühl, verflüchtigt sich, kann nicht wahrgenommen werden.

Begleiten geschieht, indem das Gefühl erst einmal überhaupt gefühlt werden darf! Das kann auch mit nichtsprachlichen Methoden geschehen oder begleitet werden: genannt seien Kunsttherapie, verschiedene Körpertherapien, Musik... Dann erst kann es gefühlsmäßig erfasst, gedanklich formuliert und auch dann überhaupt erst sprachlich ausgedrückt werden.

Ein traumatisierter Mensch glaubt zudem oft an seine eigene Schuld. Er ist an die Menschen gebunden, die die Traumatisierung auslösten, die wiederum meist selber traumatisierte Personen sind, manchmal auch ohne jegliches Schuldbewußtsein.

Sie alle fühlen sich in der Opferrolle. Menschen mit Persönlichkeitsstörungen z.B., die selber ohne irgendein Unrechtsbewußtsein zu Tätern werden, sehen nur sich selbst. Sie sind gar nicht in der Lage, Mitgefühl zu empfinden! Sie sind sicher eher therapiebedürftig als Strafbedürftig, obwohl manche auch in der Strafe zur Erkenntnis kommen, dass sie anderen Menschen Leid zugefügt haben. Da ist keine Unschuld, auch wenn sie selbst keine Schuld erkennen.
chiron schrieb:
Es ist das Ende des "Verletzt seins" oder genauer formuliert, das "Verletzt sein dauert nur noch solange an, bis man realisiert, dass die eigenen Gedanken diese Gefühle hervor rufen und nicht das, was geschehen ist oder gesagt wurde.

Die Interpretation späterer Ereignisse erfolgt ohne Bewußtsein der Ursache. Dort werden dann Ereignisse als Verletzungen interpretiert, als Verknüpfung an nicht verarbeitete Traumatisierungen.

Auch in der Ganzheit gibt es keine völlige Unschuld, auch da ist Leid. Wer dies verneint, begibt sich in eine Traumwelt. Wem es hilft, warum nicht? Wenn es niemandem Schaden zufügt, ok. Es ist aber nicht der Gralskelch! Oder nur für die, die ihn wollen und daher sehen.

Man könnte zwei Gefäße aufstellen, in einem Gefäß sammelt sich alle Freude, alles Positive, Heilsame, Bewahrende der Welt; im anderen Gefäß das Leid, der Schmerz, die Gewalt. Welches mag das größere Gefäß sein? Beide Gefäße tragen wir alle gleichermaßen in uns als Weltseeele, Weltgeist, als Ganzheit und tragen sie von Generation zu Generation weiter.

Verletzt sein heisst Opfer sein und Opfer sein bedingt einen Schuldigen. Das ist meine Erfahrung. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals verletzt gewesen war OHNE dass ich jemandem die Schuld zugewiesen hätte.
chiron, es gibt auch Verletzungen, die du erleiden kannst und du weist niemandem die Schuld zu, nur dir selbst. Dann kannst du nur dir selbst, dem Schicksal oder dem Leben verzeihen. Du kannst es ebensogut gar nicht bewerten. "Es ist eben so".

Da das aber für die meisten Menschen (fast) unmöglich ist, suchen wir ständig nach der Ursache oder eben Schuldigen, schlimmstenfalls nach Sündenböcken.

Sehen wir uns als Menschheit oder sogar als alle Lebewesen als Ganzheit, erleben wir sowohl alle Freude und auch alles Leid. Wie könnten wir anders, als UNS zu verzeihen, um UNSEREM Leid ein Ende zu bereiten.

Wenn du das verstanden hast, als Schuldiger oder als Unschuldiger, oder wie auch immer du dich siehst, hast du gar keine andere Möglichkeit, als zu verzeihen. Du heilst ja nicht nur dich selber damit, du heilst sozusagen den "Weltschmerz". Mag sein, dass sich dann so etwas wie Unschuld einstellt, aber da scheinen wir noch Lichtjahre entfernt.

Du kannst aber niemandem "Verzeihen" aufzwingen! Verzeihen ist nicht nur ein Prozess, es ist ein freiwilliges, ein freies "Tun".

In meiner Interpretation ist Verstehen Bewusstsein. Es fällt weder vom Himmel, noch dir als Buch auf den Kopf, in den Bauch, in dein Herz. Es ist eine Medizin, die nicht zu verordnen ist. Darum kommt man mit Rechtfertigung und Zynismus kaum weiter.

Dieses Buch verstehe ich eine von vielen Anregungen, die eigene Welt- und Leidenssicht aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Z.B. als Vogel Strauss den Kopf aus dem Sand ziehen, sofort scheint die Welt doch viel heller, viel LIEBEvoller zu sein.

An der Realität hat sich nichts geändert, aber an der Bewertung der Realität. Das mag dann Folgen haben. Schöne Folgen. Ich wünsche sie UNS.

Lieben Gruß
vom liebenTee
 
Auch in der Ganzheit gibt es keine völlige Unschuld, auch da ist Leid. Wer dies verneint, begibt sich in eine Traumwelt. Wem es hilft, warum nicht? Wenn es niemandem Schaden zufügt, ok. Es ist aber nicht der Gralskelch! Oder nur für die, die ihn wollen und daher sehen.

Die Welt ist eine Illusion, ein Traum. Wir stellen sie uns vor, interpretieren sie. Real ist das alles nicht. Was soll das denn sein - Realität? Die Physiker versuchen uns gerade das zu erklären. Ohne Beobachter -also ohne Ich - gibt es keine Welt. Das sagen die Mystiker auch schon lange. Alles Maya!

Sprich mit einem Freund über die Realität und die Interpretationen beginnen. Jeder sieht die Welt anders. Ein So-Sein der Welt gibt es nicht.

Wenn du während des Schlafs einen Traum hast, der dich ängstigt - dann ist das deine Realität, aber eben nicht DIE Realität. Und sobald du aufwachst, lachst du darüber, das du dich über etwas geängstigt hast, das du erstens selbst erschaffen und zweitens für real gehalten hast. Das Leben ist bei Lichte betrachtet ein Witz, auch wenn einem das Lachen manchmal im Halse stecken bleibt.

chiron, es gibt auch Verletzungen, die du erleiden kannst und du weist niemandem die Schuld zu, nur dir selbst. Dann kannst du nur dir selbst, dem Schicksal oder dem Leben verzeihen. Du kannst es ebensogut gar nicht bewerten. "Es ist eben so".

Ich bin doch nicht niemand. Selbstverändlich war "Ich" eingeschlossen als ich schrieb - irgend jemand ist immer schuld bis man erkennt, dass es gar keine Schuld gibt.

Da das aber für die meisten Menschen (fast) unmöglich ist, suchen wir ständig nach der Ursache oder eben Schuldigen, schlimmstenfalls nach Sündenböcken.

Wer ist "die meisten Menschen"? Kann es etwas anderes sein als eine Projektion? Wie hört sich der Satz an: Mir ist es fast unmöglich zu verzeihen und deshalb suche ich nach Sündenböcken.

Byron Katie empfiehlt, dass man jeden Gedanken, den man über jemand anderen hat, umkehrt und auf sich selbst anwendet und dann überprüft, ob das möglich sein könnte.

Nach meiner Erfahrung ist es der effizienteste Weg der Selbsterkenntnis.

Sehen wir uns als Menschheit oder sogar als alle Lebewesen als Ganzheit, erleben wir sowohl alle Freude und auch alles Leid. Wie könnten wir anders, als UNS zu verzeihen, um UNSEREM Leid ein Ende zu bereiten.

Wenn du das verstanden hast, als Schuldiger oder als Unschuldiger, oder wie auch immer du dich siehst, hast du gar keine andere Möglichkeit, als zu verzeihen. Du heilst ja nicht nur dich selber damit, du heilst sozusagen den "Weltschmerz". Mag sein, dass sich dann so etwas wie Unschuld einstellt, aber da scheinen wir noch Lichtjahre entfernt.

Ja, Ja, Ja, Nein. Wer ist wovon entfernt? Wer ist wir?

Zeit ist eine Ableitung der Schuld. (Die ganze Geldwirtschaft funktioniert nach diesem Prinzip.)

Niemand ist also von irgend etwas entfernt. Die Freiheit ist immer schon da, hier, jetzt und für immer. Wer alles vergeben hat, fliegt aus der Zeit heraus - gefühlsmässig. Alles ist Gegenwart. Vergangenheit und Zukunft sind nur Projektionen. Noch nie hat jemand in einer anderen Zeit als im Jetzt gelebt. Das ist die Wahrheit und sie verändert sich auch nicht dadurch, wenn ich nicht daran glaube. Mein Glaube aber, dass die Vergangenheit meine Gegenwart verpfuscht hat, macht die Vergangenheit zu meiner gefühlten Gegenwart. "Dir geschehe nach deinem Glauben", steht irgendwo in der Bibel.

Die Gedanken über die Vergangenheit und die Zukunft kreieren die Gegenwart. Das heisst, jeder kreiert die Gegenwart selbst. Jeder ist ein Schöpfer. Wenn mir meine Welt nicht gefällt, dann muss ich nochmals nachdenken. Könnte es sein, dass meine Interpretation der Welt falsch sein könnte? Ist das Böse vielleicht gar nicht böse. Gibt es das Böse überhaupt? Ist am Ende alles Liebe und ich habe es nur falsch interpretiert?

Es lohnt sich solchen Gedanken eine Chance zu geben, auch wenn sie vielleicht auf den ersten Blick absurd erscheinen, denn eines dürfte jedem klar sein: die eigenen Gedanken machen uns zu dem, was wir zu sein glauben - gefühlsmässig.

Du kannst aber niemandem "Verzeihen" aufzwingen! Verzeihen ist nicht nur ein Prozess, es ist ein freiwilliges, ein freies "Tun".

Und der einzige, der es tun kann, bin ich selbst. Wenn ich also glaube, ein anderer müsste verzeihen, dann bin ich "der andere".

Dieses Buch verstehe ich eine von vielen Anregungen, die eigene Welt- und Leidenssicht aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Z.B. als Vogel Strauss den Kopf aus dem Sand ziehen, sofort scheint die Welt doch viel heller, viel LIEBEvoller zu sein.

An der Realität hat sich nichts geändert, aber an der Bewertung der Realität. Das mag dann Folgen haben. Schöne Folgen. Ich wünsche sie UNS.

Die Bewertung der Welt verändert die Welt. Danke für dein Posting.

Gruss chiron
 
Lieber Chiron

Klar ist die Welt Maya. Nur, es ist wichtig, die Ebenen nicht zu verwechseln.
Wir können nicht mit dem Ende anfangen, sondern mit dem Anfang. - Und da fühlen wir uns als Opfer, sind in diesem Sinne auch Opfer, weil die Illusion als Realität wahrgenommen wird.
Um zur anderen Wahrnehmung zu kommen, braucht es einen geschulten Geist. - Und der schult sich nicht, in dem ich Opfersein negiere. - Damit verdränge ich nur mehr.

Aus diesem Grund finde ich auch den Titel dieses Threads eine "Illusion der Alternativen". -Bist du noch Opfer oder vergibst du schon. - Damit ist jeder Gedanke ausserhalb des Rahmens des Threadtitels ja falsch...

Liebe Grüsse, fauna
 
Hallo chiron,

ich habe mir den Austausch auf Du Opfer - zeitenwende.ch angeschaut.

Vor allem diese Sätze von Dir haben mir schon eingeleuchtet: "Ein verprügeltes Kind ist ein verprügeltes Kind." ... "Es ist die Schuldzuweisung (Das hätte nicht passieren dürfen!), die die Vergangenheit lebendig erhält. Das heisst, im eigenen Kopf wiederholt sich die Prügelei tausendfach, obwohl sie längst vergangen ist".

Das eine ist die Tatsache, die in der Vergangenheit geschehen ist. Das andere spiegelt das Leid wieder; das Gefühl der Erniedrigung und Ohnmacht, dass sich im "Kopf" und sicher auch in der Interaktion wiederholt.

Ich kann mir vorstellen, dass es eine Erleichtung ist, dieses Gefühl loszulassen. Ich kann jedoch die Argumentation von LieberTee auch nachvollziehen, ein Gefühl kannst erst loslassen, wenn Du es in der Lage bist, zu erfassen, zu verarbeiten.

Ich habe auch so meine Schwierigkeiten mit der "Gralsfindung".(Gralsbewegung oder Heiliger Gral)

Wir suchen die eigene Erlösung aus unseren kleinen privaten Dilemmata? Wir suchen sie in der eigenen Geschichte, der Weltgeschichte und in den aktuellen Ereignissen? Und natürlich werden Schuldige gesucht. Und wenn nicht Schuldige, dann zumindestens Verursacher.

Darin stecken zwei Aspekte: der eine ist die eigene "Erlösung", der andere ist die, über sich hinauszugreifen, weil nur in sich selbst die "Erlösung" anscheinend nicht zu finden ist. Es beginnt u.a. die Suche nach der philosophischen Lösung, gab es schon immer in jeder Kultur. Denn nur eine Lösung, die alles umfasst, scheint auch ein persönliche Lösung zu bieten.

Es kommt mir nur so vor, je komplizierter die Welt wird, je vernetzter sie wird, je mehr wir von Informationen geradezu erschlagen werden, je bedrohlicher uns die Zukunft erscheint oder real ist, desto einfacher werden die "Lösungen".

"Jetzt!" (Die deutsche Eckhart Tolle-Webseite, Autor von Jetzt die Kraft der Gegenwart) heißt die neue Lösung, die so einfach ist, dass sie nicht weitere Bücher benötigen würde. Wäre sie so einfach, würde sich darum nicht so viel aufbauen müssen: Bücher, Vorträge, Internetvorstellungen, Seminare, Events...

Also ist sie garnicht so einfach?! Nein, jeder muss sich offenbar das "Jetzt" erarbeiten? Mittels lesen, schauen, Vorträge besuchen, oder auch z.B. hier darüber diskutieren? Zum Teil ein teures Vergnügen, aber jedem das Seine...

Schade, dass diese "Erlösung" doch wohl nicht so einfach ist, obwohl sie doch so nachvollziehbar ist, geradezu alchemistisch. Ein Mittel für alles Übel dieser Welt? Alkahest

Nachdenkliche Grüße
Anuka

P.S. Aber nett von Dir, hier so viel zu schreiben. Es scheint mir fast, es steckt mehr dahinter, als lediglich Verkaufs-strategisches Engagement.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
ich muss doch noch mal Etwas fragen

@ Anuka,
wenn du keine Ursache hast, dann hat man aber auch keine Wirkung, und ohne Wirkung auch kein Dasein, ist es nicht so ?, also kann es so nicht fuktionieren ?

@ Chiron

wenn ich das Blöse nicht als Böses ansehe
die Schuld nicht als Schuldig
usw.
wo ist dann der Gegenpol?, der mir sagt, das ist *gut?* würde das Ganze nicht kippen wenn mir der Gegenpol fehlt ?, und wie kann ich beurteilen ohne Gegenpol?
wäre dann Alles ein Einheitsbrei?

werde ich ein beurteilungsfreier Mensch, der dadurch auch keine Höhen und Tiefen erlebt?

Eine Sache/Richtung die mehr an Prozenten zunimmt, bringt das Gleichgewicht durcheinander..??

@ lieber Tee

deine Ansicht von einen * Ganzem* leuchtet mir ein ( wenn es darum geht ; Nantur, Tier, Mensch, Umwelt),aber so ganz möchte ich auch nicht sein, grob sicher schon , aber ein einzelnes Individium wäre ich doch schon gerne , denn dadurch ensteht in jede Richtung ausbreitende Vielfalt...wäre ich wie es oft so erwünscht ein * Totales Ganzes* dann wäre es zum Austerben bedroht?
vieleicht habe ich dich aber auch falsch verstanden ?

liebe grüße darleen:wave:
 
Hallo darleen,

ja, ich bin auch immer so verunsichert, wenn ich darüber nachdenke. Und dann wieder, gibt es so ein Aha-Erlebnis, dann passen die ganzen Gedanken dazu nicht.

Hast Du nicht auch schon öfter Erlebnisse gehabt, da fragst Du Dich, wie kann es möglich sein, dass ein anderer Mensch genau das erfüllt, oder besser gesagt wiedergibt (ich weiß nicht, wie ich anders ausdrücken soll), was Du denkst, obwohl er Hunderte Kilometer entfernt lebt und Du ihn garnicht gut kennst. Du fühlst eine Verbundenheit, die gar nicht existieren kann???

Manche macht dies mißtrauisch, wie kann das möglich sein? Als ob Dir jemand direkt in den Kopf oder Dein Herz geschaut hat. Man kann darüber glatt Verfolgungswahn bekommen, sich beobachtet fühlen.

Oder Du träumst Dinge und sie geschehen? Oder Du wachst mitten im Traum auf, schläfst wieder ein und kannst im Traum das Geschehen verändern.

Oder es trifft Dich auf einmal wie ein Blitz, eine Erkenntnis, die nicht greifbar ist, Dich aber im Herzen so dankbar macht...

Dann weiß ich auf eine bestimmte Weise von dieser Verbundenheit mit allem. Ich stelle es mir wie ein Organismus vor, wie ein Körper. Jede Zelle lebt für sich, hat ihre Aufgaben und doch bilden wir eine Einheit, vielleicht sogar nicht nur als Menschheit, sondern als alle Lebewesen auf der Erde, oder alle Lebewesen im Kosmos, mit allem, was ist, war und kommen wird.

Kennst Du dieses Gefühl nicht? Es ist etwas unheimlich, darüber nachzudenken, aber ich "wußte" es eigentlich schon als Kind...

Unsere Individualität und vor allem unsere Angst vor dem Nichtsein, dem Sterben, dem Aufhören der Existenz, unser Klammern an diese individuelle Existenz macht vielleicht so ein Denken als "Ganzes" so schwierig.

Aber das hast Du nicht gefragt. Du hast nach Ursache und Wirkung gefragt und den Zusammenhang mit dem Dasein. Wir erleben ja Ursache und Wirkung. Aber manchmal ist es so, dass Du die Ursache vorwegnimmst. Das kennt jeder, die sogenannte Selbsterfüllende Prophezeiung. Du sorgst im Grunde selber (unbewusst) dafür, dass eine Wirkung eintritt. Unser Gehirn ist dazu geschaffen zu denken. Aber es macht sich ganz oft selbständig, es gehorcht uns nicht, sowohl in die eine oder auch in die andere Richtung.

Vielleicht liegt die Schwierigkeit, dies zu erfassen darin begründet, dass wir gewohnt sind, linear zu denken, kontrollierend zu denken, mißtrauisch zu denken, damit uns nicht die Kontrolle entgleitet. Die Angst, die Kontrolle zu verlieren...

So, jetzt höre ich auf, ich fange an, mich im Kreis zu drehen. Aber es ist ein spannendes Thema, finde ich auch.

Herzliche Grüße
Anuka
 
LieberTee schrieb:
Verzeihen ist ein Prozess, ein Bewusstwerden, vermute ich. Unsere blinden Flecken aber, können wir die tatsächlich allein für uns im stillen Kämmerlein in uns selbst entdecken ohne die Spiegelung durch ein Gegenüber?

Nein, Austausch, Begegnung, Spiegelung, Beziehung sind notwendig, um uns selbst erkennen zu können.

LieberTee schrieb:
Eine Möglichkeit wäre, eine bewusste Konfrontation auch als solche zu kennzeichnen. Dann hat das Gegenüber eine Chance, selber aus einer Distanz sich diese "Wahrheit" zu betrachten. In einigen Fällen hilft möglicherweise nur der "Hammerschlag". Auch das ist mit Risiko verbunden.

Eben dieser Hammerschlag, glaube ich mittlerweile, ist nicht so gut. Es ist eine Grenzüberschreitung. Aber du hast Recht, es sozusagen "anzukündigen" verändert die Situation etwas, danke. Aber sowieso, tut jeder Mensch in jedem Augenblick sein Bestmögliches für sein Erwachen. Wieso da eingreifen wollen? Alles wirkt, sowieso. Ich denke an diesem Punkt oft an ein Zitat, welches von Lao-Tse stammen soll. Ich kenne es schon eine ganze Weile und ich verstehe es immer besser. Es klingt beim ersten lesen etwas frustrierend, aber es zeigt auch sehr schön das Annehmen und die Ganzheit.


Meinst du etwa,
du könntest das Universum
ergreifen und es verbessern?
Ich glaube nicht, dass du das kannst.
Das Universum ist vollkommen,
es kann nicht verbessert werden.
Es zu verbessern heißt, es zu zerstören.
Es zu ergreifen heißt, es zu verlieren.​


LieberTee schrieb:
Wir nehmen immer subjektiv wahr. Es gibt keine Objektivität. Und deshalb auch keine feststehende, alleingültige Wahrheit. Alles ist doch immer im Fluss...

Ja und nein. Das ist, was Meditation meint. Alles ablegen, was wir sind (oder zu sein scheinen). Wenn die Gedanken zur Ruhe kommen und da NICHTS mehr ist, außer vielleicht ein "Gewahrsein".

Dann – und meiner Meinung nach nur dann, erhalten wir einen unverfälschten Blick auf das, was wirklich ist.

In dem Moment wo ich es aber zu erklären und zu beschreiben versuche, bewege ich mich wieder innerhalb der Grenzen – unmöglich.

Hier kann man noch genauer hinschauen. Gefährlich ist es nicht zu sagen, es gibt nur eine Wahrheit, das wäre schon per Definition unumgänglich. Gefährlich ist es, wenn gesagt wird, meine Wahrheit ist die einzige Wahrheit.

Was also ist wahr, was ist real, was ist wirklich?

Wir sind hier in dieser Realität, ganz real. Und selbst wenn alles Maya ist. Alles Illusion, es gibt nichts, was so real ist, wie Gott selbst.

Das ist Alles.

Im Fluss ist alles, das stimmt. Alles verändert sich, auch die Wahrheit. Was wir heute für wahr erachten, kann sich morgen schon als Illusion herausstellen. Schäme ich mich dann des Irrtums und schaue weg, oder freue ich mich über die neugewonnene Erkenntnis, darüber die Illusion entlarvt zu haben? Es ist doch alles nur eine Frage, wie wir damit umgehen, eine Frage der Perspektive. Je stärker wir im Ego leben, desto schwieriger wird es uns fallen, zu akzeptieren und in solchen Dingen frei und losgelöst zu handeln.

Ich habe z.B., wie gesagt, durchaus meine Baustellen, "Fehler" und "Schwächen". Ehrlich gesagt, schiebe ich sie sogar gerne mal etwas vor mir her. Aber, ich bin mir ihrer sehr bewusst und sie sind - voll akzeptiert. Das ist vielleicht der feine Unterschied, der mir die Freiheit bringt. Da ist kein Fehler, nichts Falsches, nichts Böses. Das was ist, ist.

chiron schrieb:
Es ist nicht so, dass mich jemand anders verletzen könnte. Die Verletzung geschieht immer erst durch meine Interpretation dessen, was gesagt wurde oder geschehen ist.

So ist es auch mit der Wahrheit. Die Wahrheit verletzt nicht, was verletzt ist unser Umgang mit ihr. Darum verletzt sie auch nicht mehr, wenn sie erst einmal wirklich akzeptiert wurde. Wenn wir Licht ins Dunkle bringen, verschwinden auch die Schatten. Dann sind da auch keine blinden Flecke, keine Achillesferse. Ich stehe zu meinen "Fehlern", ist mir doch egal, was irgendjemand darüber denken könnte! Das ist keine rücksichtslose Arroganz, das ist vollkommene Freiheit.

Auch bei einer Krankheit… Ich kann sie ablehnen und sehr unglücklich sein. Opfer eben. Die Alternative ist, ich akzeptiere und kann so vielleicht trotz allem glücklich sein.

Im Grunde bleibt uns doch auch gar nichts anderes übrig, als zu akzeptieren.

chiron schrieb:
Der einzige, der mich verletzten kann, bin ich selbst.

Ist im Grunde ja wahr, also ein guter Satz. Du darfst aber nicht vergessen, dass viele unserer Mitmenschen sehr wohl verletzbar sind. Jedenfalls innerhalb dieser relativen Realität, innerhalb ihrer Wahrnehmung. Wenn du diesen Satz tatsächlich so auf dich anwenden kannst, nehme ich mal an, du meditierst? Denn wer nicht meditiert, dem ist es nur sehr schwer möglich, Verletzungen einfach aufzulösen.

Möglicherweise, weißt du auch nicht, dass das, was du tust Meditation ist. Mir erging es lange so.

Aber man muss bei dieser Denkweise schon vorsichtig und rücksichtsvoll sein. Du kannst auch einem Kind, welches misshandelt wird nicht sagen, du verletzt dich ja im Grunde nur selbst. Das geht halt nicht. Aber schauen, wie man aus der Verletztheit wieder herauskommt, das geht schon.

Ich kann auch sagen, dass ich die Verteilung des Kapitals in der Welt als un(ge)recht empfinde. Das Kriege Leid auslösen und das Leben verletzen. Da kann man auch nach Ursachen schauen.

Innerhalb dieser Realität, sind wir eben auch Subjekte. WIR sind das Leben und WIR verletzen uns selbst, indem einer den anderen verletzt. Je bewusster wir sind, je vertikaler wir sind, desto mehr geschieht Heilung. Auch für den Weltenschmerz der Jahrtausende.

LieberTee schrieb:
Da ist keine Unschuld, auch wenn sie selbst keine Schuld erkennen.

Wunderbar!


Ich glaube, man kann das Ganze tatsächlich auf zwei Ebenen betrachten. In der Horizontalen, da gibt es die Subjekte und die Objekte. Da gibt es die Verletzung, den Stolz, die Gier etc…

In der Vertikalen, da gibt es das nicht. Da ist nur das "Eine". Es existiert und es ist das einzig wirklich reale, was existiert. Die einzig wahre Wahrheit - ganz unangetastet. Auch genannt Gott.

Horizontale und Vertikale ergeben die Ganzheit.

LieberTee schrieb:
Auch in der Ganzheit gibt es keine völlige Unschuld, auch da ist Leid. Wer dies verneint, begibt sich in eine Traumwelt. Wem es hilft, warum nicht? Wenn es niemandem Schaden zufügt, ok. Es ist aber nicht der Gralskelch! Oder nur für die, die ihn wollen und daher sehen.

Die völlige Unschuld ist völlig vertikal.

Es ist eher ein Gralszustand. Nirwana, Christusbewusstsein, Erleuchtung, nenne es wie Du willst.

Und ist es nicht das, wonach wir im Grunde alle streben? Nach mehr Klarheit und Verbundenheit?


chiron schrieb:
Jeder handelt einfach aufgrund seiner Geschichte, seiner Herkunft, seiner Sozialisation usw.

chiron schrieb:
Oh ja, und das ist wirklich verrückt. Wir werden gedacht! Ohne das wir das merken.

Darum ist es so wichtig, aufzuwachen und diese Fesseln zu sprengen, die Mechanismen zu verstehen. Aber nicht durch das Denken, denn da beißt sich die Katze in den Schwanz. Erst wenn wir frei von ALLEM sind. Frei von unserer Vergangenheit, unseren Erfahrungen, Erwartungen, Traumatisierungen, Überzeugungen etc., erst dann, in der Stille, entsteht Klarheit. Dann kann sich etwas wandeln. Dann handeln wir nicht mehr reaktiv aus unserem Denken und der Gefühlswelt heraus, sondern bewusst, unbeeinflusst und frei. Irgendwann verschwimmt auch die Trennung und wir sind einfach nur noch ein Tropfen im Ozean des Lebens.

Wenn wir vollkommen "leer" sind, dann sind wir also in der Ganzheit. Wenn wir leer sind, ist da kein Gedanke, kein Gefühl, keine Schuld, keine Unschuld. Da ist nur die Stille und Liebe.

Aber auch an allem was davor liegt, ist nichts Falsches, kein Gut, kein Böse. Wir sind schließlich hier, um zu lernen. Ohne Raupe, kein Schmetterling.

LieberTee schrieb:
chiron, es gibt auch Verletzungen, die du erleiden kannst und du weist niemandem die Schuld zu, nur dir selbst. Dann kannst du nur dir selbst, dem Schicksal oder dem Leben verzeihen. Du kannst es ebensogut gar nicht bewerten. "Es ist eben so".

Mehr noch, "es ist gut so". "Es gehört dazu".

So kann ich dankbar annehmen und loslassen. Wenn wir das geschehene nicht mehr ändern können, gibt es auch keinen Grund, es noch weiter zu prozessen. Im Hier und Jetzt also ein dankbares Loslassen und dann frei sein.

Wenn wir aber unterdrücken, dann kehrt es zurück. Der Prozess läuft im Hintergrund immer weiter. Sein Einfluss auf uns ist stark. Wenn wir so "gedacht werden" und daraus handeln, dann waltet die Natur. Da hat Gott nicht viel mit zu tun, das ist dann unser Ding. Entscheiden können wir uns trotzdem. Aber schaut euch um in der Welt... Wenn wir aber nun aufwachen – uns über das "Getrieben werden" erheben, dann kann das Göttliche wirken. Dann kann auch wahrhaft Gutes geschehen.

Auch sehr unbewusste Menschen können sich theoretisch in jedem Augenblick entscheiden! Aus Angst oder für die Liebe, jeder hat es selbst in der der Hand, zu jeder Zeit, es ist niemals zu spät! Man muss es nur TUN.

Das Leben… Gott… Ist immer ganz nah. Wie weit entfernt bist du?
 
Nach allem, was ich hier von chiron lese, würde ich sein Buch niemals kaufen, da ich seine Sichtweise ablehne.

Man kann verzeihen. Ja. Aber das erfordert mMn. viele verschiedene Phasen. Man muss daran arbeiten. Man kann gut damit leben zu akzeptieren. Und je nach dem, was passiert ist, kann man sich auch in die Situation hineinversetzen und über Verständnis vergeben.
So war Prügeln lange Zeit gelebtes Christentum. Wer sein Kind liebt, der züchtigt es.

Aber es ist mMn. niemals empfohlen zu vergessen. Es ist für mich oft sogar verlogen und gefährlich.
Ein Beispiel:
Ich habe eine Freundin. Die hat, da sie zu klein war und mit 3 zu Ihren Großeltern kam, vergessen, dass ihr Vater sie missbraucht hat. Auch weil die Familie alles tat, das zu verdrängen und zu vertuschen und es unter den Teppich gekehrt wurde.
Später, als sie erwachsen war und sich von ihrem Mann getrennt hatte, gab sie ihre Tochter während der Arbeit in die Obhut ihrer Eltern.
Es ist genau das passiert, an was ihr jetzt denkt. Ihre Tochter wurde zum Opfer, weil die Mutter vergessen hatte, dass sie selbst zum Opfer wurde. Und es wurde ein jahrelanges Drama für die Tochter, einschl. Psychiatrieaufenthalten.

Und wenn man das grosse Ganze sieht, dann ist es erst recht nicht empfohlen zu vergessen.
Denn wir wissen heute zu was Menschen, ja ganze Nationen fähig sind.
Hitler war Folge der verzweifelten Armut der damaligen Zeit und der politischen Unbeständigkeit.
Aber die Brutalität mit der dieses aus einzelnen Menschen bestehende Regime und der grösste Teil der Privatpersonen gegen ein künstlich erzeugtes Feindbild (Juden) vorging, bestand genau betrachtet aus Einzeltaten.

Man kennt weltweit Berichte von Folterregimen.
Meine Folterhitliste wird von einem südamerik. Land angeführt, in dem Frauen zum Foltern Ratten in die Vagina eingesetzt wurden.

Soll man das vergessen? Nein. Niemals.
Wir sollten uns im Gegenteil immer darüber bewusst sein, zu was Menschen fähig sind und wie leicht sie sich manipulieren lassen, damit wir selbst nicht irgendwann auf der falschen Seite stehen.
Denn es ist nicht so, dass ein Opfer nicht selbst zum Täter werden könnte.
Im Gegenteil.
Im Bereich des Missbrauchs ist schon lange bekannt, dass Opfer, die sich nicht als Opfer fühlten, später häufig selbst zum Täter wurden.
So gesehen ist es gut und gesund, wenn sich ein Opfer erst einmal als Opfer fühlt.

Und machen wir uns nichts vor: Auch wenn sich ein Opfer aus seiner Opferrolle befreien und die Lasten von seinen Schultern schütteln kann, das Geschehene wird diesen Menschen ein Leben lang prägen.
 
darleen schrieb:
@ lieber Tee

deine Ansicht von einen * Ganzem* leuchtet mir ein ( wenn es darum geht ; Nantur, Tier, Mensch, Umwelt),aber so ganz möchte ich auch nicht sein, grob sicher schon , aber ein einzelnes Individium wäre ich doch schon gerne , denn dadurch ensteht in jede Richtung ausbreitende Vielfalt...wäre ich wie es oft so erwünscht ein * Totales Ganzes* dann wäre es zum Austerben bedroht?
vieleicht habe ich dich aber auch falsch verstanden ?
Hallo darleen,
Das ist wahrscheinlich die Angst, die Dich (und auch mich) umtreibt, die Angst vor dem "Aussterben". Aber was sagt uns die Erfahrung? Wenn etwas stirbt, entsteht etwas Neues, auf allen Ebenen, der körperlichen, der geistigen, seelischen, psychischen...

Leben ist immer Vielfalt, und in der Vielfalt, der Verschiedenheit wirkt die Entwicklung, das schließt Verbundenheit nicht aus. Im Gegenteil, nur dadurch, dass wir verbunden sind, eine Ebene der Kommunikation finden können, im Austausch sein können, können wir uns innerhalb der Vielfalt, wenn wir sie sehen und akzeptieren, entwickeln.

Die Frage dabei ist nur, zu welchem Ergebnis wollen wir kommen?

Die Gedanken und das Handeln des Einzelnen hat unmittelbare Wirkung auf alles. Irgendjemand in diesem Thread hat etwas ähnliches bereits gesagt, ich finde im Moment das Posting nicht.
:wave:
Akim schrieb:
Ich glaube, man kann das Ganze tatsächlich auf zwei Ebenen betrachten. In der Horizontalen, da gibt es die Subjekte und die Objekte. Da gibt es die Verletzung, den Stolz, die Gier etc…

In der Vertikalen, da gibt es das nicht. Da ist nur das "Eine". Es existiert und es ist das einzig wirklich reale, was existiert. Die einzig wahre Wahrheit - ganz unangetastet. Auch genannt Gott.

Horizontale und Vertikale ergeben die Ganzheit.
Ich frage mich gerade, ob es noch andere Ebenen gibt, als die horizontale und die vertikale...
(www.supplement.de/supplement/wahrn/wahrn/horver/140.htm Beide Ebenen als Bild in einer bestimmten Konstellation ergeben interessanterweise das christliche Symbol)

Auch nur bei der Betrachtung der beiden Ebenen, gibt es in der sogenannten Horizontalen nur Negatives? Es gibt ebensoviel Positives: Freundschaft, Treue, Vertrauen..., beides ermöglicht Entwicklung.

Da Gott in uns ist, ist er nicht auch seine Schöpfung, also auch in der horizontalen Ebene existent? Die Vertikale ermöglicht uns eine Distanz zu dem "Getrieben sein". Man könnte auch sagen, auf einer Seite ist das Göttliche oder das Geistige in uns und wiederum sind wir im Göttlichen...;)

chiron schrieb:
Die Welt ist eine Illusion, ein Traum. Wir stellen sie uns vor, interpretieren sie. Real ist das alles nicht. Was soll das denn sein - Realität? Die Physiker versuchen uns gerade das zu erklären. Ohne Beobachter -also ohne Ich - gibt es keine Welt. Das sagen die Mystiker auch schon lange. Alles Maya!
Ohne Beobachter gibt es die Welt, aber eben ohne Beobachter! Die Welt kann ohne Beobachter auskommen, aber der Beobachter nicht ohne Welt. Die Frage ist also eine Sinnfrage: Wozu beobachten wir? Wozu haben wir die Fähigkeit dazu? Wozu dient die Fähigkeit, zu hinterfragen? Auf den Punkt gebracht: wozu lebe ich?
chiron schrieb:
Sprich mit einem Freund über die Realität und die Interpretationen beginnen. Jeder sieht die Welt anders. Ein So-Sein der Welt gibt es nicht.

Wenn du während des Schlafs einen Traum hast, der dich ängstigt - dann ist das deine Realität, aber eben nicht DIE Realität. Und sobald du aufwachst, lachst du darüber, das du dich über etwas geängstigt hast, das du erstens selbst erschaffen und zweitens für real gehalten hast. Das Leben ist bei Lichte betrachtet ein Witz, auch wenn einem das Lachen manchmal im Halse stecken bleibt.
Und doch bewegt sie uns, die scheinbare Realität und sogar die Frage, ob sie real ist oder ein Illusion.:)
nicht der papa schrieb:
Nach allem, was ich hier von chiron lese, würde ich sein Buch niemals kaufen, da ich seine Sichtweise ablehne.
Du brauchst es ja nicht kaufen, Du könntest es auch ausleihen. Irgendwann ist es sicher in einer Bibliothek zu finden, oder jemand, den Du kennst, leiht es Dir. Den eigenen Horizont allein ein bißchen zu erweitern, kann nie schaden.:D Aber chiron hat ja auch auf andere Möglichkeiten verwiesen, beispielsweise The Work von Byron Katie, guter Link übrigens.

Lieben Gruß
LieberTee
 
Auch nur bei der Betrachtung der beiden Ebenen, gibt es in der sogenannten Horizontalen nur Negatives? Es gibt ebensoviel Positives: Freundschaft, Treue, Vertrauen..., beides ermöglicht Entwicklung.

Da Gott in uns ist, ist er nicht auch seine Schöpfung, also auch in der horizontalen Ebene existent? Die Vertikale ermöglicht uns eine Distanz zu dem "Getrieben sein". Man könnte auch sagen, auf einer Seite ist das Göttliche oder das Geistige in uns und wiederum sind wir im Göttlichen...;)

Ja! Ich wollte keinesfalls sagen, dass Gott nur in der Vertikalen ist. Gott ist die Ganzheit, es gibt nichts, was nicht Gott ist. Die Horizontale ist auch keinesfalls als negativ zu betrachten. Was wäre die Vertikale ohne die Horizontale? Es sind auch keine zwei Linien, es ist ein Raum!


PS:

Ich halte übrigens auch nichts vom Vergessen. Das Buch vom chiron habe ich nun auch nicht gelesen, aber ich hätte gedacht, dass er es auch nicht so meint. Es geht ja gerade darum, nichts zu verdrängen, anzunehmen und dadurch zu erkennen. Im Hier und Jetzt leben zu können und die Vergangenheit nicht weiter zu prozessen. In voller Bewusstheit des Geschehenen. Also auch zu erkennen, wozu Menschen fähig sein können. Kurz: es geht darum zu verstehen, zu lernen.
 
Lieber Nicht der Papa

Ich lese, was du schreibst, ich kann es aber nicht einordnen.

Bitte sage mir, wo ich empfohlen habe, Probleme zu verdrängen oder was die Geschichte, die du erzählst mit mir zu tun hat.

Gruss chiron
 
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