Sommer

Schön, Uta :) ... und die Mundart macht das Ganze "rund"..

Ja, dichten konnte er - ich mag seine Gedichte sehr ;) :

Magie der Farben

Gottes Atem hin und wider,
Himmel oben, Himmel unten,
Licht singt tausendfache Lieder,
Gott wird Welt im farbig Bunten.

Weiß zu Schwarz und Warm zum Kühlen
Fühlt sich immer neu gezogen,
Ewig aus chaotischem Wühlen
Klärt sich neu der Regenbogen.

So durch unsere Seele wandelt
Tausendfalt in Qual und Wonne
Gottes Licht, erschafft und handelt,
Und wir preisen Ihn als Sonne.

Hermann Hesse

HES2033.jpg
 
Was für ein schönes Bild!!!


Das Blümchen Wunderhold.

von Gottfried August Bürger

Es blüht ein Blümchen irgendwo
In einem stillen Thal;
Das schmeichelt Aug' und Herz so froh
Wie Abendsonnenstrahl;
Das ist viel köstlicher als Gold,
Als Perl' und Diamant:
Drum wird es »Blümchen Wunderhold«
Mit gutem Fug genannt.

Wol sänge ich ein langes Lied
Von meines Blümchens Kraft,
Wie es am Leib und am Gemüth
So hohe Wunder schafft.
Was kein geheimes Elixir
Dir sonst gewähren kann,
Das leistet traun mein Blümchen dir!
Man säh' es ihm nicht an.

Wer Wunderhold im Busen hegt,
Wird wie ein Engel schön.
Das hab' ich, inniglich bewegt,
An Mann und Weib gesehn.
An Mann und Weib, alt oder jung,
Zieht's wie ein Talisman
Der schönsten Seelen Huldigung
Unwiderstehlich an.

Auf steifem Hals ein Strotzerhaupt,
Das über alle Höhn
Weit, weit hinauszuragen glaubt,
Läßt doch gewiß nicht schön.
Wenn irgend nun ein Rang, wenn Gold
Zu steif den Hals dir gab,
So schmeidigt ihn mein Wunderhold
Und biegt dein Haupt herab.

Es webet über dein Gesicht
Der Anmuth Rosenflor
Und zieht des Auges grellem Licht
Die Wimper mildernd vor.
Es theilt der Flöte weichen Klang
Des Schreiers Kehle mit
Und wandelt in Zephyrengang
Des Stürmers Poltertritt.

Der Laute gleicht des Menschen Herz,
Zu Sang und Klang gebaut;
Doch spielen sie oft Lust und Schmerz
Zu stürmisch und zu laut:
Der Schmerz, wann Ehre, Macht und Gold
Vor deinen Wünschen fliehn,
Und Lust, wann sie in deinen Sold
Mit Siegeskränzen ziehn.

O wie dann Wunderhold das Herz
So mild und lieblich stimmt!
Wie allgefällig Ernst und Scherz
In seinem Zauber schwimmt!
Wie man alsdann Nichts thut und spricht,
Drob Jemand zürnen kann!
Das macht, man trotzt und strotzet nicht
Und drängt sich nicht voran.

O wie man dann so wohlgemuth,
So friedlich lebet und webt!
Wie um das Lager, wo man ruht,
Der Schlaf so segnend schwebt!
Denn Wunderhold hält alles fern,
Was giftig beißt und sticht;
Und stäch' ein Molch auch noch so gern,
So kann und kann er nicht.

Ich sing', o Lieber, glaub' es mir
Nichts aus der Fabelwelt,
Wenngleich ein solches Wunder dir
Fast hart zu glauben fällt.
Mein Lied ist nur ein Widerschein
Der Himmelslieblichkeit,
Die Wunderhold auf groß und klein
In Thun und Wesen streut.

Ach! Hättest du nur Die gekannt,
Die einst mein Kleinod war –
Der Tod entriß sie meiner Hand
Hart hinterm Traualtar –,
Dann würdest du es ganz verstehn,
Was Wunderhold vermag,
Und in das Licht der Wahrheit sehn,
Wie in den hellen Tag.

Wol hundert Mal verdankt' ich ihr
Des Blümchens Segensflor.
Sanft schob sie's in den Busen mir
Zurück, wann ich's verlor.
Jetzt rafft ein Geist der Ungeduld
Es oft mir aus der Brust.
Erst wann ich büße meine Schuld,
Bereu' ich den Verlust.

O was des Blümchens Wunderkraft
Am Leib und am Gemüth
Ihr, meiner Holdin, einst verschafft,
Faßt nicht das längste Lied! –
Weil's mehr als Seide, Perl' und Gold
Der Schönheit Zier verleiht,
So nenn' ich's »Blümchen Wunderhold«.
Sonst heißt's – Bescheidenheit.


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Die Ghasel Nr. 2

von
Mewlana Dschelaleddin Rumi
übersetzt von Friedrich Rückert


Obgleich die Sonn' ein Scheinchen ist deines Scheines nur,
Doch ist mein Licht und deines ursprünglich eines nur.
Ob Staub zu deinen Füßen der Himmel ist, der kreist;
Doch eines ist und eines mein Sein und deines nur.
Der Himmel wird zu Staube, zum Himmel wird der Staub;
Und eines bleibt und eines dein Wesen, meines nur.
Wie kommen Lebensworte, die durch den Himmel gehn,
Zu ruhn im engen Raume des Herzenschreines nur?
Wie bergen Sonnenstrahlen, um heller aufzublühn,
Sich in die spröden Hüllen des Edelsteines nur?
Wie darf, Erdmoder speisend, und trinkend Wasserschlamm,
Sich bilden die Verklärung des Rosenhaines nur?
Herz, ob du schwimmst in Fluten, ob du in Gluten glimmst,
Flut ist und Glut ein Wasser; o sei du reines nur.
O Mewlana! Am Morgen wacht' ich mit dir, und sah:
Mein Auge, statt voll Thränen, voll Himmelsweines nur.
 
Keller, Gottfried (1819-1890)
In eines Armen Gärtchen images.google.de/images?q=tbn:7XyCA1LCj1Kx7M:www.english-country-garden.com
In eines Armen Gärtchen, tief verborgen,
Blüht einsam eine wunderschöne Rose,
Sie schmückt mit Tau der klare Sommermorgen,
Und schmeichelnd um sie her die Abendlüfte kosen.
Doch nichts bewegt ihr schuldlos heitres Leben;
Sich unbewußt, in kindlich süßem Träumen,
Schaut unverwandt mit ahnungsvollem Beben
Die Zarte nach des Äthers fernen blauen Räumen.

Da naht er sich mit goldnen Liebesschwingen,
Der Schmetterling wiegt sich im Glanz der Sonne,
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Er wird der Rose teure Grüße bringen,
Sie wecken zu der Liebe Weh und Wonne.

Schon glühet sie von seinen heißen Küssen,
Nicht weiß die Arme, wie ihr will geschehen,
Sie siehet tausend Blütensterne sprießen
Und rings um sich ein Zauberland entstehen.

Das zarte Herz, das lang verschlossen träumte,
Erschließt sich jetzt in unbegrenztem Sehnen;
Was unsichtbar im reichen Innern keimte,
Eröffnet üppig sich mit Liebestränen.

Noch zittert sie, und schon ist sie entschwunden,
Der schöne Fremdling, dem sie sich ergeben.
Er hat sie leider nimmermehr gefunden -
Lang ist die Liebe, doch nur kurz ist das Leben.

Und stille wird die Rose nun verblühen,
Die Blätter fallen schon, eins nach dem andern.
So wird auch unser Jugendstern verglühen -
Wir träumen nur, wir lieben und wir wandern.


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Die Liebe saß als Nachtigall

Die Liebe saß als Nachtigall
Im Rosenbusch und sang;
Es flog der wundersüße Schall
Den grünen Wald entlang.

Und wie er klang, da stieg im Kreis
Aus tausend Kelchen Duft,
Und alle Wipfel rauschten leis'
Und leiser ging die Luft;

Die Bäche schwiegen, die noch kaum
Geplätschert von den Höh'n,
Die Rehlein standen wie im Traum
Und lauschten dem Getön.

Und hell und immer heller floß
Der Sonne Glanz herein,
Um Blumen, Wald und Schlucht ergoß
Sich goldig roter Schein.

Ich aber zog den Weg entlang
Und hörte auch den Schall.
Ach! was seit jener Stund' ich sang
War nur sein Widerhall.

Emanuel Geibel

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Abend images.google.de/images?q=tbn:eek:jnnDI9CBl3PCM:www.wald-viertel.at

Der Abend wechselt langsam die Gewänder,
die ihm ein Rand von alten Bäumen hält;
du schaust: und von dir scheiden sich die Länder,
ein himmelfahrendes und eins, das fällt;

und lassen dich, zu keinem ganz gehörend,
nicht ganz so dunkel wie das Haus, das schweigt,
nicht ganz so sicher Ewiges beschwörend
wie das, was Stern wird jede Nacht und steigt -

und lassen dir (unsäglich zu entwirrn)
dein Leben, lang und riesenhaft und reifend,
so daß es, bald begrenzt und bald begreifend,
abwechselnd Stein in dir wird und Gestirn.

Rilke
 
Sommertag, Freitag, der 28.Juli 2006

aus meinem Kalender:

Adele, Beatus, Benno, Samson

"Bekommen, was man sich wünscht, ist Erfolg.
Sich wünschen, was man bekommen kann, ist Glück."


Charles Franklin Kettering (?)

Am 28. Juli wurden geboren:

Jaqueline Onassis (1929-1994), verwitwete Kennedy, geborene Bouvier, US-amerikan. Publizistin und Präsidentengattin; Jaques Piccard (*1922), schweiz. Tiefseeforscher; Karl Popper (1902-1994), österr.-brit. Philosoph und Wissenschaftslogiker; Marcel Duchamp (1887-1968), frz. Maler und Objektkünstler; Beatrix Potter (1866-1943); engl. Kinderbuchautorin und Malerin; Ludwig Feuerbach (1804-1872), dt. Philosoph; Miss Winzig (2004-2006), dschungarischer Zwerghamster...

Astro-Logisch:

Wie hieß John F. Kennedys Bruder, der Justizminister war?

a) Edward Kennedy b) Jack Kennedy c) Robert Kennedy ...


Na, wer weiß es?

Sommergrüße von Flower:)
 
images.google.de/images?q=tbn:ZE5PHw7SJUADwM:http:

Hallo Flowerpower,
images.google.de/images?q=tbn:k52X9j6og7i6eM:www.cpaustian64.de
was für eine gute Idee!
images.google.de/images?q=tbn:8vrKIR4vlvazAM:www.adler-heinrich.de
Andere bedeutende Löwe - Geborene waren und sind u.a.:


Henry Ford
Alfred Hitchcock !!!
Carl Gustav Jung !!!
Knut Hamsun
Jacqueline Kennedy
Kate Bush
Hans Moser
Napoleon I.
Joachim Ringelnatz.
George Bernhard Shaw !!!
Götz George
Fidel Castro
Robert de Niro!!!
Mick Jagger
Bill Clinton
Madonna
Dalai Lama!!!
Sir Arthur Conan Doyle !!!
Albrecht Dürer !!!
Ian Fleming
Jennifer Lopez
Whitney Huston
Sandra Bullock
Charlize Theron !!!
https://www.spiritproject.de/astro/sternzeichen/sternzeichen_loewe.htm

und Leòn - hihi!
leone.gif
 
Im Garten des Sommers

artfiles.art.com/images/-/J-Hammerle/Sommergarten-Print-I10067243.jpeg

Wir wandeln auf Zeit einher,
im Garten des Sommers,
wachsen und blühen,
genießen das wärmende Glück,
so lange es währt.

gruenewege.jpg


Wir gehen auf grünenden Wegen,
schwelgen im Duft süßer
Blüten und Früchte,
und hoffen, es würde niemals
mehr zu ende geh’n.

www.gbiu.de/Hamsterkiste/Sachunterricht/Kartoffel/Bluete3.jpg

Wir blicken unter prächtigen,
blühenden, glühenden
Reben, nach Westen und sehen
in blutroten Farben den
Sonnenuntergang.


sonnenuntergang.jpg


Euer Leòn
 
boah, Leòn, das ist ja ein Sonnenuntergang. Da könnte man ja richtig drin baden, wenn man könnte...

Hast Du in Deiner Wohnung eigentlich auch viele Bilder an den Wänden?
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Gerade habe ich etwas gelesen über Gesamtausgaben von Gedichten, hier Heine. Der Autor schreibt, daß er gerne kommentierte Ausgaben liest, weil er damit besser versteht, um was es manchmal geht. Mir leuchtet das ein.
Zum Beispiel "Der weiße Elefant" aus dem Jahre 1853. Ein mehrere Seiten einnehmendes Gedicht, das sicher nicht zu Heines stärksten gehört. Hier ist jenes Geklapper, von dem Kortländer im Nachwort zu seiner Ausgabe spricht, besonders deutlich zu hören. Ich durchblättere darum das Gedicht mehr, als dass ich es lese. Als ich durch die Lektüre des Kommentars erfahre, dass es ein Spaßgedicht auf die Gräfin Kalergi und ihre Auftritte in der Pariser Boheme ist, da lese ich es doch mit anderen, mit sehr bewundernden Augen. Weidls ausführlicher Kommentar in der Winkler-Ausgabe lautet: "Heine bezeichnete dieses Gedicht in seinem Brief vom 15.10 1851 an Campe als 'Spaßgedicht, auf eine wohlbekannte Dame des hiesigen Hofes, nämlich auf die Gräfin Kalergi, das gewiß hier viel Aufsehen machen wird.' Nach einem Bericht von Caroline Jaubert ("Heine-Erinnerungen") war Gräfin Kalergi, Nichte des Grafen von Nesselrode, in den ersten Jahren des Kaiserreichs eine 'sehr gefeierte russische Schönheit', die sich in den Kopf gesetzt hatte. 'alle Berühmtheiten kennen zu lernen', auch Heine.
https://www.perlentaucher.de/artikel/2834.html

Gruss,
Uta
 
Hallo, Uta,

da ich einen sehr begnadeten Groß - Cousin habe, besitze ich einige schöne Originale. Öl und Tempera. ;) Ansonsten bescheide ich mich mit Drucken!

Die meisten der Gedichtbände, die ich besitze, sind kommentiert. Das fand ich schon immer spannender, ein Gedicht im Bezug zum Autor lesen zu können. Es gibt da so wohl bei Suhrkamp als auch im INSEL - Verlag schöne und preiswerte Reihen!

Gruß von Leòn
 
Erich Kästner
Der Juli
Still ruht die Stadt. Es wogt die Flur.
Die Menschheit geht auf Reisen
oder wandert sehr oder wandelt nur.
Und die Bauern vermieten die Natur
zu sehenswerten Preisen.
Sie vermieten den Himmel, den Sand am Meer,
die Platzmusik der Ortsfeuerwehr
und den Blick auf die Kuh auf der Wiese.
Limousinen rasen hin und her
und finden und finden den Weg nicht mehr
zum Verlorenen Paradiese.
Im Feld wächst Brot. Und es wachsen dort
auch die zukünftigen Brötchen und Brezeln.
Eidechsen zucken von Ort zu Ort.
Und die Wolken führen regen an Bord
und den spitzen Blitz und das Donnerwort.
Der Mensch treibt Berg- und Wassersport
und hält nicht viel von Rätseln.
Er hält die Welt für ein Bilderbuch
mit Ansichtskartenserien.
Die Landschaft belächelt den lauten Besuch.
Sie weiß Bescheid.
Sie weiß, die Zeit
überdauert sogar die Ferien.
Sie weiß auch: Einen Steinwurf schon
von hier beginnt das Märchen.
Verborgen im Korn, auf zerdrücktem Mohn,
ruht ein zerzaustes Pärchen.
Hier steigt kein Preis, hier sinkt kein Lohn.
Hier steigen und sinken die Lerchen.
Das Mädchen schläft entzückten Gesichts.
Die Bienen summen zufrieden.
Der Jüngling heißt, immer noch, Taugenichts.
Er tritt durch das Gitter des Schattens und Lichts
in den Wald und zieht, durch den Schluß
des Gedichts,
wie in alten Zeiten gen Süden.

images
 
Robert F. Kennedy
Robert F. Kennedy (1964)Robert Francis Kennedy (* 20. November 1925 in Brookline, Massachusetts; † 6. Juni 1968 in Los Angeles, Kalifornien), war ein jüngerer Bruder des ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy, der nach einer Karriere als Senatsjurist, Justizminister und Senator selbst das US-Präsidentenamt anstrebte und dabei – in der aussichtsreichen Hoffnung auf einen Wahlsieg – gleichfalls einem Attentat zum Opfer fiel.
https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Kennedy

The Rolling Stones were recording Beggar's Banquet when Robert Kennedy was shot. A lyric in "Sympathy for the Devil" was subsequently changed from "I shouted out, 'Who killed John Kennedy?'" to "I shouted out, 'Who killed the Kennedys?'"
https://en.wikipedia.org/wiki/Robert_F._Kennedy_assassination

Gruss,
Uta

Ich besitze leider kaum kommentierte Gedichtsbände, aber das kann man ändern!
 
Uta schrieb:
https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Kennedy

https://en.wikipedia.org/wiki/Robert_F._Kennedy_assassination

Gruss,
Uta

Ich besitze leider kaum kommentierte Gedichtsbände, aber das kann man ändern!

Uta, danke für die "Erleuchtung":idee: ! Ich hatte Deine Antwort nicht verstanden, weil ich nicht begriffen hatte, worauf sie sich bezog (ich hatte shadowladys Frage überlesen. .. sorry!).

In einigen Romanen von James Ellroy wird "Bobby" genüsslich dargestellt. Ich glaube u. a. in "White Jazz".

Herzliche Grüße von

Leòn
 
Und da wir in den USA gelandet sind:
www.litlinks.it/wx/whitman.htm


O, nun heb du an, dort in deinem Moor

von Walt Whitman

images.google.de/images?q=tbn:iHhjn2Y62hdUyM:http:

O, nun heb du an, dort in deinem Moor,
Lieber scheuer Sänger! Ich höre dein Lied,
ich vernehme deinen Ruf! Ich höre; ich bin da;
Ich verstehe dich.
images.google.de/images?q=tbn:vVGsZuoF-2IDUM:http:
Einen Augenblick nur säumte ich.
Weil der glänzende Stern mich zurückhielt;
Der Stern, mein scheidender Gefährte
machte mich säumen.

images.google.de/images?q=tbn:5GmLWCV2dOc9oM:http:
 
Aus dem wogenden Meer der Menge

Gedicht von Walt Whitman , geboren am 31. Mai 1819 (1819-1892)

Aus dem wogenden Meer der Menge
sprang ein Tropfen lieblich zu mir,
Flüsternd: "Ich liebe dich, ich vergehe bald,
Weither bin ich gereist, einzig um dich zu sehen
und dich zu berühren,
Denn ich konnte nicht sterben,
ehe ich dich nicht einmal sah,
Denn ich fürchtete dich hernach zu verlieren."

Nun haben wir uns getroffen und uns gesehen,
nun sind wir geborgen,
Kehre in Frieden zurück in das Meer, mein Geliebter,
Auch ich bin Teil dieses Meers, mein Geliebter,
wir sind nicht so sehr voneinander getrennt,
Sieh das erhabene Rund, den Allzusammenhang, wie vollkommen!
Dich und mich ist die unwiderstehliche See bestimmt zu trennen,
Für eine Weile uns auseinander zu tragen, doch nicht für immer;
Habe Geduld - eine kleine Spanne - wisse, ich grüße die Luft,
das Meer und das Land
Jeden Tag bei sinkender Sonne um deinetwillen, Geliebter.
 
Anna Ritter
(1865-1921

Das hat die Sommernacht gethan

Die Nacht ist keines Menschen Freund -
Was flüsterst du von Treue?
Der Mond verblaßt, der Morgen graut ...
Am Bette sitzt die Reue.

Die Reue ist ein häßlich Weib
Und möcht' mich wohl verderben -
Reiß mir das Herz nicht aus dem Leib,
Ich will ja noch nicht sterben.

Mein Blut ist heiß, dein Mund so süß ...
O Gott, wie kannst du küssen!
Das hat die Sommernacht gethan,
Daß wir versinken müssen.

 
Ich glaube, dieses Gedicht hatten wir schon. images.google.de/images?q=tbn:VeY0PYivbHKGBM:www.naturdetektive.de


Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: »Junge, wiste 'ne Beer?«
Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn.«


So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. 's war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit;
Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit ins Grab.«
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht
Sangen »Jesus meine Zuversicht«,
Und die Kinder klagten, das Herze schwer:
»He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer?«


So klagten die Kinder. Das war nicht recht -
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er tat,
Als um eine Birn' ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.


Und die Jahre gingen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet's wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung' übern Kirchhof her,
So flüstert's im Baume: »Wiste 'ne Beer?«
Und kommt ein Mädel, so flüstert's: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick gew' di 'ne Birn.«


So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.



Gerade habe ich entdeckt,d aß es auch noch andere Versionen dieses Gedichtes gibt:

https://tinyurl.com/rl6h6
 
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