Rätselecke

Von welchem Autor und aus welchem Roman des 19. Jahrhunderts, stammt folgendes Zitat, mit dem das Buch beginnt?


»Daß Gott erbarm!« rief Frau von Bredow, und wollte wieder ihre Hände falten, aber der Kopf war noch nicht recht im Gleichgewicht; auch die runde Brille war unter die Augen gerutscht, und das abgegriffene Buch, das ihr auf den Schoß gesunken, dieweil der Schlaf mit seinen Sammetfingern über ihre Wimpern strich, war jetzt zur Erde gefallen.

herzliche Grüße von
Leòn
 
Lieber León,

ich habe die Vermutung, dass es sich um den Roman "Der Werwolf" von Willibald Alexis handelt.

Gruss, Horaz
 
Super, Horaz:klatschen ,

also ich kannte den Roman nicht!

Willibald Alexis
Eigentl.: Georg Wilhelm Heinrich Haering (Häring)
Willibald Alexis, nach einer Zeichnung von U. Touer in Holz gestochen von O. Roth

Geboren am 29.6.1798 in Breslau; gestorben am 16.12.1871 in Arnstadt/Thüringen.

Alexis stammte aus einer bretonischen Flüchtlingsfamilie. Sein Vater, Kanzleidirektor in Breslau, starb schon 1802. 1806, nach der Einnahme Breslaus durch die Franzosen, zog die Familie nach Berlin; dort besuchte Alexis zuerst eine Privatschule, ab 1810 ein Gymnasium. 1815 nahm er an den Befreiungskriegen teil. Von 1817 bis 1820 studierte er Jura und Geschichte in Berlin und Breslau. Ab 1820 war er Referendar am Berliner Kammergericht; dort lernte er E.T.A. Hoffmanns Freund Julius Eduard Hitzig kennen, der ihn wiederum mit Fouqué bekannt machte.

Nach dem Erfolg seines ersten Romans (1824) beendete Alexis die Beamtenlaufbahn. Seit 1827 lebte er in Berlin, dort schrieb er für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften; dazwischen unternahm er Reisen nach Frankreich, Skandinavien, Süddeutschland und Ostpreußen. Durch sein Mitwirken in der literarischen Mittwochsgesellschaft knüpfte er Verbindungen u.a. zu Eichendorff, Immermann und Hauff. Nach seiner Heirat mit einer Engländerin wurde sein Haus zu einem Treffpunkt des literarischen Berlin ( Fouqué, Tieck, Fontane). Nach einem längeren Aufenthalt in Rom (1847-48) zog er sich 1853 nach Arnstadt zurück.
https://gutenberg.spiegel.de/autoren/alexis.htm Hier kann man das Buch dann auch online lesen!

Lieber Horaz, jetzt bist Du dran!

Herzliche Grüße von

Leòn
 
Der vielzitierte aber gar nicht so oft gelesene - gesuchte - Roman (und natürlich dessen Autor) beginnt mit folgenden Worten:

Es war ein klarer, kalter Tag im April, und die Uhren schlugen gerade dreizehn, als Winston Smith, das Kinn an die Brust gepreßt, um dem rauhen Wind zu entgehen, rasch durch die Glastüren eines der Häuser des Victory-Blocks schlüpfte.

Gruss, Horaz
 
George Orwell (Eric Blair) / "Der letzte Mensch in Europa"


Meine Frage:
Andere Bezeichnung für eine Diktatur mit Doppelspitze? ;)

Lieben Gruß X
 
Dass du in Zitaten unschlagbar bist, MisterX, dass wußte ich ja schon!
Der Roman um den es sich bei der Frage drehte hieß 1984.
Ich nehme an, du hast nur vergessen, den Titel dazuzuschreiben.

Deine Frage kann ich leider nicht beantworten.

Gruss, Horaz
 
genau - er hat ihn 1948 geschrieben und machte 1984 draus ...

eigentlich wollte er ihn aber „Der letzte Mensch in Europa“ nennen - was wohl sogar besser gepaßt hätte, oder?!

Lieben Gruß X
 
Ach, es fällt mir nicht ein....die alten Römer hatten das auch, daher kommt der Begriff "Kollege", meine ich.... .
Ich denke noch mal nach!

Leòn
 
Ich hatte die Frage von MisterX eher als eine mögliche Scherzfrage eingestuft. Er hat sich ja mit viel persönlichem Einsatz einen gewissen Ruf mit seinen Witzen erworben.

So wie du das angegangen bist, León, würde es auf eine ernstzunehmende Frage hinauslaufen. Und da wären wir - nach deiner Annahme - schon wieder mal bei den Römern. Die Staatführung in der Römischen Republik wurde durch zwei Konsuln gebildet, die durchaus diktatorische Vollmachten hatten. Allerdings durften sie nur ein Jahre Staatspitze spielen. Dann kamen die nächsten zwei dran. Solange sich die Leute daran hielten, ging es gut. Irgendwann fängt irgendwem aber die Macht besonders gut zu schmecken an!

Gruss, Horaz
 
Hallo Leòn

Bevor Du jetzt gleich alle Regale bei Dir Zuhause durchkämmst ... :schock:
Es war natürlich mehr als Scherz gemeint - und war mir gerade zusammen mit den düsteren ZufunftsVisionen von George Orwell in den Sinn gekommen!

Ich meinte natürlich die „Demokratie nach amerikanischen Vorbild“ ... :chat:

Scherzenden Gruß X

PS: Danke euch trotzdem für die Hinweise, Horaz und Leòn. :) War mir völlig neu!
In DDR-Geschichtsbüchern stand sowas nat. nicht ... :greis:
 
Hallo X,

dann hatte ich die Frage schon richtig eingestuft!
Aber jetzt erklär mir mal, wie du das mit der Doppelspitze nach amerikanischem Vorbild meinst. Da gibt es zwar an der Spitze eine Doppelnull, aber der zweite Teil einer Doppelspitze scheint sich versteckt zu halten. Sollte es sie heimlich doch geben, vielleicht mit Laura Bush, dann würde ich von einer unauffälligen, aber effektiven Verstärkung der DoppelNullwirkung ausgehen.

Gruss Horaz
 
Bei einer „Demokratie nach amerikanischen Vorbild“ kommen in der Regel (wenn sich nicht gerade wieder mal ein Milliardär einen Scherz erlaubt) nur zwei „verschiedene“ Personen in Frage.
Einer davon hat dann (wenn er Präsident ist) teilweise die selben Vollmachten wie ein Diktator - und benimmt sich unter Umständen auch nicht anders ...
Da sich durch dieses Verhalten/diese Kraft natürlich (wenn auch zeitlich verzögert) eine starke gesellschaftliche Gegenkraft entwickelt - und die „befristete Diktatur“ somit u.U. kippen kann ... steht schon wieder ein zweiter Mann parat. So kommt es (theoretisch) nie zu einer Revolution!
Die Gegenkräfte werden immer wieder zerstreut ...

WEnn die Demokratie "unberechenbar" (im positiven Sinne) werden soll, müsste es (nach meiner Meinung) mehrere Kandidaten - und mehrere starke Parteien geben ...
Aber selbst dann dürften "die Sponsoren" der Parteien noch genügend Einfluß haben um die Richtung vorgeben zu können :greis:

Oder siehst Du das anders?

Lieben Gruß X
 
Apropos Doppelspitze:

Kollegialität

Die Kollegialität war ein verfassungsrechtliches Prinzip der Römischen Republik, wonach jedes Magistratsamt des cursus honorum mit zwei oder mehr gleichberechtigten Kollegen besetzt werden musste, die gegenseitig das Recht der Intercessio (Verhinderung einer Anordnung des Kollegen) besaßen.

Auch in späteren Verfassungen fand dieses Prinzip immer wieder Eingang. In der Republik San Marino stehen noch heute zwei für ein halbes Jahr gewählte Capitani Reggenti an der Spitze des Staates. Die Teilung der Macht funktioniert damit ähnlich wie bei den Konsuln der römischen Republik vor über 2000 Jahren.

In der frühen Neuzeit waren die landesfürstlichen und ständischen Behörden - zum Beispiel fürstliche Kanzleien und Kammern, die Geheimen Räte und die Verordnetenausschüsse - nach dem Kollegialitätsprinzip organisiert. Das heißt, Entscheidungen wurden gemeinsam durch Herstellung von Konsens oder durch Abstimmungen nach dem Mehrheitsprinzip getroffen. Feste Ressorts für die einzelnen Mitglieder der Kollegien waren nicht üblich und alle hatten gleichermaßen Zugang zum Fürsten. Der Vorsitzende eines Rats war nur Primus inter Pares.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kollegialität


Welcher römische Herrscher ist auf dem folgenden Bild zu sehen:
(rechts)


Herzliche Grüße von
Leòn
 
Lieber X,

der Großteil der Demokratie findet hinter den Kulissen statt. Beim Ausklüngeln von Kandidatenlisten für den Bezirk oder andere regionale Einheiten. Gewählte Kandidaten stellen bereits das Ergebnis eines Ausleseprozesses dar, der sich von Ebene zu Ebene weiter fortsetzt. Davor wird jeweils mit den härtesten Bandagen gekämpft. Am Ende stehen dann - High Noon - zwei Kandidaten als Repräsentanten zweier gesellschaftlicher Grundströmungen gegenüber und das Volk hat manchmal nur die Wahl zwischen Pest und Cholera.

Winston Churchill sagte einmal: "Die Demokratie ist die schlechteste aller Staatsformen, ausgenommen alle anderen". Weil Winston Churchill auch noch sagte: "Ich glaube nur an die Statistik, die ich selbst gefälscht habe" kann man ihn als realistischen Mann mit hoher Glaubwürdigkeit einstufen.

Gruss, Horaz
 
Hallo Horaz

Das mit der Statistik hat Winston Churchill NIE gesagt ... und er vertraute sogar sehr auf Statistiken! Also wieder mal eines von wohl unendlich vielen falschen Gerüchten bzw. angeblichen „Tatsachen“ die in die Welt gesetzt wurden ...
(Würde Dir mal das Buch „1000 Irrtümer der Allgemeinbildung“ empfehlen! Ist wirklich sehr interessant)

Aber Betreffs deiner Erklärung ...
Du hast natürlich die schönste aller möglichen Erklärung für eine Demokratie herangezogen. Kein Wunder, wurde sie ja auch am meisten verbreitet ;)
Ich kenne sie im ähnlichen Kontext - nur eben auf eine Diktatur bezogen - aus der DDR!
Auch hier gab es natürlich einen „Ausleseprozess“ ... und hier wurden die Kandidaten sogar oft noch viel direkter ausgewählt, da die Auswahl meist in den Betrieben etc. stattfand.
Die Vertreter kamen also wirklich aus dem „ganz normalen“ Volk!
Finanzielle Mittel zwecks Beeinflussung (also zwecks (Aus)Wahl-Kampf ) spielten auch nicht die Rolle.
Natürlich war es „günstiger“ für den Kandidaten in der SED zu sein - so wie es jetzt „günstiger“ ist sich „der Meinung“ einer der 2 großen Parteien unterzuordnen bzw. einem gar nix anderes übrig bleibt wenn man mal (irgendwann) ernsthaft mitspielen will.
Wobei wohl kein Mensch mehr wirkliche Unterschiede zwischen den „beiden“ großen Parteien erkennen kann.
Die Positionen sind beliebig austauschbar und werden bekanntlich beliebig ausgetauscht.
Was bleibt ist demzufolge effektiv EINE große Partei in zwei Varianten und mit mehreren Köpfen.

Gerade aktuell sieht man in DE ja wie perfekt die beiden „Gegner“ harmonieren ... so eine „Harmonie“ war ja nicht mal in den „besten Zeiten“ innerhalb der SED vorhanden!
Und so ist es weiterhin möglich, dass, obwohl ca.55% der Wähler eigentlich „links“ gewählt hatten, eine „rechte“ Regierung die Macht übernommen hat ... und sich der Bundespräsident hinstellt und behauptet so hätten die Wähler entschieden ... ;)
Wobei der „Regierungswechsel“ ja an für sich ein einziger Witz war - und nur aus dem Grund erfolgte wie ich oben schon geschrieben hatte. (Die weiteren Gründe dürfte jeder kennen.)

Aber man kann noch weiter gehen. In einer „Demokratie nach amerikanischem Vorbild“ stehen vielleicht ca. 20-30 % der Bevölkerung wirklich hinter dem Präsidenten/ Kanzler - auch wenn man es statistisch immer etwas anders aussehen lässt. In der Regel sind das die Leute deren Interessen am besten vertreten werden! In einer Diktatur ist das auch nicht anders! Jeder Diktator/ Führer hat auch mind. diesen Anteil an Zuspruch - sonst könnte er sich gar nicht halten!

Für die ca. 70% der Leute die den Präsidenten/ Kanzler eigentlich gar nicht gewählt haben, stellt diese Regierungsform genauso eine Diktatur dar, wie sie die im anderen Fall unter einem Diktator/ Führer darstellt.
Der (theoretisch) einzige Vorteil ist , dass die Regierungszeit eine Präsidenten/ Kanzlers
nur befristet ist ... und eine Durchsetzung der Interessen der Stärkeren/Mächtigeren der Gesellschaft nicht jedesmal mit einem Putsch verbunden sein muß ...
Was allerdings dazu führt, dass die Gegenkandidaten gar keine wirklichen Gegenkandidaten mehr sind ... sondern sich fast vollständig an die „Erfordernisse“ angepasst haben.
D.h. Wo man keine Chance hat kuscht man - wo man sichs erlauben kann tut man es. (Gesetz des geringsten Widerstandes :greis: )
Und so werden die Schwachen immer schwächer (immer weiter nach unten gedrückt) und die Mächtigen immer mächtiger... :idee:

Ich bleib also mal dabei: Die „Demokratie nach amerikanischen Vorbild“ ist die ausgeklügelste Form einer Diktatur!
Sie gibt (gab) einem großen Teil des Volkes das Gefühl wirklich „wählen“ zu können.

Vielleicht sollten wir das Thema mal in einen anderen Thread fortsetzen ...
Mich würde schon mal interessieren wie eine wirkliche Demokratie aussehen könnte - und ob es die überhaupt je geben kann ...
Schließlich erfordern bestimmte Strukturen des momentanen menschlichen Zusammenlebens immer eine Diktatur! Ob man es nun schön findet oder nicht.

Lieben Gruß X

PS: Danke Leòn! Und mir wer der Begriff "Kollegialität" schon immer ein wenig suspekt ;)
PPS: Auf deinem Bild ist nicht viel zu erkennen ... daher kann ich nicht wissen ob du Lucius meinst ... :D
 
Hallo X,

wenn du wirklich daran interessiert bist, würde ich schauen, ob wir nicht diesen und auch noch einige andere Beiträge in einen Thread Demokratie oder Demokratiereform einbringen könnten, um weitere Gespräche auch mit anderen zu führen. In der Rätselecke haben die tatsächlich nichts verloren. Ich fände auch das Einbringen von DDR-Demokratie-Erfahrungen interessant, weil viele im Westen, außer darüber zu ätzen, keine Ahnung davon haben.

Das Statistik-Zitat von Churchill oder wie du sagst, eben nicht von Churchill, wird an vielen Stellen unterschiedlich wiedergegeben. Nachdem wir ihn nicht mehr selbst fragen können, ist es mir letzlich auch egal von wem und woher es stammt. Wir alle wissen, wieviel richtiges da drinnen steckt!

Gruss, Horaz
 
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