Erfahrungsbericht Histaminintoleranz
Hallo alle zusammen!
Echorauschs Bemerkung: Diese Symptome gibt es bei sovielen Dingen, zeigt mir, dass die Grundprämisse aller Erklärungen von histaminbedingten Erkrankungen nicht bekannt ist oder nicht akzeptiert wird. Sie lautet: Jeder Reiz löst Histaminfreisetzungen aus. Darüber hatten wir in diesem Forum schon Einigkeit erreicht. Ich füge hinzu: Aber nicht jedes freigesetzte Histamin landet im Blutkreislauf, in jenem Fass, welches das freie Histamin im Blutkreislauf verkörpern soll. Jeder irgendwie strapazierte Herd setzt erst einmal für sich - in einer autonomem Aktion - Histamin frei und versucht so mit der Situation selbst fertig zu werden. (Man denke hier an die 2 Gesichter des Histamins. Einfachstes Beispiel: der Reiz einer Chemikalie löst an der Schleimhaut der Bronchien Histamin aus, welches die Sekretbildung anregt. Mit dem Sekret wird die Chemikalie verdünnt und isoliert und nach dem Aushusten ist alles erledigt - wenn dann nichts mehr eingeatmet wird und wenn da keine Keime sind.) Sollte die im Herd selbst freigesetzte Histaminmenge nicht reichen, z.B. weil in einem betroffenen Gelenk die Schmerzen nicht abnehmen, wird über das Blut freies Histamin nachgeschoben. Dafür werden Histaminreserven des Blutes mobilisiert, aber und das ist der Pferdefuß, dieses Histamin wird über den Kreislauf überallhin verteilt und öffnet überall im Körper Wege durch Gefäßwände hindurch, um Immunreaktionen auszulösen. (Vielleicht kann hier mal jemand meine laienhaften Vorstellungen zur „Mechanik“ solcher Immunreaktionen konkretisieren. Auch zur Definition von Autoimmunreaktionen, die ich in einem chronisch gewordenen Herd generell vermute.) Jedenfalls belastet das erhöhte freie Bluthistamin nun den ganzen Körper und weckt schlummernde Herde. Allgemein gesprochen: Der Körper verfügt nicht über ein Adressiersystem für das freie Bluthistamin sondern verteilt es nach dem Gießkannenprinzip. (Ganz im Gegensatz zu den vom ZNS-gesteuerten auf Zielgebiete gerichteten.)
Dies ist der Grund für das große Spektrum von Krankheitssymptomen, die bei so vielen Krankheiten immer wieder die gleichen sind. Der Körper scheint bei allen bedrohlichen Attacken immer mit dem gleichen Abwehrmuster zu reagieren, nämlich dem der Abwehr von Keimen und Viren, mit Histamin an vorderster Front. Die Evolution hat bisher sich nicht zu adäquaten Abwehrstrategien gegen moderne Reize „durchringen“ können.
Oreganos „ Frage, woher die "Herde" stammen“ ist pauschal leicht zu beantworten: Es sind all die Läsionen, die Dein Körper im Laufe der Jahre erfahren hat, die er aus unterschiedlichen Gründen nicht wirklich ausheilen konnte und mit ständigem Histamineinsatz nur bestenfalls unter der Empfindungs-/Bewusstseinsschwelle halten konnte. (z.B. wegen andauernder Mangelzustände oder deponierter Gifte oder weil der Körper Dauersignale aus einem Herd ignoriert.) Im Falle von Entzündungen ist dies leicht einleuchtend und von Betroffenen oft erlebbar. (Beispiel Histaminliberator Wanderung: Ein Wanderer ist weiter, als gut wäre, vom Auto weg. Er merkt, dass die Beanspruchung der Gelenke unangenehm wird und zwar, weil erste Schmerzen sich ankündigen und er sich - schnell zunehmend - über Gebühr aufgeheizt und kurzatmig fühlt. Er erreicht das Lokal fürs Mittagessen und regeneriert sich einigermaßen. Aber viel schneller als am Vormittag, wo auch noch ein kühlender Wind wehte, wird der Rückweg zur Qual: seine bekannten Problemzonen (Kniegelenk, Lendenwirbelsäule, Ischiasnerv, sowie seine Kurzatmigkeit bei kleinsten Steigungen, von unten her mächtig anschwellende Beine und Finger) fordern immer häufigere Ruhepausen. Das Abtouren am Abend bis zur Nachtruhe gelingt nicht. Man geht mit noch hochrotem Kopf und stark erhöhtem Puls ins Bett und kann kaum schlafen, fühlt sich von den noch schmerzenden Gelenken und Nerven genervt und steht mit immer noch geschwollenen Beinen und Fingern und Kurzatmigkeit am nächsten Morgen auf. - Eine ebenso anspruchsvolle Wanderung mit der richtigen Vorbereitung (am Vortag nachmittags 10 mg Loratadin, 1 Kps Daosin vorm Abendbrot - zur Wanderung dann vor dem Frühstück 1 Kps Daosin und danach 10 mg Loratadin, 1 Kps Daosin vorm Essen im Lokal und 10 mg Loratadin danach) wird zu einem erfreulichen Erlebnis: man fühlt sich wohltuend erschöpft und schnell regeneriert und während der Wanderung mit den gleichaltrigen Freunden gleich leistungsfähig, z. T. sogar weniger kurzatmig. Leichte Beinschwellungen sind schon am nächsten Tag fast völlig überwunden. Die übersteigerte Freisetzung von Histamin geht nach meiner Meinung in erster Linie von den beim Wandern durchgewalkten Vorschäden/Herden aus.)
Wichtig ist nachzutragen, dass zu den aufgezählten „Wandersymptomen“ Misshelligkeiten kommen, die das Nervensystem betreffen: neben dem schon erwähnten Ischiasnerv sind auch cerebrale Erscheinungen nicht ohne Bedeutung. Ein leichter Überdruck im Kopf, Einschränkungen des Gesichtsfeldes/der Aufmerksamkeit, man nimmt weniger an Gesprächen teil, merkt manchmal nicht, dass man angesprochen wird, man geht unsicher, stolpert öfter, ist stark mit der Trittsicherheit befasst, der Tinnitus scheint lauter, ...
Dass auch das Gehirn von Histamin beeinflusst wird, bleibt oft unerwähnt. Ich hätte es auch fast vergessen. Und doch gibt es Hinweise in der Literatur, die ich nicht parat habe, die sogar den Ausdruck Neurotoxizität des Histamins benutzen und solche, die die MS damit im Zusammenhang sehen. Ich denke, man kann die MS durchaus als die extreme Ausbildung eines histaminbedingten cerebralen Krankheitsherdes ansehen.
Eure Hinweise auf evtl. histaminbedingte Störungen von Hirnfunktionen und deren Botenstoffen ist also völlig richtig. Aber Stoffwechselvorgänge des Gehirns wie auch des Körpers allgemein sind mir zumindest jetzt zu kompliziert und erschweren vorerst das Verständnis für - wie ich finde - grundlegende Zusammenhänge.
Ich möchte deshalb Eure Aufmerksamkeit unbedingt zuerst auf 2 Aspekte lenken, die ich für wichtig halte. So sind mir Eure Reaktionen auf das Denkmodell „Herde“ zu schwach. Dabei enthielte es, wenn es als realistisch anzusehen wäre, eine gewisse Brisanz. Ich denke, Herde sind eine starke Position auf dem Histaminkonto und summieren sich durch immer neue. Viele bleiben lange unerkannt. Und werden sie erkannt - welcher Arzt kommt dann auf Histamin?? Sie können für Betroffene durchaus wesentlich mehr als nur der Bodensatz in ihrem Histaminfass sein, das deshalb viel zu oft überläuft.
Ich denke, wir müssten Klarheit darüber erreichen, ob dieses Herdmodell für unsere weitere Diskussion allgemein akzeptiert wird. Hierfür wären Belege für ein solches Erscheinungsbild hilfreich. Im o.g. Wanderungsbericht finden sich - um mein Anliegen zu verdeutlichen - Belege für Herde in Gelenken, an der Wirbelsäule mit Ausstrahlung auf Nervenstränge, für Schwachstellen des Gefäßsystems (Schwellungen/Ödeme an Füßen und in der Lunge), evtl. für eine geschädigte Blut-/Hirn-Schranke. Darüber hinaus ist damit auch die zentrale Verantwortung des Histamins und die heilsame Wirkung der AH’s hinreichend belegt. Parallele Verläufe für Herde an anderen Organen einschließlich Nervensystem wären interessant.
Der 2. Aspekt ist die Vorstellung, dass Histamin nicht nur schlechte Eigenschaften hat und bestimmt gemäß einer weiseren Vorsehung auch nützliche. Die Suche nach diesen fällt uns Histamingebeutelte vielleicht schwer. Aber versuchen wir’s mit diesem Gedanken (reine Spekulation!): aus normalen Sinnesreizen (sehen, hören, riechen, fühlen, sowie emotionale) freigesetztes niedrigdosiertes Histamin kratzt Nerven nur leicht an, macht sie damit empfindlicher - erhöht Aufmerksamkeit, setzt die Analysearbeit des Nervensystems in Gang und leitet somit die notwendigen Reaktionen des Nervensystems ein. (Es gibt ja die Vorstellung, dass jede Histaminfreisetzung nerval, teils vom ZNS gesteuert wird.) Dieses Ankratzen hinterlässt Spuren, die durchaus stoffliche Läsionen darstellen können. Diese werden durch einen körpereigenen 24-Stundendienst im gesunden Organismus in kürzester Zeit wiederhergestellt und die Wirkungen des Reizes klingen ab.
Ihr merkt es, ich bin wieder bei dem schon beschriebenen Gleichgewicht, welches zwischen Schädigung und Reparatur von Nerven im gesunden Organismus normalerweise schnell wiederhergestellt wird. Hieraus möchte ich ableiten, welche Maßnahmen im Krankheitsfall außer den AH’s noch sinnvoll sind und wie mit allen zusammen effektive Verbesserungen erzielt werden können. Wichtig hierbei: Erfahrungen mit Dosierung/Überdosierung und deren zeitliche Auswirkungen. Hat jemand schon eine Ahnung von seiner optimalen Medikation, die auf Dauer einen guten Zustand erzeugt oder sogar ohne Rückfall absetzbar war? Ich halte z.B. viel von einer vorbeugenden Histaminentschärfung und lebe z.Zt. in der Hoffnung, dass ich mit einer kontinuierlichen Vitamin und Mineralstoffzufuhr immer besser leben kann.
Die Sache mit der Histapenie ist sehr verzwickt und bedarf mehr Information aus dem Kreise von Betroffenen.
Zum Entzug bei Alkoholikern könnte ich mir vorstellen, dass jahrzehntelange Gewöhnung den Körper zu einem Arrangement mit dem Alkoholpegel und den zunächst leicht tolerierbaren Stoffwechselveränderungen gebracht hat. Und zwar so, dass Histaminreaktionen auf diesen Stoff abgeschaltet wurden. Jetzt stellt plötzlich aber der Entzug für ihn eine Störung des gewohnheitsmäßigen Gleichgewichts und eine Bedrohung dar, auf die er - natürlich - mit Histamin reagiert.
Ich hoffe, Ihr habt bis hier durchgehalten, und grüße mit einem freundlichen Hallo.
Manfred :wave: