Herbst-Gedichte

Herbst

Nun laß den Sommer gehen
Joseph Freiherr von Eichendorff

Nun laß den Sommer gehen,
Laß Sturm und Winde wehen.
Bleibt diese Rose mein,
Wie könnt ich traurig sein?
 
Herbst

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11. November: Martin

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Kommt jetzt der St. Martin an, zeigt er des Winters Wetter an. --- An Martini Sonnenschein, da tritt ein kalter Winter ein. --- Bringt der St. Martin Sonnenschein, tritt oft ein kalter Winter ein. --- Der "Sommer", den uns St. Martin beschert, genau 3 volle Tage währt. --- Dem Wolfsmonat (beginnt 3 Tage nach Martini), dem ist nicht bange, denn der "Martinssommer", der währt nicht lange. --- Ist es um Martini hell, dann kommt oft der Winter schnell. --- Ist's um Martini klar und rein, dann bricht bald der Winter ein. --- Ist der Martinstag ein trüber Tag, folgt oft ein gelinder Winter nach. --- Martini trüb - Winter lieb. --- Einem trüben Martinstag, kein strenger Winter folgen mag. --- Ist der Martini trüb und feucht, dann wird gewiß der Winter leicht. --- Wolken am Martinstag - der Winter unbeständig werden mag. --- Wenn um Martini Nebel sind, dann wird der Winter meist gelind. --- St. Martin kommt nach alter Sitten, auf einem Schimmel (= Schnee) angeritten. --- St. Martin reitet auf 'nem Schimmel hinein in den Himmel. --- Hat der Martini einen weißen Bart, dann wird der Winter lang und hart. --- Um den Tag des St. Martin, liegt oft schon Schnee auf dem Kamin. --- Gibt's an Martini noch Laub an den Reben, kann's einen strengen Winter geben. --- Wenn alles Laub nicht bis Martini fällt, dann gibt's 'nen Winter mit großer Kält'. --- Ist bis Martini jeder Baum schon kahl, dann macht uns der Winter keine Qual. --- Mit den Federn der Martinsgans, begann oft der Schneeflockentanz; doch wenn die Martinsgans schon auf dem Glatteis geht, das Christkind dann im Trockenen steht. --- Bei fetter Gans und Saft der Reben, da laßt den heil'gen Martin leben.

https://www.susannealbers.de/05information-zitate.html#November
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Martinsgänse aus Hefeteig
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Zutaten:
Teig:
500 g Mehl
100 ml lauwarme Milch
25 g Hefe
125 g Zucker
1/2 Teelöffel Salz
1 Teelöffel Zitronenschale (unbehandelt)
125 g Butter oder Margarine
125 g Quark
2 Eier

Außerdem:
Sultaninen für die Augen
gehackte Mandeln
ein Eigelb mit etwas Milch vermischt

Zur Vergrößerung der Schablone bitte auf das Bild klicken

Zubereitung:
Alle Zutaten miteinander verkneten, und abgedeckt an einen warmen Ort 30 Minuten gehen lassen. Nochmals durchkneten und mit einem Nudelholz den Teig etwa 1 cm dick ausrollen. Mit Hilfe der Schablone, Gänse ausschneiden. Mit der Eigelb-Milch-Mischung bestreichen. Als Auge verwendet man je eine Sultanine. Auf den Schnabel und den Füßen werden gehackte Mandeln gestreut. Nochmals etwas gehen lassen, bis die Gans etwa 2 cm aufgegangen ist.
Den Backofen auf 180°C vorheizen, und die Gänse etwa 15 Minuten backen.
Nach dem Erkalten eine Schleife um den Hals binden
https://www.lecker-backen.de/hefeteig/martinsgaense.htm
 
Herbst

Herbstabend


Wind aus dem Mond,
plötzlich ergriffene Bäume
und ein tastend fallendes Blatt.
Durch die Zwischenräume
der schwachen Laternen
drängt die schwarze Landschaft der Fernen
in die unentschlossene Stadt.

(Rainer Maria Rilke)

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Herbst



NOVEMBER

Es gibt so Schönes in der Welt,
Daran du nie dich satt erquickst,
Und das dir immer Treue hält,
Und das du immer neu erblickst:
Der Blick von einer Alpe Grat,
Am grünen Meer ein stiller Pfad,
Ein Bach, der über Felsen springt,
Ein Vogel, der im Dunkeln singt,
Ein Kind, das noch im Traume lacht,
Ein Sterneglanz der Winternacht,
Ein Abendrot im klaren See,
Bekränzt von Alm und Firneschnee,
Ein Lied, am Stassenzaun erlauscht,
Ein Gruss mit Wanderern getauscht,
Ein Denken an die Kinderzeit,
Ein immer waches, zartes Leid,
Das nächtelang mit feinem Schmerz
Dir weitet das verengte Herz
Und über Sternen schön und bleich
Dir baut ein fernes Himmelreich.


Hermann Hesse

https://agirico.ch/gedanken/november_03.html

https://www.engstlenalp.ch/ ("Filme" anklicken)
 
Herbst

Rückgedenken

Am Hang die Heidekräuter blühn,
Der Ginster starrt in braunen Besen.
Wer weiß heut noch, wie flaumiggrün
Der Wald im Mai gewesen ?

Wer weiß heut noch, wie Amselsang
Und Kuckucksruf einmal geklungen ?
Schon ist, was so bezaubernd klang,
Vergessen und versungen.

Im Wald das Sommerabendfest,
Der Vollmond überm Berge droben,
Wer schrieb sie auf, wer hielt sie fest ?
Ist alles schon zerstoben.

Und bald wird auch von dir und mir
Kein Mensch mehr wissen und erzählen,
Es wohnen andre Leute hier,
Wir werden keinem fehlen.

Wir wollen auf den Abendstern
Und auf die ersten Nebel warten.
Wir blühen und verblühen gern
In Gottes großem Garten.

(Hermann Hesse)

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Herbst


Überlistet
Wenn Blätter von den Bäumen stürzen,
die Tage täglich sich verkürzen,
wenn Amsel, Drossel, Fink und Meisen
die Koffer packen und verreisen,
wenn all die Maden, Motten, Mücken,
die wir versäumten zu zerdrücken,
von selber sterben — so glaubt mir:
es steht der Winter vor der Tür!

Ich laß ihn stehn!
Ich spiel ihm einen Possen!
Ich hab die Tür verriegelt
und gut abgeschlossen!
Er kann nicht rein!
Ich hab ihn angeschmiert!
Nun steht der Winter vor der Tür —
und friert


Heinz Erhardt
https://www.sabon.org/erhardt/index.html
 
Herbst


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Ein Bettler saß im kalten Schnee

Ein Bettler saß im kalten Schnee,
dem tat das alte Herz so weh.
Sankt Martin, der vorüberritt,
gab ihm den halben Mantel mit.

Da dankte still der alte Mann
und sah ihn voller Freude an.
Sankt Martin zog des Weges fort
und bald erfuhr er Gottes Wort.

Geschrieben steht: "Seid allen gut,
denn was ihr dem Geringsten tut,
das habt ihr mir, dem Herrn geschenkt!"
Wohl dem, der wie Sankt Martin denkt

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www.behind-blue-eyes.de/pic/2005/st.martin/p5000-laternenumzug.jpg
Ich geh mit meiner Laterne

Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir.
Dort oben leuchten die Sterne und unten, da leuchten wir.
Der Hahn, der kräht, die Katz miaut.
oder auch:Ein Lichtermeer zu Martins Ehr!
Rabimmel, rabammel, rabum.

Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir.
Dort oben leuchten die Sterne und unten, da leuchten wir.
Laternenlicht, verlösch mir nicht!
Rabimmel, rabammel, rabum.

beim Nachhausegehn Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir.
Dort oben leuchten die Sterne und unten, da leuchten wir.
Mein Licht ist aus, ich geh nach Haus.
Rabimmel, rabammel, rabum.


https://www.hausfrauenseite.de/index.shtml?https://www.hausfrauenseite.de/kinder/martinslieder.html
 
Herbst

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REGENTAG IM HERBST.

Still vom grauen Himmelsgrunde
Sprüht der sanfte Regenstaub -
Trüber Tag und trübe Stunde -
Thränen weint das rothe Laub;
Vom Kastanienbaum ohn' Ende
Schweben still die welken Hände.
Trübe Herbstesregentage:
Gerne wandr' ich dann allein,
Was ich tief im Herzen trage,
Leuchtet mir in hellem Schein;
In die grauen Nebelräume
Spinn' ich meine goldnen Träume.

Und so träum' ich still im Wachen,
Bis der Abend niedersinkt,
Und in all den Regenlachen
Sanft und roth sein Abglanz blinkt.
In der Nähe, in den Weiten:
Rosenschimmer bessrer Zeiten


Ina Seidel
 
Herbst

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Blätter

von Edith Tries

Blätter schweben
farbenfroh
und sanft
zu Boden

wie die
Jahres
meines Lebens.

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Herbst



Herbstlied

von Gottfried Keller

Lasst uns auf alle Berge gehen,
Wo jetzt der Wein zu Tale fliesst,
Und überall am nächsten stehen,
Wo sich der Freude Quell ergiesst,
Uns tief in allen Augen spiegeln,
Die durch das Rebenland erglühn!
Lasst uns das letzte Lied entriegeln,
Wo noch zwei rote Lippen blühn!

Seht, wie des Mondes Antlitz glühend
Im Rosenscheine aufersteht,
Indes die Sonne, freudesprühend,
Den Leib im Westmeer baden geht!
Wie auf der Jungfrau'n einer Wange
Der Widerschein des Mondes ruht,
Dieweil erhöht vom Niedergange,
Erglänzt der andern Purpurblut.

O küsset schnell die Himmelszeichen,
Eh' sich verdunkelt die Natur!
Mag dann der Abglanz auch erbleichen,
Im Herzen loht die schönre Spur!
Mag sich, wer zu dem süssen Leben
Der Lieb' im Lenz das Wort nicht fand,
Der holden Torheit nun ergeben,
Den Brausebecher in der Hand!

Wohl wird man edler durch das Leiden,
Und strenger durch erlebte Qual;
Doch hoch erglühn in guten Freuden,
Das adelt Seel' und Leib zumal.
Und liebt der Himmel seine Kinder,
Wo Tränen er durch Leid erpresst,
So liebt er jene drum nicht minder,
Die er vor Freude weinen lässt.

Und sehnen blasse Gramgenossen
Sich nach dem Grab in ihrer Not,
Wem hell des Lebens Born geflossen,
Der scheut noch weniger den Tod!
Taucht euch ins Bad der Lust, ins klare,
Das euch die kurze Stunde gönnt,
Dass auch für alles heilig Wahre
Ihr jede Stunde sterben könnt

www.rumaenien-urlaub-online.de/images/Berge.jpg
 
Herbst

Herbsthauch

von Friedrich Rückert


Herz, nun so alt und noch immer nicht klug,
Hoffst du von Tagen zu Tagen,
Was dir der prangende Frühling nicht trug
Werde der Herbst dir noch tragen?
Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch
Immer zu schmeicheln, zu kosen,
Rosen entfaltet am Morgen sein Hauch,
Abends zerstreut er die Rosen.
Läßt doch der spielende Wind nicht vom Strauch,
bis er ihn völlig gelichtet.
Alles, o Herz, ist ein Wind und ein Hauch,
Was wir geliebt und gedichtet.


 
Herbst

Bitte ein Mal raten, von wem dieses, einer besonderen Sternstunde der Dichtkunst entsprungene, Werk verfasst wurde:

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Auf meinen am 15. November 1890
dahingegangenen Papagei


Allgeliebter Vogel Du,
Gingest auch zur ewigen Ruh
Liebenswürdig zahm und zart
Und von selten geistiger Art!

Warst mir zweiundzwanzig Jahr,
Was kein Anderer mir war,
Steter Freund, ach lebenslang,
Nehme meinen heißen Dank.

Mancher hat Dich arg betrübt,
Weil Du allgemein beliebt,
Gönnte diesen Trost mir nicht,
– Das ist Wahrheit im Gedicht –
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Nochmals Dank für Deine Treu!
Lebe dorten auf, auf's neu –
Jeder Geist er lebet fort,
Glücklich sei an jedem Ort!



 
Herbst

Erster November

Max Dauthendey



Da draußen ist frühe Nebelnacht,
Die hat den Tag um Stunden bestohlen,
Hat aus den Fenstern Laternen gemacht.
Ich möchte mir den Mond herholen,
Daß ich einen hätt', der ewig lacht,
Denn die Nacht ist wie ein schwarzes Bett.
Dort hat der Tod, wie auf Lagern aus Kohlen,
Gedankenlos als Dieb seine Ruhestätt'.
Weiß nicht, ist die Stadt draußen klein oder groß,
Ob Menschen drin häufen, oder bin ich allein,
Denn ein jeder Tag schwarz wie der Fluß fortfloß,
Und beklagt gingen viele zur Nacht hinein.
Auch Vater und Mutter haben gefragt,
Und niemandem wurde der Weg gesagt.
Auch Vater und Mutter wurden zu Stein,
Ein Stein, der sich über dem Grabe schloß.
Drauf lese ich heut' ihre Namen bloß,
Nur noch die Namen sind beide mein.
Woher sie kamen, wohin sie gingen, —
Ich kann die Nacht nicht zum Reden zwingen.
 
Herbst

Nebel

von Bruno Ertler

Sie trieben mich fort in ein nebliges Land,
mir Liebe und Lenz zu verpatzen.
Ich geh' durch den Ort, einen Stock in der Hand,
und zähle die grauen Katzen.

Ich wandere weit, und ich wandre allein
verlaß'ne, verlorene Strecken
und stoße den Stock in das morsche Gestein
und zähle die schwarzen Schnecken.

Im Herzen gerinnt mein lebendiges Blut,
wenn fröstelnd im Nebel ich walle. – – –
Die Katzen und Schnecken gefallen mir gut –
Euch aber hasse ich alle.
 
Herbst

Nebel und Regen

von Charles Baudelaire

Herbstende, Winter, Frühlingsschlamm und Regen,
Euch stillen Zeiten schlägt mein Herz entgegen,
Der kalte Dämmer eures Nebelgrau s
Umhüllt wie Bahrtuch mich und Totenhaus.

Wenn eisige Winde durch die Ebnen fegen,
Die Wetterfahnen kreischend sich bewegen,
Dann breitet, wilder als im Lenzgebraus,
Die Seele ihren Rabenfittich aus.

Denn nichts ist süsser für ein Herz voll Trauer,
Auf das der frostige Reif sich niedersenkt,
Ihr bleichen Himmel, unsrem Land geschenkt,

Als eurer ewigen Dämmrung fahler Schauer.
Wenn nicht zu zwein in mondlos stiller Nacht
Wir Brust an Brust den Schmerz zur Ruh gebracht.
 
Herbst

Der letzte Blütenstrauß

von Justinus Kerner

Wenn ein Baum, ein morscher, alter,
Plötzlich wieder blüht aufs neu',
Ist's ein Zeichen, daß nun bald er
Tot und reif zum Fällen sei.

So auch hat sich ein Erblühen
In mir Alten angefacht,
Ach, nur eines Herbsts Erglühen
Vor des Winters langer Nacht!

Was aufs neu' ich hier gesungen,
Fühl ich, hat kein Lenz erzeugt;
Meine Saiten sind gesprungen,
Und mein Tag hat sich geneigt.
 
Herbst

Du warst ja vielleicht fleißig, Leòn ...
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Vom STil her müßte das die Friederike Kempner sein. -

Uta
 
Zuletzt bearbeitet:
Herbst


Der Halbmond glänzet am Himmel
(Franz Grillparzer)
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Der Halbmond glänzet am Himmel,
Und es ist neblicht und kalt.
Gegrüßt sei du Halber dort oben,
Wie du, bin ich einer, der halb.

Halb gut, halb übel geboren,
Und dürftig in beider Gestalt,
Mein Gutes ohne Würde,
Das Böse ohne Gewalt.

Halb schmeckt’ ich die Freuden des Lebens,
Nichts ganz als meine Reu;
Die ersten Bissen genossen,
Schien alles mir einerlei.

Halb gab ich mich hin den Musen,
Und sie erhörten mich halb;
Hart auf der Hälfte des Lebens
Entflohn sie und ließen mich alt.

Und also sitz ich verdrossen,
Doch läßt die Zersplitterung nach;
Die leere Hälfte der Seele
Verdrängt die noch volle gemach.
 
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