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Es kommt immer wieder vor, daß Patienten nach der Extraktion eines Zahnes mit Aufbisstupfer nach Hause geschickt werden, ohne daß eine über die Extraktion hinausgehende Behandlung der Wundhöhle erfolgt, weil Zahnärzte meinen, daß das Einbluten mit Eigenblut den besten Wundverschluß und die beste Wundheilung ergibt. Dies gilt, wenn überhaupt, dann aber nur bei unfallbedingtem oder kieferorthopädisch gewolltem Verlust gesunder vitaler Zähne.
George E. Meinig beschreibt in seinem Buch die Probleme, die von wurzelgefüllten toten Zähnen ausgehen können und formuliert eine Anleitung zur Extraktion solcher vorgeschädigter oder auch „nicht erhaltungswürdiger“ Zähne.
Root Canal Cover-Up
George E. Meinig
1998
7. Auflage 2004
Bion Publishing, Ojai, California
ISBN 0-945196-19-9
Zitat und Übersetzung (Seite 193 – 194):
Protokoll für die Entfernung eines wurzelgefüllten (toten) Zahnes
Angesichts der Probleme mit Hohlraumbildung im Kieferknochen (Cavitation) wird vorgeschlagen, daß Zahnärzte und Kieferchirurgen, die Zähne entfernen, nach folgendem Protokoll vorgehen. Es ist nicht der einzige Weg wie diese Prozedur durchgeführt werden kann, aber es wird so seit 1990 erfolgreich eingesetzt.
Nachdem der Zahn entfernt wurde, dient niedertouriges Bohren mit einem Dentalbohrer Nummer 8 dazu, einen Millimeter aus dem gesamten knöchernen Zahnfach ab zu tragen, auch aus den Wurzelspitzen.
Sinn dieses Vorgehens ist es, die Wurzelhaut und den ersten Millimeter des Knochens zu entfernen, weil diese üblicherweise mit Bakterien und Toxinen aus den Zahnkanälchen infiziert sind. Die Wurzelhaut (periodontal ligamentum) ist immer infiziert und in den meisten Fällen ist auch der angrenzende Knochen gleichermaßen erkrankt.
Während dieser Prozedur wird das Zahnfach mit steriler Kochsalzlösung aus einer 12 cm³ Einwegspritze (Monoject 412) gespült. Diese Spritze hat eine gebogene Plastikspitze und ist gut handhabbar. Zwei bis drei Spritzen mit Kochsalzlösung können erforderlich sein. Sie sind wesentlich besser zu benutzen als eine 50 cm³ Spritze. Zweck der Spülung ist es, den kontaminierten Knochen beim Fräsen sofort zu entfernen.
Durch das Anfräsen des Knochens werden nicht nur die Toxine entfernt, sondern auch der Knochen „verwundet“ (angefrischt). Durch die Verwundung wird ein Wechsel von Osteocyten zu Osteblasten stimuliert. Die Osteoblasten bilden die neue Knochenstruktur.
Nach dem Ausfräsen des Zahnfaches sollte es mit einem nicht gefäßverengenden (non vasoconstrictor) Lokalanästhetikum gefüllt werden. Das flüssige Lokalanästhetikum sollte circa 30 Sekunden einwirken. Dann wird mit schonender Absaugung der größte Teil des Anästhetikums entfernt, aber es verbleibt dort noch eine vollständige Benetzung mit dem Anästhetikum, die den knöchernen Hohlraum auskleidet. Dies regt zusätzlich die Knochenzellen an, um Osteoblastenaktivität und Knochenheilung zu fördern.
Manche Zahnärzte glauben, daß der Einsatz von Antibiotika dazu führen kann, daß sich Osteoblasten in Osteocyten zurückverwandeln und eine Knochenkappe über dem Zahnfach hinterlassen. Aber der innere Teil heilt dann nicht aus und entpuppt sich Jahre später als leeres Zahnfach (trockene Alveole), ausgekleidet mit den schädlichen Folgen des Autoimmunprozesses.
Andere Zahnärzte glauben, daß Antibiotika hilfreich sind um die Infektion zu beherrschen und um die Reinfektion durch Bakterien, die immer in der Mundhöhle anwesend sind, zu verhindern. Weitere Forschung in diesem Gebiet ist erforderlich.
Diese einfachen Schritte, die im Protokoll beschrieben werden, dürfen von den Lesern kopiert werden. Wenn das Protokoll befolgt wird, heilt das Zahnfach normalerweise sehr viel schneller, mit weniger Blutung und Schmerzen.
Dieses Verfahren sollte von Zahnärzten und Ärzten angewendet werden, um sicher zu stellen, daß Patienten, denen infizierte Zähne entfernt werden, auch das angrenzende infizierte Gewebe entfernt bekommen und so leichter zu voller Gesundheit zurück finden können.
Zitatende
Die Worte „may be copied by readers“ deute ich so, daß der Autor an der Weiterverbreitung dieses Abschnitts interessiert ist und einwilligt, daß sein Buch mit diesem Zitat beworben wird.
Korrekturen bzw. Verbesserungsvorschläge zur Übersetzung sind willkommen, weil Englisch nicht meine Muttersprache ist.
Bemerkenswert finde ich folgende Punkte:
1. Die Frage „offen lassen“ oder „zu nähen“ wird nicht gestellt.
Wenn die Wunde keine Sekrete mehr absondert, könnte der speicheldichte Verschluss von Vorteil sein - wenn weiterhin ein entzündliches Geschehen zu befürchten ist, könnte „zu nähen“ ein Kunstfehler sein.
2. Die Frage Antibiotika - ja oder nein bleibt offen.
Es gibt die Theorie, daß der von Entzündung mechanisch/chirurgisch befreite Knochen ohne Antibiotika besser verheilt und die Gegentheorie, daß die Bakterien erst durch lokale Antibiotikagabe dezimiert werden müssen, damit Heilung möglich ist. Zusätzlich ist Tetracyclin ein Chelatbildner und ermöglicht beim Streifenlegen eine lokale Entgiftung des Kieferknochens wenn dort Metalle (insbesondere Quecksilber) abgelagert sind.
3. Meines Erachtens könnte sich die Frage nach der Knochenheilungsstörung auch beim Einbringen von Anästhetika, Salben und sonstigen Medikamenten stellen. M. Daunderer hat mindestens einmal vorgeschlagen, zur Tamponade keine Streifen mit Salbe mehr zu verwenden, sondern Tetracyclinreinsubstanz auf den Streifen zu streuen. Auch W. Schüler warnt in seinen Vorträgen vor Salbeneinlagen, weil diese die Knochenheilung stören können.
4. Die Frage fräsen oder schaben wird nur indirekt gestreift, durch den Hinweis, daß die sofortige Entfernung des abgetragenen Materials wünschenswert ist und durch Spülen mit physiologischer Kochsalzlösung unterstützt werden kann. Für mich stellt sich die Frage, ob ein Ausschaben mit einem chirurgischen Löffel nicht den Vorteil haben könnte, daß kontaminiertes Material nicht von drehenden Werkzeugen an bereits gereinigte Stellen geschleudert wird. Die Handhabung des Bohrers könnte – insbesondere bei schwer zugänglichen großen Molaren – einfacher sein und allein deswegen bessere und gründlichere Ergebnisse bringen.
5. Ich habe noch keine Diskussion darüber gefunden, ob beim Fräsen von stark belastetem Knochenmaterial nicht auch Druckluft- oder Sauerstoffzufuhr zum Atmen erfolgen sollte – analog zu den Empfehlungen beim Entfernen von Amalgam. Außer Bodo hat es noch keiner vorgeschlagen, obwohl es unmittelbar einleuchtend klingt.
Zusammenfassend würde ich sagen: Die Entfernung eines entzündeten Zahnes ohne sorgfältige Reinigung des Zahnfaches könnte als Kunstfehler anzusehen sein. Details werden noch diskutiert.
Alle meine Weisheitszähne wurden ohne besondere Reinigung des Zahnfaches gezogen. Drei wurden bereits chirurgisch nachbehandelt (ausgefräßt) und es wurde dort weiches entzündetes Gewebe entfernt. Ein Pathologe hat das Material untersucht und spricht von Zeichen einer Osteomyelitis.
Ich freue mich auf weitere Erfahrungsberichte und Diskussionsbeiträge.
George E. Meinig beschreibt in seinem Buch die Probleme, die von wurzelgefüllten toten Zähnen ausgehen können und formuliert eine Anleitung zur Extraktion solcher vorgeschädigter oder auch „nicht erhaltungswürdiger“ Zähne.
Root Canal Cover-Up
George E. Meinig
1998
7. Auflage 2004
Bion Publishing, Ojai, California
ISBN 0-945196-19-9
Zitat und Übersetzung (Seite 193 – 194):
Protokoll für die Entfernung eines wurzelgefüllten (toten) Zahnes
Angesichts der Probleme mit Hohlraumbildung im Kieferknochen (Cavitation) wird vorgeschlagen, daß Zahnärzte und Kieferchirurgen, die Zähne entfernen, nach folgendem Protokoll vorgehen. Es ist nicht der einzige Weg wie diese Prozedur durchgeführt werden kann, aber es wird so seit 1990 erfolgreich eingesetzt.
Nachdem der Zahn entfernt wurde, dient niedertouriges Bohren mit einem Dentalbohrer Nummer 8 dazu, einen Millimeter aus dem gesamten knöchernen Zahnfach ab zu tragen, auch aus den Wurzelspitzen.
Sinn dieses Vorgehens ist es, die Wurzelhaut und den ersten Millimeter des Knochens zu entfernen, weil diese üblicherweise mit Bakterien und Toxinen aus den Zahnkanälchen infiziert sind. Die Wurzelhaut (periodontal ligamentum) ist immer infiziert und in den meisten Fällen ist auch der angrenzende Knochen gleichermaßen erkrankt.
Während dieser Prozedur wird das Zahnfach mit steriler Kochsalzlösung aus einer 12 cm³ Einwegspritze (Monoject 412) gespült. Diese Spritze hat eine gebogene Plastikspitze und ist gut handhabbar. Zwei bis drei Spritzen mit Kochsalzlösung können erforderlich sein. Sie sind wesentlich besser zu benutzen als eine 50 cm³ Spritze. Zweck der Spülung ist es, den kontaminierten Knochen beim Fräsen sofort zu entfernen.
Durch das Anfräsen des Knochens werden nicht nur die Toxine entfernt, sondern auch der Knochen „verwundet“ (angefrischt). Durch die Verwundung wird ein Wechsel von Osteocyten zu Osteblasten stimuliert. Die Osteoblasten bilden die neue Knochenstruktur.
Nach dem Ausfräsen des Zahnfaches sollte es mit einem nicht gefäßverengenden (non vasoconstrictor) Lokalanästhetikum gefüllt werden. Das flüssige Lokalanästhetikum sollte circa 30 Sekunden einwirken. Dann wird mit schonender Absaugung der größte Teil des Anästhetikums entfernt, aber es verbleibt dort noch eine vollständige Benetzung mit dem Anästhetikum, die den knöchernen Hohlraum auskleidet. Dies regt zusätzlich die Knochenzellen an, um Osteoblastenaktivität und Knochenheilung zu fördern.
Manche Zahnärzte glauben, daß der Einsatz von Antibiotika dazu führen kann, daß sich Osteoblasten in Osteocyten zurückverwandeln und eine Knochenkappe über dem Zahnfach hinterlassen. Aber der innere Teil heilt dann nicht aus und entpuppt sich Jahre später als leeres Zahnfach (trockene Alveole), ausgekleidet mit den schädlichen Folgen des Autoimmunprozesses.
Andere Zahnärzte glauben, daß Antibiotika hilfreich sind um die Infektion zu beherrschen und um die Reinfektion durch Bakterien, die immer in der Mundhöhle anwesend sind, zu verhindern. Weitere Forschung in diesem Gebiet ist erforderlich.
Diese einfachen Schritte, die im Protokoll beschrieben werden, dürfen von den Lesern kopiert werden. Wenn das Protokoll befolgt wird, heilt das Zahnfach normalerweise sehr viel schneller, mit weniger Blutung und Schmerzen.
Dieses Verfahren sollte von Zahnärzten und Ärzten angewendet werden, um sicher zu stellen, daß Patienten, denen infizierte Zähne entfernt werden, auch das angrenzende infizierte Gewebe entfernt bekommen und so leichter zu voller Gesundheit zurück finden können.
Zitatende
Die Worte „may be copied by readers“ deute ich so, daß der Autor an der Weiterverbreitung dieses Abschnitts interessiert ist und einwilligt, daß sein Buch mit diesem Zitat beworben wird.
Korrekturen bzw. Verbesserungsvorschläge zur Übersetzung sind willkommen, weil Englisch nicht meine Muttersprache ist.
Bemerkenswert finde ich folgende Punkte:
1. Die Frage „offen lassen“ oder „zu nähen“ wird nicht gestellt.
Wenn die Wunde keine Sekrete mehr absondert, könnte der speicheldichte Verschluss von Vorteil sein - wenn weiterhin ein entzündliches Geschehen zu befürchten ist, könnte „zu nähen“ ein Kunstfehler sein.
2. Die Frage Antibiotika - ja oder nein bleibt offen.
Es gibt die Theorie, daß der von Entzündung mechanisch/chirurgisch befreite Knochen ohne Antibiotika besser verheilt und die Gegentheorie, daß die Bakterien erst durch lokale Antibiotikagabe dezimiert werden müssen, damit Heilung möglich ist. Zusätzlich ist Tetracyclin ein Chelatbildner und ermöglicht beim Streifenlegen eine lokale Entgiftung des Kieferknochens wenn dort Metalle (insbesondere Quecksilber) abgelagert sind.
3. Meines Erachtens könnte sich die Frage nach der Knochenheilungsstörung auch beim Einbringen von Anästhetika, Salben und sonstigen Medikamenten stellen. M. Daunderer hat mindestens einmal vorgeschlagen, zur Tamponade keine Streifen mit Salbe mehr zu verwenden, sondern Tetracyclinreinsubstanz auf den Streifen zu streuen. Auch W. Schüler warnt in seinen Vorträgen vor Salbeneinlagen, weil diese die Knochenheilung stören können.
4. Die Frage fräsen oder schaben wird nur indirekt gestreift, durch den Hinweis, daß die sofortige Entfernung des abgetragenen Materials wünschenswert ist und durch Spülen mit physiologischer Kochsalzlösung unterstützt werden kann. Für mich stellt sich die Frage, ob ein Ausschaben mit einem chirurgischen Löffel nicht den Vorteil haben könnte, daß kontaminiertes Material nicht von drehenden Werkzeugen an bereits gereinigte Stellen geschleudert wird. Die Handhabung des Bohrers könnte – insbesondere bei schwer zugänglichen großen Molaren – einfacher sein und allein deswegen bessere und gründlichere Ergebnisse bringen.
5. Ich habe noch keine Diskussion darüber gefunden, ob beim Fräsen von stark belastetem Knochenmaterial nicht auch Druckluft- oder Sauerstoffzufuhr zum Atmen erfolgen sollte – analog zu den Empfehlungen beim Entfernen von Amalgam. Außer Bodo hat es noch keiner vorgeschlagen, obwohl es unmittelbar einleuchtend klingt.
Zusammenfassend würde ich sagen: Die Entfernung eines entzündeten Zahnes ohne sorgfältige Reinigung des Zahnfaches könnte als Kunstfehler anzusehen sein. Details werden noch diskutiert.
Alle meine Weisheitszähne wurden ohne besondere Reinigung des Zahnfaches gezogen. Drei wurden bereits chirurgisch nachbehandelt (ausgefräßt) und es wurde dort weiches entzündetes Gewebe entfernt. Ein Pathologe hat das Material untersucht und spricht von Zeichen einer Osteomyelitis.
Ich freue mich auf weitere Erfahrungsberichte und Diskussionsbeiträge.