"Reizdarmsyndrom und Mastzellen: Hilft Dinatriumcromoglycinsäure?" (von Prof. Martin Raithel)

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Was bedeutet das für die Diagnose Reizdarmsyndrom?

Das bedeutet: Während Reizdarmbeschwerden in der Vergangenheit als nicht fassbare psychische Erkrankung gesehen wurden, findet man heute zunehmend eine Erklärung der Symptome in verschiedenen Teilbereichen, z.B. der genetischen Expression von Serotonintransporter-Proteinen, im Histaminabbau in bestimmten Darmsegmenten (Stichwort Histamin-vermitteltes RDS) oder differenzierten Veränderungen der Darmflora (Mikrobiota). Weitere Beispiele hierfür sind z.B. Patienten mit einer bakteriellen Dünndarmüberwucherung, Patienten, die auf FODMAP-Bestandteile der Nahrung, also bestimmte Kohlenhydrate, sogenannte Frukto- und Galakto-Oligosaccharide, Disaccharide & Polyole, mit Blähungen reagieren, Patienten mit gastrointestinalen Nahrungsmittelallergien und Patienten, die verstärkt Mastzellen im Darm aufweisen. Letztendlich ist die Symptomatik des Reizdarmsyndroms das Ergebnis einer gestörten intestinalen Physiologie, die sich aus der Interaktion mit der Umwelt bei einer gegebenen genetischen Konstitution in einer gestörten intestinalen Immunhomöostase und einer gestörten Darmbarriere äußert. ...

Für mich bedeutet das u.a., daß ich nicht unbedingt glaube, daß es einen „Reizdarm“ gibt - einfach so. Wichtig ist dann, weiter zu suchen, WARUM der Darm gereizt ist, und da gibt es eben etlliche mögliche Ursachen.

Aus dem Artikel oben:
... Die Ursachen für die Aktivierung der Mastzellen bzw. das Entstehen eines Reizdarmsyndroms sind multifaktoriell. Eine mögliche Ursache für Mastzellenaktivierungen sind genetische Veränderungen, eine verborgene Allergie, vorausgehende Infektionen des Magen-Darm-Traktes, wie z.B. Campylobacter- oder Norovirus-Infektionen. Manchmal stellen wir fest, dass Patienten erst viele Monate nach einer Campylobacter-Infektion einen Reizdarm entwickeln. Das heißt, durch die Infektion wurden das Immunsystem und die Mastzellen im Darm aktiviert. Die Mastzellen verbleiben dann jedoch im Darm und werden aus Gründen, die wir noch nicht kennen, hyperaktiv; oder durch eine kleine Änderung der Darmmikrobiota bzw. des Immunsystems nicht mehr in ihrer Aktivität gehemmt. Für die Manifestation des RDS spielt die Darmbarriere eine wichtige Rolle, bzw. ob diese eher durchlässig ist (Antigenüberlastung) oder dicht ist (Antigenausschluss). Eine durchlässige Darmbarriere kann dazu führen, dass Fremdmaterial ins Körperinnere gelangt, aber auch Alkohol kann die Darmbarriere schädigen und im weiteren Verlauf ein Reizdarmsyndrom begünstigen. ...
Das Problem bei diesen vielen Ansatzpunkten der Erkenntnis ist, daß es wenig Therapeuten gibt, die sich wirklich mit dieser Thematik auskennen und noch weniger zuverlässige Therapie-Ansätze :( .

Diese Tagung ist sicherlich interessant:
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07. und 08. Oktober 2023
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Grüsse,
Oregano
 
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