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Dauerstress greift das Gehirn an
Bisher war vor allem von fehlregulierten Cortisolrhythmen und im Durchschnitt zu hohen Cortisolspiegel die Rede. Im Laufe der Zeit kann daraus jedoch paradoxerweise die Situation entstehen, dass die Nebennieren nicht mehr zu viel, sondern zu wenig Cortisol produzieren. Der Hypercortisolismus ist zum Hypocortisolismus geworden.
Der Stressforscher Hans Selye spricht in diesem Zusammenhang von drei Phasen der Stressantwort:
Die erste Phase ist die Alarmphase, die Antwort des Körpers auf akuten Stress. Das sympathische Nervensystem wird aktiviert und Stresshormone werden produziert.
Als nächstes folgt die Widerstandsphase, in der der Körper durch die Aktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrindenachse versucht, wieder ins Gleichgewicht zu kommen, indem verschiedene Hormone ausgeschüttet werden. Probleme entstehen dann, wenn die Alarmphase entweder dauerhaft oder zu oft ausgelöst wird oder wenn die Widerstandsphase mit einer Überreaktion einhergeht. Unter diesen Umständen bleiben die Cortisolspiegel dauerhaft erhöht, und der Körper tritt in die dritte Phase ein: Überlastung. In diesem Stadium kann keine angemessene Antwort auf Stress mehr erfolgen, da die Nebennieren zu erschöpft sind, um die benötigten Hormone zu produzieren.
Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, kann z. B. eine harmlose Erkältung sein. Ein Infekt geht stets mit einem Entzündungsprozess einher, was wiederum die Cortisolproduktion anregt.
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