LieberTee
Hallo ihr alle,
ich erinnere mich, dass es die Idee, bei den Kindern anzufangen schon sehr oft gab. Das allein scheint wohl nicht zu reichen. Denn die Kinder müssen sich ja zwangsläufig an die Gesellschaft anpassenen, in die sie hineingeboren wurden. Die Eltern sind entweder schon bewusstlos angepasst oder fügen sich zähneknirschend mehr oder minder ins System.
Was ist nun krank, das System oder die Menschen? Eine Systemveränderung hat bisher nichts gebracht, siehe die mißglückten Versuche in Richtung Sozialismus. Was aber verändert grundlegend das Bewußtsein? Die meisten Menschen in den westlichen Ländern leben gut mit ihrem relativen Wohlstand und haben sich darin eingerichtet. Sie wollen weder etwas am System noch sich selbst verändern. Für sie soll möglichst alles so bleiben wie es ist und jede noch so fundierte Kritik oder Warnhinweis auf Gesundheitsschädlichkeit wird eher als Bedrohung empfunden.
Die Menschen, die an den Rand dieser ehrenwerten Gesellschaft gedrängt sind, sei es durch Arbeitslosigkeit, Abrutschen in "Harz4" oder ähnliche Lebenslagen (ich weiß nicht, wie es z.B. in der Schweiz oder Österreich ist, oder auch wie es sich in Frankreich verhält z.B...) kämpfen in der Regel ums Überleben oder haben resigniert. Wonach sehnen sich sie Menschen? Es sind nicht Werte wie Gerechtigkeit oder Solidarität, m.E., sondern ganz schlicht und einfach Wohlgefühl. Was versteht man unter Wohlgefühl? Für die meisten ist es die Sicherheit der Existenz, die Vertrautheit und Geborgenheit in der Partnerschaft, Familie oder sonstigen Gemeinschaft. Vertrautheit und Geborgenheit besteht, wenn gegenseitiger Respekt und Anerkennung besteht und liebevolle Zuwendung. Die Welt außerhalb dieser "Höhlen" erscheint als eine andere: als die feindliche Lebenswelt, in der man zu bestehen hat und aus der man sich "nach der Arbeit" wieder entfernen kann in die Geborgenheit der "Höhle".
Im Grunde sind es also immer noch die gleichen Bedürfnisse und inneren Strukturen, die in uns herrschen, die schon in der Steinzeit herrschten. Wir scheinen sehr schlicht gestrickt und unser Horizont in emotionaler Hinsicht geht nicht über die Größe der "Horde" hinaus.
So ist es erklärlich, dass kleinere Austeigergemeinschaften tatsächlich funktionieren. Ab einer bestimmten Größe, in der ein Projekt zu anonym wird, braucht es Bürokratie und die ist dann der Anfang vom Ende. Unsere Fähigkeit zu Solidarität und Mitgefühl sind offenbar erschöpft, wenn es sich um anonyme Menschen handelt. Wir sind überfordert damit.
So wäre eines der ersten Schritte, kleinere Einheiten zu emöglichen. Aber auch dort treten Schwierigkeiten auf, denn sie vermitteln zwar das nötige Maß an Geborgenheit, stellen aber gleichzeitig eine Form der Unfreiheit her, die der gegenseitigen Kontrolle und des Anpassungsdrucks. Der ist nicht mehr zeitgemäß, denn längst haben wir diese Seiten der Freiheit zu schätzen gelernt. Niemand muss mehr an einem Wohnort bleiben, in einem Betrieb bis zur Rente arbeiten..... Ist es nicht aber auch eine Illusion von Freiheit, von unbegrenzter Möglichkeit, die uns nie ankommen lässt? Und eine Illusion, die uns die Endlichkeit des Lebens umso härter erscheinen lässt? Wir wünschen uns Grenzenlosigkeit und sind doch nicht in der Lage, sie zu fassen oder emotional zu ertragen.
Die Krise scheint nicht nur äußerlich, sie besteht in uns selbst. Die Angst vor der Veränderung des Weltbildes hat schon immer zu Sündenböcken und Scheiterhaufen geführt. Die Gefahr besteht wieder. Wie sieht dieses veränderte Weltbild aus und wie schafft es unser Bewusstsein, sich dem anzupassen? Je unsicherer die Verhältnisse sich außen und innen gestalten, um so stärker der Drang nach einem sicheren Ort und der ist meistens dort wo das Ego des einzelnen sich seine Burg gebaut hat.
Je anonymer eine Gesellschaft ist, desto größer ist die Angst und das Mißtrauen vor dem Nächsten, dem Fremden, desto größer die Bereitschaft, sich abzugrenzen, auf Abwehr zu schalten allem Neuen gegenüber, vor allem, wenn es eigene Initiative und Selbstverantwortung abverlangt. Es scheint eine ebenso alte Sehnsucht darin zu bestehen, zurück in den Mutterleib zu wollen, wo alles für einen geregelt wird und man abgeschirmt lebt in einer begrenzten Welt.
Wir müssen über uns hinaus wachsen, aber wo sind die Grundlagen, die soliden Pfeiler, die uns diesen Brückenbau ermöglichen? Distanz und Nähe, Öffnen und Verschließen, Aufnehmen und Abgeben, das sind die Prinzipien des Lebens offenbar schon seit der Urzelle. So hat sich zwar über einen langen Zeitraum ein Bewusstsein über die "eine Welt" bilden können, wie lange aber wird es brauchen, bis wir in dieser Größenordung auch psychisch und geistig ankommen?
Das ist jetzt wohl etwas chaotisch geworden. Ich hab einfach drauflosgeschrieben. Sorry für die Unübersichtlichkeit.
Lieber Gruß
LieberTee
P.S. Hier noch ein interessanter Link. Kreativität und existenzieller Druck - Unternimm die Zukunft
Und ein Auszug aus dem Interview mit Götz Werner:
ich erinnere mich, dass es die Idee, bei den Kindern anzufangen schon sehr oft gab. Das allein scheint wohl nicht zu reichen. Denn die Kinder müssen sich ja zwangsläufig an die Gesellschaft anpassenen, in die sie hineingeboren wurden. Die Eltern sind entweder schon bewusstlos angepasst oder fügen sich zähneknirschend mehr oder minder ins System.
Was ist nun krank, das System oder die Menschen? Eine Systemveränderung hat bisher nichts gebracht, siehe die mißglückten Versuche in Richtung Sozialismus. Was aber verändert grundlegend das Bewußtsein? Die meisten Menschen in den westlichen Ländern leben gut mit ihrem relativen Wohlstand und haben sich darin eingerichtet. Sie wollen weder etwas am System noch sich selbst verändern. Für sie soll möglichst alles so bleiben wie es ist und jede noch so fundierte Kritik oder Warnhinweis auf Gesundheitsschädlichkeit wird eher als Bedrohung empfunden.
Die Menschen, die an den Rand dieser ehrenwerten Gesellschaft gedrängt sind, sei es durch Arbeitslosigkeit, Abrutschen in "Harz4" oder ähnliche Lebenslagen (ich weiß nicht, wie es z.B. in der Schweiz oder Österreich ist, oder auch wie es sich in Frankreich verhält z.B...) kämpfen in der Regel ums Überleben oder haben resigniert. Wonach sehnen sich sie Menschen? Es sind nicht Werte wie Gerechtigkeit oder Solidarität, m.E., sondern ganz schlicht und einfach Wohlgefühl. Was versteht man unter Wohlgefühl? Für die meisten ist es die Sicherheit der Existenz, die Vertrautheit und Geborgenheit in der Partnerschaft, Familie oder sonstigen Gemeinschaft. Vertrautheit und Geborgenheit besteht, wenn gegenseitiger Respekt und Anerkennung besteht und liebevolle Zuwendung. Die Welt außerhalb dieser "Höhlen" erscheint als eine andere: als die feindliche Lebenswelt, in der man zu bestehen hat und aus der man sich "nach der Arbeit" wieder entfernen kann in die Geborgenheit der "Höhle".
Im Grunde sind es also immer noch die gleichen Bedürfnisse und inneren Strukturen, die in uns herrschen, die schon in der Steinzeit herrschten. Wir scheinen sehr schlicht gestrickt und unser Horizont in emotionaler Hinsicht geht nicht über die Größe der "Horde" hinaus.
So ist es erklärlich, dass kleinere Austeigergemeinschaften tatsächlich funktionieren. Ab einer bestimmten Größe, in der ein Projekt zu anonym wird, braucht es Bürokratie und die ist dann der Anfang vom Ende. Unsere Fähigkeit zu Solidarität und Mitgefühl sind offenbar erschöpft, wenn es sich um anonyme Menschen handelt. Wir sind überfordert damit.
So wäre eines der ersten Schritte, kleinere Einheiten zu emöglichen. Aber auch dort treten Schwierigkeiten auf, denn sie vermitteln zwar das nötige Maß an Geborgenheit, stellen aber gleichzeitig eine Form der Unfreiheit her, die der gegenseitigen Kontrolle und des Anpassungsdrucks. Der ist nicht mehr zeitgemäß, denn längst haben wir diese Seiten der Freiheit zu schätzen gelernt. Niemand muss mehr an einem Wohnort bleiben, in einem Betrieb bis zur Rente arbeiten..... Ist es nicht aber auch eine Illusion von Freiheit, von unbegrenzter Möglichkeit, die uns nie ankommen lässt? Und eine Illusion, die uns die Endlichkeit des Lebens umso härter erscheinen lässt? Wir wünschen uns Grenzenlosigkeit und sind doch nicht in der Lage, sie zu fassen oder emotional zu ertragen.
Die Krise scheint nicht nur äußerlich, sie besteht in uns selbst. Die Angst vor der Veränderung des Weltbildes hat schon immer zu Sündenböcken und Scheiterhaufen geführt. Die Gefahr besteht wieder. Wie sieht dieses veränderte Weltbild aus und wie schafft es unser Bewusstsein, sich dem anzupassen? Je unsicherer die Verhältnisse sich außen und innen gestalten, um so stärker der Drang nach einem sicheren Ort und der ist meistens dort wo das Ego des einzelnen sich seine Burg gebaut hat.
Je anonymer eine Gesellschaft ist, desto größer ist die Angst und das Mißtrauen vor dem Nächsten, dem Fremden, desto größer die Bereitschaft, sich abzugrenzen, auf Abwehr zu schalten allem Neuen gegenüber, vor allem, wenn es eigene Initiative und Selbstverantwortung abverlangt. Es scheint eine ebenso alte Sehnsucht darin zu bestehen, zurück in den Mutterleib zu wollen, wo alles für einen geregelt wird und man abgeschirmt lebt in einer begrenzten Welt.
Wir müssen über uns hinaus wachsen, aber wo sind die Grundlagen, die soliden Pfeiler, die uns diesen Brückenbau ermöglichen? Distanz und Nähe, Öffnen und Verschließen, Aufnehmen und Abgeben, das sind die Prinzipien des Lebens offenbar schon seit der Urzelle. So hat sich zwar über einen langen Zeitraum ein Bewusstsein über die "eine Welt" bilden können, wie lange aber wird es brauchen, bis wir in dieser Größenordung auch psychisch und geistig ankommen?
Das ist jetzt wohl etwas chaotisch geworden. Ich hab einfach drauflosgeschrieben. Sorry für die Unübersichtlichkeit.
Lieber Gruß
LieberTee
P.S. Hier noch ein interessanter Link. Kreativität und existenzieller Druck - Unternimm die Zukunft
Und ein Auszug aus dem Interview mit Götz Werner:
Herr Werner, was bedeutet es für einen Menschen, sein kreatives Potenzial
zu entfalten beziehungsweise entfalten zu dürfen?
Es bedeutet, dass der Mensch seinen Intentionen folgen und seine eigene, höchstpersönliche Biographie gestalten kann. Es bedeutet, dass er sich seiner selbst bewusst werden kann im Sinne der Fragen:
Was will ich im Leben?
Wofür bin ich auf die Welt gekommen?
Worin besteht meine persönliche Lebensidee?
Diese Fragen werden für einen Menschen erst wesentlich, wenn er sich seiner selbst besinnt. Darum würde ich sagen, sein kreatives Potenzial zu entfalten, bedeutet zunächst überhaupt zu verstehen, was entfaltet werden soll.
Wodurch wird in unserer Gesellschaft diese Entfaltung behindert?
Dadurch, dass wir für unsere Arbeit bezahlt werden. Wie heißt es so schön:
Wer zahlt, schafft an.
Ein Unternehmen schafft sich Arbeit an, indem es für diese Arbeit bezahlt. So sieht zumindest unser landläufiges Verständnis von Arbeit aus mit der Folge, dass Arbeitnehmer das tun müssen, was ihnen andere vorgeben. Die Bezahlung der Arbeit stellt sozusagen die Kompensation dar, diese Arbeit machen zu müssen. Man spricht auch von Schmerzensgeld, das einen für die aufgezwungene Tätigkeit entschädigt.
Wir leben in einer Gesellschaft und in einer Situation, in der das Leben durch äußere Anreize und durch extrinsische Motivation bestimmt wird. Das Ziel der Lebensgestaltung besteht aber darin, Herr des eigenen Lebens zu sein, das heißt, seiner intrinsischen Motivation zu folgen. Es geht darum, etwas zu tun, weil man den Sinn der Sache erkennt – und nicht darum, etwas wegen des Geldes, auf das man angewiesen ist, zu tun. Wenn jemand einen Arbeitsplatz hat, dann sollte er die Arbeit machen, weil er will und nicht, weil er soll, beziehungsweise, weil andere es wollen. Wenn man nur tut, was andere sollen, hat man streng genommen gar keinen Arbeitsplatz, sondern einen Einkommensplatz.
Mit dieser begrifflichen Differenzierung zwischen Arbeitsplatz und Einkommensplatz können Sie die unterschiedlichen Steuerungsimpulse gut ausdrücken: Am Einkommensplatz ist der Mensch fremdgesteuert, am Arbeitsplatz selbstgesteuert. Ein Arbeitsplatz wird erst zum Arbeitsplatz, wenn derjenige, der die Arbeit macht, einen Sinn in der Arbeit sieht.
Inwiefern kann ein bedingungsloses Grundeinkommen, nach dem jedem Menschen verfassungsrechtlich ein bestimmtes finanzielles Einkommen garantiert wird, als soziale Basis für die Entfaltung der Kreativität dienen?
Das bedingungslose Grundeinkommen führt dazu, dass unser soziales und gesellschaftliches Zusammenleben nicht mehr vom Sollen geprägt ist, sondern vom Wollen.
Jean-Jacques Rousseau sagte einmal: Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern dass er nicht tun muss, was er nicht will.
Man könnte auch sagen, die Freiheit des Menschen liegt in der Fähigkeit, nein zu sagen beziehungsweise nein sagen zu können. Wenn wir nach wie vor der Meinung sind, dass die Ziele der Französischen Revolution Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit unsere obersten gesellschaftlichen Gestaltungsziele sind, dann müssen wir uns erstens fragen, ob die Gesellschaft dem Einzelnen einen Freiheitsraum gewährt. Das wäre der Punkt der Freiheit. Zweitens müssen wir uns fragen, ob es die gesellschaftliche Situation zulässt, dass man von anderen abhängig oder erpressbar ist. Das wäre der Punkt der Gleichheit – das Ziel, dass sich alle auf gleicher Augenhöhe befinden. Die dritte Frage besteht darin, ob in unserer Gesellschaft faktisch Geschwisterlichkeit stattfindet. Und hier kommt dann das Grundeinkommen
ins Spiel, denn das Grundeinkommen ist der pure Ausdruck von Geschwisterlichkeit: Weil du meine Schwester bist und weil du mein Bruder
bist, bekommst du die gleiche verfassungsrechtlich garantierte Grundsicherung von der Gemeinschaft wie ich und jeder andere – unabhängig von Alter, Geschlecht, Religion, Rasse und so weiter.
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