Im o.g. Foodwatch Petitionstext:
Insgesamt weisen Mehl, Haferflocken und Brot höhere Rückstandsdaten auf als unverarbeitetes Getreide.
- Warum eigentlich das? Wie klappt das bei Mehl, wenn es aus dem gleichen Getreide gewonnen wurde? Wie klappt das bei Brot, wenn das relativ zum Gesamtgewicht mehr Wasser enthält als das verwendete Getreide?
- "Unverarbeitetes Getreide" könnte auch Nicht-Brotgetreide sein. Aber sollte das Brotgetreide sogar hauptsächlich inländischer Herkunft sein (oder bei den getesteten irischen Produkten vielleicht nicht?), wieso wären hier beim Mehl und Brot extra hohe Rückstände?
- Wie werden Lagerschutzmittel denn inländisch (AT, CH, DE) zur Getreidespeicherung verwendet?
- In welchen relativen Mengen und Anwendungen kommen diese inländisch im Einsatz?
- Kommt die Menge gar gleichauf wie denen beim Container- oder Schiffstransport für Importe?
Den "Locked-in Pesticides" Report von foodwatch, auf den sich als Fundament bezogen wird, findet man übrigens auf deren Webseite hier:
https://www.foodwatch.org/de/locked-in-pesticides
Auf deutsch steht nur eine Kurzfassung zur Verfügung.
Daraus:
[...] eine komfortable Ausgangsposition betrachtet werden, in der eine Win-Win-Win-Situation geschaffen werden kann, sobald die Gesellschaft in einem transparenten, demokratischen und offenen Dialog zu einer Einigung kommt.
Möchte man darüber lachen oder weinen?
Pestizidfreiheit klingt nach hehrem und gesundem Ziel.
Leider wirft foodwatch überall eine erhebliche Dosis CO2-Steuer, Klimawandel, Nachhaltigkeitsziele in seine Forderungen mit hinein, die jetzt so garnichts mit Pestizidrückständen an sich zu tun haben und auch die Pestizidziele in ein düsteres Licht allgemein heruntergewirtschafteter innovativ maximalbesteuerter Existenzminima rückt.
So fordert foodwatch für 2031 als einen Etappenpunkt konkret einen CO2-Preis von €180 in der Landwirtschaft. Das sind +110% zu heute. Was hat das mit Pestizidverwendung zu tun? Welche Suppe wird hier (mit)gekocht?
Man darf das ganze Vorhaben sehr kritisch als weiteres trojanisches Pferd betrachten, auch wenn insbesondere der englische Volltext des Berichts in der Herleitung der vorherrschenden Situation und hinsichtlich der Vorschläge manches bietet, dem man zustimmen möchte. Ob sich diese Punkte dann schlussendlich aber nennenswert durchsetzen muss gesund bezweifelt werden zum (Un)Gunsten der Etablierung neuer massiv verteuernder Maßnahmen und irgendeiner Neuumschichtung von Ausgaben in andere innovative Abhängigkeitsmodelle. Zumal die obig zitierte Vorbedingung von oben bis und und hinten und vorne nicht gegeben ist.
So folgt dem Gebot drastischer Reduktion von Futtermittelanbauflächen für insbesondere Schweine- und Hühnerfutter und mehr boden-gesündere Hülsenfrüchte zur Fütterung ebendieser nicht unerwartet die Feststellung, dass wir ja sowieso auf dem Trend zu veganer und vegetarischer Ernährung seien.
Zur eigentlichen Pestizidverringerung fordert foodwatch ultimativ im Wesentlichen:
- sogenannte Fruchtfolgegesetze als verbindliche nationale Regeln für jede Kulturpflanze.
- Nebst mehr Artenvielfalt der verwendeten Kulturpflanzen und deren Auslese für Robustheit.
- Minimierung von synthetischem Stickstoffdünger und Kalium (Pottasche - warum das?), Verwendung von kompostiertem Material und Mulch zur Düngung.
- Blühstreifen und Hecken für Vögel und Insektenvielfalt als natürliche Abwehr von Fressplagen.
2017 liefen übrigens EU-weite Zulassungen für Pestizide mit "Harmonisiertem Risiko Indikator" 64 aus. Ersatz mit HRI 16 läuft dieses Jahr aus. HRI 8 läuft 2024-2028 aus. Für die Wiederzulassungen müssen diese also in den nächsten Jahren alle einzeln formal erneut geprüft werden. Wenn man das betrachtet nimmt man an, dass zwar viel Pestizide verwendet werden aber diese Verwendeten formal erheblich weniger ungesund seien.
Eigentlich ist es ja niemandem verboten, sich sein Biobrot selbst zu backen
Ja, +1.
Natürlich hat nicht jeder Mensch Lust oder ist dazu geeignet, ständig sein eigenes Brot zu backen. Den eigenen Joghurt zu machen. Und so weiter. Andere werden sich auch unter ärmsten Bedingungen diese Zeit und Arbeit nehmen.
Peace.