Leben im Diesseits

Themenstarter
Beitritt
06.08.08
Beiträge
983
Man weiss es also erst, wenn man IHN persönlich kennt und eine beziehung mit IHM eingehen kann. Und das ist eine Voraussetzung für einen bekennenden Christen

Ah, das ist ja beruhigend. Dann muss man nicht fürchten, dass es allzu viele "bekennende Christen" auf diesem schönen blauen Planeten gibt.

Wenn es denn so einen nicht benennbaren IHN gäbe, wäre der doch hoffentlich nicht so kleinlich, sich nur jenen zu offenbaren, die ihren Katechismus brav gelernt haben und sich Christen nennen dürfen nach den kleinlichen Regeln irgendwelcher Sonntagsschulleerer und Päpste? Sonst käme es ja simpel und einfach darauf an, in genügend strenge puritanische, laestadianische oder sonstwie selbstauerwählte Elternhäuser geboren zu sein, und schon ist man mit IHM verbandelt. Welch eine Nabelschau, welch ein kümmerliches Göttchen.

Kein Wunder, dass so einem der Lauf der Welt aus den Händen glitt, noch bevor die Schöpfung so richtig fertig war. Das haben die Zweie im Paradies zum Glück für die folgende Menschheit ihrem Schöpfer gründlich aus der Hand genommen.

Wenn ER schon mit seinen zwei selbstgebastelten Menschchen überfordert war, wird ER ja, auch nach intensivem Training kaum fähig sein, so eine Synchronbeziehung zu vielen "bekennenden Christen" aufrechthalten zu können.

Also kurz, die Vorstellung eines anthropomorphen ERs oder Gottes ist nicht haltbar.

Und wäre so eine Gottheit nicht anthropomorph wäre sie, bzw. ist sie für uns nicht erkennbar und somit irrelevant. Die Erde, das Universum oder der Hamster in seinem Laufkäfig drehen sich nun mal. Ob da irgend so eine ungeheuerliche, nur mit Pronomen benennbare Absichtsmaschinerie dahintersteckt, oder der - rückblickend gesehen unglaublich fein ziselierte - Ablauf der Dinge, ändert am Lauf dieser Dinge für uns bewusste Lebewesen nichts.

Gottloser!
könnte man mich jetzt schimpfen. Meinetwegen, aber nicht Gewissenloser. Denn in einer Welt, in der ich den Lauf der Dinge nicht IHM anlasten kann, muss ich die Verantwortung selbst übernehmen. Was von mir auf Mitmenschen, die lebende und nicht lebende Umwelt ausgeht, muss ich verantworten. Ich bin verantwortlich für das Leben auf diesem Planeten, für mein eigenes Leben, ebenso wie Du und jeder Einzelne.

Gerade Kranke, von denen hier doch einige vertreten sind, müssten es als unablässigen Hohn empfinden, wenn ER sich zwar einmal kurz durch seinen Sohn auf Erden verteten liess, und diesen freizügig Wünderchen vollbringen liess, aber danach melodramatisch am Kreuz mit österlicher Nachbesserung verabschiedet. Tschau zäme, das wäre es dann mit den Wundern, und wer's nicht glaubt wird eh verdammt. Ihr dürft Euch jetzt nach Lourdes schleppen oder Fatima, dort heilige Jungfrauen aus grünlich selbstleuchtendem Plastic kaufen und weiterhin Angst vor dem Tod haben.

Nicht mal die Angst vor dem Tod ist wahr: Kein Mensch hat die, wenn sie ihm nicht eingeredet wird, vorgeblich in SEINEM Namen. Nein, wir haben ganz einfach Angst vor dem Sterben. Da hilft ER nix. Sterben müssen jene, die sich so eine exclusive Beziehung mit IHM vorspiegeln genauso, wie wir, die wissen, dass das eigene Leben endlich ist, unbelastet von einer ungewissen Zukunft voller Drohungen. Mit einem grossen Unterschied:
Wir Ungläubigen, Wissenden können unsere Kraft auf das Leben hier konzentrieren und auf das Sterben eines Tages. Ihr ER-Süchtigen müsst immer am Eigentlichen vorbeischielen für ein paar Pünktli mehr oder weniger im Sündenregister oder für ein paar festere Pantöffelchen, dass ihr besser über diese eh unpassierbare 7. Brücke zu den Jungfrauen kommt. Die müssen Euch ja runterstossen, sonst wäre es bald fertig mit der Illusion.

Das zwar nicht ewige, aber immerhin doch fortgesetzte Leben findet tatsächlich statt. Aber nicht das des Individuums im Jenseits, sondern das der Menschheit, die jeder Mensch ein Stück weit mitträgt.
Hier.

Mit der Aufklärung haben wir die direkte Verantwortung füreinander, für das Leben erkannt. Die Delegation nach oben zu IHM gibt es nur noch als Gauklertrick, um sich aus dieser Verantwortung zu stehlen, sich höher zu stellen, als jene, die IHN eben nicht auf ihrer Buddy-List führen, oder um Soldaten für IHN und Vaterland im ach so menschlichen Machtspiel wüten zu lassen. Dschihad contra Busch's Kreuzzug. Der Tanz ums goldene Ölfass, religiös verbrämt.

Ein roter Faden führt von der Aufklärung zur Deklaration der Menschenrechte: Es ist der Mensch und sein Gewissen, sein Verantwortungsgefühl für Menschheit und Welt, als wohl einziger bewusster Lebensform dieses Planeten.
Wir Menschen können leben ohne die Drohung des Absturzes auf der geradezu zynisch gedachten Schwertbrücke vom 6. in den 7. Himmel, ohne groteske Abstrafungen in Teufels Küche, bevor wir dann in ferner Zukunft mal, SEINER angesicht werden dürften - oder eben nicht.

ER ist hienieden schlicht und einfach irrelevant. Wir bedürfen, um das Leben und das Sterben zu meistern der Ethik, nicht der Religion.

Wie heisst dieses Forum:
Das Ende der Symptombekämpfung.
Man lasse sich den Blick auf Leben und Sterben nicht durch IHN und sein kümmerliches Symptom des ewigen Lebens, also des bewusst erlebten andauernden Todes, verstellen. Den Tod gibt es nicht für jene, die gestorben sind, die sind eben nicht mehr. Den gibt es nur für die noch Lebenden, die sich einer vergänglichen Leiche gegenüber finden. Doch auch das Leben ist für uns Lebende reserviert. Wir haben es einmal. Mehr nicht, weniger nicht, das reicht.

Puistola
 
Name ist Schall und Rauch - Gottesvorstellungen in unterschiedlichen Religionen

Räusper, hust :)))
Wenn es denn so einen nicht benennbaren IHN gäbe, wäre der doch hoffentlich nicht so kleinlich, sich nur jenen zu offenbaren, die ihren Katechismus brav gelernt haben und sich Christen nennen dürfen nach den kleinlichen Regeln irgendwelcher Sonntagsschulleerer und Päpste?
Willkommen im Forum, Puistola!

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Name ist Schall und Rauch - Gottesvorstellungen in unterschiedlichen Religionen

Räusper, hust
Willkommen im Forum, Puistola!

Danke Leòn, für den Gruss.

Die Gnitzen haben mir im Moor beim Moltebeerenrpflücken die Waden derart zerbissen, dass sie seit Tagen dicker sind als die Oberschenkel. So kann man nicht schlafen. So kam es zu meinem Posting, das dich husten und räuspern lässt. Ohne konkrete Motivation (das Posting, nicht das Husten).

Ich habe es mir nochmal durchgelesen. Ja, davon kann man schon ins Husten kommen, aber zurücknehmen oder ändern möchte ich nichts. Mein Stil ist nun mal ironisch, nicht selten auch an Zynismus grenzend. Sorry.

Einer, der sich gewählter ausgedrückt hätte ist Ludwig Feuerbach, der freisinnige und stets unabhängige Aufklärer:

Laßt den andern glauben, was er will, aber fordert dafür auch von ihm, daß er dich nicht glauben läßt, was er glaubt.
Diese Forderung ist gerecht und billig; aber ungerecht und verwerflich, verwerflicher noch als die Intoleranz des Gläubigen ist die Intoleranz des Aufgeklärten, welcher von den andern ohne Unterschied verlangt, daß sie zwar nicht so glauben, aber so denken, so frei und gescheut sein sollen, wie er selbst. Man muß auch gegen die Unfreiheit und Dummheit tolerant sein.

Ludwig Feuerbach, Sämtliche Werke, 10. Band,Seite 346

In meinem Freundeskreis gibt es Mormonen, Katholiken, Evangelikale, Pan- und Atheisten. Religion ist ein Thema.
Nie würde ich - hier wie dort - religiöse Ansichten anderer verdammen, solange sie nicht an die Fundamente der Freiheit rühren. Aber wundern tu ich mich schon manchesmal, und das sag ich auch.

Mir fehlen die Worte des Philosophen, schon gar nachts um drei, um zwar ebenso deutlich, jedoch weniger drastisch zu formulieren. Sicher werde ich hier noch den einen oder anderen Hustenanfall provozieren. Hoffentlich nicht überdosiert.

Puistola


PS@Beat und ratio

Ich war dort: Die Erde ist zwar leer aber nicht wüst, das Wasser vom Land noch nicht geschieden, aber Schafe gibt es dort keine,
dafür Rentiere ;)
1z6sdc7.jpg
 
Name ist Schall und Rauch - Gottesvorstellungen in unterschiedlichen Religionen

Die Erde, das Universum oder der Hamster in seinem Laufkäfig drehen sich nun mal. Ob da irgend so eine ungeheuerliche, nur mit Pronomen benennbare Absichtsmaschinerie dahintersteckt, oder der - rückblickend gesehen unglaublich fein ziselierte - Ablauf der Dinge, ändert am Lauf dieser Dinge für uns bewusste Lebewesen nichts.

Hallo Puistola

Sehr richtig!!! :klatschen:klatschen:klatschen:klatschen:klatschen:klatschen
 
Name ist Schall und Rauch - Gottesvorstellungen in unterschiedlichen Religionen

Hallo Puistola,

ich wollte Dich mit meinem kurzen Kommentar nicht irritieren! Ich stimme vielem von dem, was Du in Deinen beiden Beiträgen geschrieben hast zu. Bei manchem bescheide ich mich mit Sokrates: "Ich weiß, dass ich nicht(s) weiß!".

Und Deine von mir zitierte Formulierung fand ich, wie einige andere, (aus meiner Sicht) wahr und außerdem köstlich formuliert.

Grüße nach Suomi von
Leòn
 
Name ist Schall und Rauch - Gottesvorstellungen in unterschiedlichen Religionen

Hallo Puistola,

ich wollte Dich mit meinem kurzen Kommentar nicht irritieren!

Bei manchem bescheide ich mich mit Sokrates: "Ich weiß, dass ich nicht(s) weiß!"


Wie wahr, das Sokrateszitat.
Ich hingegen glaube :eek:, zu wissen. Welch ein Widerspruch!

Nein, irritiert hast DU mich nicht, es war eher meine eigene Schreibe, zu der ich zwar gerne Wort für Wort stehe, die aber etwas unmotiviert in dem Thread drin steht. Die Waden beginnen übrigens abzuschwellen, heute Nacht um drei werd ich wohl schlafen können.

Grüsse in die Saksan Liittotasavalta
Puistola
 
Hallo Puistola,

ich finde Deinen Text nicht unmotiviert ;) - aber Du hast Recht, es ist ein eigenes Thema. Deshalb habe ihn jetzt in einen eigenen Thread gestellt. Wenn Du eine Veränderung der Überschrift wünschst, erledige ich das gerne für Dich!

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Hallo Puistola,

sehr schön und mir aus der Seele gesprochen!

Nur bei einem Satz würde ich für mich ein Fragezeichen setzen:

Es ist der Mensch und sein Gewissen, sein Verantwortungsgefühl für Menschheit und Welt, als wohl einziger bewusster Lebensform dieses Planeten.

Wer sagt, daß nicht auch andere Tiere (neben uns Menschen) und Pflanzen ein Bewußtsein haben?

Liebe Grüße

Jürgen
 
Wer sagt, daß nicht auch andere Tiere (neben uns Menschen) und Pflanzen ein Bewußtsein haben?

Ja, mit diesem Einwand bin ich sehr einverstanden. Klar haben Tiere, sogar Pflanzen eine Seele, oder genauer, sind die beseelt (Diese Trennung in Körper, Seele und Geist ist ein Unding).
Das Bewusstsein (="Geist"?) wird auch in verschiedenem Masse vorhanden sein, aber es wirkt sich wohl nicht so heftig auf das Leben aus wie unseres.

Jetzt kann man aber meinen Satz auch andersrum hinterfragen:
Ob denn wirklich die Menschheit als Ganzes ein steuerndes Bewusstsein habe, oder ob die sich einfach treiben lässt, zuerst in einzelne ökologische und soziale Wirbel, letztlich in den vielzitierten Untergang?

Da wäre das Korrektiv des zweifelsohne vorhandenen Bewusstseins der einzelnen Menschen gefragt. Illusion? Heben sich das Bewusstsein von Double-Uh und OhSama gegenseitig derart auf, dass nur noch blindwütendes, reflexgetriebenes Aufeinandereinschlagen bleibt?

Ich hoffe Besseres, wohl auch im Namen der Tier- und Pflanzenwelt - Naja, den Candida-Pilzen wünsch ich natürlich den Untergang, man kann ja nicht immer konsequent sein.

Puistola
 
Zuletzt bearbeitet:
Da wäre das Korrektiv des zweifelsohne vorhandenen Bewusstseins der einzelnen Menschen gefragt. Illusion? Heben sich das Bewusstsein von Double-Uh und OhSama gegenseitig derart auf, dass nur noch blindwütendes, reflexgetriebenes Aufeinandereinschlagen bleibt?

Puistola

Hallo Puistola

die beiden müssen auch für ihre Handlungen gerade stehen, so, wie wir alle. Sicherlich tun sie das schon jetzt, jeden Tag, jede Minute. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie sich als frei und erfüllt erleben. :schock:

Die Formulierungen in deinem Beitrag waren z.T. wirklich köstlich :))), die Weltanschauung darf ja ruhig anders sein. :greis:Jedenfalls hat die Heiterkeit den ganzen Tag angedauert. Das tat gut. :D

Hoffe, die Waden sind nicht mehr geschwollen, und wünsche dir eine

gute Nacht

Kathy
 
die beiden müssen auch für ihre Handlungen gerade stehen, so, wie wir alle. Sicherlich tun sie das schon jetzt, jeden Tag, jede Minute.

Ja, sie müssen vor sich selbst, ihren Nächsten, der Menschheit und der Welt geradestehen. Mit dem Ableben wird es dann vorbei sein. Die Geschichte und sonst niemand wird über sie richten.

Hoffe, die Waden sind nicht mehr geschwollen

Danke. Sie schwellen langsam ab und sind jetzt deutlich weniger dick als die Oberschenkel. Gestern war das umgekehrt. Ich war nahe an einer Panik.

Puistola
 
Ja, sie müssen vor sich selbst, ihren Nächsten, der Menschheit und der Welt geradestehen. Mit dem Ableben wird es dann vorbei sein. Die Geschichte und sonst niemand wird über sie richten.

Genau hier unterscheiden sich unsere Weltanschauungen fundamental, aber das ist ok ;) Wäre ich deiner Überzeugung, hätte ich das Leben kaum ausgehalten :idee:

Danke. Sie schwellen langsam ab und sind jetzt deutlich weniger dick als die Oberschenkel. Gestern war das umgekehrt. Ich war nahe an einer Panik.

Das freut mich für dich. Weiterhin gute Erholung. Sprich` mal mit den Mücken! :D Panik ist nicht lustig - kenne ich gut seit 13 Jahren.[/COLOR]

Puistola

Alles Gute in deiner Wahlheimat! (schönes Foto!)

Kathy
 
...Wahlheimat! (schönes Foto!)

Wahlheimat? Nein, das Foto ist weiter weg von hier als Genf von Lü. Andererseits ganz nahe, denn es wohnen weniger Menschen dazwischen als zwischen Aarau und Wöschnau. Ich wohne auf ca. N68°/E 024°, das Bild ist bei N71°/E028°, also östlicher als Konstantinopel. Bei mir gibt es keine Felsen, sondern Dünen, Moore und flache Seen. Schön, aber die norwegische Küste tut einem Schweizer zwischendurch ganz gut. Das sieht recht ähnlich aus wie die Göschener Alp.

Wäre ich deiner Überzeugung, hätte ich das Leben kaum ausgehalten

Nun, ich könnte jetzt lächeln und Dir nochmal das Feuerbachzitat um die Ohren hauen. Sicher besser wäre es, Dir Feuerbach als Lektüre zu empfehlen, aber Philosophie ist auch für mich verdammt anstrengend, also hier eine kurze Direktentgegnung, halt aus dem Finger gesogen, wie es kommt, denn ich bin weder Anhänger einer Lehre, noch selbst ein Filosof oder Guru:

Mit Deiner Gesundheit scheint es nicht zum Besten zu stehen, den Du schreibst von "Leben aushalten", das klingt nach Qual, Folter, nach grossem Bedarf an Trost. Das tut mir leid.
Du deutest nur kurz an in der Antwort zu Bush und Bin Laden, dass Du an eine Verantwortung nach dem Tod glaubst. Damit muss wohl auch eine Art Erlösung, Genugtuung oder Ausgleich zum Erdenleben verbunden sein, dass Du Dir davon mehr versprichst, als es "mein" kurzes diesseitiges Leben bieten kann.
Dieser Glaube kann wohl trösten, wenn es einem schlecht geht.

Kleine Jungen (ich war mal einer) denken, wenn sie sich im elterlichen Auto im Stau langweilen, gern: "Wenn ich einmal gross bin, kauf ich ein ganz schnelles Auto, und überhole euch alle".
Wir wissen, dass es viel mehr Opel gibt als Ferrari, der kleine Bub wird mit grosser Wahrscheinlichkeit seinen Traum nicht erfüllen. Sei es, weil er einen Opel sein eigen nennen wird, sei es, dass auch ein himmlischer roter Schlitten gleichschnell ist wie der Opel: Er steht im Stau.
Der Bub, festgeschnallt im stickigen Styropor seines Kindersitzes in einem Auto das von Biphenyl stinkt, wandert mit seinen Gedanken aus in eine andere Welt. Schneller wird Papas Blech deswegen nicht, er muss weiter Biphenyl saugen.
Doch im Auto nebenan sind vielleicht auch Menschen (die wenigsten Autos fahren heute automatisch):
Ein Blickkontakt, ein Winken? Ein lächeln, ein Lachen von einem Mädchen, ebenso Biphenyl- und Styropor-behindert.
Viel ist es nicht, aber es ist Leben, den Ferrari übermorgen braucht es nicht mehr, wenn es den anderen Opel nebenan gibt und darin eine menschliche Regung.

Und wenn man dann von jener Zukunft im roten Ferrari oder einem anderen jenseitigen Leben überzeugt wäre, warum beendet man sein hiesiges, gequältes nicht mit ein Paar erlösenden Zügen Ballongas? Na klar doch! Man will nicht sterben, und sei das Leben noch so viel beschwerlicher als das des Kindes, stundenlang festgeschnallt im lebensfeindlichen Auto.

Und will man dann eben doch sterben, warum denn nicht? Es ist das eigene Leben, und kein anderer Mensch kann den Leidensdruck abwägen gegen die lebenserhaltende Angst vor dem Sterben, gegen das Glück, das auch in einem kranken Menschen zu finden ist. Diese Bilanz mache jeder für sich.

Nun kommt wieder der Glaube ans Jenseits ins Spiel:
Wäre das so, müssten sich die Menschen um Ballongas reissen, um so schnell wie möglich da hin zu kommen. Doch halt, alle Jenseits-Vorstellungen sind mit Drohungen verbunden: Du kommst nur rein, wenn Du Dich dem Leben hingibst bis zum bitteren Ende nach geschriebenen Regeln (selbstverständlich gibt es die zynischen Überholspur ins Jenseits für "Helden", die im Dienst der Mächtigen ihr Leben hingeben.)
Was als Trost angeboten wird, ist in Wahrheit Drohung. Eine Drohung, die so stark sein soll, dass sie die Menschen im Leben hält.

Doch wozu diese grässliche Drohungen mit Fegefeuer, Verweigerung der Jungfrauen, Wiedergeburt als blödes Kalb, einen Sitz hinter der Säule, wo man SEINER nie angesicht wird etc.? Wer nicht glaubt, hat ein Leben frei dieser Drohung. Unbeschwert von Massregelungen im Diesseits zwecks Erringung angenehmerer Konditionen im ewigen, bewusst erlebten eigenen Tod. Er kann im Diesseits, oder besser gesagt, im Jetzt leben, hier wirken, Verantwortung tragen leiden, sich freuen. Kurz, er hat mehr von dem kurzen Ausschnitt des Lebens, als jener, der sich vorbereiten muss auf ein anderes Leben, das nicht wie der nächste Winter endlich ist. Statt einen Ballen Heu pro Stück Vieh braucht das seelische Vorräte für eine vermeintliche Ewigkeit. Diese Vorräte fehlen im Jetzt und könnten trotzdem niemals ausreichen, weil nach dem Winter kein Sommer mehr kommt, wenn der Tod ewig erlebt werden muss - rechne!

Und warum gibt sich der Diesseitige ohne diese Glaubensqual nicht einfach die Kugel? Nun, aus der Diesseitsmensch hat Angst vor dem Ende. Es ist das Sterben, wovor er sich fürchtet, das er gelegentlich vielleicht mit seinem Leiden und Glück abwägt. Er ist frei, zu wählen. Jederzeit: Ende oder weitermachen bis das Ende ohnehin kommt.
Das macht ihn frei.

Der Jenseitsglaube nimmt den Menschen diese Freiheit, indem er das Sterben als Ende abschafft und durch die fein dosierbare Drohung mit dem bewusst erlebten Tod danach ersetzt. Die Würde des Sterbens, ob selbstbestimmt oder von Alter, Unfall oder Krankheit erzwungen, wird besudelt von diesem Fortsetzungwahn. Dies belastet letzten Gedanken und Atemzüge im Jetzt ins unerträgliche.

Wie frei doch ein Leben ist, das Teil des Jetzt ist und Vergangenheit wird für jene, deren Jetzt noch andauert. Wie frei das Sterben sein muss, wenn es ein Ende setzt.
Ich will heute nicht sterben, aber Angst vor dem Tod habe ich nicht. Den gibt es nicht.

Puistola
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich will heute nicht sterben, aber Angst vor dem Tod habe ich nicht. Den gibt es nicht.

Puistola

Dann sind wir uns offenbar doch einig. :) Den Tod gibt es nicht, aber der Weg dort hin ist manchmal sehr steinig. :p) :hexe:

Deine Beiträge sind sehr interessant und lustig. :freu: Wir werden hoffentlich noch viel von dir lesen. Ich gehe nicht auf Einzelheiten deines Beitrags ein. Du nimmst es mir nicht übel??? Die Weltanschauungs-Diskussionen hier im Forum sind meistens never-ending. :D

Ich werde die Göschener Alp noch im Internet suchen. :chat:

Gruss
Kathy
 
Name ist Schall und Rauch - Gottesvorstellungen in unterschiedlichen Religionen

Wie wahr, das Sokrateszitat.
Ich hingegen glaube :eek:, zu wissen. Welch ein Widerspruch!

Puistola

Hallo Puistola,

Du glaubst nicht, um zu wissen. Du glaubst, um zu erkennen und wenn du etwas erkennst, dann weisst du vielleicht was. ;)
 
Was als Trost angeboten wird, ist in Wahrheit Drohung. Eine Drohung, die so stark sein soll, dass sie die Menschen im Leben hält.

Hallo Puistola,

Hmmmmmm.........hat vielleicht was. Wir sind elende Würmer, die nicht fähig sind das Ziel zu sehen und uns nur umbringen wollen, wie Fliegen, die in die Lampe hineinfliegen.
 
Dann sind wir uns offenbar doch einig. Den Tod gibt es nicht, aber der Weg dort hin ist manchmal sehr steinig.

So nicht: Nein, wir sind uns offensichtlich nicht einig.

Ja, Der Weg zum Sterben ist steinig. Den Tod gibt es für den Sterbenden nicht, denn er lebt noch, der Gestorbene lebt nicht mehr, also bedarf er keines Todes und keiner Chimäre namens "Leben danach".

Die Hinterbliebenen sehen sehr wohl einen gestorbenen, sag meinetwegen toten Körper. Der bleibt eben übrig beim Sterben. Sonst nichts, auch nichts was so diesen absurden Zustand namens Tod zur Kenntnis nehmen könnte. Das Leben geht weiter in den Hinterbliebenen. Da, im Leben ist auch die Erinnerung an den Verstorbenen aufgehoben und allenfalls auch seine Gene.
Ich gehe nicht auf Einzelheiten deines Beitrags ein. Du nimmst es mir nicht übel?

Dann solltest Du aber nicht ohne Begründung den Kern meiner Aussage verdrehen in eine Einigkeit mit Dir, Bitte.

Ich werde die Göschener Alp noch im Internet suchen.

Lohnt sich nicht, Du kannst irgendeine Gegen in den Kristallinen Alpen nehmen. Sowohl Flora und Fauna als auch die Geologie und Topographie sind erstaunlich ähnlich, natürlich mit dem Unterschied, dass die Bergbäche nicht unter Autobahnbrücken in der Reuss und ein smoggeschwängertes Nebelmeer münden, sondern unter stinkenden Stockfischgestellen in die plutoniumstrahlende Barentssee.

So, jetzt geh ich ins Moor zum Moltebeeren pflücken, der nächtliche Bodenfrost hat hoffentlich die Gnitzen und Mücken reduziert.

Puistola
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
So nicht: Nein, wir sind uns offensichtlich nicht einig.

Dann solltest Du aber nicht ohne Begründung den Kern meiner Aussage verdrehen in eine Einigkeit mit Dir, Bitte.

Puistola


In Ordnung, Puistola

Offenbar habe ich deinen Satz falsch verstanden (sorry!), aber eine bewusste Verdrehung gab es nicht.

Mir gefallen unsere Smileys, aber ich wollte dich damit nicht nerven.

Dann viel Spass beim Beerenpflücken!

Kathy
 
Wir sind elende Würmer, die nicht fähig sind das Ziel zu sehen und uns nur umbringen wollen, wie Fliegen, die in die Lampe hineinfliegen.

So, warum lebst Du dann noch?
Es ist nicht so, wie Du schreibst, der Mensch bedarf nicht der Rettung vor der Lampe. Es ist unsinnig und abstossend, wenn die Religionen den Menschen unter Vorgabe der Rettung von seinem einzigen Leben entfremden, und als Ersatz die Lüge von der Gewissheit ewiger Konsequenz des hiesigen Tuns anbieten. Damit erschleichen sie sich die Kontrolle über das Gewissen, über das Handeln und das Sterben.
Der um die Endlichkeit des eigenen Leben Wissende ist in Gewissen, Handeln und Sterben frei.


Du glaubst nicht, um zu wissen. Du glaubst, um zu erkennen und wenn du etwas erkennst, dann weisst du vielleicht was.

Mein Satz lautete viel bescheidener als jener Sokrates': "Ich glaube, zu wissen".

Es gab nichts befreienderes in meinem Leben als zu verstehen, dass das Leben im Jetzt endlich ist, dass ich dafür und nur dafür Verantwortung trage.
Die Vorstellung eines bewusstes, womöglich gar ewiges Erleben der Totseins, in das Konsequenzen des Jetzt-Lebens hineigetragen würde, dann auch noch zynischerweise "ewiges Leben" genannt, war eine Last, die ich mit Freuden abgeworfen habe.
Dieser "Frohen Botschaft" der religiösen Organisationen brauche ich nicht.
Welche Freiheit!


@Kathy: Geht in Ordnung.
Ich hab 6 Liter Moltebeeren gefunden, dann startete wieder die allabendliche Mückenattacke, obwohl die Sonne erst in 3 Stunden untergeht. Es sind dieses Jahr nur kleine Flecken im Moor, wo die Beeren reifen, ich muss mir das nächste MAl ein anderes Moor suchen.

Puistola
 
Oben