Verschiedene Gedichte

  • Themenstarter Bodo
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Pst!

Es gibt ja leider Sachen und Geschichten,
Die reizend und pikant,
Nur werden sie von Tanten und von Nichten
Niemals genannt.

Verehrter Freund, so sei denn nicht vermessen,
Sei zart und schweig auch du.
Bedenk: Man liebt den Käse wohl, indessen
Man deckt ihn zu.


(Wilhelm Busch)
 
Gleich und gleich gesellt sich gern.
Wer du bist, zeigt dein Begleiter.
Aus dem Knecht kennt man den Herrn,
aus der Fahne ihre Streiter.
Was du billigst, ob nur fern,
ist nach Tagen oder Wochen
Dein, als ob du`s selbst gesprochen.

F. Grillparzer
 
Der römische Brunnen

Conrad Ferdinand Meyer

Aufsteigt der Strahl und fallend gießt
Er voll der Marmorschale Rund,
Die, sich verschleiernd, überfließt
In einer zweiten Schale Grund;
Die zweite gibt, sie wird zu reich,
Der dritten wallend ihre Flut,
Und jede nimmt und gibt zugleich

Und strömt und ruht.




Hier kann man noch zwei weitere Variationen des Gedichtes nachlesen:

Google-Ergebnis für https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/0e/St._Peters_Square_Fountain.jpg/180px-St._Peters_Square_Fountain.jpg
 

Hörst du wie die Brunnen rauschen


Hörst du wie die Brunnen rauschen,
Hörst du wie die Grille zirpt?
Stille, stille, laß uns lauschen,
Selig, wer in Träumen stirbt.
Selig, wen die Wolken wiegen,
Wem der Mond ein Schlaflied singt,
O wie selig kann der fliegen,
Dem der Traum den Flügel schwingt,
Daß an blauer Himmelsdecke
Sterne er wie Blumen pflückt:
Schlafe, träume, flieg', ich wecke
Bald dich auf und bin beglückt.

Clemens Brentano (Maria)

 
Gedichte

Liebe als gefährlichste Leidenschaft
Es gibt nichts Grausameres als die Frau, — selbst die nicht ausgenommen, die uns heiß liebt. Denn wenn wir uns ihrer erfreuen, will sie uns unterjochen; lassen wir uns nicht unterjochen, so rächt sie sich und sucht uns zu schaden. So kommt es, dass von allen menschlichen Leidenschaften die Liebe die gefährlichste ist.
*
Nr. 203, VIII. Jahr
12. Mai 1906.

Karl Kraus
-
Aphorismen und Sprüche
Die Fackel
(1899-1936)
klimt_kiss.jpg
Gustav klimt
 
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Ehescheidung (amerikanisch)
Zum Pfäffel kam ein Pärchen und schrie:
"Geschwind und laßt uns frein!
Wir können keinen einzigen Tag
Mehr ohne einander sein!"

Und aber ein Jährlein kaum verstrich,
Sie liefen herbei und schrien:
"Herr Pfarrer, trennt und scheidet uns,
Laßt keine Stunde fliehn!"

Das Pfäfflein runzelte sich und sprach:
"Macht euch die Scham nicht rot?
Wir haben es alle drei gelobt,
Euch trenne nur der Tod!"

"Rot macht die Scham, doch Reue blaß!
Herr Pfarrer, gebt uns frei!"
Der Mann bot einen Dollar dar,
Die Frau der Dollars zwei.

Da tat das Pfäffel zwischen sie
Ein Kätzlein, heil und ganz;
Der Mann, der hielt es bei dem Kopf,
Die Frau hielt es am Schwanz.

Mit einem Küchenmesser schnitt
Der Pfarrer die Katz' entzwei:
"Es trennt, es trennt, es trennt der Tod!"
Da waren sie wieder frei.

Gottfried Keller
 
Galgenberg - Christian Morgenstern


Blödem Volke unverständlich
treiben wir des lebens spiel
alles das was unabewendlich
fruchtet unserm spott zum ziel.

Magst es Kinder-Rache nennen
an des das einst tiefem ernst
wirst das leben besser kennen
wenn du uns verstehen lernst
 
Wer zwingen will die Zeit,
den wird sie selber zwingen,
wer sie gewähren lässt,
dem wird sie Rosen bringen.

F. Rückert
 
Bewaffneter Friede

Ganz unverhofft, an einem Hügel,
Sind sich begegnet Fuchs und Igel.

Halt, rief der Fuchs, du Bösewicht!
Kennst du des Königs Ordre nicht?
Ist nicht der Friede längst verkündigt,
und weißt du nicht, daß jeder sündigt,
Der immer noch gerüstet geht?
Im Namen seiner Majestät
Geh her und übergib dein Fell.

Der Igel sprach: Nur nicht so schnell.
Laß dir erst deine Zähne brechen,
Dann wollen wir uns weiter sprechen!

Und allsogleich macht er sich rund,
Schließt seinen dichten Stachelbund
und trotzt getrost der ganzen Welt,
Bewaffnet, doch als Friedensheld.

(Wilhelm Busch)
 
Uma, das Gedicht ist ganz reizend.
Dabei fällt mir das Lied ein, das wir früher gesungen haben von

Hoffmann von Fallersleben

Der Kuckuck und der Esel,
die hatten einen Streit;
wer wohl am besten sänge
zur schönen Maienzeit.

Der Kuckuck sprach: "Ich kann es!"
Und fing gleich an zu schrei`n.
"Ich aber kann es besser!"
Fiel ihm der Esel ein.

Das klang so schön und lieblich,
so schön von fern und nah;
sie sangen alle beide
Kuckuck, Kuckuck, I-A!
 
Hallo!

ein liebes mitglied hier, hat mich gefragt, ob ich doch nicht ein mundartgedicht schreiben wolle.

eigentlich schon doch nur weiß ich nicht ob ihr euch das wirklich antun möchtet, denn ohne übersetzung wird es für den großteil hier ziemlich schwer zu verstehen sein.

um zum einen mal einen vorgeschmack darauf zu bekommen was da auf euch zukommen könnte, stelle ich mal einen text hier herein der in wiener mundart verfasst wurde.

zum anderen ist dies ein text der mich zutiefst beeindruckt.
er stammt aus der feder des erst kürzlich viel zu früh verstorbenen Georg "Schurli" Danzer. dem poeten unter den österreichischen liedermachern.

bei unklarheiten bezüglich diverser ausdrücke, stehe ich gerne:D zur verfügung.



Traurig aber wahr!



daß der mensch a kretzn is,
hinterlistig feig und mies.
daß der beste freund di linkt,
daß es wo ma hinriacht stinkt.

daß a frau nur frei sei kann,
wann`s ned abhängt von an mann.
daß a kind betrogen wird,
dadurch daß`s erzogen wird.

daß da starke `n schwachen schluckt,
und die faust die hand zerdruckt.
traurig aber wahr!
traurig aber wahr!

daß die ungerechtigkeit,
täglich mehr zum himmel schreit.
daß a so ned weitergeht,
aber wie,des wissma ned.

daß si di an in magn verderbn,
und die andern hungers sterben.
daß die grausamkeit regiert,
und daß`s immer schlimmer wird.

daß die wöd im dreck darstickt,
und daß des nur an uns liegt.
traurig aber wahr!
traurig aber wahr!

daß der mensch gern guat sei möcht,
hilfreich, edel und gerecht.
daß in eam a engel steckt,
und er nur den teufel weckt.

daß er a gewissen hat,
des eam nie des falsche rat.
daß er aber drüber lacht,
und erst recht des falsche macht.

und daß i tiaf in mir drin,
söwa so ein oarschloch bin.
traurig aber wahr!
traurig aber wahr!
 
Hallo Richter

Der Text ist grossartig, (wenn auch etwas deprimierend). So ist halt die Welt.

Die Sprache ist gar nicht so schwer zu verstehen. Ich werde das meiner Wiener Freundin schicken. Sie wird begeistert sein.

Gruss
Kathy
 
Ja, Richter,

ganau so war das gemeint. Meine Wiener Freundin und ich werden uns freuen.

Gruss
Kathy
 
Der Halbwilde
Vor ein paar Monat geh i aus mit der Hilde,
i mit der neuchen Schal'n und sie mit'n Kostüm.
wir geh'n ins Kärntnerkino und wir sehn "Der Wilde", ein leiwander Film.
I schick' die Hilde z'Haus und steh dann allan do,
weil dieser Film, der geht mir nicht aus dem Sinn
und ich beschliess ich kauf mir wie der Marlon Brando a klasse Maschin.

Ich bin nämlich immer für's Moderne, jeder muß sich heut motorisier'n,
and're reissen immer wieder Sterne, aber mir kann sowas nicht passier'n!

Ich kaufe einer Wittwe billig des G'wand o
und leg beim Daimler-Puch die Anzahlung hin.
Und jeder sagt, i schau jetzt aus wie Marlon Brando mit seiner Maschin.

Bis jetzt war i in uns'rer Platten der Gfüllte,
jetzt wissens alle in mir steckt no was drinn',
in meiner Gassen nennt mi jeder jetzt "der Wilde" mit seiner Maschin.

Weil i fahr jetzt jeder Limousin' vor, schließlich liebt der Mensch von heut den Spurt,
zwar hab ich ka Ahnung wo ich hinfahr, aber dafür bin i g'schwinder durt!

I hab' an Spezi und der wollt' mi verzahn do
in eine Fahrschul', aber i geh' net hin.
Des is ka Aufenthalt für einen Marlon Brando mit seiner Maschin.

Weil jeder Wachmann der mi sicht is im Bilde.
Er stellt von Weiten schon die Ampel auf Grün,
weil wenn die rot is siech i rot. ich bin der Wilde mit meiner Maschin.

Leider gibt es immer wieder Viecher, die behandeln mich mit Spott und Hohn,
nennt mich einer "Halbstark" oder "Pülcher" kränkt er meine Generation!

Mein Vater sagt, aber dem geht der Verstand o,
ich hab für wahre Ideale kan Sinn.
Na ist des net a Ideal? Der Marlon Brando mit seiner Maschin.


Qualtinger gesungen von Qualtinger, Text & Musik: Gerhard Bronner


Gedichte-Sammlung { Liebe, Freundschaft, Abschied, Trauer ... }
 
Zuletzt bearbeitet:
Für dich

Möcht' mich als Staub vor die Füße dir legen,
Will dich bewegen wie die Winde das Laub,
Wollt' Küsse dir geben, soviel Tropfen im Regen,
Liebe ist blind, doch du, Geliebte, bist taub.

Hätte ich Hände, soviel Blätter die Bäume,
Sie alle sollten für dich nur sich regen,
Für dich sterb ich stündlich im Lied meiner Träume
Und kann mich selbst nur im Traum noch bewegen.

Max Dauthendey
 
Kafka sprach zu Rudolf Steiner:
"Von euch Jungs versteht mich keiner!"
Darauf sagte Steiner: "Franz,
ich versteh dich voll und ganz!"
Steiner sprach zu Hermann Hesse:
"Nenn mir sieben Alpenpässe!"
Darauf sagte Hesse: "Steiner,
sag mal, reicht denn nicht auch einer?"
Steiner sprach zu Thomas Mann:
"Zieh mal dieses Leibchen an!"
Darauf sagte Mann zu Steiner:
"Hast du's nicht 'ne Nummer kleiner?"
Rilke sprach zu Rudolf Steiner:
"Keiner ist so klein wie meiner!"
Tröstend meinte Steiner: "Rainer,
meiner ist noch etwas kleiner!"
Beckmann sprach zu Rudolf Steiner:
"Wird mein Bild nicht immer feiner?"
Darauf knurrte Steiner: "Beckmann,
wisch den Unfug lieber weg, Mann!"

Robert Gernhardt
 
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