Verschiedene Gedichte

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Gedichte

Um die Zerstörung des Seins
mühen sich Stürme vergebens.
Tod ist Verwandlung des Lebens,
Blühen und Welken sind eins.

?? Wer kennt den Autor?
 
Gedichte

Hallo Kathy - leider kann ich Dir da gar nicht helfen...

An den Mond

Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz;

Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Über mein Geschick.

Jeden Nachklang fühlt mein Herz
Froh und trüber Zeit,
Wandle zwischen Freud' und Schmerz
In der Einsamkeit.

Fließe, fließe, lieber Fluß,
Nimmer werd ich froh,
So verrauschte Scherz und Kuß,
Und die Treue so.

Ich besaß es doch einmal
Was so köstlich ist!
Daß man doch zu seiner Qual
Nimmer es vergißt!

Rausche, Fluß, das Tal entlang
Ohne Rast und Ruh,
Rausche, flüstre meinem Sang
Melodien zu!

Wenn du in der Winternacht
Wütend überschwillst,
Oder um die Frühlingspracht
Junger Knospen quillst.

Selig wer sich vor der Welt
Ohne Haß verschließt,
Einen Freund am Busen hält
Und mit dem genießt,

Was von Menschen nicht gewußt
Oder nicht bedacht.
Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht.

(Johann Wolfgang von Goethe)
 
Gedichte

Herzlichen Dank trotzdem, Uma.

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Ein jeder seines Glückes Schmied,
wo bleibt da Gottes Ehre?
Was seine Schickung mir beschied,
wer bin ich, dass ich wehre?
Und doch, was dir des Höchsten Rat
an Leib und Leid beschieden,
du wirst dir erst duch eigne Tat
Wohl oder Weh draus schmieden.

Ich fühle Mut, mich in die Welt zu wagen,
der Erde Weh, der Erde Glück zu tragen,
mit Stürmen mich herumzuschlagen
und in des Schiffbruchs Knirschen
nicht zu zagen.

Goethe
 
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Gedichte

Überlaß es der Zeit

Erscheint dir etwas unerhört,
Bist du tiefsten Herzens empört,
Bäume nicht auf, versuchs nicht mit Streit,
Berühr es nicht, überlaß es der Zeit.
Am ersten Tage wirst du feige dich schelten,
Am zweiten läßt du dein Schweigen schon gelten,
Am dritten hast du's überwunden;
Alles ist wichtig nur auf Stunden,
Ärger ist Zehrer und Lebensvergifter,
Zeit ist Balsam und Friedensstifter.

(Theodor Fontane)
 
Mittag

Der Sommermittag lastet auf den weißen
Terrassen und den schlanken Marmortreppen ·
die Gitter und die goldnen Kuppeln gleißen ·
leis knirscht der Kies. Vom müden Garten schleppen

sich Rosendüfte her · wo längs der Hecken
der schlaffe Wind erschlief in roten Matten ·
und geisternd strahlen zwischen Laubverstecken
die Götterbilder über laue Schatten.

Die Efeulauben flimmern. Schwäne wiegen
und spiegeln sich in grundlos grünen Weihern ·
und große fremde Sonnenfalter fliegen
traumhaft und schillernd zwischen Düfteschleiern.

Ernst Stadler: Mittag
 
Es kann die Ehre dieser Welt
dir keine Wahrheit geben,
was dich in Wahrheit hebt und hält,
muss in dir selber leben.

Das flüchtige Lob,
des Tages Ruhm
magst du den Eitlen gönnen;
das aber sei dein Heiligtum:
Vor dir bestehen können!

Theodor Fontane
 
Freude schweift in die Welt hinaus,
bricht jede Frucht und kostet jeden Wein;
riefe Dich nicht das Leid nach Haus,
du kehrtest nimmer bei Dir selber ein.

E. Geibel
 
Rudolf Steiner: Anthroposophischer Seelenkalender

Frühling . Sommer . Herbst . Winter

VORWORT ZUR ZWEITEN AUSGABE 1918
Der Jahreslauf hat sein eigenes Leben. Die Menschenseele kann dieses Leben mitempfinden. Läßt sie, was von Woche zu Woche anders spricht aus dem Leben des Jahres, auf sich wirken, dann wird sie sich durch solches Mitleben selber erst richtig finden. Sie wird fühlen, wie ihr dadurch Kräfte erwachsen, die sie von innen heraus stärken. Sie wird bemerken, daß solche Kräfte in ihr geweckt sein wollen durch den Anteil, den sie nehmen kann an dem Sinn des Weltenlaufes, wie er sich in der Zeitenfolge abspielt. Sie wird dadurch erst gewahr werden, welche zarte, aber bedeutungsvolle Verbindungsfäden bestehen zwischen sich und der Welt, in die sie hineingeboren ist.

In diesem Kalender ist für jede Woche ein solcher Spruch verzeichnet, der die Seele miterleben läßt, was in dieser Woche als Teil des gesamten Jahreslebens sich vollzieht. Was dieses Leben in der Seele erklingen läßt, wenn diese sich mit ihm vereinigt, soll in dem Spruche ausgedrückt sein. An ein gesundes « Sich-eins-Fühlen» mit dem Gange der Natur und an ein daraus erstehendes kräftiges «Sich-selbst-Finden» ist gedacht, indem geglaubt wird, ein Mitempfinden des Weltenlaufes im Sinne solcher Sprüche sei für die Seele etwas, wonach sie Verlangen trägt, wenn sie sich nur selbst recht versteht.

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Vierte Juli-Woche
17
28. Juli-3. August
Es spricht das Weltenwort,
Das ich durch Sinnestore
In Seelengründe durfte führen:
Erfülle deine Geistestiefen
Mit meinen Weltenweiten,
Zu finden einstens mich in dir.




Rudolf Steiner: Anthroposophischer Seelenkalender
 
Der Albatros


Charles Baudelaire übersetzt von Stefan George

Oft kommt es dass das schiffsvolk zum vergnügen
Die albatros - die grossen vögel - fängt
Die sorglos folgen wenn auf seinen zügen
Das schiff sich durch die schlimmen klippen zwängt.

Kaum sind sie unten auf des deckes gängen
Als sie - die herrn im azur - ungeschickt
Die grossen weissen flügel traurig hängen
Und an der seite schleifen wie geknickt.

Der sonst so flink ist nun der matte steife.
Der lüfte könig duldet spott und schmach:
Der eine neckt ihn mit der tabakspfeife
Ein andrer ahmt den flug des armen nach.

Der dichter ist wie jener fürst der wolke -
Er haust im sturm - er lacht dem bogenstrang.
Doch hindern drunten zwischen frechem volke
Die riesenhaften flügel ihn am gang.
albatros.jpg
 
Zweimal zwei ist vier

Gustav Falke

Mit großen Gebärden und großen Worten
Treibens viele Leute allerorten.
Haben eine absonderliche Manier,
Zu sagen: zweimal zwei ist vier.
Orakeln im mystischen Tempelbass:
Liebe Brüder, wenn´s regnet, wirds nass!
Je weniger sie zu sagen haben,
Je toller gebärden sich die Knaben.
Doch wie sie sich geben und wie sie beharren,
Man merkt gleich, es sind Narren.
Sind auch etliche "Dichter" darunter,
Die treibens erst munter.


 
Hallo Kathy,

also wenn sich jetzt hier jemand persönlich angesprochen fühlt, dann lösche ich es lieber. Denn so war es nicht gemeint .... es ist vielmehr ein recht scharfzüngiger Kommentar des Dichters auf menschliche Schwächen und von mir niemandem persönlich zugedacht! Und Dir schon gar nicht, Kathy :)


Herzliche Grüße von
Leòn
 
Zuletzt bearbeitet:
Beichte

»Warum machst du in Gedichten?«
fragte mich ein Menschenkind.
»Warum schreibst du nicht Geschichten,
die doch leicht verkäuflich sind?«

Oh, ich habe meine Gründe
für mein Tun – und sprach verträumt:
»Weil ich es viel schöner finde,
wenn sich hinten alles reimt.«

Heinz Erhardt
 
Nein, Nein, Leòn,

bitte nicht löschen!!! Das Gedicht ist herzig und ausserdem passt es ja wie die Faust auf`s Auge. Ich habe mich köstlich amüsiert. Nur weiter so!

schmunzelnde Grüsse
Kathy
 
Neunkräutersegen
Übersetzung

Erinnere dich, Beifuss, was du verkündet hast,
was du bekräftigt hast bei der grossen Verkündung [...vor Gott].
"Una" [dem Urgott angehörig] heisst du, ältestes Kraut.
Du hast Macht für 3 und gegen 30,
du hast Macht gegen Gift und gegen Ansteckung [fliegendes Gift],
du hast Macht gegen das Übel, das über Land fährt.

Und du, Wegerich, der Kräuter Mutter,
nach Osten geöffnet, im Innern mächtig;
über dir knarrten Wagen, über dir weinten Frauen,
über dir schrieen Bräute, über dir schnaubten Stiere.
Allen hast du widerstanden, und dich widersetzt;
ebenso widerstehe dem Gift und der Ansteckung
und dem Übel, das über Land fährt.

[Lammkresse/Schaumkraut] heisst dieses Kraut, es wuchs auf dem Stein;
es steht gegen Gift, es widersetzt sich dem Schmerz.
"Stark" heisst es, es widersetzt sich dem Gift,
es verjagt den Feind, wirft das Gift hinaus.
Dies ist das Kraut, das gegen die Schlange focht,
dies hat Macht gegen Gift, es hat Macht gegen Ansteckung,
es hat Macht gegen das Übel, das über Land fährt.

Vertreibe du nun, [Heilziest], [du] das kleinere [Kraut] das grössere [Gift],
[du] das grössere [Kraut] das kleinere [Gift], bis er von beiden genest.

Erinnere dich, Kamille, was du verkündet hast,
was du entgegnet hast bei Alorford [der Erschaffung];
dass niemals [jemand] durch Ansteckung das Leben verliere,
nachdem man ihm Kamille zur Speise bereitet habe.

Dies ist das Kraut, das wergulu [Nessel] heisst;
das entsandte der Seehund über dem Rücken der See
zur Hilfe gegen die Bosheit von einem anderen Gift.
Diese 9 Kräuter wirken gegen 9 Gifte.

Ein Wurm kam geschlichen, biß einen Mann.
Da nahm Wotan 9 Wunderzweige,
Schlug die Schlange, daß sie in 9 Stücke zerfiel.
Der Apfel zerstörte der Schlange Gift,
So daß sie niemals wieder in ihr Haus wollte.

Kerbel und Fenchel, zwei sehr mächtige,
diese Kräuter schuf der weise Herr,
der Heilige im Himmel, als er hing;
setze und sandte [sie] in 7 Welten
den Armen und Reichen, allen zur Hilfe.

Es steht gegen Schmerz, widersetzt sich dem Gift,
es hat Macht gegen 3 und gegen 30,
gegen die Hand des Feindes und gegen unheilvolle Machenschaften,
und gegen Behexung gemeiner Wesen.

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....... www.gewuerzlexikon.de/images/beifuss.jpg
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Neue Seite 6
 
Heinrich Heine

Wie schändlich du gehandelt

Wie schändlich du gehandelt,
Ich hab es den Menschen verhehlet,
Und bin hinausgefahren aufs Meer,
Und hab es den Fischen erzählet.
Ich laß dir den guten Namen
Nur auf dem festen Lande;
Aber im ganzen Ozean
Weiß man von deiner Schande.

www.fotoreiseberichte.de/malediven/malediven019gr.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Robert Frost (1874–1963). Mountain Interval. 1920.

1. The Road Not Taken


TWO roads diverged in a yellow wood,
And sorry I could not travel both
And be one traveler, long I stood
And looked down one as far as I could
To where it bent in the undergrowth; 5

Then took the other, as just as fair,
And having perhaps the better claim,
Because it was grassy and wanted wear;
Though as for that the passing there
Had worn them really about the same, 10

And both that morning equally lay
In leaves no step had trodden black.
Oh, I kept the first for another day!
Yet knowing how way leads on to way,
I doubted if I should ever come back. 15

I shall be telling this with a sigh
Somewhere ages and ages hence:
Two roads diverged in a wood, and I—
I took the one less traveled by,
And that has made all the difference.

Wegkreuzung_78310.jpg
 
Hallo Uta

Bei Deinem hüschen Bild fällt mir ein Spruch ein: When you come to a fork in the road, take it!


Mein sind die Jahre nicht,
die mir die Zeit genommen;
mein sind die Jahre nicht,
die etwa möchten kommen;
der Augenblick ist mein,
und nehm ich den in acht,
so ist der mein,
der Jahr und Ewigkeit gemacht.

A. Gryphius
 
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