Hermann Hesse

hi leon,
ja auch ein leben kann ja auf tausenderlei weise gedeutet werden.
was mir beim lesen kritischer hesse biografien immermal wieder aufging ist:
ich liebe den mann mehr für seine sehnsucht, für seine vision, als für das, was er menschlich dann tatsächlich leben konnte.
das spirituelle, das psychologische und träumerische hat er ja immer in geniale lebendige figuren gegossen die man nicht vergißt.

lieber gruß
andreas
 
Hier eine ganze Spruch-Sammlung von Hermann Hesse:
www.bibliomaniac.de/zitate/heszit3.htm

Dieser gefällt mir, weil er so aktuell ist wie eh und je:
Die Welt ist krank an Ungerechtigkeit, ja. Sie ist noch viel mehr krank aus Mangel an Liebe, an Menschentum, an Brudergefühl. Das Brudergefühl, das dadurch genährt wird, das man zu Tausenden marschiert und Waffen trägt, ist mir sowohl in der militärischen wie revolutionären Form nicht annehmbar.

Gruss,
Uta
 
hallo Uta,

danke für den Link!

# Der Patriotismus setzt an Stelle des Einzelnen einen größeren Komplex. Aber so richtig als Tugend geschätzt wird er doch erst, wenn das Schießen losgeht.
# Ich bin gerne Patriot, aber vorher Mensch, und wo beides nicht zusammengeht, gebe ich immer dem Menschen Recht.

herzliche Grüße von

Leòn
 
mann-hesse.jpg


Thomas Mann und Hermann Hesse beim Skifahren.
 
Hesse Gesellschaft in Nepal
Vor kurzem wurde in Nepal unter Anwesenheit des dortigen deutschen Botschafters Rüdiger Lemp eine Hesse Gesellschaft gegründet. Als Präsident der Gesellschaft zeichnet Herr Ramesh Ahikari.
Laut Herrn Bijay Pant, der HHP von der Gründung benachrichtigte, setzt sich die Gesellschaft zum Ziel, die literarischen Beziehungen zwischen Nepal und Deutschland zu stärken, zum Beispiel durch die Übertragung des Siddhartha ins Nepalesische. Sie hat auch mit einer deutschen Fassung nepalesischer Folklore begonnen.

Die neue Hesse Gesellschaft bittet um die Unterstützung anderer internationaler Hesse Gesellschaften, mit denen sie ihre Interessen und Zielsetzungen teilt. Herr Ahikari kann unter der Email Adresse [email protected] erreicht werden.
"Aktuell: Hermann Hesse", ein deutschsprachiges Internet-Magazin der "Hermann-Hesse-Page" (© HHP) an der Universität von Kalifornien in Santa Barbara, herausgegeben für seine Studenten und Hesse-Leser im allgemeinen von Professor Dr. Günther Gottscha (hier ist auch das Foto zu finden)
 
Hermann Hesse's Sturm- und Drangphase (Pubertätskrise) wird von seiner damaligen Umgebung als aufkommende Geisteskrankheit angesehen. Der damals 15-jährige soll auf Anraten des pietistischen Theologen Christoph Blumhardt, der einen erfolglosen Therapieversuch als legendärer "Teufelsaustreiber" und Heiler begonnen hatte, in die Anstalt nach Stetten gebracht werden. Diagnose: Melancholie... (Hesse hatte nach der unerwiderten Liebe zu einem älteren Mädchen einen Selbstmordversuch unternommen).
Aus dieser Zeit stammen folgende Zeilen:

Leb wohl, du altes Elternhaus,
Ihr werft mit Schande mich hinaus,
Ade, ihr Lieben (?) groß und klein,
Von neuem bin ich jetzt allein!

Leb wohl, du Gott der ganzen Welt
Dem man den Bügel dienend hält,
Vom Dienen bin ich dumpf und matt,
Das Dienen hab ich lange satt.

Zum Teufel geht die Freiheit auch,
Sie war ja immer höchstens Rauch,
Ich werd' ins Irrenhaus geschickt,
Wer weiß - ich bin wohl gar verrückt.

(Hesse, Schauplätze seines Lebens)
(Kindheit und Jugend vor 1900)
 
**
*
Kommentar:
Wer sich über den Cannstatter Fabrikanten und Dichter Leopold Marx informieren möchte, ist auf Maria Zelzers verdienstvoller Recherche "Weg und Schicksal der Stuttgarter Juden" angewiesen oder auf eine kommentierte Werkausgabe des Bleicher Verlages, die in den Regalen des Wilhelmspalais auf ihre Ausleihe wartet. Eine zu Lebzeiten unveröffentlichte Gedichtsammlung, "Wanderseele", umfaßt "Gedichte [...] des Lebens eines Juden, der lange wähnte, zugleich auch Deutscher zu sein, und dem die Umstände auch nach der Heimkehr ins Land der Väter es nicht erlaubten, in ungehemmter Freiheit in die Sprache des eigenen Volkes hineinzuwachsen; der mit dem Herzen ein Bürger Israels, der Sprache nach deutsche geblieben ist."
Seit Ende des Ersten Weltkriegs mit Hermann Hesse in Kontakt, schreibt Leopold Marx noch aus Stuttgart anläßlich des 60. Geburtstags an Hermann Hesse:

Leopold Marx an Hermann Hesse

8.Juli 1937
Obwohl ich wenig in der Welt lebe, wußte ich von Ihrem 60. Geburtstag noch rechtzeitig genug, um Ihnen einen Gruß zu senden. Aber die Stunde war nicht da, es zu tun, und einfach so schreiben wollte ich nicht. Am letzten Sonntag sind mir ein paar Verse zu Ende geraten, die schon lange für Sie gedacht waren. Ich schicke sie Ihnen in kurzem mit einigen Abschriften älterer Sachen als Dank für die schönen Gedichte, die Sie mir seither zweimal haben zukommen lassen. Mit dem letzteren, dem "Orgelspiel", haben Sie mich fast beschämt, weil ich Ihnen für die ersten noch nicht gedankt und zum 2. Juli noch nicht geschrieben hatte. Aber in Gedanken tat ich es mehr als einmal, und das wissen Sie vielleicht. Ein Leben, wie das meine, ist nicht immer mitteilbar. Und was daran mitteilbar ist, das wird mit den wachsenden Jahren mehr und mehr das Schicksalhafte daran, das an die Geschlechterkette Gebundene, das Jüdische. Ich schrieb Ihnen so etwas wohl schon früher.

Aber je eingesponnener man ist, desto nötiger ist es zu wissen, daß das wortlose Verstehen, die Gemeinschaft des Angesprochenseins an keinen Mauern halt macht, auch an den Mauern eines neuen Ghettos nicht. Und umso tiefer rührt ein Gruß und Zeichen von draußen an. Sehr von fern klingt das meisterliche "Orgelspiel" aus dem hohen Dom zu uns herein. Fern, nicht weil wir kein Ohr mehr dafür hätten, sondern weil es von soviel dumpferen Schicksalslauten übertönt wird, aber darum nicht weniger schön und unentbehrlich. Sie werden, wenn Sie demnächst meinen Gruß erhalten, - als ich ihn niederschrieb, wußte ich noch nichts von Ihrem "Orgelspiel" - einen seltsamen, oder vielleicht gar nicht so seltsamen Gleichklang erkennen! einen Klang, von dem auch der uralte Künder Jischajahu [= Jesaja] gewußt hat, ein vergessener, aus der Mode gekommener Organist auch er, zu seiner Zeit.

Ich wünsche Ihnen noch viele Ernten guter und segensreicher Jahre, oder besser, ich wünsche sie Ihren Freunden, und so, wenn ich mich zu denen zählen darf, auch mir.

Hermann Hesse an Leopold Marx

25.Juli 1937
Es reicht nicht zu Briefen, aber der Ihre samt Gedichten hat mich erreicht, auch im Herzen erreicht, und ich möchte Ihnen danken und Ihnen sagen, wie Ihr Mitschwingen mit dem "Orgelspiel" mich freut, Es gibt Zeiten, wo ich die im Ghetto Lebenden beneide, sie haben Gemeinschaft, mir fehlt sie. Aber in den Tagen um meinen 60. Geburtstag war immerhin viel Echo da, und viel Versöhnendes. Vom Herzen dankt Ihnen (vor allem für das mir gewidmete "Drunten" und für "Moscheh")
Ihr H. Hesse

Kommentar:
Diese Korrespondenz auch in Gedichten würde eines ausführlichen Kommentars bedürfen, den ich hier nicht geben kann. Ich beschränke mich deshalb auf das Zitat des Hermann Hesse gewidmeten "Drunten".

Leopold Marx
Drunten...
(Für Hermann Hesse)

In der Heimat fremd genannt,
Heimat ahnend im verschloß'nen fremden Land,
tiefverletzt, von rauhem Arm getroffen,
hingeworfen zwischen Furcht und Hoffen,
jede Freude trägt ein Bleigewicht -
ist es Prüfung oder - ist's Gericht?

Alte Bücher wissen von Erwählung,
fromm erschauernd las man die Erzählung.
Auserwählt zum Leid - wie gut zu sagen,
eh du selber deine Last getragen,
eh den Tag du, der dir angefangen,
angeklagt, daß er noch nicht vergangen,
eh der Tröster nachts dich floh, der Schlaf,...
eh dich selbst die Hand des Schicksals traf...

Heute: brüten, planen, leeres Spiel -
morgen: flüchten, irren ohne Ziel -
Arbeit: freudlos, stumpfen Sinns, verdrossen -
Ruhe: wie ein schaler Trank genossen -
Hände, die sich keinem Tun verwehren,
hängen - keiner fordert sie - im Leeren.
Alte siechen, dumpf in sich verkrochen,
lahm die Seele, Mut und Stolz gebrochen,

Kinder wachsen auf, schon leiderfahren,
eh sie ihres Jungseins inne waren...
Auserkoren...! Eher scheinst du fast
Gottes weggeworfener Ballast -
Nur - du bist noch da in Seiner Welt,
in der Winkel finstersten gestellt...

Alte Bücher voll entrückter Kunde -
steht da nicht vom Pfeil, der seiner Stunde
harrt, im Köcher dunkel tief verwahrt?
Ach, es ward so viel geoffenbart,
ach, und wir sind müd, jahrtausendmüd,
unser Frühling ist schon längst verblüht...

In den Synagogen dumpfe Beter
warten auf ein wesenloses Später,
kraftlos Heute, hoffnungsloses Morgen -
nein, die sind nicht Pfeil und nicht verborgen.
Und die andern - wandern, fort und fort,
viel zu stumpf für ein verhülltes Wort.

Jene aber, die zurückgefunden,
die ihr Leben an das Land gebunden,
Heimatboden pflügen, jäten, graben,
wollen nicht von Worten Weisung haben.
Und mit Fug: sie sind in Tages Haft,
Erde fordert ihre ganze Kraft.

So verborgen ist der Pfeil. Vermissen
mögen die ihn nur, die von ihm wissen,
weil auch sie der Stimme Diener sind,
Angewehte von dem ewigen Wind,
Boten, die für unser aller Qualen
mit dem Wort in ihrer Seele zahlen,
mit dem Wort, das, weil es keiner braucht,
unvernommen ins Verborgne taucht,
in des Köchers schützenden Verwahr...

Einmal wird die Botschaft offenbar.
1937
brieflust5
 
Hallo, Euch Allen,

er war ein sehr fleißiger Briefschreiber, der Hermann Hesse.
Hier findet man eine Übersicht über die Briefe, die er erhalten hat:

Hesse-Archiv: Inventar der Briefe an Hermann Hesse (Ms L 81-84)

Und hier ein Artikel über seinen Briefwechsel mit Josef Bernhard Lang, Hesses Psychoanalytiker:



Dichterschicksal und Psychoanalyse

FRANKFURT/CALW. Zeitweilig irrig an sich zu werden, mit den eigenen Widersprüchlichkeiten zu hadern, weil für sakrosankt gehaltene Gesellschaftsnormen und eigenes Empfinden auseinander klaffen, von Ängsten des Ungenügens gepeinigt zu werden und dadurch in eine seelische Krise zu schliddern – all das zu beheben verspricht eine Behandlungsmethode, die selbst den ihr oft gezollten Anspruch der Wissenschaftlichkeit erhebt, doch andererseits sich auch den bösen Vorwurf eingehandelt hat, die letzte, noch nicht gescheiterte Ideologie des 19. Jahrhunderts zu sein: die Psychoanalyse.

Schon ihre Begründer, Sigmund Freud und sein Schüler Carl Gustav Jung, waren sich heftig in die Wolle geraten, welches nun der richtige Weg sei, einer erkrankten Seele zur Gesundung zu verhelfen. Und an diesem Zwist der inzwischen noch mehr gewordenen Lehrmeinungen hat sich bis heute nichts geändert – jeder Analytiker schwört mit fast religiöser Inbrunst auf seine Methode.

Auch der Schweizer Josef Bernhard Lang, studierter Mediziner und als Psychoanalytiker ein Schüler von C.G. Jung, war von der Richtigkeit des tiefenpsychologischen Ansatzes bei der Analyse überzeugt. Prominentester Patient von Lang: der vier Jahre ältere Dichter Hermann Hesse, der seinem Analytiker sogar mit der Figur des Pistorius in der Erzählung „Demian“ ein literarisches Denkmal gesetzt hat. In einer ihn heftig beutelnden Lebenskrise hatte Hesse im Jahr 1916 Lang aufgesucht in der Hoffnung, dieser könne ihm aus der seelischen Not helfen, durch die Analyse die Lösung der inneren Konflikte bewerkstelligen.

Hesses Ehe mit der neun Jahre älteren Maria Bernoulli, Mutter seiner drei SöAmazon.de: Die dunkle und wilde Seite der Seele. Briefwechsel mit seinem Psychoanalytiker Josef Bernhard Lang. 1916-1944.: Bücher: Hermann Hesse,Josef B. Lang
Amazon.de: Die dunkle und wilde Seite der Seele. Briefwechsel mit seinem Psychoanalytiker Josef Bernhard Lang. 1916-1944.: Bücher: Hermann Hesse,Josef B. Lang, war gescheitert. Zum Familienvater, so empfand es Hesse selbst, taugte er nicht, und zudem beelendeten ihn die Schrecknisse des 1. Weltkriegs. Depressionen, Schlaflosigkeit, schwere Kopfschmerzen und Suizidgedanken plagten den Dichter und ebenfalls die Furcht, sein künstlerisches Potential zu verlieren. Lang, der selbst literarische Ambitionen hegte, nahm sich des späteren Literaturnobelpreisträgers an, regte ihn an, sich seiner Träume zu erinnern, sie aufzuschreiben und zu deuten. Als therapeutisches Mittel schlug der Analytiker auch vor, Hesse solle mit Malen und Zeichnen beginnen, um damit Gedanken und Erinnerungen visuelle Gestalt zu geben.

In seinem Aufsatz „Künstler und Psychoanalyse“ hat Hesse geschildert, welche Vorteile er in dieser Behandlungsmethode sah: „Wer den Weg der Analyse, das Suchen seelischer Urgründe aus Erinnerungen, Träumen und Assoziationen, ernsthaft eine Strecke weit gegangen ist, dem bleibt als bleibender Gewinn, das was manetwa das >innigere Verhältnis zum eigenen Unbewussten< nennen kann.“

Aus dieser anfänglichen Arzt-Patienten- Konstellation zwischen Lang und Hesse erwuchs langsam eine lebenslange Freundschaft, die bis zum Tode Langs im Jahr 1945 anhielt und ihren Niederschlag auch fand in einem regen Briefwechsel. Hatten die beiden anfänglich sich noch sehr förmlich angeredet in ihren Briefen, so wurde daraus im Laufe der Zeit ein herzlich-vetrauliches „Longus“ für Lang, und Hesse mutierte zum „caro amico“.

Diesen Briefwechsel hat der Schweizer Germanist Thomas Feitknecht mit vielen Anmerkungen und einem informativen Vorwort im Frankfurter Suhrkamp-Verlag herausgegeben. Ergänzt werden die Briefe durch manche Notizen von Langs Verwandten, etlichen Zeitgenossen des Dichters und einigen Zitaten aus Langs noch nicht ganz erschlossenem Nachlass, der sich im Schweizerischen Literaturarchiv (SLA) befindet.

Es mag verblüffen, wie sich die Beziehung im Laufe der Jahrzehnte gewandelt hat. War es zunächst der besorgte Analytiker, der sich angelegentlich um die Seelenmisere des Schriftstellers kümmerte, diesen sogar dazu brachte, Tanzstunden zu nehmen, so wurde der auch mit familiären, gesundheitlichen und später juristischen Problemen kämpfende Lang mehr und mehr zum Empfänger von Hesses Unterstützung in mancherlei Hinsicht. Obwohl Hesse die immer stärker werdende Hinwendung Langs zu esoterischen Gedankenspielen befremdlich fand, und auch die Psychoanalyse als „Gefahr für den Künstler“ klassifizierte, so hielt er seinem Freund zeitlebens die Treue. Ein Rollentausch quasi – denn Hesse war nun zum seelischen Helfer geworden, wie es vordem Lang für den Dichter gewesen war.

Dass die zweite Hälfte des rund 400 Druckseiten umfassenden Briefwechsels beiderseitig zumeist aus Klagen über den jeweiligen Gesundheitszustand besteht, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die erste Hälfte viel Material birgt, das Hesses Biographie und literarische Weiterentwicklung zusätzlich erhellt. In jedem Fall ist dieser Briefwechsel ein anrührendes Dokument menschlicher Anteilnahme und Zuverlässigkeit, und schon aus diesem Grund des Lesens wert.“

Von: Sebastian Giebenrath



Dichterschicksal und Psychoanalyse - hhesse.de - Das Hermann Hesse-Portal der Morgenlandfahrer



Herzliche Grüße von

Leòn
 
hi leon,
gut gefallen hat mir auch der briefwechsel zwischen th. mann und h. hesse.
liegt auch in buchform vor.

hast du schon ein weiterreichendes od. abschließendes urteil zum glasperlenspiel?

lieber gruß
andreas
 
Hallo holon, hallo Ihr alle,:)

Zum Briefwechsel Th. Mann und Hermann Hesse
Briefwechsel Hermann Hesse / Thomas Mann.
41545GSYJXL._SS500_.jpg

https://www.gss.ucsb.edu/projects/hesse/papers/wehdeking-hesse.pdf

www.tma.ethz.ch/richtlinien.html

holon, nein, ich bin noch nicht wirklich viel weiter gekommen.
Ich werde mich aber wieder dazu melden. :)

Ein Gedicht, das er - meine ich ich - so etwa um das Erscheinen des Steppenwolfes herum schrieb:


Kennst du das auch?


Kennst du das auch, daß manches mal
Inmitten einer lauten Lust,
Bei einem Fest, in einem frohen Saal,
Du plötzlich schweigen und hinweggehen mußt?

Dann legst du dich aufs Lager ohne Schlaf
Wie Einer, den plötzlich Heimweh traf;
Lust und Gelächter ist verstiebt wie Rauch,
Du weinst, ohne Halt - Kennst du das auch?




Herzliche Grüße von

Leòn
 
Eine Bücherprobe

--------------------------------------------------------------------------------

von Hermann Hesse

Neulich habe ich wieder einmal eine Bücheprobe bestehen müssen. Durch äußere Umstände gezwungen, mußte ich einen Teil meiner Bibliothek weggeben. Ich stand also vor den Bücherschätzen, ging Schritt für Schritt die Bücherreihen ab und besann mich: "Brauchst du dies Buch? Liebst du es? Wirst du es bestimmt wieder lesen? Täte es dir sehr leid, es zu verlieren?" Da ich zu den Menschen gehöre, welche das "historische Denken" niemals lernen konnten, auch nicht zu den Zeiten, wo das historische Denken von offizieller Seite dem menschlichen Denken weit vorgezogen wurde, begann ich mit historischen Büchern und traf auf wenige Hemmungen. Schöne Memoiren-Ausgaben, italienische und französische Biographien, Hofgeschichten, Tagebücher von Politikern - weg damit! Hatten die Politiker denn je recht gehabt? War ein Vers von Hölderlin für mich nicht mehr wert als alle Weisheit der Potentaten? Weg damit! Die Kunstgeschichte schloß sich an. Hübsche Spezialwerke über italienische, niederländische, belgische, englische Malerei, der Vasari. Sammlungen von Künstlerbriefen - es tat nicht sehr weh. Weg damit!

Kamen die Philosophen. War es notwendig, Mauthners Wörterbuch zu besitzen? Nein. Würde ich Eduard von Hartmann je wieder lesen? Ach nein. Aber Kant? Da zögerte ich. Man kann nie wissen. Und ich ließ ihn stehen. Nietzsche? Unentbehrlich, samt Briefen. Fechner? Wäre doch schade, bleibt stehen. Emerson? Laß fahren dahin! Kierkegaard? Nein, den behalten wir noch. Schopenhauer ohnehin. Die Anthologien und Sammelbücher sahen zwar hübsch aus - "Deutsche Seele" - "Gespensterbuch"- "Ghettobuch" - "Der Deutsche im Spiegel der Karikatur", braucht man das? Weg damit! Weg mit dem allem! Aber nun die Dichter! Von den neuesten will ich nicht reden. Aber die Briefwechsel Goethes? Ein Teil davon wurde verurteilt. Wie steht es mit all den Bänden Grillparzer? Muß das sein? Nein, muß nicht sein. Und all das von Arnim? Ach, das täte mir doch leid. Blieb stehen. Ebenso Tieck, ebenso Wieland. Herder wurde bedeutend gerupft. Balzac wurde bezweifelt, blieb dann stehen. Anatole France gab zu denken. Gegen Feinde ist man ritterlich, er blieb gerettet. Stendhal? Viele Bände, aber unentbehrlich. Montaigne ohnehin. Dafür wird Maeterlinck dezimiert. Vier Ausgaben des Deccamerone von Boccaccio! Es blieb nur eine übrig. Dann das Fach mit den Ostasiaten. Ein paar Bände Lafcadio Hearn wurden verabschiedet, alles andere blieb da. Bei den Engländern entstanden manchen Bedenken. So viel Bände Shaw? Einige mußten fallen. Und der ganze Thackeray? Der halbe genügt. Fielding, Sterne, Dickens bleiben, bis auf Kleinigkeiten.

Auch bei den Russen blieb fast alles stehen. Bei Gorki und bei Turgenjew gab es Zögerungen und Unentschiedenheit. Tolstois Traktate wurden stark angegriffen. Bei den Skandinaviern kam einiges ins Rutschen. Hermann Bang blieb, Hamsun blieb, Stindberg blieb. Björnson schmolz ein, Geijerstam verschwand. Wer sammelt Kriegsliteratur? Einige Zentner sind billig abzugeben. Gekauft habe ich wenig davon, das meiste flog einem ja ins Haus. Gelesen habe ich nicht den zwanzigsten Teil. Und was für gutes Papier gab es Anno 15 und 16 noch! Als ich nach Tagen damit fertig war, übersah ich erst, wie sehr sich in diesen Jahren mein Verhältnis auch zu den Büchern geändert hatte. Es gibt ganz Gattungen von Literatur, die ich früher mit freundlicher Schonung duldete, und die ich jetzt mit Lachen weggebe. Es gibt Autoren, welche ernst zu nehmen einem nicht mehr möglich ist. Aber wie tröstlich, daß Knut Hamnsun noch lebt! Wie gut, daß es James gibt. Und wie schön, wenn man mit all den dicken Dichterbiographien mit ihrer Langweile und ihrer dünnen Psychologie aufgeräumt hat. Es wird heller in den Zimmern. Schätze sind zurückgeblieben, die jetzt viel voller leuchten. Goethe steht da, Hölderlin steht da, der ganz Dostojewski steht da. Mörike lächelt, Arnim blitzt verwegen, die Isländersagen überdauern jede Sorge. Märchen und Volksbücher bleiben unverwüstlich. Und die alten Schmöker, die in Schweinsleder mit dem theologischen Ansehen, die meist so viel fröhlicher sind als alle neuen Bücher, die sind auch noch da. Von ihnen läßt man sich gerne einmal überleben. (1919)
www.bibliomaniac.de/fab/hesse/probe.htm
 
Das Glasperlenspiel

Hi, einen Gruß an alle!:)

Ich bin, was das Glasperlenspiel betrifft, jetzt deutlich weitergekommen. Immerhin schon auf Seite 130:D !



Im Moment lese ich das Glasperlenspiel eher als Metaphorik zur Wissenschaft insgesamt und zwar gleichzeitig als ein Plädoyer für die Freiheit der Wissenschaften, wie auch deren kritische Betrachtung.

[Lachen musste ich bei der Schilderung jenes Gelehrten, der versucht hat, eine große wissenschaftliche Arbeit über die Aussprache des Lateins in Süditalien zu schreiben. Er hatte vorgehabt, eine Arbeit über die Aussprache des Lateins in süditalien, in der Zeit vom 12. bis zum 16. Jahrhundert zu verfassen. Brachte aber, zu seinen Lebzeiten nur ein 1000seitiges Werk über die Ausprache im 12. Jahrhundert zustande :D .]



Immer wieder fallen mir die Verweise auf den Bund der Morgenlandfahrer auf
... das Paradoxe muß immer wieder gewagt, das an sich Unmögliche muß immer neu unternommen werden. In der Geschichte der Morgenlandfahrer sind die Grenzen von Zeit und Raum, die Schranken, die Leben und Dichtung, Illusion und Wirklichkeit trennen, aufgehoben. Die Handlung spielt im Innenraum seelischen Erlebens. Der Bund der Morgenlandfahrer, eine seltsame Bruderschaft von hohen Geistern der Vergangenheit und Menschen der Gegenwart, von allen Sehnsüchtigen und Erleuchteten, befindet sich auf einer geheimnisvollen Wallfahrt, einer Wanderschaft, die jedoch nicht dem Morgenland als einem geographischen Ziel zustrebt, aber alle Teilnehmer der Fahrt zu einer geistigen Gemeinschaft verbindet. Unser Morgenland war ... die Heimat und Jugend der Seele, es war das Überall und Nirgends, war das Einswerden aller Zeiten. So führt die Reise durch die Geschichte und die Zukunft, durch Räume und Zeiten. Wir zogen nach Morgenland, wir zogen aber auch ins Mittelalter oder ins goldne Zeitalter, wir streiften Italien oder die Schweiz, wir nächtigten aber auch zuweilen im zehnten Jahrhundert und wohnten bei den Patriarchen oder bei den Feen ... Halb Europa und ein Teil des Mittelalters wurden durchquert. ...
Die Morgenlandfahrt - hhesse.de - Das Hermann Hesse Portal - Das Werk

....... Schon von jeher haben elitäre Zirkel aller Art auf die Menschen erhebliche, bisweilen in Ablehnung umschlagende Faszination ausgeübt und dementsprechende vielfältige literarische Verarbeitung erfahren, angefangen von den Arthus-Epen des Mittelalters bin hin zu Thomas Manns Zauberberg. Insbesondere in seinen Riten, Einrichtungen und Symbolen lässt der Bund der Morgenlandfahrer deutliche Anklänge an „Geheimgesellschaften“ wie Freimaurer, Illuminaten oder Rosenkreuzer erkennen. Genannt seien etwa die „Versammlung der Oberen“, der Bundesbrief, die umfangreichen Archive, die Gelübde, Schwüre und Satzungen, der Ring mit den vier Steinen. Das Motiv des Bundes taucht bei Hesse schon in seinen frühen Monte Verità-Erzählung auf. Dann wieder im 'Demian'-Roman, der von einem Bund oder Orden der Zukünftigen und Gezeichneten handelt. Hermann Hesse sollte die Thematik Jahre später erneut in seinem Hauptwerk „Das Glasperlenspiel“ mit seinem ’’Orden von Kastalien’’ aufgreifen, als dessen Vorläufer der Bund der Morgenlandfahrer gilt.
Die Morgenlandfahrt - Wikipedia

....Diesem Bund der Morgenlandfahrer ist der Roman auch gewidmet. Hierunter fallen bei Hesse alle Künstler, Wissenschaftler und alle Menschen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, die untereinander darin verwandt sind, daß sie unabhängig von den Parolen und Ansprüchen der Majoritäten ihre eigene Veranlagung ... konsequent verwirklichen und damit zu einer interdisziplinären Objektivierung des Geistes, der Wissenschaften und der Künste beitragen, die über allen Beschränkungen der Nationen, Rassen, Konfessionen und Ideologien steht"
Der Roman Das Glasperlenspiel selbst handelt vor diesem grob skizzierten Hintergrund wesentlich von der dreistufigen Entwicklung des Magisters Knecht vom (1) Schüler über (2) den Magister Ludi, der höchsten Position im Orden, bis hin (3) zu der Selbstrücknahme in die Aufgabe eines einfachen Erziehers. Für alle drei Entwicklungsstufen steht jeweils ein Lehrer: der Musikmeister, der Ältere Bruder, der Pater Jakobus.

Auch bei den Glasperlenspielern ist allerdings ein Konflikt angelegt. Nämlich der zwischen der geistig-ideellen Gelehrtenrepublik mit dem Problem isolierter (und damit auch unfruchtbarer) intellektuell-ästhetischer Vergeistigung auf der einen Seite und der Realität und den Anforderungen des Tages (vor allem die der Tagespolitik) auf der anderen Seite (Anmerkung 5).

Dieser Konflikt wird nun im Magister Knecht ausgetragen.

...Ein Wegweiser zur Konfliktlösung und zum Verständnis des Werkes liegt im faktischen, aber zugleich auch symbolischen Tod des Magisters und in der damit verbundenen Transzendenz. Der Magister weist im Tode über sich hinaus. Sein geistiges Erbe wird auf den von ihm selbst erzogenen Schüler übertragen, der, wie der Magister ahnt und erkennt, in sich die Anlagen zur Überwindung der Spannungen zwischen geistiger und weltlicher Welt, zwischen Glasperlenspiel und Außenwelt, trägt...... .

Morgenlandfahrer und Freimaurer - Freimaurerische Motive in Werk und Gedankengut Hermann Hesses

Morgenlandfahrer und Freimaurer

Das «Glasperlenspiel» als Lebensschule

Schauen wir mal, wie es so weiter geht.

Herzliche Grüße von

Leòn

 
Zuletzt bearbeitet:
So, noch ein paar weitere Gedanken von mir.

An einer Stelle beschreibt der Protagonist, Josef Knecht, dass im Glasperlenspiel das Wissen der Menschheit, in komprimierter, formelhafter Form enthalten sei.
Daraus könne es, sollte es zu einem Verfall der Zivilisationen und einem "Vergessen" von Wissen kommen, wieder rekonstruiert werden.

Das Glasperlenspiel als eine Art Wissensspeicher, eine Art "Superhirn" (Supercomputer?).... .


Gefallen hat mir bisher auch die Idee mit den Lebensläufen. Dies sind Stilübungen in denen sich die Schüler der höheren Eliteschulen Kastaliens "in eine beliebige Zeit zurückversetzen".
Die Schüler bekommen jährlich die Aufgabe, solch einen Lebenslauf, also eine fiktive Selbstbiographie, anzufertigen. Dahinter stecken, so 'Josef Knecht' wohl die "Reste von Seelenwanderungsglauben".

Dies diene u.a. dem historischen Studium, stelle die Möglichkeit eines "behutsamen Eindringens in vergangene Kulturen" bereit und biete außerdem einen "legitimen Kanal für dichterische Bedürfnisse". Denn künstlerische Betätigung, wie dichten, malen, komponieren u. ä., ist in Kastalien ja eigentlich unerwünscht, wenn nicht gar verboten.

Also, ich finde das klasse. Vielleicht denke ich mir auch mal so einen Lebenslauf aus!;)

Herzliche Grüße von
Leòn
 
hi leon,
mir ist das glasperlenspiel für ganz vieles zur methapher, ja fast zu nem kompass geworden. sinngemäß z.b. der punkt, dass die wahrheit auch vor diesem spiel die gleiche war und sein wird, wenn kein mensch sich dessen mehr entsinnt.
das denke ich oft in bezug auf religion, politik, wissenschaft ect.
las neulich den guten satz:
die wahrheit ist ein wegloses land.
alle versuche die "wahrheit" in form zu bringen sind ja immer nur ausschnittsbeschreibungen, nur teilansichten oder wegweiser. die wirklichkeit ist immer überraschender und komplexer.
wir neigen sicher alle mehr oder weniger zu antworten ehe die frage begriffen wurde.
und instutitionen haben was wirklichkeitskompatibilität betrifft nur eine gewisse haltbarkeit. dann beginnen sie um sich selbst zu kreisen und beweihräuchern ihre einmal gefundene form als inhalt....und gehen so fehl.
oder mal poetisch gesagt:
sobald wir etwas aus dem fluß der erkenntniss schöpfen ist es getrennt von ihm.
andererseits: was bleibt uns, als dabei immer neu zu scheitern.

that's Life ...

lieber gruß
andreas
 
Hallo


Sehr gut, weil mein Sohn gerade in Deutsch im mündlichen geprüft wird.

"Demian"

Das ist ein toller Thread.

Danke Euch Allen.

Und außerdem werde ich mich wohl doch noch mal an das Glasperlenspiel heranwagen. Meine Mutter hatte es mir geschenkt.... u. war etwas enttäuscht, dass ich es nicht fertig gebracht habe.
Na ja, war vielleicht der falsche Zeitpunkt...

Mir hat am Besten Narziss und Goldmund gefallen. Aber den Steppenwolf und Siddharta habe ich auch verschlungen.
Mensch, ist das lang her...

Echt toll von Euch, ich liebe diese Begeisterung

Kaba
 
Stimmen zu Karl Valentin


Hermann Hesse:
"Seine asthmatische `Nichtsängerstimme` ist die erregendste Stimme, die tief beeindruckt und übergangslos von Blödsinntext wie `Morgenrot, Morgenrot` an den Abgrund tiefster menschlicher Trauer führt."
www.valentin-musaeum.de/zitate.htm
 
Hallo, einen herzlichen Pfingstgruß an alle!

Hallo holon,

mir ist das glasperlenspiel für ganz vieles zur methapher, ja fast zu nem kompass geworden. sinngemäß z.b. der punkt, dass die wahrheit auch vor diesem spiel die gleiche war und sein wird, wenn kein mensch sich dessen mehr entsinnt.
das denke ich oft in bezug auf religion, politik, wissenschaft ect.
las neulich den guten satz:
die wahrheit ist ein wegloses land.

Ja, holon darin kann ich mich gut wieder finden.

alle versuche die "wahrheit" in form zu bringen sind ja immer nur ausschnittsbeschreibungen, nur teilansichten oder wegweiser. die wirklichkeit ist immer überraschender und komplexer.
https://www.symptome.ch/threads/welcher-weg-ist-der-richtige.3288/

und instutitionen haben was wirklichkeitskompatibilität betrifft nur eine gewisse haltbarkeit. dann beginnen sie um sich selbst zu kreisen und beweihräuchern ihre einmal gefundene form als inhalt....und gehen so fehl.
Tja, deswegen musste Trotzki sterben ... .

Ich habe eine Rezension von Tom Lier gefunden, die ich momentan ganz treffend finde:
Hesse zeichnet das Zukunftsbild einer Gesellschaft, deren Geistesschaffen sich auf Reflexion reduziert hat. Oberste Instanz dieser reflexiven Kulturbetrachtung ist das sogenannte Glasperlenspiel, eine philosophisch-wissenschaftliche Auseinandersetzung und interdisziplinäre Verknüpfung (mit) der Kunst, Musik, Wissenschaft, Sprache. Josef Knecht, Protagonist des biografischen Romans, bewegt sich auf der Karriereleiter der Wissenschaftlerenklave "Kastilien" bis zum weithin angesehenen "Magister Ludi", dem Meister und obersten Richter des Spiels - das über den Roman hinweg nur abstrakt angedeutet wird, dessen komplexes und feingeistiges Regelwerk nie erklärt wird. Die Provinz Kastilien ist gleichzeitig Sitz der obersten Erziehungsbehörde, und Focus einer überaus elitären, vergeistigten Pädagogik. Knecht jedoch ist weniger Baustein und willfähriger Bestandteil der omnipräsenten Hierarchie, als zunächst angenommen wird - er durchbricht schließlich die Struktur, verläßt sein hohes Amt und zieht sich in die weltliche Gesellschaft zurück, die weitgehend unbeachtet von der elitären Erziehungsprovinz koexistiert. Sein Versuch, lebendige Geschichte zum Bestandteil der wissenschaftlichen Betrachtungen und eben des Glasperlenspiels zu machen, scheitert.
In einer fast unterwürfigen, hierarchieorientierten Diktion berichtet ein kastiliengläubiger Erzähler vom Leben und der Legende Knechts, von den Wegscheiden und den "Erwachensphasen", von einer Gesellschaft, deren Kulturgeschehen stagnativ und zwanghaft fundamentierend ist, und kritisiert diese Gesellschaft gleichzeitig recht subtil anhand eben jener Biografie. Die - scheinbar am Rande - aufgeworfenen Fragen nach der Bedeutung kultureller und wissenschaftlicher Entwicklung über einen (willkürlichen) Punkt hinaus sind dabei vor dem Hintergrund des Ausgangspunktes des Romans zu sehen, den Hesse in den 30er bis 40er Jahren schrieb, als die Vergesellschaftung der Kultur und der Kulturschaffenden einen vorläufigen Höhepunkt erreicht hatte, das "feuilletonistische Zeitalter", wie es Hesse nennt.
"Das Glasperlenspiel" hat keinen sehr leichten Zugang, verfügt aber über eine einzigartige Diktion und Leserführung, ist beschaulich, fast anheimelnd, und gleichzeitig zwingend, nachdenklich und faszinierend.

literatur-fast-pur.de/0glas.html

Hallo Kaba,

Und außerdem werde ich mich wohl doch noch mal an das Glasperlenspiel heranwagen. Meine Mutter hatte es mir geschenkt.... u. war etwas enttäuscht, dass ich es nicht fertig gebracht habe.
Na ja, war vielleicht der falsche Zeitpunkt...

Da bin ich aber froh, dass es mir nicht allein so erging.;)
"Das Glasperlenspiel" hat keinen sehr leichten Zugang
Genau das habe ich damals, als ich meine ersten Versuche machte es zu lesen, auch erlebt.

...verfügt aber über eine einzigartige Diktion und Leserführung, ist beschaulich, fast anheimelnd, und gleichzeitig zwingend, nachdenklich und faszinierend.
Ja. Aber darauf konnte ich mich früher wohl nicht einlassen. Jetzt schon.

Ich bin inzwischen auf Seite zweihundert und diesmal werde ich es schaffen!:)

Hallo Uta,

Stimmen zu Karl Valentin
Hermann Hesse:
"Seine asthmatische `Nichtsängerstimme` ist die erregendste Stimme, die tief beeindruckt und übergangslos von Blödsinntext wie `Morgenrot, Morgenrot` an den Abgrund tiefster menschlicher Trauer führt."

In "Politik des Gewissens" finden sich viele Anmerkungen zu seinen Zeitgenossen. Ist auch was für "Neugierige";) !
In diesem Vortrag über die gaienhofener Zeit, von Volker Michels, findet man auch einiges über seine Bekanntschaften mit Zeitgenossen:

https://www.gss.ucsb.edu/projects/hesse/homes/volker_gaienhofen.PDF

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo

Gestern war ich mit meinem einen Sohn in Gaienhofen im Hermann Hesse Haus.
Eigentlich wollten wir ins Museum... waren dann aber am Hesse Haus gelandet. Wir wussten nicht, dass das Haus privat ist u. hatten das Glück, dass sich gerade eine Reisegruppe angemeldet hatte. wir haben uns dann einfach angeschlossen u. so an einer 1 1/2 stündigen Führung teilgenommen.
Leider war das Wetter nicht so schön, so hatten wir nicht so viel vom Garten.
Aber die "Reformzeit" war sehr gut zu spüren.
Und auf den vielen Fotos, die von Mia aufgenommen waren, da sah man richtig knackige u. pausbäckige gesunde Kinder.

Er hatte den Fussboden im Kinderzimmer höher gelegt, damit die Kinder ebenso unbeschwert die einstmals unbebaute Aussicht auf den Untersee und das schweizer Ufer betrachten konnten.

Mein Sohn sagte hinterher:" Am liebsten würde ich dort bleiben und dort wohnen." Er war von der Athmosphäre ziemlich angetan. - ich auch.

Kaba
 
Hermann Hesse, durch einen Aufenthalt bei Gusto Gräser auf dem Monte Verità selbst von reformbewegten Ideen geprägt, beeinflusste die jugendbewegte Kultur seit den zwanziger Jahren in erheblichem Maße. Kaum jemand, der „Die Morgenlandfahrt“ nicht kannte, jene Erzählung von einem geheimnisvollen Bund, der in das Morgenland aufbricht und dabei der Spannung zwischen der Vereinsamung des Menschen und seiner Sehnsucht nach Gemeinschaft ausgesetzt ist – und von der Hesse selbst einmal schrieb, seine ersten 55 Lebensjahre hätten nur der Vorbereitung auf diese eher kurze Erzählung gedient.

Hermann Hesse hat einen festen Platz in der Geisteswelt der Jugendbewegung. Begleiten Sie uns auf einem sommerlichen Streifzug durch seine Gedanken und Empfindungen, denen wir in Auszügen aus seinen Romanen und Erzählungen, in Gedichten und Geschichten, in Liedern und Gemälden begegnen möchten.
Ludwigstein Veranstaltungskalender
fuehrung.jpg


Uta
 
Oben