Diät verspricht Blaues vom Himmel
Verbraucherzentrale warnt vor "Herbalife" - Möglich: Verbindung zu Scientology. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg warnt vor einer Diät in Pulverform zum Anrühren der Herbalife International Deutschland GmbH. Die Werbeversprechen seien unhaltbar, die aggressive Vermarktung höchst fragwürdig. Parallelen im Geschäftsgebaren lassen Zusammenhänge mit der Sekte Scientology vermuten.
Was die teuren Herbalife-Mittel laut Selbstanpreisung bewirken sollen, ist Humbug, meine die Verbraucherschützer, zumindest "häufig wissenschaftlich nicht haltbar". Durch den Verzehr der Produkte allein "kann keine Zellerneuerung, keine schnelle Fettverbrennung, keine Stärkung des Immunsystems und keine neue Lebensfreude erzielt werden"- lauter Werbeversprechen des Herstellers.
Grundsätzlich sei man kritisch gegenüber Formula-Diäten (angerührte Pulver, die den Nährstoffgehalt einer normalen Mahlzeit enthalten). Der Grund: Sie wirken nur kurzzeitig und ändern letztlich nichts an den Ursachen von Übergewicht - oft geht es dabei eben um eine falsche Ernährung.
Hinzu kommen die Methoden des Direktverkaufs. Die "Berater" werden nur für den Verkauf geschult- von wegen der Beratung. Sie wollen bloß verkaufen. Es sei zudem üblich, die Kunden ebenfalls als Berater anzuwerben, um den eigenen Verdienst zu erhöhen. Bei großen Treffen der Firma für mögliche Vertriebskräfte würden Ärzte auftreten, um die Diät anzupreisen.
Neuerdings sollen auch Mediziner und Apotheker das Produkt nicht nur massiv bewerben, sondern auch selbst verkaufen.
Bei einer Untersuchung der Verbraucherschutzorganisation "Aktion Bildungsinformation" haben sich Gerüchte, Herbalife stehe in organisatorischer Verbindung mit der Sekte Scientology, nicht klar bestätigen lassen, so Dr. Helga Lerchenmüller, Leiterin der Rechtsabteilung der Aktion. Die Vertriebsmethode, meinte Hanne Vedder (Verbraucherzentrale), komme jedenfalls der Ideologie der Scientologen sehr nahe. Bezeichnend sei, so Lerchenmüller, daß Herbalife einen Zusammenhang mit Formulierungen bestreitet, die auch die Sekte verwendet.
Berührungspunkte hätten sich allerdings eindeutig bei einzelnen Verteibern ergeben. In Hamburg wurde das "Wundermittel" im Scientology-Zentrum billiger angeboten, in Karlsruhe trat ein Werber für beide "Produkte" auf, verkaufte einer alten Frau erst Herbalife und dann ein Buch über "positive Lebensführung", das ihr die Karlsruher Scientology-Niederlassung zuschickte: "Dianetik" die "Bibel" der Sekte. Die Angestellte einer Ärztin im Großraum Stuttgart soll nachweisen können, daß ihre Chefin Herbalife vertreibt.
Quelle: -Eßlinger Zeitung-23-12-94-