AW: Vegetative Dystonie
Luft schrieb:
Das ist auch meine Erfahrung!
Und nicht nur bei der Verarbeitung von Spezialwerten, auch bei vielen gängigen Werten.
Und den behandelnden Ärzten ist das in der Regel nicht bewußt, bzw. die große Mehrheit der Ärzte hat keine Ahnung von der korrekten Behandlung von Blutproben (Präanalytik)!
Als ich mir letztens den Ausdruck meiner Werte gegeben ließ, stand auf dem Zettel viermal "Probe hämolytisch nur eingeschränkt verwendbar". Der Facharzt hat trotzdem Werte wie Kalium, LDH für bare Münze genommen und sich aufgeregt, als ich darauf hinweis. Und als ich später die Mitarbeiterin beim HA darauf ansprach, meinte sie, "Das haben wir auch oft, daß da steht "Probe hämolytisch", ich weiß nicht warum." Frage: "Kontrollieren Sie die Werte dann?" Antwort: "Nein."
Du schilderst genau das, was ich auch sehr oft erlebe! Die Ärzte nehmen die Werte selbst dann für wie Du schreibst "bare Münze", auch wenn sie wissen, dass sie falsch ermittelt wurden. Das hatte ich kürzlich wieder erlebt, wo es um Tumormarker ging (bei mir geht es um Tumore) und bei Tumormarkern will ich doch einen korrekten Wert haben.
Auch habe ich schon mal erfahren, dass das Labor des Internisten eine Probe an ein anderes Labor schickte und dieses andere Labor in dem Befund an das Labor des Internisten mitteilte, "Probe leicht hämolytisch, Wiederholung empfohlen". Doch das Labor des Internisten hat in dem Befund, den es dann an den Internisten schickte, nichts davon vermerkt und so getan, als sei der Wert korrekt bestimmt worden.
Evgenij schrieb:
Aber, B6 ist erhöht, Cystathionin ist erhöht. Das waren zwei Separate Termine. Bei allen Beiden Fehler gemacht??
Der Vitamin B6 ist m. E. nicht wirklich erhöht. Er liegt im oberen Normbereich würde ich sagen.
Ich habe oben die Normwerte eines anderen Labors genannt und bei diesen Normwerten würdest Du im Normbereich liegen.
Du musst bedenken, dass die Definition der Normwerte nicht einheitlich ist. Manche setzen sie tiefer an, andere etwas höher. Welche Normwerte nun die richtigen sind, wird Dir aber keiner sagen können.
D. h. wenn man, wie in Deinem Fall noch im Normbereich eines -anderen- Labors liegt, das die Normwerte eben etwas höher ansetzt, würde ich mir sagen, dass der Wert noch nicht sooo pathologisch ist, als dass damit unbedingt ausgesagt wird, Du hast eine Störung.
Ich würde den Wert erst mal beobachten und öfters bestimmen lassen, bevor ich daraus irgendwelche Therapien ableiten würde.
Und bei dem Cystathionin im Urin würde ich prüfen, ob die von den Laboren dafür genannten Voraussetzungen denn eingehalten werden konnten.
Wenn ich lese der Urin soll
frisch sein, dann heißt das im Klartext: Dass man ihn innerhalb eines kurzen Zeitfensters zu dem Labor, das ihn untersucht, transportieren muss. Wenn das nicht möglich ist, weil das Labor vielleicht hunderte von KM entfernt ist, dann muss man sich fragen, kann ich dem Ergebnis dennoch vertrauen?
Auch wird ein
gekühlter Transport, der vom einen Labor gefordert wird, nicht immer ausreichend beachtet.
Und ebenso kann der nötige
Lichtschutz, der leider in der Praxis nach meinen Beobachtungen eigentlich fast immer nicht beachtet wird, eine Rolle spielen.
Nein, ich will nun sicher nicht behaupten, dass diese oder andere Werte falsch sein müssen.
Ich weise nur auf mögliche Fehler hin, wenn ich merke, dass User einzelnen Werten vielleicht vorschnell vertrauen.
Muss ich jetzt jedem auffälligen Blutwert hinterher telefonieren? Das heißt ja auch andersrum, das bei nicht auffälligen Werten auch Fehler passieren können. So muss man allen Werten hinter rennen und nachfragen ob alles richtig gemacht wurde!
Dazu gibt es verschiedene Antwortmöglichkeiten
wie
1. Auffällige Werte würde ich, wenn sich daraus für mich erhebliche Konsequenzen ableiten, kontrollieren lassen, ggf. auch in einem anderen Labor.
2. Wenn ich bei mir einen auffälligen Wert X habe, gebe ich bei GOOGLE manchmal ein:
"Wert X + Störfaktoren" ODER "Wert X + Fehlerquellen"
oder ähnliches
Teils erscheinen dann Suchergebnisse, wo man mögliche Fehler findet, die zu einem erhöhten oder erniedrigten Wert führen und diese möglichen Fehlerquellen versuche ich dann zu überprüfen und ggf. bei der nächsten Untersuchung zu verhindern.
3. Ich lasse mir natürlich immer alle Befunde geben und versuche auch, wenn das Labor einen Wert bei einem anderen Labor hat bestimmen lassen (Fremdleistung), den Befund des anderen Labors zu bekommen.
Manchmal sieht man daraus schon die möglichen Fehler:
Wenn z. B. das Labor in seinem Laborverzeichnis stehen hat, das Plasma muss
gefroren sein und im Befund steht drin: Untersuchungsmaterial Plasma, d. h. der Zusatz
gefroren fehlt, werde ich hellhörig und das meist zu Recht, denn häufig kam dann das Plasma im Labor auch ungefroren an.
D. h. ich frage in solchen Fällen nach.
4. Wenn ich Spezialwerte untersuchen lasse, dann informiere ich mich in den Leistungsverzeichnissen verschiedener Labore darüber, wie das Untersuchungsmaterial beschaffen sein muss, d. h. ob es z. B. gefroren oder ungefroren im Labor ankommen muss, ob es gekühlt oder ungekühlt sein muss, etc.
Je mehr Anforderungen es an die Beschaffenheit der Probe gibt, umso höher ist die evtl. Fehlerquelle. Ich suche mir dann meist ein Labor aus, zu dem ich evtl. selbst zur Blutentnahme fahren kann, damit Fehler, die beim Transport passieren können, schon mal ausgeschaltet werden.
Damit kann man zwar ein paar Fehlerquellen minimieren, aber es bestehen dennoch noch Möglichkeiten für Fehler in dem Labor selbst.
Man muss bedenken, dass bei einzelnen Laboren tausende von Proben täglich eingehen und die Zahl der eingehenden Proben kann stark schwanken. An Tagen, wo viele Proben eingehen, müssen die Mitarbeiter also diese vielen Proben auch irgendwie bewältigen. Logisch ist für mich, dass das zu Lasten der Qualität gehen kann. Bei manchen empfindlichen Werten (wie manchen Hormonen) genügt bereits, dass sie nicht sofort sondern erst nach 20 Minuten zentrifugiert wurden, etc.
Was kann man größtenteils im Urin falsch machen? Man muss es doch nur kühl lagern!
Bei Urinuntersuchungen gibt es auch einige Fehlerquellen:
-Viele Proben müssen lichtgeschützt sein. Die meisten Urinröhrchen sind aber durchsichtig und klar, d. h. ohne Lichtschutz (es gibt auch abgedunkelte, "trübe" Urinröhrchen - nur bekommt man die seltenst).
-Manchen Proben soll man zur Konservierung einen Zusatz zugeben, was teils nicht passiert.
-Teils ist wichtig, aus welchem Material die Sammelgefäße bestehen:
So soll z. B. bei Kupfer im Urin kein Glas verwendet werden
-Urinsammelgefässe (für 24h-Urin) sollen nur ein Mal verwendet werden, d. h. nicht Gefässe ausspülen und wieder verwenden.
-Bei manchen Werten, bei denen man einen Spontanurin oder einen Sammelurin über 24h abgeben kann, kann der Sammelurin über 24h sinnvoller sein, weil durch den längeren Sammelzeitraum ein genaueres Ergebnis liefert.
-Proben eines Spontanurines unterliegen meist tageszeitlichen Schwankungen und sind daher weniger genau.
Und es gibt sicher noch mehr Fehlerquellen, die ich als Laie auch nicht alle kennen werde.
Die Labormedizin ist ein eigenes und immer größer werdendes medizinisches Fachgebiet und da gibt es eben eine große Menge von Punkten, die zu beachten sind und die leider nicht immer alle beachtet werden.
Sicher werden auch sehr viele Laborwerte korrekt ermittelt. Dumm ist nur, wenn man selbst von falsch ermittelten Werten betroffen ist und es gar nicht erfährt.
lg
margie