Ich bin seit eineinhalb Jahren Veganer. Am Anfang habe ich oft immer wieder das Gleiche gegessen, da in den meisten Lebensmitteln tierische Produkte enthalten sind. Mit der Zeit hing mir dann vieles zum Hals heraus. Aber man lernt dann Stück für Stück seinen Speiseplan zu bereichern und auch bei Besuchen, Feiern und Gaststättenbesuchen klar zu kommen.
Für Kinder würde ich es nicht empfehlen. Da ist die Gefahr von Mangelerkrankungen viel zu groß, auch wenn man ganz viel durch geschickte Auswahl und alles durch Subtitution ausgleichen kann.
Nicht damit ich falsch verstanden werde: man kann ein Kind hervorragend vegan ernähren und es gibt viele sehr gute Beispiele dafür. Aber der Otto-Normalverbraucher ist in der Regel zu schlampig und zu nachlässig bzw. hat keine Nerv auf alles zu achten.
Vitamin B12-Mangel kann man durch 3g Chlorella täglich sicher ausgleichen. Allerdings eignet sich nicht jede Sorte. Vitamin B12 wird von Bakterien gebildet, nicht von den Algen. Dazu muß die Algenmasse gezielt mit bestimmten Bakterien "verunreinigt" werden. Und es muß z.B. Kobalt zugesetzt werden. Ich weiß von den Algen aus Klötze (z.B. Reinhildis-Apotheke), daß dies dort so gemacht wird. Zu anderen Sorten kann ich nichts sagen.
Wenn man starke positive Glaubenssätze aufbaut, kann man auch ohne zusätzliche Ergänzung als Veganer alle benötigten Nährstoffe in ausreichender Menge erhalten. Menschen, die seit Jahren nichts essen und trinken sind der beste Beweis, daß so etwas möglich ist.
Ich bin kein militanter Veganer. Ich mag mich nicht endlos herumstreiten, ob ein bestimmtes Produkt nicht doch noch Spuren eines tierischen Produktes enthält. Ich stoße keine Gastgeber vor den Kopf, nur weil die liebevoll gekochte Speise doch etwas Ei oder Milch enthält. Auch gebe ich im Restaurant ein entsprechendes Essen nicht zurück, nur weil trotz ellenlanger Erklärung doch noch ein Quentchen Joghurt daran ist. Und ich würde z.B. ein Hühnergericht bei einem Gastgeber in einem armen Land essen, wenn ich weiß, daß das extra mit viel Liebe für mich zubereitet wurde.
Man sollte immer daran denken, warum man sich dafür entschieden hat, vegan zu essen. Ich mache es nicht, weil mir tierische Produkte nicht schmecken (im Gegenteil!) oder ich sie nicht vertrage oder aus gesundheitlichen Gründen. Ich mache es, weil ich nicht will, daß man weiter Tiere hält, quält und tötet - obwohl es jetzt schon für fast alles gleich gute Alternativen gibt.
Wenn aber meine arme Gastgeberfamilie ihr Huhn schon getötet hat oder die Speise im Restaurant trotz anderer Wünsche doch einen tierischen Bestandteil enthält, komme ich diesem Ziel nicht näher, wenn ich mich weigere, dies zu essen. Damit mache ich kein Tier wieder lebendig und rette kein Tier vor der Massenhaltung. Ich würde aber Menschen traurig machen, die dies nicht verdient haben.
Und ich missioniere nicht. Jeder soll das essen, was er selbst für richtig hält. In meiner Verwandtschaft bin ich der einzige Veganer. Und ich stelle mich zur Geburtstagsfeier bei mir an den Grill und grille auch Steaks für meine Gäste, nicht nur pflanzliche Produkte. Dafür gibt es bei Einladungen bei meiner Verwandtschaft immer mindestens eine Speise, die vegan ist. Trotzdem habe ich für den "Notfall" immer vegane Brotaufstriche mit. Meine Gastgeber wissen, daß ich immer selbst etwas mitbringe und haben deshalb keine Angst, mal etwas zu vergessen oder falsch zu machen.
Mein Veganertum ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Aber es werden immer mehr, die nach Alternativen suchen. Und so, wie der Bedarf steigt, entwickelt sich immer mehr ein Markt mit guten Produkten.
Liebe Grüße
Günter