Zähneputzen setzt Quecksilber frei
Umweltbundesamt sieht keine Gefahr
Nächtliches Zähneknirschen, intensives Kaugummikauen und Zähneputzen kann mehreren Studien zufolge vorübergehend verstärkt Quecksilber aus Amalgamplomben freisetzen. Sowohl Prof. Rainer Schiele von der Universität Jena als auch das Umweltbundesamt sehen jedoch auf Grund der insgesamt geringen Mengen keine relevante gesundheitliche Gefahr für die Normalbevölkerung. Inwieweit die Wahl der Zahnpasta die Freisetzung beeinflusst, hat ein Team um Arbeitsmediziner Schiele nun untersucht.
Nach dem Zähneputzen mit Standardzahncremes steige die Quecksilberkonzentration in der Mundluft bei Plombenträgern kurzzeitig durchschnittlich auf das Zwei- bis Dreifache an, schreibt Schiele in den Zahnärztlichen Mitteilungen (1999, Nr.20). Sie gehe jedoch innerhalb von etwa einer Stunde wieder auf den Ausgangswert zurück. Das Zähneputzen erhöht damit die tagesübliche Aufnahme von Quecksilber aus Plomben nach Schätzungen des Arbeitsmediziners um maximal zehn Prozent. Die Gesamtaufnahme sei jedoch so gering, das sie nach wissenschaftlicher Lehrmeinung gesundheitlich nicht ins Gewicht falle.
Von den 19 untersuchten Produkten setzten Sensitiv- und Kinderzahncremes, die beide relativ wenig Schleifmittel enthalten, am wenigsten Quecksilber in den Speichel frei. Die Werte im Speichel sind jedoch nach Meinung der meisten Forscher zu vernachlässigen, da Quecksilber vor allem über die Lunge aufgenommen werde. In der Mundluft hatte Schiele jedoch keine größeren Unterschiede zwischen den Zahncremes festgestellt.
Entgegen der Angaben eines Toxikologen hat Schiele bei der Studie noch nicht die als «Amalgam-Blocker» vorgestellte Zahncreme des Tübinger Herstellers «Wema Umweltforschung» geprüft. Nach Unternehmens-Angaben setzt die Zahncreme auf Grund der Form und geringen Größe ihrer Putzkörper weniger Quecksilber frei als andere Produkte. Dies habe ein unabhängiges Gutachten bestätigt. Ein nicht näher bezeichneter Komplexbildner verhindere zudem die Aufnahme der Quecksilberionen in nennenswerten Mengen über die Mundschleimhaut oder den Magen-Darm-Trakt, berichtete Wema-Geschäftsführer Karl-Heinz Maier. Sie eigne sich besonders für Risikogruppen, etwa Quecksilberallergiker.