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- 766
Teufelskreis im Hirn - neuer Artikel zu Serotonin und Krebs
Hallo liebe Listies,
eine brandneue Arbeit zum Thema Tryptophan und Krebs.
Lieben Gruß
Thorsten
Teufelskreis im Hirn
Im Laufe einer malignen Tumorerkrankung entwickeln 25 Prozent der Patienten
eine Depression. Dieser Zusammenhang wurde in mehreren Studien gezeigt. Nun
stellt sich heraus: Die psychische Belastung durch die Erkrankung ist nicht
der eigentliche Auslöser der schlechten Patienten-Stimmung. Die
Neurotransmitter sind aus dem Gleichgewicht.
Lange wurde vermutet, dass sich eine pessimistische Einstellung negativ auf
den Verlauf einer malignen Erkrankung auswirken kann. Untersuchungen haben
nun aber bewiesen, dass organische Ursachen dahinter stehen. Eine Störung
des Gleichgewichtes der Neurotransmitter stellt eine der Hauptursachen für
die Entwicklung einer Depression dar. Vor allem ist die mangelnde
Verfügbarkeit der Eiweißbausteines Tryptophan mit einer Depressionsneigung
assoziiert: Tryptophanmangel beeinflusst die Bildung des Glückshormons
Serotonin.
Die Tricks des Immunsystems
Die Entdeckung war ein Zufall: "Das Immunsystem macht alles Mögliche, um das
Wachstum maligner Zellen zu hemmen", erklärt Univ.-Prof. Mag. Dr. phil.
Dietmar Fuchs vom Institut für Biologische Chemie der Medizinischen
Universität Innsbruck. Seine Arbeitsgruppe untersucht seit Jahren den
Zusammenhang zwischen Immunreaktion, Tryptophanstoffwechsel und Psychologie.
"Ein Großteil der Mechanismen zielt dabei auf die Hemmung des Zellwachstums
ab, einer davon ist der Entzug von Tryptophan. Die Synthese von Serotonin
geht von der Aminosäure Tryptophan aus: Sie wird durch das Enzym
Tryptophan-(5)-Hydroxylase zu Serotonin metabolisiert. Daneben erfolgt auch
eine Verstoffwechslung von Tryptophan über den Kynureninweg. Die
Arbeitsgruppe konnte niedrige Tryptophan- und hohe Kynureninkonzentrationen
im Plasma von Patienten mit malignen Tumoren nachweisen, vor allem dann,
wenn die Tumorerkrankung schon fortgeschritten war.
In einer Untersuchung von Erwachsenen, welche an einer T-Zell-Leukämie
erkrankt waren, beobachteten die Forscher, dass niedrigere Tryptophanspiegel
auch mit einer geringeren Überlebenswahrscheinlichkeit einhergehen. Ähnliche
Ergebnisse zeigen sich bei Patienten mit Dickdarmkarzinom und auch abseits
von Tumorerkrankungen, wie bei der HIV-Infektion und verschiedenen
Autoimmunkrankheiten. Dabei wiesen Patienten mit einer besseren Prognose
einen weniger starken Tryptophanverbrauch auf.
Je aggressiver der Tumor, je stärker die Depression
"Ein Tumor entwickelt sich, wenn das Immunsystem zu schwach ist, um ihn
abzuwehren", erklärt Fuchs. "Bei Tumorpatienten reduziert das Immunsystem
die Verfügbarkeit von Tryptophan, indem es die Aminosäure abbaut, damit der
Tumor nicht mehr wächst." Aufgrund des gemeinsamen immunologischen
Hintergrunds wurden bei Patienten, die an malignen Tumoren leiden, erhöhte
Neopterinspiegel, gleichzeitig aber erniedrigte Tryptophan- und
Serotoninkonzetrationen im Plasma gefunden. Der Tryptophanabbau so wie die
Neopterinproduktion scheinen umso stärker zu sein, je aggressiver ein
Tumorgeschehen ist. Damit ist die Entstehung einer Depression umso
wahrscheinlicher, je aggressiver ein Tumor ist. "Er belastet das Immunsystem
stärker", so Fuchs.
Daraus resultiert eine stärkere Verarmung an Tryptophan. Es ist auch
anzunehmen, dass erniedrigte Tryptophan- und erhöhte Neopterinspiegel schon
vor der Diagnosestellung auftreten, denn diese Veränderungen sind im Plasma
bereits zum Zeitpunkt der Diagnose und noch vor Beginn einer spezifischen
Tumortherapie nachweisbar. Das würde bedeuten, dass ein vorliegendes aber
noch nicht klinisch manifestiertes Tumorgeschehen schon zu einem Zeitpunkt
zu einem verstärkten Tryptophanabbau führt, an dem der Tumor klinisch noch
nicht nachweisbar ist.
Tumor löst Stimmungsschwankungen aus
"Wir können nicht sagen, ob durch den Tryptophan-Ausgleich auch die Prognose
eines Tumors verbessert werden kann", erklärt Fuchs. "Die Grunderkrankung
muss sicherlich mit etablierten Therapien behandelt werden." Fuchs geht es
aber um Verständnis für despressive Tumorpatienten. "Es macht für die
betroffenen Patienten einen Unterschied, wenn sie wissen, dass die Krankheit
die Depression auslöst und nicht eine psychische Schwäche, was oft
unterstellt wird."
Die Ergebnisse zeigen, dass ein maligner Prozess über eine Stimulation des
Immunsystems und dem damit verbundenen gesteigerten Abbau von Tryptophan
Stimmungsschwankungen auslösen kann und damit eine schlechte Nachricht vom
Patienten weniger gut verarbeitet werden kann. Nicht die Depressionsneigung
ist für die Entwicklung einer malignen Tumorerkrankung verantwortlich,
sondern das Tumorgeschehen ist der Hintergrund für die Entwicklung einer
pessimistischeren Lebenseinstellung. "Gelingt es, den Tumor zu heilen", so
Fuchs, "würde sich der Tryptophanhaushalt normalisieren und langfristig die
Depression von selbst ausheilen."
Quelle:
newsletter.doccheck.com/generator/763/3962/xhtml
Hallo liebe Listies,
eine brandneue Arbeit zum Thema Tryptophan und Krebs.
Lieben Gruß
Thorsten
Teufelskreis im Hirn
Im Laufe einer malignen Tumorerkrankung entwickeln 25 Prozent der Patienten
eine Depression. Dieser Zusammenhang wurde in mehreren Studien gezeigt. Nun
stellt sich heraus: Die psychische Belastung durch die Erkrankung ist nicht
der eigentliche Auslöser der schlechten Patienten-Stimmung. Die
Neurotransmitter sind aus dem Gleichgewicht.
Lange wurde vermutet, dass sich eine pessimistische Einstellung negativ auf
den Verlauf einer malignen Erkrankung auswirken kann. Untersuchungen haben
nun aber bewiesen, dass organische Ursachen dahinter stehen. Eine Störung
des Gleichgewichtes der Neurotransmitter stellt eine der Hauptursachen für
die Entwicklung einer Depression dar. Vor allem ist die mangelnde
Verfügbarkeit der Eiweißbausteines Tryptophan mit einer Depressionsneigung
assoziiert: Tryptophanmangel beeinflusst die Bildung des Glückshormons
Serotonin.
Die Tricks des Immunsystems
Die Entdeckung war ein Zufall: "Das Immunsystem macht alles Mögliche, um das
Wachstum maligner Zellen zu hemmen", erklärt Univ.-Prof. Mag. Dr. phil.
Dietmar Fuchs vom Institut für Biologische Chemie der Medizinischen
Universität Innsbruck. Seine Arbeitsgruppe untersucht seit Jahren den
Zusammenhang zwischen Immunreaktion, Tryptophanstoffwechsel und Psychologie.
"Ein Großteil der Mechanismen zielt dabei auf die Hemmung des Zellwachstums
ab, einer davon ist der Entzug von Tryptophan. Die Synthese von Serotonin
geht von der Aminosäure Tryptophan aus: Sie wird durch das Enzym
Tryptophan-(5)-Hydroxylase zu Serotonin metabolisiert. Daneben erfolgt auch
eine Verstoffwechslung von Tryptophan über den Kynureninweg. Die
Arbeitsgruppe konnte niedrige Tryptophan- und hohe Kynureninkonzentrationen
im Plasma von Patienten mit malignen Tumoren nachweisen, vor allem dann,
wenn die Tumorerkrankung schon fortgeschritten war.
In einer Untersuchung von Erwachsenen, welche an einer T-Zell-Leukämie
erkrankt waren, beobachteten die Forscher, dass niedrigere Tryptophanspiegel
auch mit einer geringeren Überlebenswahrscheinlichkeit einhergehen. Ähnliche
Ergebnisse zeigen sich bei Patienten mit Dickdarmkarzinom und auch abseits
von Tumorerkrankungen, wie bei der HIV-Infektion und verschiedenen
Autoimmunkrankheiten. Dabei wiesen Patienten mit einer besseren Prognose
einen weniger starken Tryptophanverbrauch auf.
Je aggressiver der Tumor, je stärker die Depression
"Ein Tumor entwickelt sich, wenn das Immunsystem zu schwach ist, um ihn
abzuwehren", erklärt Fuchs. "Bei Tumorpatienten reduziert das Immunsystem
die Verfügbarkeit von Tryptophan, indem es die Aminosäure abbaut, damit der
Tumor nicht mehr wächst." Aufgrund des gemeinsamen immunologischen
Hintergrunds wurden bei Patienten, die an malignen Tumoren leiden, erhöhte
Neopterinspiegel, gleichzeitig aber erniedrigte Tryptophan- und
Serotoninkonzetrationen im Plasma gefunden. Der Tryptophanabbau so wie die
Neopterinproduktion scheinen umso stärker zu sein, je aggressiver ein
Tumorgeschehen ist. Damit ist die Entstehung einer Depression umso
wahrscheinlicher, je aggressiver ein Tumor ist. "Er belastet das Immunsystem
stärker", so Fuchs.
Daraus resultiert eine stärkere Verarmung an Tryptophan. Es ist auch
anzunehmen, dass erniedrigte Tryptophan- und erhöhte Neopterinspiegel schon
vor der Diagnosestellung auftreten, denn diese Veränderungen sind im Plasma
bereits zum Zeitpunkt der Diagnose und noch vor Beginn einer spezifischen
Tumortherapie nachweisbar. Das würde bedeuten, dass ein vorliegendes aber
noch nicht klinisch manifestiertes Tumorgeschehen schon zu einem Zeitpunkt
zu einem verstärkten Tryptophanabbau führt, an dem der Tumor klinisch noch
nicht nachweisbar ist.
Tumor löst Stimmungsschwankungen aus
"Wir können nicht sagen, ob durch den Tryptophan-Ausgleich auch die Prognose
eines Tumors verbessert werden kann", erklärt Fuchs. "Die Grunderkrankung
muss sicherlich mit etablierten Therapien behandelt werden." Fuchs geht es
aber um Verständnis für despressive Tumorpatienten. "Es macht für die
betroffenen Patienten einen Unterschied, wenn sie wissen, dass die Krankheit
die Depression auslöst und nicht eine psychische Schwäche, was oft
unterstellt wird."
Die Ergebnisse zeigen, dass ein maligner Prozess über eine Stimulation des
Immunsystems und dem damit verbundenen gesteigerten Abbau von Tryptophan
Stimmungsschwankungen auslösen kann und damit eine schlechte Nachricht vom
Patienten weniger gut verarbeitet werden kann. Nicht die Depressionsneigung
ist für die Entwicklung einer malignen Tumorerkrankung verantwortlich,
sondern das Tumorgeschehen ist der Hintergrund für die Entwicklung einer
pessimistischeren Lebenseinstellung. "Gelingt es, den Tumor zu heilen", so
Fuchs, "würde sich der Tryptophanhaushalt normalisieren und langfristig die
Depression von selbst ausheilen."
Quelle:
newsletter.doccheck.com/generator/763/3962/xhtml
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