Sommer

Ich bin noch beim Lächeln bzw. Lachen
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Erich Kästner

Kicherfritzen
Habt ihr das schon mal gemacht:
ohne jeden Grund gelacht?
Na wie steht's? Ich glaube sicher,
daß ihr dieses Lachen kennt,
das man allgemein Gekichernennt.

Wie entsteht so etwas bloß?
Es entsteht nicht. Es geht los.
Eben noch tat keiner mucksen.
Fritz beginnt herumzudrucksen.

Paul hat sich parterre gesetzt,
denkt nichts Böses, hört sie juxen
und bekichert sich zuletzt.

Schließlich platzen sie vor Lachen.
Und sie meckern wie die Ziegen,
bis sie fast am Boden liegen.

Und sie finden es zu dumm.
Doch da läßt sich gar nichts machen,
und sie meckern und sie lachen,
und sie wissen nicht warum.

Keiner sieht den andern an,
denn sonst würde es noch schlimmer.
Und das Kicher wird Gewimmer.
Mutter sitzt im Nebenzimmer
und bleibt ernst, so gut sie kann.
Kichern strengt genauso an
wie ein Tausend-Meter-Lauf.

Und so leise, wie's begann,
hört es auf.
 
Oh ja, das kenne ich!

Es tritt inzwischen nur noch selten auf...aber ich wurde während meiner Schulzeit zwei Mal wegen solch eines "Anfalles" vor die Klassenzimmer - Tür gesetzt!

Gruß von
Leòn
 
Das passiert ja sonst eher Mädchen, die sich vor lauter Kichern gar nicht mehr einkriegen... Ich hoffe, Du hast keinen bleibenden Schaden abbekommen durch dieses Vor-die-Tür-Gesetzt-werden? :) ;) .

Ich wurde eher vor die Tür gesetzt, weil ich so frech war - hieß es :zunge: ...
 
Was Dir heute bestimmt nicht mehr passieren würde, oder?:D

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Ebenfalls freche Grüße von

Leòn
 
Der Nöck
https://gutenberg.spiegel.de/kopisch/gedichte/0htmldir.htm

von August Kopisch

Es tönt des Nöcken Harfenschall:

Da steht sogar still der Wasserfall,

Umschwebt mit Schaum und Wogen

Den Nöck im Regenbogen.
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Die Bäume neigen

Sich tief und schweigen,

Und atmend horcht die Nachtigall. -

»O Nöck, was hilft das Singen dein?

Du kannst ja doch nicht selig sein!

Wie kann dein Singen taugen?«

Der Nöck erhebt die Augen,

Sieht an die Kleinen,

Beginnt zu weinen...

Und senkt sich in die Flut hinein.

Da rauscht und braust der Wasserfall,

Hoch fliegt hinweg die Nachtigall,

Die Bäume heben mächtig

Die Häupter grün und prächtig.

O weh, es haben

Die wilden Knaben

Der Nöck betrübt im Wasserfall!

»Komm wieder, Nöck, du singst so schön!

Wer singt, kann in den Himmel gehn!

Du wirst mit deinem Klingen

Zum Paradiese dringen!

O komm, es haben

Gescherzt die Knaben:

Komm wieder, Nöck, und singe schön!«

Da tönt des Nöcken Harfenschall,

Und wieder steht still der Wasserfall,

Umschwebt mit Schaum und Wogen

Den Nöck im Regenbogen.

Die Bäume neigen

Sich tief und schweigen,

Und atmend horcht die Nachtigall. -

Es spielt der Nöck und singt mit Macht

Von Meer und Erd und Himmelspracht.

Mit Singen kann er lachen

Und selig weinen machen!

Der Wald erbebet,

Die Sonn entschwebet...

Er singt bis in die Sternennacht!

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Hast Recht, Leòn: vor die Türe werde ich heute nicht mehr gesetzt
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...



Melodie - Aus Nordböhmen

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https://www.bigis-schatzkiste.de/index.htm#/astrologie-wassermann.htm

1. Es freit ein wilder Wassermann
Auf der Burg wohl über dem See.
Des Königs Tochter wollt er han,
|: Die schöne junge Lilofee. :|
2. Sie hörte drunten Glocken gehn
Im tiefen, tiefen See,
Wollt' Vater und Mutter wiedersehn,
|: Die schöne, junge Lilofee. :|

3. Und als sie vor dem Tore stand
Auf der Burg wohl über dem See,
Da neigt sich Laub und grünes Gras
|: Vor der schönen, jungen Lilofee. :|
4. Und als sie aus der Kirche kam
Vor der Burg wohl über dem See,
Da stand der wilde Wassermann
|: Vor der schönen, jungen Lilofee. :|
5. "Sprich, willst du hinuntergehn mit mir
Von der Burg wohl über dem See?
Deine Kindlein unten weinen nach dir,
|: Du schöne, junge Lilofee. :|

6. "Und eh ich die Kindlein weinen laß
Im tiefen, tiefen See,
Scheid ich von Laub und grünem Gras,
|: Ich arme, junge Lilofee." :|
 
Hallo Uta, nein - das wohl nicht mehr :)!
Schau mal, diese Variante habe ich gefunden:
https://www.gedichte-garten.de/forum/ftopic604.html


Der Wassermann

Volksballade

Es freit einmal ein Wassermann,
der wollte Königs Tochter han.

Er freit wohl länger als sieben Jahr,
bis daß die junge Braut seine war.

Sie ging wohl in den Garten,
und wollt der Blümlein warten.

Da sah sie in den Wolken stehn,
daß sie im Rhein sollt untergehn.

Sie ging wohl in die Kammer,
beweint sich ihren Jammer.

Ach Tochter, schweig nur stille,
und tu nach unserm Willen!

Und so du tust, wie's uns gefällt,
so kommst du ja nicht aus der Welt.

Der Bräut'gam kam geritten
mit vierundvierzig Reitern.

Guten Tag, guten Tag, liebste Eltern mein,
wo ist denn nun das junge Bräutelein?

"Da drinnen in der Kammer
schlägt sie die Händ zusammen."

Der Bräut'gam war ein geschwindiger Mann,
er schaut, daß er in die Kammer kam.

"Ach, Bräutlein, liebstes Bräutlein mein,
wie geht dir's denn im Kämmerlein?"

"Mir geht's nicht gut, mir geht's nicht wohl,
und daß ich heut noch sterben soll.

Ei, Mutter, herzliebste Mutter mein,
laß mich dies Jahr noch Jungfer sein!"

"Keine Jungfer darfst du nicht mehr sein,
du mußt ja jetzt schon seine sein!"

"Ei, Mutter, bleib in Gottes Nam'n!
Jetzt seht ihr mich zum letztenmal!"

Und als sie auf den Wagen stieg,
ihrem Vater und Mutter gute Nacht sie gibt.

"Gute Nacht, gute Nacht, mein Töchterlein!
Wir hoffen, es wird dein Glück noch sein."

"Wie soll denn das mein Glück noch sein?
Seine Mutter ist ein wildes Wasserweib,
das wird mir kosten meinen Leib."

Und als sie auf Grundheid nauskam'n,
zwei weiße Schwanen ihr entgegenkam'n.

"Fliegt ihr nur hin, wo Freude ist!
Ich fahre hin, wo Elend ist.

Das kann ich an der Sonne sehn,
daß ich heut muß zugrunde gehn."

Und als sie an die Brücke kam'n,
ihren Tod sie schon vor Augen sah.

"Nun zieht mir aus mein Ehrenkleid,
ich mach mich gleich zum Tod bereit."

Er ließ die Brücke befahren
mit vierundvierzig Wagen.

Sie fuhren hinüber, sie fuhren herüber,
die junge junge Braut wollte nicht hinüber.

Er ließ die Brücke bereiten
mit vierundvierzig Reitern.

Sie ritten hinüber, ritten wieder herüber,
die junge junge Braut wollte nicht hinüber.

Und als sie auf die Brücke kam,
ein Stein mit ihr zu Grunde gang.

"Geschwind, geschwind, eine Kette,
damit ich sie errette!"

Sie schwimmt wohl hin, sie schwimmt wohl her,
die Braut, die sah man nimmermehr.

"Soll das die siebente Seele sein,
die ich gefahren hab an diesen Rhein,
so soll mein Mutter die achte sein!"


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Und noch ein Mal: Der Wassermann. Eine mythologische Figur, die scheinbar viele Autoren angeregt hat. Interessant!

Der Wassermann
von Justinus Christian Andreas Kerner
Entstehungsjahr: 1800-1854

Es war in des Maien milden Glanz
Da hielten die Jungfern von Tübingen Tanz.

Sie tanzten und tanzten wohl allzumal
Um eine Linde im grünen Tal.

Ein fremder Jüngling in stolzem Kleid
Sich wandte bald zu der schönsten Maid;

Er reichte ihr dar die Hände zum Tanz,
Er setzt ihr aufs Haar einen meergrünen Kranz.

O Jüngling! warum ist so kalt dein Arm?
"In Neckars Tiefen da ist's nicht warm."

O Jüngling! warum ist so bleich deine Hand?
"Ins Wasser dringt nicht der Sonne Brand!"

Er tanzt mit ihr von der Linde weit;
Laß, Jüngling! horch, die Mutter schreit!

Er tanzt mit ihr den Neckar entlang;
Laß, Jüngling! weh! mir wird so bang!

Er faßt sie fest um den schlanken Leib:
"Schön Maid! du bist des Wassermanns Weib!"

Er tanzt mit ihr in die Wellen hinein:
O Vater und du, o Mutter mein!

Er führt sie in einen kristallenen Saal.
Ade, ihr Schwestern im grünen Tal!

www.viadukt-online.de/pixel/horoskop_wassermann.gif
 
Noch eine Variante:


Die schöne Lilofee


Es freit´ ein wilder Wassermann.
Er freit´ nach königlichem Stamm
Um die schöne Lilofee.

Er ließ eine Brücke mit Gold beschlagen,
darauf sollt´ sie spazieren gahn,
die schöne Lilofee.

Und als sie auf die Brücke kam,
der Wassermann zog sie hinab,
die schöne Lilofee.

Da unten war sie sieben Jahr.
Und sieben Kind sie ihm gebar,
die schöne Lilofee.

Und als sie bei der Wiege stand,
da hört´ sie einen Glockenklang,
die schöne Lilofee.

„Ach Wassermann, lieber Wassermann,
laß mich einmal zur Kirche gahn,
mich arme Lilofee.“

Und da sie auf den Kirchhof kam,
da neigt´ sich Laub und grünes Gras
vor der schönen Lilofee.

Und da sie in die Kirche kam,
da neigt´ sich Graf und Edelmann
vor der schönen Lilofee.

Der Vater machte die Bank ihr auf,
die Mutter legt ein Kissen drauf
der schönen Lilofee.

Sie führten sie an den gedeckten Tisch
Und trugen ihr auf viel Fleisch und Fisch,
der schönen Lilofee.

Da sie den ersten Bissen aß,
fiel ihr ein Apfel in den Schoß,
der schönen Lilofee.

„Ach, liebe Mutter, seid so gut,
werft mir den Apfel in Feuersglut,
mir armen Lilofee.“

„Ei, willst du mich verbrennen hier?
Wer wird unsre Kinder ernähren mir,
du schöne Lilofee?“

„Die Kinder, die wollen teilen wir.
Nimmst du ihr drei, nimm ich ihr vier,
ich arme Lilofee.“

„Nimm ich ihr drei, nimmst du ihr drei,
das siebente wollen wir teilen gleich,
du schöne Lilofee.

Nimm ich ein Bein, nimmst du ein Bein,
daß wir einander gleiche sein,
du schöne Lilofee.“

„Und eh´ ich mir lass´ ein Kind zerteiln,
viel lieber will ich im Wasser weiln,
ich arme Lilofee!“
 
So, ein Letztes noch zu diesem Thema:

Der Wassermann
- Meine Geschichte -
von Sidonie Grünwald-Zerkowitz
(1852-1907)

Ich blickte hinab auf die Donau,
Da nahtest leise Du.
Mich zog es, ins Aug' Dir zu schauen -
Ich hört' Deiner Rede zu. -

Und pflückte mir süße Blumen
Von Deiner Seel', die geglüht;
Die haben voll Zauber geduftet
Mir tief hinein ins Gemüt.

Gelauscht hab' ich und geschaut nur,
Und vergaß dabei, was ich wag' -
Und eh' ich mich konnte besinnen,
In Deinen Armen ich lag. -

Und als ich von Dir in die Fluten
Der Donau schaute hinein,
Fiel aus der Kindheit das Mährchen
Vom »Wassermann« mir ein,

Vom Wassermann, der die Kinder,
Die pflücken Blumen am Rand,
Zu sich zieht in die Tiefen ...
Mit schmeichelnder Zauberhand. -
wassermann.jpg
 
Früher war eine Methode des Selbstmordes ja das "Ins Wasser Gehen". Vielleicht sind u.a. deshalb so viele Wassermann-Geschichten entstanden?
Dramatische Geschichten...
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Hier Gedichte und Zeichnungen von Ludwig Janssen. Sehr eindrucksvoll, finde ich, vor allem, wenn man sich die Lebensdaten anschaut.
ludwigarche.jpg


Glaube und Liebe
Lichtzarte Rettung in uns
Arche sein dem Du.
 
Meine Güte! - Was macht dieser Mensch eigentlich nicht?

Komplexe Zusammenhänge verständlich aufbereiten und lesbar machen - so beschreibt Ludwig Janssen seine tägliche Arbeit. Der in Ostfriesland aufgewachsene und ausgebildete Elektriker studierte anschließend in Kassel Sozialwesen und in Bonn Politik und Geschichte. Während des Studiums kam der passionierte Saxophonspieler und Marathonläufer zum Schreiben und arbeitete für Verlage, Zeitschriften und Rundfunkanstalten. Er war zwei Jahre beim Literaturrat NRW angestellt und anschließend für die Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes der Verlage und Buchhandlungen NRW verantwortlich.
1996 machte er sich als Redakteur, Lektor und Autor selbständig.

In fassungsloser Bewunderung

Leòn
 
Aquarius

When the moon is in the Seventh House
and Jupiter aligns with Mars
Then peace will guide the planets
And love will steer the stars

This is the dawning of the age of Aquarius
The age of Aquarius
Aquarius! Aquarius!

Harmony and understanding
Sympathy and trust abounding
No more falsehoods or derisions
Golden living dreams of visions
Mystic crystal revelation
And the mind's true liberation
Aquarius! Aquarius!

(Aus dem Musical HAIR)

images.google.de/images?q=tbn:RUpmBv806U42NM:my.opera.com
 
Let the sunshine in

Genau und dann regiert die Erde
der Wassermann,
der Wassermann...


Danke Uma, für diese Erinnerung an "Hair"!

In dem Sinne:

"Lasst die Sonne, lasst den Sonnenschein
in Euer Herz hinein!"

Liebe Grüße von

Leòn
 
Huch, Leòn, Du hast Dich aber gewaltig verändert ... Diesen Herrn da schätze ich außerordentlich, aber ich wußte noch gar nicht, daß Du Engländer bist. Bisher schien mir Deine Muttersprache unbedingt Deutsch zu sein. So kann man sich täuschen :eek:) :D ...

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Manchmal ist es draußen schon ein bißchen herbstlich:


INDIAN SUMMER images.google.de/images?q=tbn:mgmHU-0hYmCRGM:www.rufi.ch
Emily Dickinson [1830-1886]

These are the days when birds come back,
A very few, a bird or two,
To take a backward look.

These are the days when skies put on
The old, old sophistries of June, -
A blue and gold mistake.

Oh, fraud that cannot cheat the bee,
Almost thy plausibility
Induces my belief,

Till ranks of seeds their witness bear,
And softly through the altered air
Hurries a timid leaf!

Oh, sacrament of summer days,
Oh, last communion in the haze,
Permit a child to join,

Thy sacred emblems to partake,
Thy consecrated bread to break,
Taste thine immortal wine!
 
Das Raubtier (Fiara)
von Mircea Ciobanu

images.google.de/images?q=tbn:GcMeuUn2o8fuSM:http:
"Das alte Raubtier, wie ich sie einst nannte,
im Schlupfwinkel eines Gedichts,
das alte Raubtier, die Weinrebe, war brüllend auf den Mauern gewachsen,
hatte die Stadt überzogen.
Brüllend wachte sie morgens auf,
brüllend schlief sie ein,
ihre Eingeweide sog sie mit bitteren Laugen voll,
will sagen mit dem nächtlichen Schweiß
der schwarzen, rauhen Kalke.
Die Löwen, in den weiten Käfigen,
die Löwen im Park ächzten, wenn sie ihr Brüllen hörten,
das Fell auf ihren Rücken kräuselte sich wie Wasser,
über das der Wind streicht.
Niemand hat auch nur ein Wort ausgesprochen gegen
ihr Wachsen."
Loewen.jpg

Dieses diktiertest du
deinem Schreiber - während die Weinrebe sich
gerade an deinen Fenstern emporarbeitete.
Es war ihr ein Leichtes unter die Maisschuppen
der hohen Türme zu dringen,
Schiefer und Ziegel beiseitezuschieben,
ein Leichtes, bis zu den Dachrinnen deiner Häuser
zu klettern.
Schau, sie ist in die Fensterflügel vorgedrungen und während sie abwärts
kriecht, schlingt sie Gitter und dauerhafte Knoten -
das Fenster der Schreibstube
liegt unter einem dichteren Schatten jetzt als die Wolke gestern
abend.

Der Schreiber mit versteinerter Hand verharrt er über
dem weißen Blatt. Du hast ihn gerufen
wegen der sogenannten Diktierten Chronik - und jetzt ist er im Dunkeln
geblieben. Du hast genug verwahrloste, dem Vergessen anheimgegebene
Fächer, kennst viele, irgendwo im Haus verborgene,
seit langem nicht durchstöberte Stellen,
denk nur an den Dachbalken, in Harz gehüllt -
überall hast du
Lampen mit versteinertem Öl im Innern.
Mach etwas Licht, wenigstens für den Schreiber. Er hört nicht
das Brüllen des Raubtiers,
das Krachen seiner Kiefer; er hört
nur deine Worte. Fahr fort wo du stehengblieben bist
und diktiere: "Draußen, da heißt das Licht
noch Licht. Der Mittag
hat seinen Namen nicht eingebüßt."

images.google.de/images?q=tbn:-cZR7NAmda8OoM:http:

https://www.jbeilharz.de/seiler/uebers.html
 
Hallo Leòn - hab mich auch schon gewundert, wie schnell so eine Typveränderung vonstatten gehen kann ;) ...

Hallo Uta - ich liebe den Indian Summer bzw.- etwas weniger taktvoll ausgedrückt - den Altweibersommer :rolleyes: mit all seinen Farben!

Altweibersommer - auch Flugsommer, Frauensommer, Witwensommer
Der Ursprung dieser Bezeichnung führt weit in die Vergangenheit, vermutlich sogar bis in die germanische Mythologie.
Seit etwa 1800 gibt es den Namen Altweibersommer. Man teilte davor nur die Jahreszeiten in Sommer und Winter ein.
Den Frühling nannte man den "Jungen Weibersommer", und der Herbst wurde als "Alter Weibersommer" bezeichnet
Von Mitte bis Ende September gibt es fast jedes Jahr eine der schönsten und beständigsten Hochdruckwetterlagen über Mitteleuropa. Ursache ist ein Festlandshoch über Osteuropa, das trocken-kontinentale Luft nach Mitteleuropa einströmen lässt. Typisch sind auch die morgendlichen Nebelfelder in den Flußniederungen, die sich durch die noch ausreichend starke Sonneneinstrahlung vormittags auflösen. Dieses schöne Hochdruckwetter kann von mehreren Tagen bis Wochen dauern, ja selbst noch bis in die ersten Oktobertage hinein.
In Wetterstatistiken ist diese Schönwetterperiode seit ca. 200 Jahren nachweisbar und in Bauernregeln sogar seit mehreren Jahrhunderten.

Der Altweibersommer hat seinen Namen von den vielen dünnen Spinn-Fäden, die in dieser Zeit in der Luft schweben. Sie erscheinen, von Nebel und Tau benetzt, wie Perlschnüre. Die Kühle am Morgen zaubert diese Tauperlenschnüre ins Gras.
Mit "weiben" wurde im Altdeutschen das Knüpfen der Spinnweben bezeichnet. Im Volksglaube wurden diese Spinnweben aber auch für Gespinste von Elfen und Zwergen gehalten.
Das Christentum sah früher darin ein Zeichen Gottes und auch der heiligen Maria. In Südddeutschland wurden diese Fäden auch als Marienfaden, Marienhaar, Marienseide oder Mariengarn bezeichnet.
Millionen von Jungspinnen und erwachsenen Kleinspinnen wie die Baldachinspinnen oder Zwergspinnen produzieren diese durch die Luft schwebenden Fäden. Die Spinnen erklettern einen herausragenden Punkt und lassen dann in einer besonderen Stellung die Spinnfäden aus ihrem Hinterleib austreten um sich damit durch die Luft tragen zu lassen. Dies wird als tip-toe-Verhalten bezeichnet. Wenn die Fäden dann ihr Gewicht (ca. ein Hundertstel Gramm) tragen, und vom warmen Boden aus eine entsprechende Thermik herrscht und die Spinnen so in höhere Luftschichten trägt, fliegen sie ungesteuert mit davon.
Indian Summer (Indianersommer)
In Nordamerika heißt die frühherbstliche Schönwetterperiode "Indian Summer" und ist besonders berühmt in Massachusetts für seine prächtige Laubfärbung.
Bezeichnungen in anderen Ländern:
  • In Schweden: Birgitta Sommer
  • In der Schweiz: Witwensommer, Witwensömmerli
  • In Böhmen: Wenzelsommer
  • In Frankreich: (Ete de la Saint-Martin)
    Die Spinnfäden in Frankreich bezeichnet man als filis de la Vierge, was soviel heist wie die Fäden der Jungfrau Maria.
Legenden, Sagen und Erzählungen:

Legende 1: Diese durch die Luft schwebenden Fäden erinnerten unsere Vorfahren an das Garn, das früher von den am Spinnrad sitzenden „alten Weibern"gesponnen wurde.
Legende 2: Das Christentum berichtete früher, daß die Silberfäden des Altweibersommers aus dem Mantel Marias stammen, den sie bei ihrer Himmelfahrt trug.

www.brauchtumsseiten.de


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Jedes Jahr wieder jugendlich frisch der:

Altweibersommer

von Werner Klöpper
1.
Altweibersommer, wie genieße ich deine süßen Früchte,
wie genieße ich deine roten Blätter, die das ganze Jahr rot sind,
wie die Begonien, die vor dem Fenster stehen und darauf warten,
von der Sonne in ein anderes Rot getaucht zu werden. Die
Schnitzereien des Schreibtisches erinnern an unser Familienwappen,
das schon seit alters her den Stammbaum unserer
Familie prägt und auf allen Briefbögen zu finden ist.

2.
Altweibersommer, wie genieße ich deinen zarten Atem, der
mir leise Liebesworte in den Nacken haucht, wie genieße
ich die tobenden Hunde im Südpark, die sich begierig auf
jeden kleinen Ast stürzen, den man ihnen zuwirft.

Die roten Rosen in dem bläulichen Krug lassen bei dem warmen
Wetter vorzeitig die Köpfe hängen, während der gelb-rosa
Blumenstrauß in der gelb-grünen Vase grün umrankt vor sich
hin strahlt.

3.
Altweibersommer, dein Haupt ist rebenumkränzt. Begierig
lauschen deine Kinder auf das, was du ihnen sagen möchtest.
Auf deinem Schreibtisch stapeln sich die Ansichtskarten aus
fernen Ländern. Mit dem Alter kommt die Weisheit...sehr
sehr langsam. Die Liebenden fliegen auf einem riesengroßen
Hahn über ein Phantasieland, Geigen und Tierköpfe hängen
in der Luft.
Tauben gurren vor dem Fenster. Eichhörnchen springen von
Ast zu Ast. Wir haben sie geschossen und dann in Butter
gebraten . Ungewohnt ist der Geschmack auf der Zunge.
Der stürmische Wind treibt die letzten Wolken über den
blauen Himmel. Spärliche Sonnenstrahlen verirren sich
zum Travelmann. Die Sonnenschirme sind zugeklappt.
Das Familienpicknick auf dem Rasen mit der Großfamilie
ist schon vom Winde verweht, ausgelöscht die letzten Spuren
des Grillabends vom Nieselregen.

4.
Türkische Musik kommt durch das geöffnete Fenster zu mir
geflogen. Grün vermischt sich mit Sonnenstrahlen.

5.
Fahrradtour zur Werse. Strahlender Sonnenschein vom blauen
Himmel. Kanufahrer, die singend auf der Werse paddeln.
Wochenendhäuser, die den Blick versperren auf den mit
Seerosen zugewachsenen Fluß.
Einkehr auf einem ehemaligen Bauernhof, der jetzt ein Kaffeehaus
ist.
Der Himmel zugezogen mit Schäfchenwolken.

6.
Heute stürmisches Wetter mit Orkanböen. Es regnet viel mit
Aufheiterungen. Herbstliches Wetter ohne den goldenen Oktober.
Altweibersommer , schon vorbei.
 
August

Das war des Sommers schönster Tag
Nun klingt er vor dem stillen Haus
In Duft und süßem Vogelschlag
Unwiederbringlich leise aus.

In dieser Stunde goldnen Born
Gießt schwelgerisch in roter Pracht
Der Sommer aus sein volles Horn
Und feiert seine letzte Nacht.

Hermann Hesse

HES2031.jpg
 
Uma, wo findest Du nur immer diese schönen Bilder?
Ich sehe gerade, das ist ja eines vom Meister persönlich!

Herzliche Grüße von Leòn
 
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