Aufgrund der weltweit steigenden Prävalenz und Inzidenz von Autoimmunerkrankungen rücken Umweltfaktoren in den Fokus der Ursachenforschung. Studien zeigen, dass Veränderungen des Darmmikrobioms dabei eine Schlüsselrolle zukommen könnte. Das aktuelle Wissen um die Bedeutung der Darmbakterien für Entwicklung und Progression von Autoimmunerkrankungen sowie für mögliche Therapieansätze fasst eine Ende 2021 publizierte Übersichtsarbeit zusammen (Tsai et al. Microorganisms 2021, 9, 1930). Der Pathomechanismus beruht auf Dysbiosen, die chronische Entzündungsprozesse auslösen, einhergehend mit einer Modulation des Immunsystems und fortschreitendem Verlust der Immuntoleranz. Die Diversität der Mikrobiota spielt eine wichtige Rolle für die Regulation von Th1-, Th2-, Th17- und Treg-Zellen im Immunsystem. Der Artikel beschreibt im Detail die modulierenden Effekte der Mikrobiota auf T-Zell-vermittelte Autoimmunerkrankungen, einschließlich Typ 1-Diabetes, Multiple Sklerose und Rheumatoide Arthritis. Ziel der Forschung auf diesem Gebiet ist die Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze, die über das Darmmikrobiom der Dysbalance des Immunsystems entgegenwirken, statt ausschließlich immunsuppressive Medikamente zu verwenden. Für die Mikrobiom-Diagnostik empfehlen wir die Bestimmung des molekulargenetischen Mikrobiota-Profils inklusive Dysbiose-Index (siehe Anforderungsschein
„Mikrobiom-Diagnostik“ sowie
Fachinformation 349). Bei Verdacht auf eine bestehende Autoimmunerkrankung ist die Untersuchung entsprechender Autoantikörper zielführend (Schein „Spezielle Immundiagnostik“, Rubrik „Autoimmunerkrankungen“).