Hallo,
ich schreibe das mal hierher, im April gab es einen Bericht in einem amerikanischen Magazin. Nichts Neues zwar und obendrein eine äußerst vereinfachte und typische Boulevard Darstellung, aber immerhin, es wird zunehmend über CFS/ME und Rituximab berichtet.
(Sehr) viele Fragen bleiben offen.
Are B-Cells to Blame for Chronic Fatigue Syndrome? | DiscoverMagazine.com
By Jill Neimark|Wednesday, April 03, 2013
Sind B-Zellen schuld am Chronische Erschöpfungssyndrom?
Die Verwüstungen, die das Chronic Fatigue Syndrome anrichtet, könnten das Ergebnis eines übersehenen aber wesentlichen Teils des eigenen Körpers sein: des Immunsystems.
ME oder CFS sind irritierende Störungen, die einem eher wie ein Voodoo-Bann (voodoo hex) vorkommen, als eine Krankheit. Es gibt bettlägerige Patienten, die mit chronischen Schmerzen in abgedunkelten Räumen liegen, und die häufig vielfältige neurologische Symptome wie Muskelschmerzen, Schwitzen und Benommenheit haben.
Ärzte haben sich auf verschiedenen Ursachen konzentriert, von Herpes Viren über Retroviren bis zu Depressionen. Aber in einer überraschend neuen Erklärung wird angenommen, daß es sich bei der Störung um eine Autoimmunerkrankung des Nervensystems handelt, die durch „überaktive“ B-Zellen verursacht wird, B-Zellen, die normalerweise dafür verantwortlich sind, Antikörper gegen Krankheitserreger zu produzieren.
2011 haben zwei norwegische Onkologen,
Oystein Fluge und
Olav Mella vom Haukeland Universitätskrankenhaus in Bergen, zusammen mit Kollegen, 30 Patienten mit der Diagnose CFIDS behandelt/ studiert. Jeder Patient erhielt entweder ein Placebo, oder ein hochspezialisiertes Chemotherapeutikum mit dem Namen Rituximab, das schnell und selektiv B-Zellen reduziert/ vernichtet. Nach 12 Monaten waren 10 von 15 Patienten erheblich gebessert, bei den Placebos hatten sich 2 gebessert.
Diese Studie kennzeichnet nur einen weiteren Schritt im wachsenden Forschungsbereich, der sich auf die Rolle von B-Zellen bei Autoimmunkrankheiten konzentriert. Während diese für den Körper essentiell sind, um [mikrobielle] Angriffe abzuwehren, können B-Zellen, wenn etwas „schief läuft“, jedoch auch Antikörper bilden, die gesundes Gewebe angreifen.
Bis vor kurzem galten T-Zellen als die großen Orchestrierer der Immunität, die Moleküle aktivieren und regulieren, die für die Steuerung von Entzündungen und der Immunantwort verantwortlich sind.
Umgekehrt betrachteten Forscher B-Zellen [bisher] als die ‚Arbeitsbienen’, die [lediglich] die Befehle der T-Zellen ausführen. „Lange Zeit galt die Faszination den T-Zellen“, sagt der pensionierte Rheumatologe und Forscher
Jonathan Edwards. „B-Zellen galten als langweilig.“
Edwards selbst war nie davon überzeugt, daß T-Zellen das A und O der Immunität sind.
Wie sich herausstellte, spielen B-Zellen eine größere und manchmal unabhängige Rolle bei der Immunfunktion, … Zum Beispiel wirken spezifische gegen T-Zellen gerichtete Therapien bei Rheuma (RA) überhaupt nicht und
Edwards denkt nicht, daß T-Zellen erklären können, warum diese Krankheit (RA) fortbesteht. Er und seine Kollegen vom University College in London arbeiteten 10 Jahre lang daran, eine Hypothese über die Rolle der B-Zellen bei RA zusammenzustückeln, und haben angefangen, diese Hypothese zu testen.
2004 hat ihre bemerkenswerte Studie im
New England Journal of Medicine, die Art und Weise verändert, wie sich Forscher heute RA nähern. In einem randomisierten Versuch beobachteten sie 161 Patienten, die entweder mit einem herkömmlichen immunsuppressiven Medikament, Methotrexat, behandelt wurden oder mit Methotrexat plus Rituximab, dem B-Zellen Killer. Mehr als 40 Prozent derjenigen Patienten, die die Kombination erhalten hatten, erlebten am Ende von 24 Wochen größere Besserungen und diese Besserungen blieben weitere 24 Wochen bestehen. Von denen, die Methotrexat erhalten hatten, besserten sich 13.
"T- und B-Zellen arbeiten zusammen, sagt
Edwards, "und wir glauben, daß die B-Zellen manchmal einen Fehler machen, daß sie Auto-Antikörper produzieren und die T-Zellen täuschen, sodaß diese ihnen erlauben, damit fortzufahren. Wir reduzieren die B-Zellen, dann verschwinden allmählich die Antikörper und den Menschen geht es besser, aber manchmal erholt sich die B-Zellpopulation wieder und die Leute brauchen eine erneute Behandlung.“
„B-Zellen sind wirklich coole Zellen", sagt der Immun-Biologe
Mark Shlomchik von der Yale Universität, der an den Wechselbeziehungen zwischen den B-Zellen und zwei ihrer Rezeptoren, TLR7 und TLR9, forscht. Diese Rezeptoren sind wichtig zur Bekämpfung von Infektionen. "Tatsächlich durchlaufen B-Zellen im menschlichen Körper eine Evolution in Echtzeit", sagt
Shlomchik. Wenn B-Zellen einem Pathogen begegnen, können einige von ihnen
sofort mit einiger Genauigkeit an diesen Erreger binden. Aber dann beginnen sie sich zu teilen und ihre Gene zu verändern im Wettbewerb mit anderen B-Zellen, um hoffentlich einen Antikörper zu produzieren, der außerordentlich präzise ist. Dieser Prozess einer natürlichen Selektion führt zu einer B-Zelle, die nahezu perfekt bindet. An diesem Punkt geben ihnen T-Zellen dann die Genehmigung, sich sehr schnell zu teilen und Millionen von Tochter B-Zellen zu produzieren, die diese spezifischen Antikörper ausspucken. Dieser Prozess kann Tage oder Wochen dauern - was der Grund dafür ist, warum Sie sich nicht innerhalb weniger Stunden z.B. von einer Grippe erholen.
"Möglicherweise läuft bei der Autoimmunität der gleiche Prozeß ab", sagt
Philippa Marrack, Immunologe am Howard Hughes Medical Institute, der ebenfalls an B-Zellen und dem TLR7-Rezeptor forscht.
„Das macht Sinn“, sagt
Edwards. "B-Zellen
sollen mutieren. Das ist es, was sie tun. Und gelegentlich machen sie dabei Fehler, die [trotzdem] von den T-Zellen genehmigt werden.“
Fluge und
Mella, die norwegischen Onkologen, sagen, daß Edwards ihre Arbeit inspiriert hat. Sie glauben außerdem, dass ihre Ergebnisse darauf hindeuten, daß ein [bisher] unbekannter Antikörper, vermutlich eine Auto-AK, der gesundes Gewebe angreift, das Chronic Fatigue Syndrom triggert.
Sie vermuten das deshalb, weil trotz schneller Verminderung der B-Zellen die Besserung verzögert eintritt. Bei Patienten, die auf die Behandlung angesprochen haben, dauerte es zwei bis acht Monate, bis sie eine Reaktion zeigten.
"Unsere Hypothese ist, dass die Besserungen auftraten, als die von den B-Zellen hergestellten Auto-Antikörper… langsam weniger wurden," sagt
Fluge. "Das kann Monate dauern.“ Diese Interpretation wird durch die Tatsache gestützt, dass acht der zehn Patienten, die besser geworden sind, einen Rückfall hatten. Da sich die B-Zellen, die durch Rituximab dezimiert wurden, mit der Zeit erholen, fangen sie wieder an, Auto-Antikörper zu produzieren. Diese Patienten wurden erneut behandelt.
Fluge und
Mella arbeiten zurzeit an einer Multizenter-Studie und überwachen ihre ursprünglichen Patienten, während diese Booster-Behandlungen erhalten. Sie versuchen herauszufinden, was die optimale Behandlung für CFIDS ist. Bisher sind ihre Ergebnisse im Einklang mit ihrer vorherigen Hypothese, obwohl nur zwei Drittel der Patienten auf diese Behandlungen ansprechen. Das lässt vermuten, daß es möglicherweise einen zweiter Mechanismus gibt, der unabhängig davon zu CFIDS führen kann.
Vorerst bieten Medikamente wie Rituximab, nicht nur eine mögliche Erleichterung bei Autoimmun-Krankheiten, sondern auch eine neue Sicht, diese Krankheitszustände zu verstehen – nämlich als unbeabsichtigte Konsequenz des natürlichen Auslese-Prozess, den B-Zellen jedes Mal durchlaufen, wenn sie auf einen neuen Erreger treffen. Es ist ein höchst effektiver Prozeß - außer wenn was schief geht.
Zusatz: Was bringt B-Zellen in Aktion?
Was bestimmt, ob sich eine einzelne B Zelle teilt, einen Antikörper herstellt oder sich entwickelt? Die vorherrschenden Theorien sagen, dass B-Zellen auf externe Signale, wie z.B. Hormone reagieren, aber einige australische Forscher glauben nun, dass die treibenden Kräfte, zumindest teilweise, intern sein könnten.
Der Immunologe Phil Hodgkin vom …Institut sagt, dass das Immunsystem eine Art Standardeinstellung (?) (default allocation) für B-Zellen hat, die mit den unterschiedlichen möglichen Szenarien übereinstimmen. Mit anderen Worten, das grundsätzliche Schicksal jeder einzelnen B-Zelle ist von Beginn an festgelegt. Hormone schmücken das dann lediglich noch in Richtung eines bestimmten Ergebnisses aus.
Die Forscher hoffen, daß sie, indem sie mathematische Modelle entwickeln, um exakt die Wahrscheinlich vorauszusagen, wie sich eine B-Zelle verhalten wird, neue Impfstoffe und Immun-Therapien für Krankheiten wie das Chronische Erschöpfungssyndrom konzipieren können. Breanna Draxler