Hallo Jennifrau,
Ich sehe in diesen Aussagen einen Widerspruch:
- Auf der einen Seite sagst Du, dass in den Psychiatrien sparsam mit Schmerzmitteln und Beruhigungsmitteln umgegangen wird und auf der anderen Seite
- dass "Psychopillen" großzügigst gegeben werden, ob Patient will oder nicht.
Ich habe ganz allgemein von Medikamenten gesprochen. Dazu gehören natürlich auch Psychopharmaka in Form von Neuroleptika, SSRIs usw. Und genau die hast Du doch gerade abgesetzt, weil sie Dich auch noch fertig machen. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?
Der Gedanke, dass Psychiatrie für Dich hilfreich sein könnte, steckt fest. Soweit sind wir einer Meinung.
ABER: ich kann mir nicht vorstellen, dass das, was Du hier "Psychotherapie" nennst, tatsächlich eine oder mehrere Psychotherapien waren. Wie sah das denn aus? Warst Du auch ambulant bei einem Psychotherapeuten oder einem Psychologen in Behandlung?
- Denn dieser Unterschied zwischen Psychiater/Neurologe und Psychotherapeut und Psychologe ist wichtig!
https://www.symptome.ch/threads/psychiater-psychologe-psychotherapeut-neurologe.25096/
Und gerade weil Du immer wieder in die Psychiatrie gehst und dort nicht behandelt wirst, wäre es um so wichtiger, dass Du in psychotherapeutische Behandlung gehst, damit Du dort wenigstens einen Ansprechpartnerin hast.
Wegen einer Selbsthilfegruppe könntest Du hier anrufen:
Selbsthilfegruppen Region Weissenfels
Grüsse,
Oregano
Hallo Oregano,
Es ist ein ganz großer Unterschied ob Schmerzmittel, Beruhigungsmittel oder Psychopillen verabreicht werden. Diese Mittel können nicht so einfach zur „allgemeinen Medikamenten in Psychokliniken“ zusammen gefasst werden.
Wer drin war in so einer Klinik, mit Schmerzen zu tun hatte, weis von was ich spreche.
Schmerzmittel werden zum Beispiel als Ursache von Schmerzen gesehen. Die meisten Schmerzpatienten bilden sich die Schmerzen laut Personal nur ein und sind Folge von Schmerzmittelgebrauch. Alles Psyche. Auch, wenn die Schmerzpatienten die Wände vor Schmerzen hoch gehen. Einige Schmerzpatienten versorgen sich dann selbst mit Schmerzmittel was gar nicht raus kommen darf. Bei mir heist dies dann "Analgetikamissbrauch" und steht in den Unterlagen.
Alles was in psychosomatischen Kliniken, Psychiatrien mit psychosomatischer Ausrichtung oder reine Psychiatrien passiert, hat was mit Psychotherapie zu tun. Egal ob es die Ergotherapie ist, die Schwimmgymnastik, der Frühsport, die Nahrungsmittelaufnahme, alles ist Psychotherapie und Pflichtveranstaltung. So kann’s passieren, dass einem das Essen nicht mundet, weil gerade eine Übelkeit in der Bauchgegend die Nahrungsaufnahme verhindert. Auch mir ist dies passiert. Je nach Laune des Personals kommt dann die Reaktion. Angefangen von den sinnlosen Belehrungen der Notwendigkeit der gemeinsamen Nahrungsaufnahme aus psychotherapeutischer Sicht, bis hin zur Therapieverweigerung mit den Folgen der Therapieverweigerung, der Beschuldigung nicht entschlossen genug an den Psychotherapien teilnehmen zu wollen. Alles ist möglich.
In meinen Entlassungsbriefen steht dann so was drin „Patientin war nicht motiviert genug für die Psychotherapie mit fragwürdiger Veränderungsbereitschaft und Therapiezielen“.
Dann gibt es noch die Einzelgesprächstherapien beim Psychologen. Bei mir wurden engmaschige Psychologiegesprächsstunden, Tiefenpsychologiegesprächsstunden und auch mal weniger Psychologiegesprächsstunden beim Psychologen angesetzt. Ich war immer hoch motiviert. In Erlabrunn waren es wohl so um die 80 Stunden Tiefenpsychologie bei einer Psychologin. In manchen Psychokliniken kamen dann noch die Gesprächsgruppentherapien hinzu.
Auch hatte ich Ambulante Psychologiegesprächsstunden bei drei niedergelassenen Psychologen. Gebracht hat’s nichts, jedenfalls nicht für meine Schmerzen. Die Frage „Welche psychische Belastung hat jetzt die Mundbeschwerden so stark ansteigen lassen“, konnte ich nicht beantworten. Ich habe gesucht in meiner Psyche, wollte die Frage beantworten.
Über dreieinhalb Jahre Psychotherapie haben im psychischen Bereich keinen Einfluss auf meine Mundbeschwerden, Augenbeschwerden, Verdauungsbeschwerden usw.
Die Psychotherapien haben aber große Ängste ausgelöst und die Ängste lösen nun zusätzliche psychosomatische Beschwerden aus. Wenn eine Psychotherapie nicht hilft, ist immer der Patient dran schuld. Eine andere Möglichkeit darf nicht mal hinter vorgehaltener Hand in Betracht gezogen werden.
Psychologen sind oft gleichzeitig Psychiater, bei denen geht die Gesprächspsychotherapie nicht so gut. Psychiater sind oft gleichzeitig Neurologen. Das ist auch nicht so gut.
Meine letzte Psychiaterin in Leipzig war Psychiater, Neurologin und Psychologin. Das ist die fatalste Zusammenstellung.
In meinen Breiten wird wieder auf eine dringend notwendige ortsnahe ambulante Gesprächspsychotherapie, auf psychiatrische Behandlung und psychosomatische Behandlung hingewiesen. Immer wieder wird mir unterstellt, dies nicht zu wollen und alles aus unerklärlichen Gründen und fehlender Motivation abzubrechen.
Ich habe nichts abgebrochen, habe keine Psychotherapie verweigert, bin an weiterer ambulanter Psychotherapie hoch motiviert. Das Feld ist abgeschöpft, es gibt praktisch keine Möglichkeit hier in Weißenfels und ortsnaher Umgebung eine psychiatrische, psychologische oder psychosomatische Behandlung in die Wege zu leiten. Es ist halt nichts mehr da. Ich war schon überall vorstellig. Meine letzte verhaltensorientierte Psychologin in Weißenfels (Psychologin) hat nach 25 Stunden keine Verlängerung beantragt, da ich keine Fortschritte machte. Wir hatten ein sehr gutes Vertrauensverhältnis.
Ansonsten gestaltet sich bei mir alles ein ganz klein schwieriger. Es fehlen völlig Umgang und Erfahrungen mit Transsexuellen. In Psychokliniken, bei Psychiatern werden Transsexuelle überhaupt nicht gern gesehen und haben einen höheren Spießrutenlauf.
Transsexuelle sind Störenfriede in Psychokliniken da die Andersartigkeit Ängste oder Unbehagen bei anderen Patienten auslöst.
Zudem wird ausschließlich die Transsexualität für die psychosomatischen Beschwerden verantwortlich gemacht. Ein neues Gutachten aus der Psychiatrie Jena liegt dem Gericht und meiner seit heute neuen Betreuerin vor, welches heute im Gerichtssaal vorgelesen wurde.
Mit der Wohnung, mit den Finanzen, mit der Gesundheitsvorsorge und des Unterbringungsort, es ist alles in der Schwebe. Ich muss nun alles mit der Betreuerin absprechen, was nicht nur ein „Muss“ bedeutet, auch ein „Will“ und Hilfe bedeuten kann und wird.
Ich habe bei Gericht aber aufgepasst was den Unterbringungsort angeht. Das ist wichtig um nicht in einer geschlossenen Psychiatrie mit Bett auf dem Flur eingesperrt zu werden.
Oregano, konnte ich deine Fragen beantworten? Ich habe das mit dem Widerspruch in meinen Aussagen nicht verstanden. Ich sehe den Widerspruch nicht.
Die Suche nach Selbsthilfegruppen verlief trotz deines links fast ohne Erfolg. Es gibt keine Selbsthilfegruppe für Transsexuelle, für Schmerzpatienten, für Patienten mit psychosomatischen Beschwerden.
Ich muss noch mal anrufen und noch mal wegen der Selbsthilfegruppe für Angst/Depressionen weitere Informationen einholen.
Tschüß Jennifer