Malve
Auf der Suche nach gesunder Kost -
PM - Hilfe! Was soll ich essen?
Wir verspeisen nicht mehr, was uns Appetit macht – sondern was
Ernährungsforscher uns einreden. Doch deren Empfehlungen sind oft widersprüchlich. P.M. begab sich auf die Suche nach gesunder Kost – und fand nur wenige gesicherte Wahrheiten. Eine davon lautet schlicht: Essen Sie, was Ihnen schmeckt!
Bereits bei der Geburt ihres Sohnes hätte Nicole S. (Name von der Redaktion geändert) auffallen müssen, dass etwas nicht stimmte. Seit fünf Jahren ernährte sich die sportliche Frau von »veganer Rohkost«, also hauptsächlich von Früchten, Nüssen und Avocados. Ihr Baby war blass und kaum durchblutet, es litt in der Folge häufig an Infektionen, schien apathisch und konnte mit 16 Monaten noch immer nicht selbstständig gehen. Doch erst als seine Unterarme zu zittern begannen, brachte Nicole S. ihr Kind ins Krankenhaus. Ergebnis: Das lebenswichtige Vitamin B12 war im Blut des Kindes nicht mehr nachweisbar, das Gehirn krankhaft verkleinert. Der Junge überlebte zwar, kann aber heute im Alter von acht Jahren nicht lesen, schreiben oder sich selbst die Schuhe zubinden.
Der Fall mag extrem sein, verdeutlicht aber einen Trend, der in abgemilderter Form auch viele andere Menschen in Deutschland erfasst hat: Wir essen nicht mehr das, worauf wir Lust haben, sondern was uns irgendeine Lehre vorschreibt. In früheren Zeiten sollte Essen satt machen, gut schmecken, unverdorben sein und bekömmlich. In Zeiten des Überflusses dagegen ist Essen ein Heilsversprechen, ein Glaubensbekenntnis. Die kluge Wahl der richtigen Nährstoffe soll uns vor Krankheiten bewahren, ausdauernder Verzicht auf Völlerei ein langes Leben schenken.
Eine Frau, die am Mittag vor einem Salatteller mit viel Olivenöl und etwas magerer Putenbrust sitzt, wählt damit nicht einfach ihre Leibspeise. Sie drückt Bildung aus, denn offensichtlich weiß sie etwas über gesättigte und ungesättigte Fettsäuren, und sie sucht das sichtbare Stigma aller Schlechtesser, das Übergewicht, zu vermeiden. Schaudernd blickt sie auf die Hamburger-Filiale um die Ecke, wo sich willensschwache, kranke Menschen irrationalen Gelüsten hingeben und dafür die Allgemeinheit mit ihren teuren Folgeerkrankungen belasten.
Um das Seltsame unserer Essgewohnheiten zu erkennen, bedarf es eines Gedankenexperiments: Was wäre, wenn morgen eine wissenschaftliche Studie bekannt würde, die mit nicht zu widerlegender Datenmacht beweist, dass Hamburger und Pommes frites gesünder sind als Salat mit Olivenöl und Putenbrust?
Autor(in): Birgit Herden
PM - Hilfe! Was soll ich essen?