Erfolgsabhängiges Selbstbewusstsein fördert psychische Erkrankungen

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Passend zur Weltmeisterschaft.....

Leistungssportler: Erfolgsabhängiges Selbstbewusstsein fördert psychische Erkrankungen


Athleten, die sich überwiegend über Ihren sportlichen Erfolg definieren, gefährden ihre psychische Gesundheit. Im Leistungssport zählen vor allem Erfolge, weswegen Athleten oft das Gefühl entwickeln, nur so viel Wert zu sein, wie sie auch Leistung bringen. Gleichzeitig wird ihnen oftmals vermittelt oder sie empfinden es selbst so, dass sie als Person nicht interessieren. Anerkennung sollte bei Athleten immer auf mehrere Lebensbereiche verteilt werden, damit das seelische Gleichgewicht nicht völlig vom Sport abhängig ist. Dazu sollte auch ihr Umfeld beitragen. Sie müssen davor bewahrt werden, dass sie sich selbst ausschließlich über ihre Leistung und Erfolge definieren oder das andere dies tun, erläutert Prof. Frank Schneider, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin. Eltern, Trainer und Betreuer sollten jungen Sportlern von Anfang an dazu verhelfen, dass sie sich zu einer reifen, selbstbewussten und autonomen Persönlichkeit entwickeln. Das ist eine notwendige Voraussetzung, um sich im Spitzensport zu etablieren, psychisch gesund zu bleiben und diesen Beruf ausüben zu können. Damit junge Sportler die Chance dazu haben, müssen sie in der Lage sein, ihre eigenen Fähigkeiten optimal zu entfalten und diese realistisch einschätzen zu können. Gleichzeitig müssen sie lernen, ihre Grenzen zu kennen, diese zu akzeptieren und auch Kritik annehmen zu können. Ein Maß an Druck kann sich durchaus positiv auswirken, allerdings darf Druck nie den Spaß am Sport verdrängen. Auch sollten Sportler von ihren Betreuern zu einem offenen Umgang mit menschlichen Schwächen und Nöten ermutigt werden, ergänzt Prof. Schneider, der auch Direktor der Aachener Universitätspsychiatrie ist.

Problematisch ist, dass psychische Erkrankungen bei Spitzensportlern in besonderem Maße stigmatisiert sind, weswegen Betroffene lange Zeit zögern, offen damit umzugehen und ihre Umgebung zu informieren. Dadurch bleibt lange unklar, warum sie unverschuldet Leistungseinbußen zeigen. Bislang findet die medizinische Betreuung von Sportlern überwiegend sportmedizinisch, also orthopädisch und internistisch, statt. Eine begleitende psychiatrisch-psychotherapeutische Begleitung wird in den seltensten Fällen parallel angeboten, obwohl eine psychische Erkrankung den Arbeitsplatz in besonderer Weise gefährdet. Bei seelischen Problemen sollten sich daher Athleten, Betreuer oder Eltern nicht davor scheuen, rechtzeitig professionelle Hilfe anzunehmen und einen Psychiater und Psychotherapeuten zu Rate zu ziehen. Erste Anzeichen für psychische Erkrankungen, wie Gereiztheit, Antriebslosigkeit, depressive Verstimmungen sowie sportunspezifische Ängste oder stressbedingte körperliche Erkrankungen sollten unbedingt ernst genommen werden. Trainer und Betreuer sollten Betroffene darauf ansprechen und dazu bewegen, frühzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen, rät der Experte.

Leistungssportler sind extremen physischen und psychischen Anforderungen ausgesetzt, die auch ins Privatleben vordringen. Sie müssen sich mit einem enormen Medieninteresse, hohen Erwartungen und der Erfüllung von hohen Verträgen auseinandersetzten. Oft gilt es, bestimmte Verhaltensweisen in der Öffentlichkeit zu beachten sowie die Feizeitgestaltung und Ernährungsgewohnheiten dem Sport unterzuordnen. Von allen Beteiligten, den Trainern, dem Publikum, den Vereinen und Verbänden wird eine ständige Höchstleistung erwartet. Treten Misserfolge ein, können die Beliebtheit und die Sympathie zu einem Spitzensportler beim Publikum schnell umschlagen. Wie die breite Öffentlichkeit das notwendige Verständnis und die Sensibilität entwickelt, mit menschlichen Schwächen von Athleten umzugehen, hängt insbesondere auch von der Art und Weise der medialen Betrachtung ab. Medien sollten Sportler daher fernab von Sensationslust unbedingt sachlich und respektvoll behandeln, mahnt Prof. Schneider von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum in Aachen.

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Ist doch interessant!

LG, Difi
 
Jepp...

wir haben zufällig eine Fußball Weltmeisterschaft...Uruguay ist weiter... Nur am Rande..

Aber im Sport versagen ist echt der Hammer. Trainer werden gefeuert, Spieler beschimpft, Leistungen durch den Dreck gezogen. Das geht auf das Gemüt.

Da kann das Selbstbewusstsein schnell im Keller sein.

LG, Difi
 
Dr. Eisenbart du schreibst:
Gibt es auch erfolgsunabhängigres Selbstbewusstsein?????

Ich glaube schon! - Sicher zu sein, dass ich in der Essenz o.k. bin - und andere auch, dass ich wählen kann.

Dieses Selbstbewusstsein ist ja nicht immer 1:1 da, sondern schwankend, aber es ist mehr und mehr möglich. (Leider nicht einfach "her damit"... - was mich manchmal nervt.) - Und ich kann mich an vieles immer wieder erinnern.

Selbstbewusstsein ist ja das Bewusstsein meiner selbst. - Also das "mir bewusst sein", was ich fühle, denke, tue, möchte - unabhängig, davon WIE oder WAS das ist.


Liebe Grüsse, fauna
 
Mir geht da gerade noch ein Gedanke durch den Kopf:

Vielleicht braucht es manchmal eine Krise (wie eine psychische Krankheit), echt herauszufinden, wer man/frau ist und ein neues Selbstbewusstsein aufzubauen resp. zu entdecken.

Liebe Grüsse, fauna
 
ja, so eine art grundvertrauen wäre gut!

nicht so, wie ndP schreibt. :schock:
Ich habe das bezogen auf Dr. Eisenbarts Bemerkung geschrieben und eher als Scherz gemeint.

Aber ganz ehrlich, ist Selbstbewusstsein nicht immer stark damit verknüpft, wer wir sind, was wir uns zutrauen und was wir wollen?
Das hat natürlich etwas mit Vertrauen zu tun. Nicht mit Grundvertrauen, sondern mit Selbstvertrauen, weil man sich und seine Fähigkeiten kennt.

Und natürlich bekommt dieses Selbstvertrauen/Selbstbewusstsein erstmal einen gehörigen Dämpfer, wenn man sich selbst als Sportler einen gewissen Platz/eine gewisse Zeit zum Ziel gesetzt hat und dies nicht schafft. Es muss hierbei gar nicht um einen der ersten Plätze gehen.

Man darf mMn. nicht vergessen, hinter allen Wettbewerben stecken nicht nur Monate, sondern auf die gesamte Sportlerkarriere gesehen Jahre, die mit unzähligen Trainingsstunden verbracht wurden.
Es wäre vollkommen illusorisch, wenn es anders wäre.
 
Selbstvertrauen wird schon sehr früh geprägt. Mit LOB! Wenn man die ersten Schritte macht, jubeln alle und man lacht, freut sich und spornt das Kind damit an. Ist ein schönes Gefühl also läuft man weiter. Nur jubelt man später deswegen nicht mehr. Wichtiger ist das Verhalten bei Enttäuschungen. Man fällt auf die Nase. Macht nichts. Nicht weinen..lachen!

Wenn man nur funktioniert auf der Gewinnerlinie, hat das Selbstbewusstsein schnell Probleme. Man kann nicht immer gewinnen.

LG, Difi
 
Wenn man nur funktioniert auf der Gewinnerlinie, hat das Selbstbewusstsein schnell Probleme. Man kann nicht immer gewinnen.

LG, Difi
Aber wenn man als Sportler, die jahrelang für ihren Sport leben, keine Ziele und nicht den Ehrgeiz hat, dann sollte man es besser beim Hobby belassen.:D

Mit der Einstellung- ist ja auch egal, wird es ganz sicher nix werden.:)))
 
Tja, Erfolg ist alles aber es kann einen psychisch krank machen.

Jetzt bei der Fußball Weltmeisterschaft sieht man sehr gut den Druck, die Anspannung. Trainer die Tränen kullern lassen weil sie das Klassenziel nicht erreicht haben.

Ich bin eh für Hobbybewegungen, möchte mich dem gar nicht aussetzen.

LG, Difi
 
Ja, wie müssen sich die Sportler fühlen, wenn sie nach Hause geschickt und dort mit Hohn und Spott empfangen werden. Z.B. sie hätten ihre Nationalität, ihre Fahne beschmutzt (ein Franzose). :schock:
Oder auch, sie hätten Angst davor, in ihre Heimat zurückzukehren (Nordkorea) :eek:
Ein Spitzensportler steht entweder auf dem "Treppchen" :wave: :wave: :wave:,
oder wird "abgesägt". :eek: :eek: Das kann man nach jeder WM oder Olympiade in den Zeitungen nachlesen.
Leider ist unsere Gesellschaft so. :mad:

Gruß
Sidisch
 
Und wenn das nicht krank macht...hat man ein seehhrr dickes Fell.;)

Das mit Nordkorea, hat mich auch bestürzt. Darf gar nicht weiter denken.

Aber man sich nicht mal rausreden mit "anderes Regime".

Denn auch in Deutschland kann die Öffentlichkeit Stress ausüben.

"Was ist mit unserem Boris los?" (36 1/4 und paar kaputte) "Hat ihn das Glück verlassen oder muss er sich vom miesen, miesen Trainer trennen?"

Hier in Uruguay läuft es etwas anders. Da gibt es mehr sportlichen Ehrgeiz ohne Konsequenzen. Dabei sein ist alles.

Man muss Erfolgsabhängiges Selbstbewusstsein gar nicht fördern. Sondern ein gesundes Selbstbewusstsein.

LG, Difi
 
Das ist halt das Problem mit menschengemachten, unsinnigen Idealen: Die ganze Idee ist schon an sich geistesgestört, daher kein Wunder, dass Geisteskrankheiten daraus hervorgehen (und übrigens ist die Seele NIEMALS davon betroffen, es ist immer nur der Geist - die meisten kennen nur leider den Unterschied nicht). Mal davon abgesehen, dass Leistungssport den Körper fast immer auslaugt bzw. kaputtmacht - also muss man dafür auch schon ein gewisses Maß an Geisteskrankheit mitbringen, weil man selbstzerstörerisch handelt.
 
Dann müsste der größte Teil der Menschheit geistesgestört sein....:D Denn der Leistungssport hat uns überleben lassen. Ohne Jagt kein Futter. Nun gab es da noch die gemütlichen Beerensammler. Aber keine Ahnung wieviel Tage der unterwegs war um genügend zu finden.
Hier geht es lediglich um das Erfolgsabhängige Selbstbewusstsein. Kein Sport, kein Spiel ohne Gewinn. Kommt aus der selben Ecke der Evolution. Kein Erfolg, kein Futter.

Die Beurteilung von Unsinnig ist nicht zu pauschalisieren. Alles hat einen Ursprung. Obwohl man scherzhaft sagt...Seelenklempner..wird auch bei den Nichtgläubigen unterschieden. ;)


LG, Difi
 
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