Der Königsweg bei Angst/Panikattacken ist das Verstehen.

Hallo Weiermann,

es gibt unterschiedliche Arten von Familienaufstellungen. Es muss nicht unbedingt die nach Hellinger sein. Den finde ich auch abgedreht. Er wäre nicht mein Fall.

Familienaufstellen nach Hellinger - kritisch beleuchtet

Bei Familienaufstellungen, wo nicht in der direktiven Art Hellingers gearbeitet wird, ist es tatsächlich nach meiner Erfahrung auch möglich, dass Dinge ans Licht kommen und geheilt werden können. Die Aufstellenden übernehmen nur selbst mehr Verantwortung und schauen und hören, was die "Stellvertretern" zu sagen haben. Bei der Deutung oder heilsamen Aufstellung kann es Hilfestellung geben, sie muss aber nicht angenommen werden.

Ich bin der Auffassung, sobald ein Zwang dahinter steht, kann das Ganze auch sehr gefährlich werden. Bei Hellinger gab es wohl auch schon Suizide im Anschluss. Er übernimmt natürlich keinerlei Verantwortung, er hält sich wohl für Gott, und zwar für den einzigen möglichen...Aber es gibt wohl Menschen, die stehen auf die harte Tour, was wahrscheinlich mit ihrer individuellen Geschichte zusammenhängt. Es gibt aber viele Wege und jeder kann sich für seinen ihm gemäßen Pfad entscheiden.

Es geht übrigens nicht unbedingt um die Familie, die aufgestellt werden kann, es kann auch ein Thema oder ein aktueller Konflikt aufgestellt werden. Dann können verschiedene Seiten angeschaut werden.

Die Erkenntniss können auch eine Zeitlang danach erfolgen. Ob es dann tatsächlich Auswirkung auf das "System" gibt, habe ich noch nicht so mitbekommen.

Lieben Gruß
LieberTee
 
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Hallo Weiermann,

Diese sog. "Familienaufstellungen" gehören zur "Schwarzen Pädagogik"! Sie haben nur den einen Zweck, nämlich die Schuld dem Kinde in die Schuhe zu schieben und die eigentlichen Täter, in den meisten Fällen die Eltern, weiterhin zu schonen!

Das mag für eine Hellinger-Aufstellung gelten, nicht aber für die lösungsorientierten Aufstellungen. Hast Du eine solche schon einmal miterlebt?

Als Schwarze Pädagogik wird Pädagogik bezeichnet, die sich vorwiegend repressiver Mittel bei der Erziehung bedient. Darunter fallen alle intentionalen Handlungen, mit denen ein Kind unter Einsatz körperlicher oder seelischer Mittel zu bestimmten Handlungen bzw. zu einem bestimmten Verhalten gebracht werden soll. Der Begriff selbst stammt von der Soziologin Katharina Rutschky (geb. 25. Januar 1941), die eines ihrer Bücher mit diesem Titel versehen hat...
berblick

Grüsse,
Oregano
 
Hallo Oregano,

danke für diesen Link. Insbesonder dieser Absatz daraus ist sehr erhellend.

"Die Mittel, die schwarze Pädagogik einsetzt, sind repressiv. Zu ihnen gehören:
Fallen stellen, Lügen, Listanwendung, Verschleierung, Manipulation, Ängstigung, Liebesentzug, Isolierung, Misstrauen, Demütigung, Verachtung, Spott, Beschämung, Gewaltanwendung bis zur Folter... "
Mein Eindruck aus verschiedenen Berichten ist, dass Hellinger mit diesen auch in der Diktatur verwendeten Mitteln "arbeitet". Ich kann es allerdings nicht fassen, dass er immer noch Menschenmassen anzieht.

Aber das ist ja mit allen "Verführern" so, sie haben eine Art von Charisma, das die Menschen anzieht. Der Ursprung liegt für mich in genau der oben beschriebenen schwarzen Pädagogik, die viele in ihrer Kindheit im Elternhaus oder in der Schule erlebten. Man versucht Bekanntes wiederzufinden und es dadurch im Nachhinhein so zu relativieren, dass die eigene Erfahrung in Nachhinein als positiv erlebt werden kann, so dass man sich mit seiner Vergangenheit auszusöhnen vermag.

Jedes Kind liebt seine Eltern und andere Erzieher, Menschen, von denen es abhängt, existenziell und seelisch. Es liegt also leider auch am Wunsch der Gequälten, sich selber in Nachhinein eine nicht dagewesene heile Welt schönzureden. Insofern hat Hellinger tatsächlich viele Erfolge zu verbuchen. Sie sind auf einer Lüge aufgebaut! Hellingeraufstellungen arbeiten nicht nur mit der (Selbst-)Täuschung, sondern dazu auch noch mit der Wiederholung der Demütigung und Erniedrigung. Paradoxerweise ist sie (m.E. aus oben genannten Gründen) bei einigen Menschen wirksam.

Hast Du schon einmal eine "lösungsorientierte" Aufstellung erlebt? Könntest Du es beschreiben oder einen Link dazu reinsetzen? Ich habe leider keinen gefunden.

Lieben Gruß
LieberTee
 
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Ich möchte hier ein Beispiel der Familienaufstellungen erzählen die mir sehr diente
Das erste mal als ich Kontakt damit hatte, machte ich es auf einem Blatt Papier, ich zeichnete einen Raum mit Fenster und Türe.
Dann zeichnete ich mich, meine Mutter, meinen unbekannten Vater (über den ich nur schlechtes hörte) meine Mutter und die Grosseltern in das Viereck rein.
..
Nach dieser Zeichnung wusste ich für mich, dass da etwas nicht stimmt mit dem was man mir über meinen Vater erzählte-- und ich sagte meiner Mutter mit 38 dass ich meinen Vater kennen lernen will, sie rief ihn an, er wollte sich bei mir melden. Ich fuhr dann einmal bei ihm zuhause vorbei, auf das Leuten kam aber niemand, ich ging in den Block, aber im Korridor ging das Licht aus, und ich ging wieder raus-als ich am Haus hoch schaute, da sah ich einen Mann am Fenster- und ich dachte dass muss er sein. Nochmals zurück ging es aber für mich nicht.
2 Jahre später kam es wieder hoch, dass ich meinen Vater kennen muss, einfach um zu wissen was hab ich von ihm. Alle Gefühle die ich in der Vergangenheit für ihn, den unbekannten Vater hatte, alles was ich in ihn hineinprojizierte, alles was ich hörte war nicht mehr wichtig, ich wollte ihm Gegenüberstehen, ihn sehen. Ob ich ihn danach wieder sehen wollte wusste ich nicht, aber wenigstens einmal sehen.
Ich rief ihn an, wir machten ab. Es war ein sehr sehr emotionales Erleben für uns beide ich besuchte ihn später wieder, und er mich einigemale und es wurde dann eine innige Beziehung bis er starb, es tat mir gut ihn zu kennen, seine Seite der Geschichte kennen zulernen, meinen leiblichen Vater zu kennen, ich verstand auch mich danach besser.
Wenn ich nicht diese Sicherheit gehabt hätte, nachdem ich die Situation meiner Familie auf ein Blatt Papier zeichnete, dass da noch was anderes ist, ich weis nicht ob ich den Mut gehabt hätte diesen Schritt zu machen.
Später machte ich noch 3 weitere Aufstellungen mit Personen, bei welchen sich für mich Beziehungen veränderten, aber vor allem auch das Gefühl in mir drin.
LG KARDE
 
Hallo LieberTee

"Aber es gibt wohl Menschen, die stehen auf die harte Tour, was wahrscheinlich mit ihrer individuellen Geschichte zusammenhängt."

Das ist sicherlich so. Das kommt wohl daher, dass diese Menschen einen ebensolchen Erzieher hatten und in der Wiederholung unbewusst die gleichen Verhältnisse suchen. Das geschieht so lange, bis einem die Zusammenhänge bewusst werden und man sich von der Angst vor dem einstigen Erzieher befreien kann. Als Kind war die grosse Angst vor den strafenden Erziehern sehr wohl berechtigt, aber als Erwachsener braucht man diese Angst eigentlich nicht mehr zu haben und sollte irgendwann versuchen, sich davon zu befreien, denn sie verhindert das eigene Leben und macht krank.

Familienaufstellungen befreien nicht von dieser Angst und deshalb schaden sie letztlich mehr, als dass sie nutzen.

Bei Aufstellungen zu irgendeinem Thema oder zu aktuellen Konflikten muss man sich fragen, in wieweit sie eben auch mit der eigenen Kindheit verwoben sind und unbewusste Inszenierungen der Kindheitsverhältnisse sind.

Ich denke, dass die Angst vor den strafenden Erziehern, die leider bei sehr vielen Menschen unbewusst das Leben bestimmt, viele Menschen dazu treibt, immer wieder neue Theorien und Erklärungen zu suchen, um ihre Probleme im Leben auf irgendeine andere Art und Weise zu lösen, als damit, dass sie sich dieser Angst stellen und sie durch einen mutigen Schritt überwinden. Wenn man dabei natürlich einen Menschen kennt, der einem zur Seite steht und unterstützt, der vor allem auf der Seite des kleinen Kindes von damals steht und nicht auf der Seite der Erzieher, ist dies eine grosse Hilfe!

Liebe Grüsse
Weiermann
 
Hallo Oregano

Vielen Dank auch von meiner Seite für den Link zur "Schwarzen Pädagogik". Eine sehr gute Zusammenfassung!

Ehrlich gesagt ich zweifle daran, dass Aufstellungen irgendwelcher Art nachhaltig etwas lösen können. Da ist wohl der Wunsch "der Vater dieser Ideen". Man kann den individuellen Weg, den man gehen muss, nicht an andere delegieren, nicht durch eine Aufstellung ersetzen.

Aufstellungen können im besten Falle vielleicht etwas aufzeigen, etwas erhellen, was man aber im Grunde ohnehin schon weiss (man will es einfach nur bestätigt haben).

Liebe Grüsse
Weiermann
 
Hallo Weiermann,

eine Wunderheilung von alten Verletzungen oder Verhaltensmustern durch eine systemische Aufstellung halte ich auch eher für eine Ausnahme. Trotzdem finde ich einige der Standard-Sätze, die z.B. nach Hellinger gesagt werden, durchaus hilfreich und tröstlich, z.B. bei der Trauerbewältigung:

"Du bist gegangen. Ich bleibe noch ein bißchen. Bitte schaue von dort aus wohlwollend auf mich herab". (oder so ähnlich).
Oder:
"Ich weiß, daß Du alles für mich getan hast, was Dir möglich war, und dafür danke ich Dir". - DAs wird oft so interpretiert, daß ein mißbrauchender Vater ja alles andere als Dank bekommen kann. Auf der anderen Seite: Die Dinge sind so , wie sie sind, und dieser Vater war eben unfähig, ein liebevoller Vater zu sein.

Ich fand das Buch von Thomas Schäfer "Was die Seele krank macht und was sie heilt" ganz informativ als Gedankenanstoß zu eigener Seelenarbeit. Nach meiner Erfahrung mit Familienaufstellungen sollten die bei wirklich schwierigen Situationen keinesfalls ohne gute PsychotherapeutInnen stattfinden; das gehört einfach dazu.

Hier werden verschiedene systemische Aufstellungen beschrieben:
SySt zu anderen vergleichbaren Verfahren | SySt®-Institut

Wichtig ist meiner Meinung nach immer, daß man erst einmal den alten Emotionen/Gefühlen/Verhaltensweisen dafür dankt, daß sie einem über schwierige Zeiten hinweg geholfen haben. Daß man ihnen aber auch sagt, daß sie jetzt nur noch begleitend helfen brauchen und deshalb gehen können. DAzu gibt es eine Art Meditation, die ich aber leider im Moment nicht finde.

Ich persönlich finde AUfstellungen mit einem Blatt Papier sehr wirkungsvoll, auf dem dann energetisch (Pendel, Biotensor, kinesiologisch) abgefragt wird, was die dort aufgezeichneten Personen brauchen können. Das habe ich weiter oben schon einmal beschrieben.

Grüsse,
Oregano
 
Hallo

ich kann mich euch Vorschreibern nur anschließen.

Vor über 10 Jahren habe ich selber Erfahrungen mit Hellinger-Aufstellungen gemacht, deren Auswirkungen ich für sehr bedenklich hielt und ich machte aus meiner Meinung auch keinen Hehl - trotz der sich anbahnenden Hype und Begeisterung in der "Szene".

Als Figurenstellen ohne dogmatischen Interpretations-Hintergrund finde ich die Methode jedoch außerordentlich nützlich.
 
Als Kind war die grosse Angst vor den strafenden Erziehern sehr wohl berechtigt, aber als Erwachsener braucht man diese Angst eigentlich nicht mehr zu haben und sollte irgendwann versuchen, sich davon zu befreien, denn sie verhindert das eigene Leben und macht krank.
Wie sieht Deiner Auffassung oder Erfahrung nach diese "Befreiung" aus?

Das Unbewusste des Menschen funktioniert offenbar nicht so einfach gestrickt. Selbst wenn der Verstand diese allgemeine Erkenntnis anerkennt, kann das, was (vor allem nichtsprachlich) verinnerlicht wurde zu ständig neuen Inszenierungen der alten Dramen führen. Diese Neuinszenierungen fügen neue Wunden zu den alten hinzu, überlagern diese und allein mit dem Verstandeswissen sind sie daher oft nicht aufzulösen.

Weiermann schrieb:
Familienaufstellungen befreien nicht von dieser Angst und deshalb schaden sie letztlich mehr, als dass sie nutzen.

Bei Aufstellungen zu irgendeinem Thema oder zu aktuellen Konflikten muss man sich fragen, in wieweit sie eben auch mit der eigenen Kindheit verwoben sind und unbewusste Inszenierungen der Kindheitsverhältnisse sind.
Kennst Du den Begriff "Stockholmsyndrom", oder besser "Identifikation mit dem Aggressor"? In existenziell bedrohlichen Situation, (sowohl seelischer als auch körperlicher Natur) in den Demütigung und Ohnmacht gleichermaßen empfunden werden, neigt die Psyche dazu, sich mit dem Täter zu identifizieren und die Taten als berechtigt und verdient zu erleben. Es kann sogar eine psychische Bindung oder Liebe zum Täter entstehen.

Diese Menschen müssen nicht nur ihre Angst vor dem strafenden Erzieher überwinden, sie müssen gleichzeitig sich ihrer Scham stellen, nicht nur den Erzieher, sondern auch den Folterer "geliebt" zu haben.

Hellinger tut etwas ähnliches. Kein Wunder also, dass viele an ihm "hängen", wie an einem Guru. Die Tatsache, dass er sich als "Erlöser" präsentiert macht es für die Betroffenen noch schwerer, sich aus der Verstrickung zu lösen. Es ist ja in diesem Fall nicht der ehemalige geliebte und Angst bereitende Erzieher, der als Erwachsener klar zu identifizierende Verursacher, der strafte, es ist vielmehr der "Helfer", also wieder eine Autorität und diesmal im Gewand des agebliche "Heilenden". Ich denke auch, dass der Schaden dadurch größer wird und nicht kleiner.
Weiermann schrieb:
Ich denke, dass die Angst vor den strafenden Erziehern, die leider bei sehr vielen Menschen unbewusst das Leben bestimmt, viele Menschen dazu treibt, immer wieder neue Theorien und Erklärungen zu suchen, um ihre Probleme im Leben auf irgendeine andere Art und Weise zu lösen, als damit, dass sie sich dieser Angst stellen und sie durch einen mutigen Schritt überwinden.
Welches ist Deiner Ansicht nach, dieser "mutige Schritt". Ich bezweifle, dass allein ein Schritt das Dilemma auflösen kann.
Weiermann schrieb:
Wenn man dabei natürlich einen Menschen kennt, der einem zur Seite steht und unterstützt, der vor allem auf der Seite des kleinen Kindes von damals steht und nicht auf der Seite der Erzieher, ist dies eine grosse Hilfe!
Das ist in der Regel bei Traumatherapien der Fall, so sollte es zumindestens sein.

Aufstellungen können im besten Falle vielleicht etwas aufzeigen, etwas erhellen, was man aber im Grunde ohnehin schon weiss (man will es einfach nur bestätigt haben).
Das glaube ich eben nicht. Selbst wenn dieses "Wissen" vorhanden sein sollte, so ist es wahrscheinlich gut verborgen.
Trotzdem finde ich einige der Standard-Sätze, die z.B. nach Hellinger gesagt werden, durchaus hilfreich und tröstlich, z.B. bei der Trauerbewältigung
Sind es nicht einfach neue Merksätze des Überich? Ich denke, es ist nachhaltiger, diese Sätze für sich selbst zu entwickeln.
Oregano schrieb:
Wichtig ist meiner Meinung nach immer, daß man erst einmal den alten Emotionen/Gefühlen/Verhaltensweisen dafür dankt, daß sie einem über schwierige Zeiten hinweg geholfen haben.
Ja, es ist sicher hilfreich, die eigenen psychischen Leistungen anzuerkennen und sich zu verabschieden, wenn sie aktuell mehr Schaden als Nutzen bringen.
Oregano schrieb:
Ich persönlich finde AUfstellungen mit einem Blatt Papier sehr wirkungsvoll, auf dem dann energetisch (Pendel, Biotensor, kinesiologisch) abgefragt wird, was die dort aufgezeichneten Personen brauchen können. Das habe ich weiter oben schon einmal beschrieben.
Da habe ich etwas verpasst. Von solchen Verfahren habe ich noch nie gehört.

Lieben Gruß
LieberTee
 
Hallo,

nach dem ich mich mit Hypnose beschäftigt hatte bin ich dann hierauf gestoßen. https://ellenzimmermann.de/download/befreite_aufmerksamkeit.pdf

Was ich daran so interessant finde ist a) dass man einfach direkt das Unterbewusstsein befragt :
„Welche Situation benötigen wir um wieder in Harmonie zu kommen?“

Man richtet die Fragen direkt, ohne irgendwelche besonderen Vorbereitungen, an die Teile, welche die Antwort geben können und erwarte die Antwort.

So lauten die Fragen:

Grundsätzliche Fragen und Anweisungen im DK-Verfahren
Ÿ Welche Situation benötigen wir um Dein Ziel zu erreichen?
Ÿ Geh in die Situation die wir brauchen um..
Irgendetwas in Dir weiß, was nun geschehen muss, damit…
Ÿ Welche Situation benötigen wir damit es jetzt weiter geht?
Ÿ Geh nun in die Situation, die verantwortlich ist dafür dass Du jetzt nichts mehr wahrnimmst.
Was muss geschehen damit alle Teile in Dir harmonisch zusammenarbeiten?

Die erste Aufgabe ist die Zielermittlung

1. Ihr Klient benötigt ein klares Ziel
In der Regel erzählen die meisten Menschen all die Dinge die sie nicht möchten. Das können irgendwelche Leiden sein, zwischenmenschliche Schwierigkeiten, berufliche Schwierigkeiten usw.. Die Aufmerksamkeit der meisten Menschen ist in einer Negativspirale gefangen. Ihre erste Aufgabe besteht nun darin,
Ihren Klienten in den Zielzustand hinein zu fragen. Verwenden Sie folgende Fragen:
Ÿ“Was möchten Sie statt dessen?”
“Woran werden Sie erkennen, dass Sie Ihr Ziel erreicht haben?”
“Was werden Sie sehen, fühlen und hören wenn Sie Ihr Ziel erreicht haben?”

Dann gibt es die Einstiegsfragen

Stellen Sie gerade am Anfang viele sinnesspezifische Fragen und
Orientierungsfragen.
“Was nimmst Du wahr? Wie fühlt sich das an? Wie hört sich das an? Wie sieht das aus? Wer ist vor Dir? Neben Dir? Was ist rechts von Dir? Usw.” Dies bewirkt eine Trance bei Ihrem Klienten die sich selbst reguliert.

3. Das Ziel ansteuern

Hier gilt es Abschweifungen zu vermeiden

4. Erinnerungslücken schließen

5. Harmonisieren


Ein Trauma oder einen Konflikt können wir direkt ansteuern und
lösen, denn dabei handelt es sich meist um ein einmaliges Erlebnis.
Bei einem Erziehungsmuster sieht es schon etwas anders aus. Hier haben wir es mit Prägungen zu tun, die schon von klein auf die Aufmerksamkeit in eine bestimmte Richtung ausgerichtet haben. Dadurch entstand eine Spirale von Erwartung und Bestätigung die sich endlos fortsetzt

Das Unbewusste Ihres Klienten weiß, warum es so ist wie es ist und was notwendig ist für eine optimale Veränderung. Ihre Aufgabe ist es die zweckmäßigsten Fragen zu stellen und den Prozess in Bewegung zu halten. Mehr brauchen Sie nicht zu tun

Dann sind auch noch ein paar Übungen zur Selbsthilfe angefügt.

Liebe Grüße

Ulrike
 
Hallo LieberTee

Ich war ferienhalber längere Zeit abwesend, darum schreibe ich erst heute wieder.

Du hast schon recht, mit dem Verstand alleine kann man sich nicht von den Ängsten befreien. Aber es ist der erste sehr wichtige Schritt, dass man erkennt, dass man sich bewusst wird, in welchem Zusammenhang die Ängste stehen. Es geht hier ja um die Angst des Kindes vor der Strafe der Eltern und diese Angst bleibt bei den meisten Menschen bis ans Lebensende und ist Hauptursache für viele Krankheiten, weil es das eigene Leben verhindert.

Nun, wie kann man sich von dieser Angst befreien?

Man muss sich bewusst machen, dass diese Angst in der Kindheit in uns gepflanzt wurde! Und zwar von den eigenen Eltern bzw. von den Erziehern, weil sie Gewalt und Zwang gegen uns ausübten und uns unterdrückten! Es gilt also, diese Wahrheit schonungslos aufzudecken und die Täter als solche zu benennen!

Als mir die Zusammenhänge bewusst wurden, habe ich angefangen, "meine Kindheit" niederzuschreiben. Da ich in meiner Kindheit sehr viel Gewalt, Zwang und Unterdrückung erlebte, weiss ich, was es heisst, vor seinen Erziehern Angst zu haben! Und diese Angst blieb auch im Erwachsenenalter! Die Befreieung davon fing damit an, dass ich alles niederschrieb und auch an meine Eltern einen Brief verfasste, indem ich klar und deutlich formulierte, wie ich die Kindheit erlebte und was sie aus mir gemacht haben! Ich habe es gewagt, ihnen die Stirn zu bieten und sie als Verbrecher anzuklagen, schonungslos, ohne Wenn und Aber! Und was ist passiert? Nichts! Mein Mut hat sie verstummen lassen, denn sie wissen, dass es so war, wie ich es beschrieb! Nun haben sie die Ernte von dem, was sie gesät haben, erhalten! Ihre einzige Reaktion war ein Brief, worin sie meinten, ich solle die Kindheit vergessen und nach vorne schauen, ich solle mehr arbeiten, dann käme ich nicht auf so dumme Gedanken und dann schickten sie mir noch irgendein Buch über gesunde Ernährung! Heller Wahnsinn! Ich habe gleich alles zerrissen und verbrannt!

Vollends befreien von der krankmachenden Angst kann man sich aber erst, wenn man wirklich alles in Worte fasst, was damals geschah und wenn man es auch nachfühlt, wie es damals für sich als Kind gewesen war. Man muss die Wut und den Zorn, den man damals nicht äussern durfte und verdrängen musste, unbedingt (hin)-ausdrücken! Es ist sehr wichtig, dass man sich irgendwann in seinem Leben für sich selbst einsetzt und versucht, seine Kindheit aus der Perspektive des Kindes, das man war, wahrzunehmen, damit man seine eigenen Gefühle und seine eigene Sprache wiederfindet!

Vielleicht braucht man auch die Hilfe eines Therapeuten, da man sich an viele Ereignisse nicht mehr oder kaum mehr erinnern kann. Eine Hilfe könnte auch sein, dass man durch malen wieder zu sich selbst findet. Ich denke dabei an die besonderen Malorte nach Arno Stern, wie es sie in vielen Städten gibt. Nach den Sommerferien werde ich in meiner Stadt so einen Malort aufsuchen.

Arno Stern: Arno Stern Official Web Site: Formulation, Closlieu, Jeu de Peindre, Malspiel, Malort. Atelier de Peinture, enfants, adultes

Liebe Grüsse
Weiermann
 
hallo weiermann ,

Eine Hilfe könnte auch sein, dass man durch malen wieder zu sich selbst findet. Ich denke dabei an die besonderen Malorte nach Arno Stern, wie es sie in vielen Städten gibt. Nach den Sommerferien werde ich in meiner Stadt so einen Malort aufsuchen.
………… ein weg der eine reale möglichkeit hat (zumindest in der zeit des malens ) erst einmal wieder zu sich zu finden .

mich hat das malen immer und immer wieder rausgeholt .

wenn ich bewusst bemerke das ich wenig schreibe, ist dies ein zeichen das malwerk rauszuholen .

lg ory
 
Lieber Weiermann,

ich habe Deinen Beitrag jetzt erst gelesen. Diesen Weg kenne ich, sich über die Verletzungen klar werden und sie schriftlich festhalten. Es war mutig von Dir, Deinen Eltern diesen Brief zu schicken. Ich wundere mich jedoch nicht, dass es Dir wenig genützt hat.

Was hast Du von Deinen Eltern erwartet? Sie sind auch nur das Ergebnis ihrer eigenen Kindheit. Wenn Du Ihnen völlig egal wärst, hätten sie vielleicht gar nicht geantwortet oder einfach alles von sich gewiesen, um sich selbst zu schützen. Es ist Ausdruck ihrer eigenen Hilflosigkeit, dass sie Dir rieten, die Vergangenheit zu vergessen und sich der Zukunft zuzuwenden. Was haben sie für sich selbst und ihr eigenes Leben anderes getan? Du hast sogar noch ein Geschenk von ihnen erhalten und es nicht gewürdigt.

Nun, zu dem Zeitpunkt konntest Du es nicht, denn Du fühltest Dich ja immer noch abhängig von ihrer Liebe, die sie Dir nicht in dem Maße gaben, wie Du sie wolltest und sicher auch brauchtest. So konntest Du nur Deiner Wut über Deine erneute Enttäuschung Ausdruck verleihen. Das was sie an Zuwendung zu geben bereit sind, oder wozu sie auch nur in der Lage sind, das wolltest Du nicht. Du wolltest diese Art von Liebe nicht. Also wolltest Du lieber gar nichts.

Es ist traurig, dass die elterliche Zuwendung nicht da war, denn wo können wir Vertrauen in das Leben und seine Sinnhaftigkeit bekommen, wenn nicht in der ersten wichtigen Beziehung unseres Lebens?

Der Mangel erzeugt Lebensmuster, die nichts als Schmerz und Entbehrung mit sich bringen und wieder erzeugen. Es ist nur aus meiner Sicht gefährlich, dieses Muster des: "wenn ich nicht bekomme, was ich will und brauche, dann will ich nichts" als Wegweiser im Chaos des Lebens zu kreieren.

Wohlbefinden erleben wir doch immer nur in der Beziehung. Wenn ich aber in der Beziehung lediglich Forderungen und Ansprüche signalisiere, um meinen Mangel ausgleichen zu können, was kommt mir dann entgegen in Beziehungen? Entweder (erneute) Ablehnung, ob der unerfüllbaren Ansprüche oder diesselbe Haltung, die ich auch einnehme? Begegene ich möglicherweise nur Menschen, die dasselbe von mir wollen, was bedeutet, ich soll für einen anderen Menschen den Mangel ausgleichen, das Glück bringen und erhalten?

Ich denke in letzter Zeit viel über diese Frage nach. Wie kann das nicht vorhandene Urvertrauen entstehen? Wie kann man sich selbst ein sinnerfülltes Leben kreieren?

Vielleicht ist die Möglichkeit der Kreativität, in diesem Fall des Malens, eine von vielen Möglichkeiten, die uns Mangelkindern noch offensteht. Die Farben des Lebens entdecken, das gefällt mir.

Lieben Gruß
LieberTee
 
Guete Morge, LieberTee

Du schreibst: "Du hast sogar noch ein Geschenk von ihnen erhalten und es nicht gewürdigt." und weiter "dieses Muster des: "wenn ich nicht bekomme, was ich will und brauche, dann will ich nichts" als Wegweiser im Chaos des Lebens zu kreieren."

Dass meine Erzieher die Wahrheit der Realität ihrer eigenen Kindheit verleugnen, sich nicht damit beschäftigen wollen, lieber alles vergessen und nach vorne schauen, ist ihre Sache, ihre Entscheidung. Das können sie tun und sie nehmen dafür ja auch den Preis von vielen Erkrankungen in Kauf! Dass sie mir aber diese, ihre Haltung weitergeben wollen, weiterempfehlen, ist eine andere Sache und vor allem eine, die ich entschieden ablehne! Darum habe ich auch das Buch zurückgewiesen bzw. vernichtet! Ich empfand es sogar als eine Bösartigkeit, mir zu empfehlen, ich solle irgendwelche Gesundheitstips bezüglich Ernährung beachten, dann bekäme ich meine Bauchschmerzen schon in den Griff! Sie wollten mich damit davon abhalten, der Wahrheit der Realität meiner Kindheit in die Augen zu schauen! Denn damit ist automatisch auch die Schonzeit für sie vorbei! Und vor allem: die Ursache der meisten (vielleicht aller!?) Erkrankungen liegt in der Kindheit, weil in jenen Jahren der junge Mensch gezwungen war, seine wahren Gefühle und Worte zu verdrängen! Und das hat unser Körper, unser Gehirn nicht vergessen! Nichts davon hat er vergessen, was ihm damals geschah! Und mit körperlichen und seelischen Symptomen will er uns darauf aufmerksam machen, denn er will wieder heil werden!

Und da kommen sie und schicken mir ein Buch über Brottrunk! Und dies, nachdem ich ihnen zwei überaus deutliche Briefe geschrieben hatte mit Bezug auf die Geschehnisse in der Kindheit!

Ich denke, man muss in dieser Sache kompromisslos sein! Man muss die Perspektive des kleinen Kindes, das man damals war, einnehmen und dann wird deutlich, was man z.B. von irgendwelchen Ernährungstips zu halten hat und was sie im Grunde bedeuten: nämlich eine erneute Verletzung, eine erneute Nichtbeachtung, ein erneutes völliges Desinteresse, eine erneute Ohrfeige!

Ich habe das in meiner Kindheit oft genug erlebt! Damals musste ich gezwungenermaßen Rücksicht auf sie nehmen, musste meine Gefühle und Worte verdrängen, ich musste ja weiter mit ihnen leben..., aber heute nicht mehr! Wie schon gesagt, die Schonzeit ist vorüber!

Nun bin ich auf dem Weg zu mir selbst. Es ist kein einfacher Weg, denn auf ihm begegne ich allen erlittenen Peinigungen meiner Kindheit, muss diese noch einmal nachfühlen und artikulieren, denn nur so komme ich mir stetig etwas näher und kann mein EIGENES Leben doch noch finden und in der Folge stellt sich dann auch die Frage nach dem Sinn nicht mehr, denn ich werde dann wissen, was ich tun muss, tun kann, tun sollte.

Und ja, ich denke auch, dass das Malen auf diesem Weg eine Hilfe sein kann, besonders eben diese spezielle Art von malen nach Arno Stern. Hier darum noch der Link zu diesen speziellen Malorten in der Schweiz: Ausdrucksmalen im malraum.ch - Das Malatelier zum malen - Ausdruck und Kreativität (siehe dort unter "Adressliste")

Liebe Grüsse
Weiermann

P.S.
Arno Stern ist der Vater von Andre Stern, der nie in die Schule ging. Kürzlich haben sie zusammen ein Buch veröffentlicht mit dem Titel: "Mein Vater, mein Freund - Das Geheimnis glücklicher Söhne".
 
Lieber Weiermann,

ich habe Deinen Beitrag mit Interesse gelesen und ich spüre sehr viel Schmerz und Wut, die Du in Deiner Kindheit erlebt hast. Du bist damit nicht allein.

Warum habe ich aber den Eindruck, Du kommst über die Wut nicht hinaus? Vielleicht irre ich mich, aber bei mir kommt es so an. Betrachte bitte meine Antwort nicht als Belehrung, auch wenn sie z.T. so klingen mag. Ich habe auch manchmal so meine Schwierigkeiten, etwas gut auszudrücken. Es sind einfach meine Gedanken dazu.

Dass meine Erzieher die Wahrheit der Realität ihrer eigenen Kindheit verleugnen, sich nicht damit beschäftigen wollen, lieber alles vergessen und nach vorne schauen, ist ihre Sache, ihre Entscheidung. Das können sie tun und sie nehmen dafür ja auch den Preis von vielen Erkrankungen in Kauf!
Hast Du Mitgefühl für sie übrig?
Ich empfand es sogar als eine Bösartigkeit, mir zu empfehlen, ich solle irgendwelche Gesundheitstips bezüglich Ernährung beachten, dann bekäme ich meine Bauchschmerzen schon in den Griff!
Dort nimmst Du die Haltung des bedürftigen Kindes ein. Das ist nicht schlimm. Denn Du warst ein bedürftiges Kind, das nicht das bekommen hat, was es brauchte!

Bleibe aber dabei nicht stehen. Sonst kann es passieren, dass Du die Haltung des Kindes, etwas haben zu wollen, egal wie, nicht verlassen kannst. Erst wenn Du Dir darüber bewusst wirst, dass es zwar eine überaus berechtigte Forderungs- und Anspruchshaltung eines Kindes ist, Du aber den Mangel, den Du erlitten hast, nicht mehr rückgängig machen kannst, kannst Du auch Mitgefühl entwickelt, denn deinen Erziehern geht/ging es ebenso. Das sie andere, für Dich nicht akzeptable Schlüsse daraus gezogen haben, ist eine andere Sache. Die Tatsache, dass auch sie Ergebnisse von Mangel sind, den sie leider weitergaben, verdient Mitgefühl.

Denn auch die meisten Deiner Mitmenschen teilen mit Dir dieses Schicksal. Ohne zu erkennen, dass auch sie mit ihren Handlungen und (Sucht-) Haltungen und Mustern das Ergebnis ihrer frühkindlichen Prägungen sind, findest Du keinen Abstand.

Wenn Du zu Dir und Deinem Schicksal keinen Abstand durch Verarbeiten und auch Verzeihen findest (das heißt nicht Verdrängen!), begegnet Dir die Kränkung Deiner Kindheit immer wieder, zu ziehst sie an, Du wiederholst sie, wenn nicht im Kontakt zu Deiner erwachsenen Mitwelt, so im Kontakt zu eigenen Kindern.

Sie wollten mich damit davon abhalten, der Wahrheit der Realität meiner Kindheit in die Augen zu schauen! Denn damit ist automatisch auch die Schonzeit für sie vorbei! Und vor allem: die Ursache der meisten (vielleicht aller!?) Erkrankungen liegt in der Kindheit, weil in jenen Jahren der junge Mensch gezwungen war, seine wahren Gefühle und Worte zu verdrängen! Und das hat unser Körper, unser Gehirn nicht vergessen! Nichts davon hat er vergessen, was ihm damals geschah! Und mit körperlichen und seelischen Symptomen will er uns darauf aufmerksam machen, denn er will wieder heil werden!

Nein, Verdrängen hilft in der Tat sicher nicht. Warum nimmst Du es so persönlich? Sie wollen Dich abhalten? Dich kann niemand mehr abhalten, außer Du selbst. Du bist Deinen Erziehern nicht mehr ausgeliefert, Du musst nicht mehr mit ihnen zusammenleben. Du musst sie nicht einmal lieben. Du brauchst sie nicht lieben, aber sie verdienen eventuell Dein Mitgefühl.

Wenn Du das Gefühl hast, Du wirst abgehalten, dann bist Du es meist selber, der sich abhält. Du bist ein eigener Mensch, der selber entscheidet, wie er sein Leben gestalten will. Solange Du Dich aber abhängig fühlst von der (nachträglichen, und nicht erfüllbaren) Zuwendung und dem Verständnis Deiner Erzieher, bist Du nicht frei, Dein Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Da wir alle als Menschen aber voneinander abhängen - wir sind nun einmal soziale Wesen - können wir nur in einen vertrauensvollen Kontakt mit dem Leben treten, wenn wir uns vom (persönlichen) Vorwurf befreien können.

Wie gesagt, ich meine damit weder verdrängen, noch im Nachhinein Schönreden. Das bringt beides nichts. Ich meine das Erkennen, dass wir letztendlich alle Ergebnis des Mangels sind, der aus der Kultur geboren wurde. In dem Maße, wie der technische Fortschritt einerseits und die entsetzlichen Kriege andererseits uns von unserem Ursprung entfernen - erleiden wir Mangel in der Beziehung. Unsere emotionale Entwicklung hinkt hinterher. Sie erfuhr und erfährt keine Befriedigung. Daher können wir nicht genug bekommen an Anerkennung, Bedeutung von aussen, Bestätigung durch unsere Mitmenschen, sind oder werden unersättlich in Ersatzbefriedigungen und Süchten.

Und da kommen sie und schicken mir ein Buch über Brottrunk! Und dies, nachdem ich ihnen zwei überaus deutliche Briefe geschrieben hatte mit Bezug auf die Geschehnisse in der Kindheit!
Es gibt Menschen, die können offenbar ihre Liebe nicht anders zeigen. Es ist eine hilflose Liebe.

Ich denke, man muss in dieser Sache kompromisslos sein! Man muss die Perspektive des kleinen Kindes, das man damals war, einnehmen und dann wird deutlich, was man z.B. von irgendwelchen Ernährungstips zu halten hat und was sie im Grunde bedeuten: nämlich eine erneute Verletzung, eine erneute Nichtbeachtung, ein erneutes völliges Desinteresse, eine erneute Ohrfeige!

Ich habe das in meiner Kindheit oft genug erlebt! Damals musste ich gezwungenermaßen Rücksicht auf sie nehmen, musste meine Gefühle und Worte verdrängen, ich musste ja weiter mit ihnen leben..., aber heute nicht mehr! Wie schon gesagt, die Schonzeit ist vorüber!

Wir suchen einen Schuldigen, aber es gibt keinen. Es ist nur so, dass dieser Mangel von einer Generation zur anderen weitergegeben wird. In dem Maße, wo wir persönliche Sündenböcke suchen, nehmen wir alles, was uns von unseren Mitmenschen oder alles was wir als negative Ereignisse in unserem Leben erfahren, persönlich. Wir werden wieder und wieder gekränkt. Und suchen immer weiter nach dem Urheber der Kränkung.

Das Glück und der Lebenssinn ist anscheinend aber so nicht zu finden. Ein Teil von Dir benötigt den Abstand, ein anderer darf seine Trauer und Wut über den Mangel Deiner Kindheit ausdrücken. Wenn Du aber den Teil nicht entwickelst, der aus dem Abstand Mitgefühl für Deine Schicksalsgenossen empfinden kann, bleibst Du in der Wut und Trauer ewig stecken und suchst immer weiter nach Befriedigung.

Nun bin ich auf dem Weg zu mir selbst. Es ist kein einfacher Weg, denn auf ihm begegne ich allen erlittenen Peinigungen meiner Kindheit, muss diese noch einmal nachfühlen und artikulieren, denn nur so komme ich mir stetig etwas näher und kann mein EIGENES Leben doch noch finden und in der Folge stellt sich dann auch die Frage nach dem Sinn nicht mehr, denn ich werde dann wissen, was ich tun muss, tun kann, tun sollte.

Und ja, ich denke auch, dass das Malen auf diesem Weg eine Hilfe sein kann, besonders eben diese spezielle Art von malen nach Arno Stern.

Siehst Du das Ausdrucksmalen als eine Möglichkeit, zu verarbeiten und Deinen verdrängten Gefühlen Leben zu geben - ist das heilsam, eine Aktion, die Du als Gestalter Deines eigenen Geschickes beobachten kannst. Erwartest Du dadurch Bestätigung, Verstandenwerden und Liebe von anderen - ist es, so glaube ich, ein Trugschluss.

P.S.
Arno Stern ist der Vater von Andre Stern, der nie in die Schule ging. Kürzlich haben sie zusammen ein Buch veröffentlicht mit dem Titel: "Mein Vater, mein Freund - Das Geheimnis glücklicher Söhne".

Vielleicht irre ich mich. Aber wenn dieses Malen Dir im Nachhinein zu dem Gefühl, ebenfalls ein “glücklicher Sohn” zu sein, verhilft, freue ich mich für Dich.

Es wäre schön, wenn Du etwas über Dein Erleben mit dem Malen berichten könntest. :)

Ich wünsche Dir einen guten Weg zu Deiner Befreiung von Schmerz und Abhängigkeit. Ich selber befinde mich auch in diesem Prozess, auf der Suche nach Glück und innerem Frieden.

Lieben Gruß
LieberTee
 
Hallo Weiermann,

Dass meine Erzieher die Wahrheit der Realität ihrer eigenen Kindheit verleugnen, sich nicht damit beschäftigen wollen, lieber alles vergessen und nach vorne schauen, ist ihre Sache, ihre Entscheidung. Das können sie tun und sie nehmen dafür ja auch den Preis von vielen Erkrankungen in Kauf! Dass sie mir aber diese, ihre Haltung weitergeben wollen, weiterempfehlen, ist eine andere Sache und vor allem eine, die ich entschieden ablehne!

Ich schildere Dir mal was ich gedacht habe beim lesen dieser Zeilen. Deine Eltern lassen Vergangenes vergangen sein, und orientieren sich auf die Zukunft. Das ist "ihre" Art mit den gemachten Kindheits Erfahrungen umzugehen. Sie sind der Meinung, das dies der für sie "richtige" Umgang mit gemachten Erfahrungen ist. Und da sie dieser Meinung sind, möchten sie dies auch so an ihr Kind weitergeben als Rat. Deine Eltern können doch auch nicht aus ihrer Haut heraus. Ihre Sicht der Dinge ist nun mal so wie sie gerade ist. Und aus ihrer Sicht sind sie bemüht Dir hilfreich zur Seite zu stehen.

Du bist nun nicht der Meinung, das die Art und Weise Deiner Eltern, im Umgang mit gemachten Erfahrungen, "richtig" ist. Du willst lieber Aufdeckung, Enthüllung, all die erlitten Verletzungen sollen zu Tage befördert werden.

Nun bin ich auf dem Weg zu mir selbst. Es ist kein einfacher Weg, denn auf ihm begegne ich allen erlittenen Peinigungen meiner Kindheit, muss diese noch einmal nachfühlen und artikulieren, denn nur so komme ich mir stetig etwas näher und kann mein EIGENES Leben doch noch finden und in der Folge stellt sich dann auch die Frage nach dem Sinn nicht mehr, denn ich werde dann wissen, was ich tun muss, tun kann, tun sollte.

unter diesem Gesichtspunkt kann ich verstehen, warum für Dich die Bewusstwerdung der erlittenen Pein "richtig" und wichtig ist.

Dann kommt aber noch etwas ins Spiel, was ich nicht für so förderlich (im Sinne der Selbstfindung) halte. Ich habe das so wahrgenommen, als würdest Du diese Erkenntnisse auch zu so einer Art Abrechnung mit Deinen Eltern benutzen wollen.
Das Problem mit "Schuld" Zuweisungen ist nämlich, dass ich damit auch die eigenen "Änderungsmöglichkeiten", im Umgang mit den gemachten Erfahrungen, in fremde Hände (hier Deine Eltern) gebe. Andere Menschen (die "Schuldigen") kann man aber (im engeren Sinne) gar nicht ändern, man kann immer nur sich selbst ändern.

Du hast eine Menge unschöner Erfahrungen in Deiner Kindheit machen müssen, bei denen Deine Eltern wesentliche Beteiligte waren. Die Art und Weise ihrer Beteiligung wurde aber wiederum auch durch ihre bisherigen Erfahrungen ( auch die der Kindheit) geprägt.

Die Erfahrungen die Du gemacht hast, hast Du gemacht. Nur wie Du dann damit umgehst, dass ist Deine Entscheidung. Ob der für Dich beste Umgang damit, in einer Abrechnung mit Deinen Eltern liegt, dass ist für mich zumindest, zweifelhaft.

Liebe Grüße

Ulrike
 
Guten Morgen LieberTee, guten Morgen Ulrike

Wir reden in verschiedenen Dingen aneinander vorbei. So nehme ich es jedenfalls wahr. Ich mag aber auf die vielen einzelnen Punkten hier nicht mehr eingehen.

Für mich gibt es bei all dem grundsätzlich zwei Standpunkte. Entweder ich bin auf der Seite der Eltern/Erzieher, oder ich bin auf der Seite des Kindes, das ich damals war. Betrachte ich aber die Kindheit, die ich erlebte, aus der Perspektive des Kindes, das ich damals war, so habe ich schnell und eindeutig die Antwort bezüglich Täter, Schuld, Mitgefühl usw.

Wer kümmert sich denn um das Kind von damals, wenn nicht ich selber? Wer versucht seinen Standpunkt einzunehmen, wenn nicht ich selbst? Wer fühlt die Gefühle nach, die es nicht fühlen durfte? Wer artikuliert die Worte, die es verdrängen musste?

In unserer Gesellschaft ist es üblich, dass sich alle auf die Seite der Eltern stellen! Und warum? Wegen der Angst vor der Bestrafung! Daraus sind dann auch all die Theorien und Anschauungen entstanden, die unser Leben erklären sollen! Zum Beispiel all die Religionen und Sekten, die Theorien rund um die Reinkarnation (die sog. Seelenwanderung) und was es da so alles gibt. Und alles zieit im Grunde darauf ab, die Eltern nicht nur zu schonen und zu schützen, sondern sie auch noch in höchsten Ehren zu halten.

Wer ist aber auf der Seite des Kindes?

Ich bin der Ansicht, man kann in dieser Sache nicht mit den Eltern diskutieren und verhandeln! Man muss schonungslos die Wahrheit der Realität der Kindheit aufdecken und die Täter als solche auch benennen! Das kommt letztlich auch ihnen zugute!

Dass die Eltern auch eine entsprechende Kindheit hatten, interessiert das Kind, das brutal verprügelt wird oder das gerade wieder sexuell missbraucht wurde, nicht im Geringsten und dies zurecht!!! Wollt Ihr etwa diesem Kind noch zurufen, es solle Mitgefühl mit dem Peiniger haben? Heller Wahnsinn! Gerade gestern haben sie im TV wieder über Kindesmisshandlung berichtet und Bilder von übel zugerichteten Kindern gezeigt! Sollen sie Mitgefühl haben mit ihren grausamen Eltern?

Ein eventuelles Mitgefühl für Eltern/Erzieher kommt erst in einer viel späteren Phase. Ansonsten kann es nach meiner Ansicht den Zugang zu sich selbst verbauen! Zunächst brauche ich alle Energie eines Mitgefühles nur für das Kind, dass ich einst war!

Phase eins könnte man als Bewusstwerdung der Zusammenhänge zwischen der Kindheit und dem späteren Leben bezeichnen.

Phase zwei als schonungsloses Aufdecken der Wahrheit der Kindheit und Artikulieren der verdrängten Gefühle und Worte.

Phase drei als Weg zu sich selbst und damit zum eigenen Leben. Eventuell auch mit Hilfe verschiedener Therapieformen.

Das Ganze ist natürlich ein Prozess mit fliessenden Übergängen. Irgendwann wird sich vielleicht auch ein Mitgefühl für die Eltern/Erzieher einstellen.

Liebe Grüsse
Weiermann
 
Ein eventuelles Mitgefühl für Eltern/Erzieher kommt erst in einer viel späteren Phase. Ansonsten kann es nach meiner Ansicht den Zugang zu sich selbst verbauen! Zunächst brauche ich alle Energie eines Mitgefühles nur für das Kind, dass ich einst war!

Phase eins könnte man als Bewusstwerdung der Zusammenhänge zwischen der Kindheit und dem späteren Leben bezeichnen.

Phase zwei als schonungsloses Aufdecken der Wahrheit der Kindheit und Artikulieren der verdrängten Gefühle und Worte.

Phase drei als Weg zu sich selbst und damit zum eigenen Leben. Eventuell auch mit Hilfe verschiedener Therapieformen.

Das Ganze ist natürlich ein Prozess mit fliessenden Übergängen. Irgendwann wird sich vielleicht auch ein Mitgefühl für die Eltern/Erzieher einstellen.

Hallo ihr lieben
Für meine Erlebnisse war es besonders wichtig, was oben unter Phase 2 aufgeführt ist.
Meine damals verdrängten Gefühle wahrzunehmen und in Worte auszudrücken, das war manchmal sehr schwer. Ausdrucksmalen war für mich ein guter Weg mit bestimmten Gefühlen überhaupt in Kontakt zu kommen, denn unsere Verdrängungsmechanismen sind sehr schlau, und manchmal verfahren wir uns mit unserer Logik und beharren auf etwas, was uns eigentlich nur schützt, noch tiefer zu fallen, und der nackten Wahrheit und dem Schmerz zu begegnen. Mit Malen gings direkt an die Emotionen.
Ich glaube auch dass es in der Aufarbeitung fliessende Uebergänge gibt, und man den Prozess ganz durch ist, wenn man den "Täter" loslassen kann oder ihm sogar Mitgefühl entgegen bringen kann.
Es ist ein sehr schmerzvoller Weg, aber ich bin sicher, er führt einem zu mehr Freiheit im Leben. (Bin auch auf dem Weg)
Ich wünsche allen viel Kraft dazu und schaut Euch gut dabei.
LG KARDE
 
Hallo Weiermann,

Für mich gibt es bei all dem grundsätzlich zwei Standpunkte. Entweder ich bin auf der Seite der Eltern/Erzieher, oder ich bin auf der Seite des Kindes, das ich damals war. Betrachte ich aber die Kindheit, die ich erlebte, aus der Perspektive des Kindes, das ich damals war, so habe ich schnell und eindeutig die Antwort bezüglich Täter, Schuld, Mitgefühl usw.

Ich bevorzuge einen dritten Standpunkt. Ich begebe mich auf keine Seite und probiere die Dinge möglichst ohne eine Bewertung/Schuld zu betrachten. Das was passiert ist, ist passiert und es ist auch nicht mehr "ungeschehen" zu machen. Du hast Erfahrungen gemacht (die Du lieber nicht gemacht hättest). Die von Dir gewünschte Veränderung zum Positiven hin, kann daher nur durch den Umgang, mit den von Dir gemachten Erfahrungen, liegen. Die alles entscheidende Frage sollte daher sein, welchen Nutzen Du für Dich aus Deinen gemachten Erfahrungen ziehen kannst. Den persönlichen Nutzen für Dich, durch eine "Abrechnung" mit Deinen Eltern, den sehe ich nicht so ganz.

Liebe Grüße

Ulrike
 
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